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Alles auf Anfang:
Um weiter existieren zu können, braucht
das Emigrantenblatt 'Aufbau' neue Leser

Wenn am Donnerstag abend die Lichter im Redaktionsbüro am Broadway 2121 erlöschen, ist es wieder einmal geschafft. Der Aufmacher steht, die letzten aktuellen Meldungen wurden eingefügt, die fertigen 24 Seiten der Zeitschrift können in Druck gehen. Alle zwei Wochen warten weltweit etwa 10.000 Abonnenten auf die Auslieferung des im New Yorker Stadtteil Manhattan verlegten Blattes. Die außergewöhnliche Publikation erscheint seit 64 Jahren in der amerikanischen Metropole und bedient seitdem eine Leserschaft, die auf allen fünf Kontinenten lebt.

Der Rede ist von der ältesten und einzigen in den USA verlegten deutsch-jüdischen Publikation: die Emigrantenzeitung Aufbau. 1934 wurde der Aufbau als Vereinsblatt des New Yorker German-Jewish-Clubs gegründet. Unter der Führung des ehemaligen Ullstein-Redakteurs Manfred George hatte der Aufbau schon bald eine Auflage von mehr als 50.000 Exemplaren pro Woche.

Während des Nationalsozialismus war das Blatt die Stimme der aus Deutschland geflohenen Juden. Die Zeitung war für viele Flüchtlinge eine konkrete Hilfe und gab so manchen guten Tip, um sich in der Fremde zurechtzufinden. Vom Sprachunterricht bis hin zur Wohnungsvermittlung half der Aufbau den Emigranten. Über diese Dienstleistungen hinaus war die Zeitung das Sprachrohr der deutschen Exilkultur. Über Stefan Zweig, Oskar Maria Graf, Thomas Mann bis hin zu Lion Feuchtwanger schrieben alle bekannten, emigrierten deutschen Schriftsteller für die Zeitschrift.

'Man hat uns nicht geglaubt'

Der Aufbau entwickelte sich zur führenden Zeitung der deutschen jüdischen Szene. Schon Anfang 1942 berichtete man über den sich anbahnenden Holocaust. Trotz der Meldungen über Massendeportationen und Augenzeugenberichten aus den Vernichtungslagern war die amerikanische Öffentlichkeit nicht willens, mehr europäischen Juden Asyl zu gewähren. Nach der Niederschlagung des deutschen Faschismus, und als das Ausmaß der Shoa offenbar wurde, erschienen in der Zeitung Photos von ausgemergelten KZ-Überlebenden. Die ohnmächtig anklagende Textzeile zu diesen Bildern: 'Man hat uns nicht geglaubt.' In der Nachkriegszeit veröffentlichte der Aufbau seitenweise Namenslisten sowie Suchanzeigen. Dadurch haben Shoa-Überlebende Freunde und Verwandte wiedergefunden. 'Das war die größte Leistung der Zeitung', sagt Monika Ziegler, die seit knapp zwanzig Jahren dem kleinen Redaktionsteam angehört.

'Auch heute bekommen wir noch nach jeder Ausgabe Anfragen', ergänzt Tekla Szymanski. Die in Berlin geborene Journalistin ist vor drei Jahren vom israelischen Rundfunk zum Aufbau gekommen. 'Oft entdecken die Leser in Artikeln verschollene Freunde und Verwandte wieder. Wir dienen auch nach so langer Zeit immer noch der Familienzusammenführung', sagt sie.

Auch im 65. Jahr ihres Erscheinens ist die Zeitung immer noch das Bindeglied für die deutschen Juden, die durch die Emigration über die ganze Welt verteilt leben. Das Blatt berichtet über aktuelle Themen aus Deutschland, Israel und den USA. Mit einer Mischung aus Politik und Kultur informiert und unterhält der Aufbau seine Abonnenten. Doch die Todesanzeigen in jeder Ausgabe bezeugen, daß dem Blatt die Leserschaft wegstirbt. Im Herbst 1997 stand der Aufbau kurz vor dem Aus. Mit dem Hilferuf 'Quo vadis Aufbau', wandte man sich an die Öffentlichkeit. Zahlreiche Solidaritätsbekundungen aus aller Welt gingen im Büro am Broadway 2121 ein. Darüber hinaus meldeten sich Sponsoren, die dem Aufbau finanzielle Unterstützung anboten.

Die Zeitung erhielt eine moderne Telephonanlage und ein paar Computer. Bis vor einigen Monaten wurden die Artikel einer Seite noch einzeln geklebt. Erst im Frühjahr 1998 wurde die Redaktion modernisiert. Die technischen Voraussetzungen für einen Weiterbestand des Aufbaus sind somit erfüllt. Für Tekla Szymanski ist eines jedoch schon lange klar: 'Solange noch ein Emigrant lebt, wird der Aufbau erscheinen', aber: 'Langfristig müssen wir neue Leserschichten erschließen.' Die Macher sind optimistisch. Das Interesse an der ältesten deutsch-sprachigen Emigrantenzeitung ist immer noch vorhanden. Die Zahl der Neu-Abonnenten steigt langsam, aber stetig. Es melden sich jedes Jahr zahlreiche junge Deutsche, die ein Volontariat bei der Zeitung machen wollen. 'Bis zum Jahre 2001 ist unsere Praktikantenliste voll', sagt Monika Ziegler. Mit der Ausbildung der deutschen Nachwuchs-Journalisten trägt der Aufbau auch zur deutsch-jüdischen Verständigung bei.

Von jetzt an im Internet

'Wir werden nicht aufhören, der Opfer des Holocaust zu gedenken und ihr Martyrium zu ehren, aber das Leben geht weiter, und wir richten den Blick nach vorne', das sei die Aufgabe der Zeitung, sagt Tekla Szymanski. Der Aufbau will ein Forum für alle sein, die an einem transatlantischen deutsch-jüdischen Dialog interessiert sind. 'Denn die Trends, die sich im amerikanischen Judentum entwickeln, werden auch einen direkten Einfluß auf Deutschland haben', sagt die Journalistin. 'Der Aufbau hat deshalb heute mehr denn je eine große Aufgabe.' Von der nächsten Ausgabe an - sie erscheint am 20. November 1998 - ist der Aufbau auch im Internet vertreten. Unter http://www.aufbau.com sind die aktuelle Nummer und ausgewählte Beiträge zur Geschichte der Zeitung abzurufen. 'Der Aufbau ist eine kleine Zeitung', resümiert Tekla Szymanski, 'aber wir haben eine große Reichweite.'

JIM G. TOBIAS

18.11.98 Medien - SZonNet
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