Gemeinsame Deutsch-Jüdische Hilfsaktion:
AJC im Kosovo
Köln-Wahn (ots) - Vor dem Hintergrund des Elends der Kosovo-Flüchtlinge ist
es erstmals seit Ende des zweiten Weltkrieges zu einer deutsch-jüdischen
Kooperation in der humanitären Hilfe gekommen. Am heutigen Montag verließ
eine Transportmaschine der Bundeswehr den Militärflughafen Köln-Wahn, mit
medizinischem Gerät im Wert von 120.000 Dollar, die das American Jewish
Committee der Johanniter-Unfall-Hilfe für die medizinische Versorgung der
Flüchtlinge im Lager Neprosteno zur Verfügung gestellt hat.
Die Präsidenten beider Organisationen unterstrichen die
historische Bedeutung der Kooperation. Auch die Bundesregierung
unterstützt die Kooperation und stellte ein Transportflugzeug der
Bundeswehr zur Verfügung. Während des Übergabezeremoniells sprach für
das Auswärtige Amt Staatssekretär Dr. Hans-Friedrich von Ploetz.
Bundesaußenminister Joschka Fischer und der parlamentarische
Staatssekretär Walter Kolbow vom Bundesministerium der Verteidigung
mußten bedauerlicherweise ihre Teilnahme am Zeremoniell absagen. Fischer
reist wegen eines kurzfristig anberaumten Arbeitsbesuchs nach Israel.
Kolbow wird vertreten durch Generalleutnant Jürgen Höche, Befehlshaber
im Luftwaffenführungskommando.
Der Präsident des American Jewish Committees Bruce Ramer sagte
in seiner Ansprache: "Zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg
kooperieren eine amerikanisch jüdische Organisation und eine deutsche
Hilfsorganisation, um gemeinsam den Opfern von Verfolgung und
Rassendiskriminierung zu helfen." Wilhelm Graf v. Schwerin, Präsident
der Johanniter-Unfall-Hilfe, bedankte sich beim AJC für die großzügige
Spende mit der die Johanniter die medizinische Versorgung von zirka
3.500 vorwiegend älteren Menschen im Lager Neprosteno/Mazedonien
deutlich verbessern könnten. Auch für Schwerin hat die gemeinsame
Zusammenarbeit eine besondere Bedeutung: "Dies ist auch ein Symbol für
eine neue Zeit der Kooperation in den deutsch-jüdischen Beziehungen. Ein
Symbol für Versöhnung, denn erst Versöhnung wird auf dem Balkan
wirklichen Frieden zwischen den immer noch verfeindeten Volksgruppen
stiften können."
Im April besuchte eine offizielle Delegation des AJC Mazedonien,
um sich vor Ort über die Situation der Flüchtlinge zu informieren.
Besonders beeindruckt waren die Vertreter des AJC vom Engagement
deutscher Hilfsorganisationen und der Bundeswehr für die
Kosovo-Flüchtlinge. Dies beeinflußte maßgeblich die Entscheidung des
obersten Gremiums des AJC aus einer Gesamtspendensumme von über 1,3
Millionen Dollar, einen Teilbetrag einer deutschen Hilfsorganisation zur
Verfügung zu stellen. Mit einer landesweiten Anzeigenkampange in
amerikanischen Zeitungen hatte das AJC unmittelbar nach Ausbruch des
Kosovo-Konfliktes um Spenden gebeten.
"Unabhängig von allen Herausforderungen, die es noch im
deutsch-jüdischen Versöhnungsprozeß gibt, kämpfen 50 Jahre nach dem
Holocaust Deutsche und Juden Seite an Seite gegen Völkermord, ethnische
Säuberung und Rassendiskriminierung.", sagte der Präsident des AJC Bruce
Ramer während der Zeremonie, "Dies ist äußerst ermutigend und
ergreifend."
Vertreter beider Organisationen begegneten sich zum ersten Mal
bei einem Informationsbesuch des AJC im Lager Neprosteno. Seit 20. April
betreuen die Johanniter dort in ihrem Medical-Point täglich 200 Menschen
ambulant und stationär. Die Repräsentanten des AJC waren tief
beeindruckt von der Arbeit der Johanniter, so daß sie sich für eine
Spende für die Johanniter-Unfall-Hilfe einsetzten, um die medizinische
Ausstattung des Medical-Points zu verbessern.
Die Ausrüstung, die die Johanniter mit Unterstützung des
AJC angeschafft haben, umfaßt unter anderem eine EKG-Einheit, eine
tragbare chirurgische Absaugvorrichtung, einen Defibrillator, einen
Patientenmonitor sowie medizinisches Material. Die Johanniter sind im
Lager Neprosteno mit einem zwanzigköpfigen Team bestehend aus Ärzten,
Krankenschwestern und Sanitätern im Einsatz. Im Kosovo engagieren sich
die Johanniter zur Zeit unter anderem mit vier mobilen Ambulanzen, die
auch in Neprosteno stationiert sind.
Das AJC hat außerdem dem UNHCR, dem International Rescue
Committee, dem American Jewish Joint Distribution Committee sowie der
Jüdischen Gemeinde Mazedoniens und dem Metropolitan Coordination Council
Mittel zur Verfügung gestellt, für Hilfslieferungen, Lehrmaterial aber
auch für den Wiederaufbau von Schulen. Des weiteren will das AJC noch in
diesem Jahr mehrere hunderttausend Dollar für die Belange der
Kosovo-Flüchtlinge bereitstellen.
American Jewish Committee Berlin Office
Internet: www.ajc.org
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Internet: www.juh.de
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