Prager Radio sendet stundenlang Namen
von Holocaust-Opfern
Mit einer ungewöhnlichen Gedenkveranstaltung in der Prager
Pinkas-Synagoge soll heute Donnerstag den 16.09.1999 der rund 80.000
bekannten tschechischen Holocaust-Opfer gedacht werden.
Wie der tschechische Rundfunk am Dienstag mitteilte, werden
stellvertretend für alle 80.000 vier Stunden lang die Namen von 3000 Opfern
vorgetragen. An der von dem Sender direkt übertragenen Lesung unter dem
Titel "Jeder hat seinen Namen" wollten neben Präsident Vaclav Havel auch
Vertreter von jüdischen Familien aus aller Welt teilnehmen, deren Verwandte
in Ghettos oder Todeslagern der Nazis gestorben sind. Zur Zeit erinnert der
tschechische Rundfunk mit literarischen, musikalischen und dramaturgischen
Sondersendungen an die jüdische Kultur in Tschechien.
Die
Pinkas-Synagoge
im ehemaligen Prager Ghetto dient seit dem Ende der 50er Jahren als
Gedenkstätte für die jüdischen Holocaust-Opfer aus Böhmen und Mähren. Ihre
Innenwände sind mit 80.000 Namen bedeckt, doch ist die Liste der Opfer nach
Angaben eines Vertreters des Jüdischen Museums in Prag noch lange nicht
abgeschlossen.
Per Tonbandaufzeichnung beteiligt sich auch die 1937 in Prag
geborene US-Außenministerin Madeleine Albright an der Lesung. Sie war
zusammen mit ihrem Vater 1939 aus der Tschechoslowakei geflüchtet, doch
waren Mitglieder ihrer Familie ebenfalls von den Nazis umgebracht worden.
Prof. h.c. Schmidt/haGalil 09-99