Europäischer Tag der jüdischen Kultur in Hamburg

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Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur steht in diesem Jahr europaweit unter dem Motto „Zukunftsperspektiven“…

Dieses Motto ist für uns Hamburger Organisatoren vom „Kunsthaus Finkels“ ein besonderer Glücksfall, denn er formuliert die Absicht, mit der wir uns diesem Festival verschrieben haben: Ein Forum zu sein für die Zukunft der jüdischen Communities in Deutschland. In der  deutschen Mehrheitsgesellschaft wird das Judentum nahezu ausschließlich als monolithische orthodoxe religiöse Gemeinschaft wahrgenommen. Das Gegenteil ist der Fall. Judentum ist nicht „nur“ eine Religion, und diese Religion teilt sich traditionell in die unterschiedlichsten Strömungen, die besonders seit den Neunzigerjahren in Deutschland wieder neu gegründet werden. Gleichzeitig besteht die jüdische Community in Deutschland aus Gruppen unterschiedlichster Herkunftsländer, mit ihren jeweils eigenen Bedürfnisse und eigenen Ansichten zu dem was „Judentum“ bedeutet. Jenseits des religiösen Lebens existiert seit jeher ein breit gefächertes kulturelles jüdisches Leben. In den Bereichen Philosophie, Literatur, Musik und Wissenschaft gehörten viele Werke zum deutschen (und europäischen) Bildungskanon.

Um diese Kultur des Judentums jenseits der Religiosität in ihrer Vielfältigkeit der Öffentlichkeit wieder vorzustellen, finden Sie in unserem Programm zwei hochkarätig besetzte Podiumsdiskussionen zum Thema, zum einen „Jüdisches Leben in Deutschland – Zukunftsperspektiven“ und dann speziell zum Thema „Frauen im Judentum – vergessene Traditionen und neuer Aufbruch?“. Wir werden diskutieren über die Standortbestimmung sowie die Ideen und Visionen zu unserer Zukunft in der offenen deutschen Gesellschaft.

„Ein deutsches Judentum gibt es nicht mehr, das hat ’33 aufgehört zu existieren. Andererseits besteht die Chance durch die Zuwanderung der Juden … aus Russland, dass ein neues deutsches Judentum entsteht…“(Julius H. Schoeps).

„Das Deutsche Judentum 2 sind wir, die Russen.““ Eine These von Dmitrij Belkin.

Um die Vielfältigkeit jüdischen Lebens nicht nur theoretisch zu präsentieren, haben wir für unsere Eröffnungs-Gala einen ganz besonderen Stargast eingeladen: Den afroamerikanisch-jüdischen Kantor Joshua Nelson, der die jüdische Liturgie, mit der er aufgewachsen ist, verschmolzen hat mit der afrikanischen Tradition des Gospel, des Gesangs mit „Heart and Soul“ als Ausdruck religiöser Gefühle. Nelson, in den USA bereits ein Star und mit dem Ehrentitel „Prince of Kosher Gospel“ bedacht, wird am Sonntag, dem 4.9.2011 sicher auch das Hamburger Publikum im Sturm erobern. Wir wünschen Ihnen bei diesem besonderen Erlebnis viel Vergnügen!

Peter Zamory, Vorsitzender des Kunsthaus Finkels, Juüdischer Kulturverein e.V.
Yohana Hirschfeld, Künstlerische Leitung des Kunsthaus Finkels, Jüdischer Kulturverein e.V.

Programm vom 4.9.2011 bis 7.9.2011:

Sonntag, 4.9.2011
11:00 – 13:15 Uhr: Führung „Rund um den Großneumarkt.
Aus der älteren Geschichte der Juden in Hamburg“ | Mit Dr. Erika Hirsch.
Treffpunkt: S-Bahn Stadthausbrücke, Ausgang Neuer Wall. € 7,- (erm. € 4,-).

14:00 – 16:15 Uhr: Führung „Wege jüdischer Künstlerinnen und Künstler in Hamburg“
Mit Sandra Wachtel. Treffpunkt: Vor der Kunsthalle, Glockengießerwall. € 7,- (erm. € 4,-).

16:00 – 17:30 Uhr: Führung: „Jüdisches Leben in Hamburg im Zeitalter der Aufklärung“
Mit Dörte Friedrichs im hamburgmuseum. Museumseintritt: € 8.- (ermäßigt € 5.-)

19:00 Uhr: GALA-ABEND:
Kantor Joshua Nelson, „The Prince of Kosher Gospel“ feat. Ethan Freeman, Chad Thorne & Leon Gurvitch-Project.
Kantor Joshua Nelson ist afroamerikanischer Jude. In Brooklyn geboren, studierte er an der „Newark Performing Arts School“; im Anschluss durchlief er die Kantoren-Ausbildung am „Hebrew Union College“ und der „Hebrew University of Jerusalem“. Schon während des Studiums arrangierte er die traditionellen jüdischen Nusach, insbesondere die Nusach Ashkenaz, im Stil des afroamerikanischen Gospel-Gesangs. Nelson ist in der jüdischen Community der USA und in Israel ein Star, der nicht nur Synagogen, sondern Konzertsäle füllt. Seine kenntnisreiche Übertragung der traditionellen Liturgie in die Rhythmik, aber auch die Jazz- und Blues-Elemente der afroamerikanischen Tradition ist originärer musikalischer Ausdruck einer sich modernisierenden jüdischen Tradition.
Rolf-Liebermann-Studio des NDR, Oberstraße 120, 20149 Hamburg. Eintritt: € 20,- (erm. € 15,-).

Täglich von Montag, 5.9. bis Mittwoch, 7.9. 2011 von 10:00 – 19:00 Uhr auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz:
EIN JÜDISCHES AUTO FÄHRT UM DIE WELT – der „HAPPY HIPPIE JEW BUS“ zu Besuch in Hamburg.
Hinter dem „happy hippie jew bus“ verbirgt sich ein VW-Bus, der von der Berliner Künstlerin Anna Adam während der jüdischen Kulturtage NRW ausgebaut und bemalt wurde. Im Innenraum wurden Möbel und Schaukästen installiert, die mit Objekten zum Thema Kaschrut (Koscher-Regeln) und zum Thema Vorurteile zum Judentum bestückt wurden. Anna Adam arbeitet hier bewusst satirisch und humorvoll, um dem Publikum so einen wesentlich leichteren Zugang zum Judentum zu ermöglichen. Die Künstlerin wird anwesend sein und Fragen beantworten.

Montag, 5.9.2011
16:30 – 18:30 Uhr: Stadtrundgang: „Jüdisches Leben im Grindelviertel – gestern und heute“
Mit Sandra Wachtel | Treffpunkt: Kammerspiele in der Hartungstraße. € 8.- (erm. € 5.-)

19:30 Uhr: PODIUM „JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND – ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN“
Mit:
Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama. Rabbiner Nachama war von 1997 bis 2001 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Heute ist er geschäftsführender Direktor der „Topographie des Terrors“ in Berlin, Professor am Lander Institute for Communication about the Holocaust and Tolerance am Touro College Berlin und Rabbiner der Synagoge Hüttenweg der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Julia Itin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Jüdische Studien der Universität Halle Wittenberg und am Cluster of Excellence „Asia and Europe“, JRG Cultures of Desaster an der Universität Heidelberg. Itin ist Programmkoordinatorin des Jüdischen Lernfestivals „Limmud“ in Deutschland.
Dr. Dmitrij Belkin, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator am Jüdischen Museum Frankfurt und am Fritz Bauer Institut, Studien und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust. Autor von: Mögliche Heimat. Deutsches Judentum zwei.“

Elisa Klapheck ist Rabbinerin des „Egalitären Minjan“ (Liberale Juden) in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main und Mitglied der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschlands, sowie assoziiertes Mitglied des „Rabbinic Board of Liberal Judaism“ in London. Klapheck engagiert sich seit Beginn der 90er-Jahre für eine Erneuerung der jüdischen Tradition in der Auseinandersetzung mit heutigen gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Sie veröffentlicht regelmäßig rabbinisch-politische Kommentare in der „Jüdischen Allgemeinen“ und verschiedenen Radiosendern.
Moderation: Peter Zamory.
Logensaal der Hamburger Kammerspiele, Hartungstraße 9-11, 20146 Hamburg. Eintritt: € 12,- (erm. € 9,-)

Dienstag, 6.9.2011
16:30 – 18:00 Uhr: Tag der Offenen Tür in der „Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule“
Mit Dr. Erika Hirsch. Inkl. Führung durch die neue Ausstellung „Das ehemalige jüdische Schulleben am Grindel“. Dr. Alberto Jonas-Haus, Karolinenstraße 35, 20357 Hamburg. Eintritt frei.

19:00 Uhr: Lesung mit Markus Flohr: „Wo samstags immer Sonntag ist“. Ein deutscher Student in Israel
Lesung mit dem jungen Hamburger Journalisten Markus Flohr.
Markus Flohr hat für ein Jahr in Israel gelebt. Schon die erste Taxifahrt und seine Ankunft in Jerusalem stellen den norddeutschen Pfarrersohn vor ungeahnte Herausforderungen. Doch damit nicht genug: Er muss koscher wohnen, im Schutzraum zittern und einen Arabischkurs für Anfänger besuchen; er wird wegen seiner Nase für einen Juden gehalten und gefragt, warum er bloß so deutsch sei. Und dann sind da auch noch die israelischen Frauen: «Du bist Deutscher, dein Großvater war ein Nazi, dein Vater ist Pastor? Und du bist nicht einmal mehr beschnitten. Ich fasse es nicht.» Selten hat jemand so frei und humorvoll über Beklemmungen und Missverständnisse, über Politik und Religion geschrieben und dabei ein so einnehmendes Bild von Israel gezeichnet.
Markus Flohr, geboren 1980 in Hannover, hat die Henri-Nannen-Schule besucht, er war Redakteur bei Spiegel Online und studierte Geschichte in Hamburg und Israel. Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG Hamburg
Aula der Talmud-Tora-Schule, Grindelhof 30, 20146 Hamburg. (Bitte Ausweis bereithalten)

Mittwoch, 7.9.2011
16:30 bis 18:30 Uhr: Stadtrundgang: „Jüdisches Leben in Eimsbüttel – gestern und heute“
Mit Dörte Friedrichs. Treffpunkt: U-Bahn Schlump. € 8,- (erm. € 5,-)

19:30 Uhr: PODIUM: Frauen im Judentum – vergessene Tradition und neuer Aufbruch?
Mit Buchvorstellung „A Jewish Woman’s Prayer Book“ von Aliza Lavie, Gewinnerin des „National Jewish Book Award of Israel“ 2008. Moderation: Sandra Lustig. Mit: Lara Dämmig (Bet Debora), Kantorin Jalda Rebling (Berlin) und Yohana Hirschfeld (Gabbait des „Egalitären Minyan Hamburg“)
Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule, Dr. Alberto Jonas-Haus, Karolinenstraße 35,
20357 Hamburg. Eintritt frei. Women Only!

Weitere Informationen unter: http://www.tagderjuedischenkultur.de/