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Français
Januar 1939, Rue des Rosiers.
Während jüdischer Festtage tobte das Leben auf den Straßen und die Metzger
hatten jede Menge Arbeit.
(© BHVP/Fonds France-Soir)
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Jüdische Feste
Besonders um die Rue des Rosiers herum waren die jüdischen
Feste Höhepunkte des Jahres. "Am Yom Kippur schlachtete man traditionell
Hühner. Die Geflügelzüchter töteten sie auf dem Gehsteig. Die Straßen waren
tagelang voller Blut, Federn und Gegacker", sagt Lucien Finel. "Das Fest
Sukkot erinnert an die Wanderschaft des jüdischen Volks in der Wüste. Zu
Sukkot will es die Tradition, dass man seine Mahlzeiten in der Sukkah isst,
das ist ein kleines Haus aus Holzplanken und einem Blätterdach, das an das
Leben in der Wüste und an die Eile erinnert, mit der solche Hütten manchmal
gebaut werden mussten", erklärt Jeanne Brody in "Rue des Rosiers, auch eine
Art, jüdisch zu sein".
"Jedes Jahr wurde eine große Laubhütte im Hof der Synagoge
Roger-Fleischman, Rue des Écouffes, errichtet, und man hängte Früchte unter
das Dach", erinnert sich Charles Schonbuch. Diese Feste werden dort noch immer
gefeiert. Mehrmals im Jahr versammelt sich so die alte jüdische Gemeinschaft
wieder im Marais, obwohl sie heute in ganz Paris verstreut lebt. "Ich bin
nicht religiös, aber ich würde kein einziges solches Treffen in der Synagoge
der Rue Pavée versäumen: Da gehe ich hin, um meine alten Schulfreunde zu sehen
und um die Luft meines Viertels zu atmen, in dem ich aufgewachsen bin", sagt
Jean Lescot. Der einzige Unterschied zu gestern: Man bringt nicht mehr die
Hühner auf der Straße um, sondern in den Höfen der Häuser. Und die Laubhütten
sind weniger zahlreich als früher.
Übersetzung: Robert Cohn
Integration ist nicht Assimilation:
Gedanken zur Geschichte der Juden in Frankreich
nach Esther Benbassa
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