Bundesverband Informations- und Beratungsstelle für NS-Verfolgte
Erste
Privatklage von Holocaust-Opfern gegen Versicherung
Los Angeles (dpa) - Die Nachfahren
einer in Auschwitz ums Leben gekommenen Familie haben in Los Angeles die
italienische Versicherungsgesellschaft Assicurazioni Generali auf Zahlung
von 135 Millionen Dollar verklagt.
Laut Anklageschrift weigert sich die Firma,
Alan Stern die Lebensversicherung seines Großvaters auszuzahlen. Es ist
die erste Klage in den USA, die eine einzelne Familie erhoben hat. Im
vergangenen Jahr wurde in New York eine Sammelklage von Überlebenden des
Holocausts gegen 16 Versicherungen eingereicht.
Wie der in Los Angeles lebende Geschäftsmann
Alan Stern im Simon Wiesenthal Center mitteilte, bittet seine Familie seit
1945 vergebens um Auszahlung der Lebensversicherung seines Großvaters
Moshe Stern. Der Winzer, seine Frau und drei von sieben Kinder waren im
Konzentrationslager getötet worden.
"Wir bitten nicht um Almosen. Das Geld steht
uns zu", sagte die Holocaust-Überlebende Anne Stern, eine Tante des
Klägers, der Zeitung "Los Angeles Times" am Donnerstag. Die Sterns
verlangen 10 Millionen Dollar Ablösesumme für die 1929 abgeschlossene
Lebensversicherung sowie 125 Millionen Dollar als Strafzahlung.
Das Amt für Versicherungen in Kalifornien hat
die Assicurazioni Generali angewiesen, in einer Anhörung Stellung zu den
Vorwürfen der Sterns und anderer Familien zu nehmen. Der Staat Kalifornien
könnte der Versicherung die Lizenz entziehen, wenn erwiesen ist, daß
Generali in schlechter Geschäftsmanier gehandelt hat. Die
Versicherungsgesellschaft nimmt in dem US-Bundesstaat jährlich 22
Millionen Dollar an Prämiengeldern ein.
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