Das neue Rabbinerseminar wird mit dem Moses-Mendelssohn-Zentrum
zusammenarbeiten und seinen Sitz in Potsdam haben. Seine Arbeit wird es mit
dem Wintersemester 2000 aufnehmen. Als Gründungspräsident wurde Oberrabbiner
Professor Dr. Walter Jacob aus Pittsburgh, Mitglied des Aufsichtsrates des
Hebrew Union College Cincinnati und früherer Präsident der Zentralkonferenz
amerikanischer Rabbiner, berufen.
Das Abraham-Geiger-Kolleg ist der Union progressiver Juden in
Deutschland, Österreich und der Schweiz angeschlossen und wird eng mit der
Weltunion für progressives Judentum zusammenarbeiten. Die World Union for
Progressive Judaism, 1926 in London gegründet, ist die größte jüdische
religiöse Organisation, die weltweit jüdische Gemeinden mit rund 1,5
Millionen Mitgliedern angehören.
Die künftigen Rabbinerinnen und Rabbiner werden an den Universitäten Wien
und Potsdam einen M.A. in Jüdischen Studien erwerben und sich gleichzeitig
am Abraham-Geiger-Kolleg auf das jüdische geistliche Amt vorbereiten, sowie
intensive Erfahrungen in deutschsprachigen jüdischen Gemeinden sammeln.
Unterstützt werden die Studentinnen und Studenten durch ein Programm
psychosozialer Begleitung und Supervision. Als Zentrum der
gemeindepraktischen Ausbildung dient die Moses-Mendelssohn-Akademie in den
Gebäuden des ehemaligen orthodoxen Rabbinerseminars von Halberstadt. Die
Regelstudienzeit wird fünf Jahre betragen.
"Das neue Rabbinerseminar knüpft an die liberale jüdische Tradition
Deutschlands an, deren hervorragender Repräsentant Rabbiner Abraham Geiger
im 19. Jahrhundert war und die durch das Dritte Reich unterbrochen wurde",
betonte Professor Dr. Julius Schoeps, der Direktor des
Moses-Mendelssohn-Zentrums Potsdam, anläßlich des Gründungsaktes. "Damit
ist es erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder möglich, eine
deutschsprachige Rabbinerausbildung zu absolvieren."
Dies begrüßte auch Dr. Jan Mühlstein, 1. Vorsitzender der Union
progressiver Juden in Deutschland, Österreich und der Schweiz: "Nicht
orthodoxe jüdische Gemeinden in Deutschland brauchen dringend Rabbinerinnen
und Rabbiner, damit jüdisches leben hier eine Zukunft hat." Seit 1997
besteht die Union progressiver Juden als der Dachverband nicht orthodoxer
jüdischen Gemeinden im deutschsprachigen Raum.
Der Gründungspräsident des Abraham-Geiger-Kollegs, Oberrabbiner Professor
Dr. Walter Jacob, wurde 1930 in Augsburg geboren und engagiert sich für den
Wiederaufbau des liberalen jüdischen Lebens in Deutschland unter anderem als
Oberrabbiner der Liberalen jüdischen Gemeinde München "Beth
Shalom". 1998 hatte ihm Bundespräsident Roman Herzog für seine
Aufbauleistung das Große Bundesverdienstkreuz verliehen.
Kontakt:
Abraham-Geiger-Kolleg
am Moses-Mendelssohn-Zentrum
Am Neuen Markt 8
14467 Potsdam
Tel. 0331-280 940
haGalil 08-99