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Wehrmachtsaustellung in der Muenchner Rathausgalerie

"Bilder des Schreckens" mit diesen Worten kann die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht", die in der Muenchner Rathausgalerie zu sehen war, umschrieben werden.

Wohl kaum eine Ausstellung hat in Deutschland die Gemueter der Nation mehr bewegt, wie diese. Stets war das "saubere Bild" der Wehrmacht in den Herzen und Koepfen der Gesellschaft verhaftet. -''NEIN!'' an den Massenexekutionen, Geiselerschiessungen und Ghettoliquidierungen war nur die "SS" beteiligt! Der einfache deutsche Soldat oder Offizier wusse von all diesen schrecklichen Dingen nichts, weil alle im Schuetzengraben lagen und auf den Feind schossen!-
NEIN, DEM WAR NICHT SO !!!

Stets wurde die Wehrmacht von der detailliert gefuehrten Todesmaschinerie des Naziterrors ausgeklammert. Die Luege von einem sauberen und anstaendigen Krieg, um die Heimat zu schuetzen, ist entlarvt und das letztendlich fuenf Minuten vor zwoelf, da die Generation der Betroffenen, Taeter wie Opfer langsam schwindet.
Es wird offenbar, dass keine Organisation im Deutschland jener Tage frei blieb von den teuflischen und endsetzlichen Verstrickungen in Terror und Mord. - Ein Tabu ist endlich gebrochen!

Zugleich wird dem Besucher dieser Ausstellung allerdings auch verdeutlicht, dass nicht die gesamte Wehrmacht eine skrupellose Bande von Moerdern war. Teile dieser Institutionen beteiligten sich an den Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die gegen jegliche Regeln einer Kriegfuehrung verstiess, indem sie systematische Massenvernichtung - wie Fliessbandproduktion - am Menschen vornahm. Es widerspraeche auch jeder Logik, wenn 19 Millionen Wehrmachtsangehoerige ihren Beitrag zu Hitlers rassenidiologischen Vernichtungskrieg geleistet haetten. So kann auch die Leitung des juedischen Studentenverbandes Muenchen, keine Kollektivbeleidigung aller deutschen Wehrmachtssoldaten sehen, vielmehr findet hier eine klare Abgrenzung statt zwischen denjenigen, die sich in der Tat schuldig machten und denjenigen, die keine Schuld in der Form traf an den begangenen Greueltaten.

Doch kommt da nicht auch die Ueberlegung auf, dass diejenigen, der ehemaligen Soldaten, die sich vehement gegen die Ausstellung und damit gegen die Wahrheit wehren, selbst ein Teil jener Vernichtungsmaschinerie waren ???
Diese Ausstellung bringt Erschuetterungen fuer die deutsche Gesellschaft mit sich, denn die historische Wahrheit zu sehen, ist nicht nur fuer die aeltere Generation schwer, oder auch gar nicht zu ertragen. Ihr offen ins Gesicht zu schauen, dazu bedarf es Zivilcourage, Mut zum Bekenntniss.
Wir, die nach dem Krieg Geborenen sind nach Aussage des Muenchner Oberbuergermeisters, Christian Ude, eine von Krieg, Verfolgung und Elend verschonte und daher privilegierte Generation. Aufgewachsen allerdings zumeist mit Lebensluegen und einem grossem Schweigen und nicht wenige haben diese Lebensluegen der Geschichten von ihren Vaetern und Grossvaetern unkritisch uebernommen, weggeschaut von der Betroffenheit in der eigenen Familie.

Folglich muss die Gesellschaft als Ganzes sich der selektiven Gedaechtnisveraenderung und Anpassung der Erinnerung in Form von Wunschdenken ueber nicht durchgefuehrte Taten zur Rettung von Menschen entgegentreten.
Wir alle muessen den historischen Tatsachen Rechnung tragen und Tabus brechen, die eine Geschichtsschreibung verzerren und verfaelschen, ja zu beschoenigen suchen. Denn solange die Generation der Beteiligten lebt, muss der Wahrheit ins Auge geschaut werden, auch wenn die Wahrheit fuer viele eine bittere Medizin ist, sie wirkt dennoch, und sei es fuer die achfolgenden Generationen. Nur das sich Vergegenwaertigen des Endsetzlichen und Grausamen verhindert die Wiederholung, auch in abgewandelter Form.
Es ist daher eine dringende Notwendigkeit, das grosse Schweigen zu brechen, den Opfern damit auch endlich wuerdig zu gedenken, aber auch eine Moeglichkeit zu geben, denjenigen, die aktiv mitwirkten oder zumindest von den Verbrechen wussen, ihre eigene Rolle waehrend des Krieges und das Schweigen waehrend der Nachkriegszeit zu ueberdenken und sich die Menschen nicht weiter der irrigen Illusion des "anstaendigen Deutschen"hingeben. Die Wehrmacht war im Gegensatz zur Armee des deutschen Kaiserreiches ohne juedische Angehoerige, es waren vielmehr ihre Opfer!!!!

Es steht ausser Frage, dass diese Ausstellung einen wichtigen Beitrag zur historischen Wahrheitsfindung leistet, aber vordergruendig ist es eine Aufgabe der betroffenen Gesellschaft fuer die Ausstellung zu demonstrieren.
Dass jedoch auch die juedische Gemeinschaft von den Differenzen um das Pro und Contra der Ausstellung leider betroffen ist, zeigte nicht zuletzt der taetliche Angriff eines Neonazis auf Muenchens Rabbiner Itzchak Ehrenberg am 1.Maerz, als Horden von Rechtsradikalen nach Muenchen kamen, um gegen die Darstellung der historischen Wahrheit zu demonstrieren.

Gerty Spies

Zu einer der grossen juedischen Frauen in Deutschland gehoert auch die Muenchner Schriftstellerin Gerty Spies, die am 13.Januar d.J. ihren 100. Geburtstag feierte.

Geboren in Trier, als Tochter einer angesehenen, im Moseltal seit Generationen ansaessigen juedischen Kaufmannsfamilie, ging Gerty Spies in jungen Jahren nach Muenchen, wo sie eine Familie gruendete.

1933 brach ueber sie, die mit einem Christen verheiratet war, das "braune Unheil" herein; ausgegrenzt und verfolgt, bis Gerty Spies im Jahr 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde.

Im Lager begann sie das Schreiben, kleine Verse und Gedichte, ein Versuch, die Demuetigungen und die Qualen der Verfolgung seelich besser verarbeiten zu koennen:

"Verstummt ist das Herz in mir- mag nimmer weinen und klagen."

Nach der Befreiung kehrte sie nach Muenchen zurueck. Wenig spaeter publizierte sie ihren Band "Drei Jahre Theresienstadt". Gerty Spies schrieb darin ihre Angst von der Seele, wollte die schlimmen und belastenden Erfahrungen der Verfolgung aufarbeiten und verarbeiten, die ihr und ihrer Familie in den 12 Jahren Hitlerdiktatur zugefuegt wurden.
40 Jahre spaeter wurde ihr erstes Werk wiederaufgelegt. Es folgten der Lyrikband "Im Staube gefunden" von 1987 und "Das schwarze Kleid" von 1992.
Gerty Spies ist eine Protagonistin in der Versoehnungsarbeit zwischen Christen und Juden. Sie, die von ihren Landsleuten aufgrund ihrer juedischen Herkunft gedemuetigt und erniedrigt wurde, war es, die die Hand zur Versoehnung gereicht und wesentlich zum Aufbau des Verstaendnisses und der Toleranz zwischen Christen und Juden beigetragen hat.

Am 13.Januar d.J. wurde Gerty Spies die grosse Ehre zuteil, auf die sie sich schon lange freute, ihren 100.Geburtstag zu feiern. Die Jubilarin, die liebevoll umsorgt im Juedischen Seniorenheim Muenchen lebt, verbrachte diesen Ehrentag im Kreis ihrer zahlreichen Freunde und Gratulanten.

Auch wir von der Tacheles-Redaktion wuenschen Gerty Spies nachtraeglich ein herzliches 'Masal tov we ad mea weesrim shana'.


Georg Elser

Vergessen, verfemt und von der Geschichtsschreibung unberuecksichtigt!

Wer kannte bis vor kurzem schon den Namen GEORG ELSER? Gut, vor einigen Jahren wurde ein Spielfilm ueber diesen Mann gedreht, der faelschlicherweise als der Attentaeter Hitlers bezeichnet wird.

Dieser Georg Elser war ein einfacher Mann aus dem Handwerkermilieu aus dem oberschwaebischen Koenigsbrunn, der am 8.November 1939 versuchte, die Welt von einem ihrer schrecklichsten Tyrannen zu befreien, indem er Hitler und die wichtigsten seiner Schergen u.a. Goering und Goebbels mit einer Bombe im Muenchner Buergerbraeukeller in die Luft sprengen wollte.

Leider verliess Hitler den Saal 10 Minuten zu frueh, es entbehrt sich jeder Erwaehnung welchen Lauf die Welt nehmen sollte.
Elser war ein einfacher Mann ohne hoehere Schulbildung oder politschem Einfluss, der einzig aus logischem Denken heraus handelte und keinen anderen Weg sah, Deutschland zu retten. Er gehoerte keiner Partei an, schlicht gesagt, er war ein Einzelkaempfer.
Stauffenberg & Co werden als Helden des Widerstandes geehrt, Maenner die zur Fuehrungselite Nazideutschlands zaehlten, die erst nach der Niederlage von Stalingrad im Jahr 1943 einen Attentatsversuch auf Hitler wagten.
Die Geschwister Scholl gehoeren zu den Widerstandskaempfern des intellektuellen Kampfes gegen das Unrechtsregime. Elser hingegen zaehlte weder zur geistigen noch militaerischen Elite dieses Landes. Ist es daher gerechtfertigt, diesen einfachen Mann in Vergessenheit geraten zu lassen?

Am 9.April 1945, kurz vor der Befreiung des KZ Dachau wurde der Haeftling Georg Elser auf persoenliche Anordnung Heinrich Himmlers erschossen.

Vergessen und nicht geehrt ist Elser bis heute, gerade in seiner Heimatgemeinde Koenigsbrunn , wo der noch lebende Bruder Leonhard Elser seit 1945 vergebens versucht, das oeffentliche Gedaechtnis an seinen Bruder wachzuhalten.

Muenchen gedachte schliesslich im Januar d.J. in der Naehe Elsers einstiger Wohnung mit der Benennung eines Platzes in der Tuerkenstrasse auf den Namen ''GEORG-ELSER-PLATZ''.

Endlich gedenkt die Oeffentlichkeit eines Menschen, der seine Tapferkeit, mit dem eigenen Leben bezahlen musste.


Zum Inhaltsverzeichnis: Muenchen 'Blau-Weiss'


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