Reisebericht:
Ganz Pitigliano wehrte sich
Im Ort Pitigliano in der Toscana,
ungefähr mittig zwischen Siena und Rom gelegen, gibt es eine
Winzereigenossenschaft, deren Weine ich sehr schätze, denn es gibt da
zertifizierten koscheren Wein zu recht zivilen Preisen. Ein Blick in die
Geschichte lehrte mich gerade eben, warum das so ist.
Die Geschichte der jüdischen Gemeinde
von Pitigliano ist außergewöhnlich. Bedingt auch durch Vertreibungen aus dem
Vatikanstaat (die Grenze zu Latium, dem damaligen Kirchenstaat, ist nur 5 km
entfernt) zogen seit der Mitte des 16 Jahrhunderts immer mehr Juden nach
Pitigliano. Dort entwickelte sich im Lauf der Zeit ein blühendes jüdisches
Kulturleben.
Mit dem Ruf 'Viva Maria' auf Raubzug
Im Jahre 1799 wurde die Toskana zweimal
von der napoleonischen Armee eingenommen. Zwischen den beiden Eroberungen
verbreitete eine christliche Bewegung namens "Viva Maria" von der Stadt
Arezzo aus die antijakobinische Ideologie. Unter dem Schutz dieser
gegenrevolutionären Bewegung versuchte eine Gruppe von Soldaten der
nahegelegenen Stadt Orvieto die jüdische Gemeinde von Pitigliano anzugreifen
und zu berauben.
Solche Ereignisse geschahen im selben
Jahr auch in anderen Städten der Toscana. Aber nur in Pitigliano kam es
dazu, daß die Bevölkerung, Juden und Nichtjuden gemeinsam, die Aggressoren
aus der Stadt warfen. Aus Anlaß des 200. Jubiläums dieser Ereignisse
hat die Stadt am 5.9.1999 eine Veranstaltung durchgeführt: "Die Jüdische
Gemeinde und die Fakten von 1799" moderiert von Signora Elena Servi. Roberto
Salvadori, ein engagierter Historiker, der neben Giuseppe Celata wohl beste
Kenner der jüdischen Geschichte von Pitigliano, hat dabei detailliert die
Ereignisse von 1799 referiert.
Wenn Interesse besteht, besuchen Sie
mal die Seite
http://www.cantinadipitigliano.it
(vino kasher) oder noch besser den Ort selber.
pp/rp