Am 10. Oktober gelang es etwa 50 Personen aus
der rechtsextremen Szene, einen Aufmarsch in der Fußgängerzone, vor der
JG-Stadtmitte, durchzuführen, welcher von der Polizei aufgelöst und 44
beteiligte Personen vorläufig in Gewahrsam genommen wurden.
Nazi-Flugblätter mit der Überschrift: 'Liebe predigen, Haß schüren!'
wurden von den Teilnehmern des Aufzuges in der ganzen Innenstadt
verteilt. Der Inhalt dieses Flugblattes stellt eine Hetzkampagne gegen
die Junge Gemeinde dar.
Aufgrund der zunehmenden rechtsradikalen
Präsenz in der Innenstadt organisierte ein Bündnis aus Kirche,
Gewerkschaften, Parteien und Einzelpersonen, welches sich zum ersten Mal
im Juni gegen die REP-Kundgebung zusammenschloß, eine Gegenveranstaltung
zur NPD-Demonstration. Etwa 400 Menschen aus Jena und ganz Thüringen
folgten dem Aufruf des “Bündnis gegen Rechts”, bei dem die JG-Stadtmitte
eine wichtige Rolle übernommen hatte, und beteiligten sich an der
Gegenkungebung und der anschließenden Spontandemonstration. Diese
Menschen traten den Rechtsradikalen in unterschiedlichen Formen
entgegen: Ob mit den vielen Transparenten, auf denen in mehreren
Sprachen “Nie wieder Faschismus” zu lesen war, ob mit Musik und Trommeln
oder mit bunt bemalten Clownsgesichtern. Es war eine bunte Menge, die
sich gegen den Rechtsradikalismus wehrte.
Die NPD-Demonstration konnte verhindert
werden, lediglich 40 Personen aus dem rechten Spektrum marschierten von
der Innenstadt zu einem Linienbus, der sie wieder nach Hause beförderte.
Das Ziel,: “Den Rechten keinen Fuß breit der Innenstadt zu überlassen”,
wurde erreicht.
Die
JG ist weiterhin bemüht die Bürgerinnen und Bürgern Jenas über das
Auftreten die Rechten aufzuklären: In der Nacht ziehen diese bewaffnet
mit Messern und Baseballschlägern durch die Stadt und nehmen regelrecht
Jagd auf Ausländer, Punks und Andersdenkende. Am Tage aber versuchen sie
ihr “Saubermann-Image” zu wahren.
Leider gibt es auch in der linken Szene
Tendenzen sich auf das Niveau der Rechten zu begeben. Von einem solchen
Vorgehen wurde am Dienstag, den 20. Oktober berichtet: Im Windschatten
der JG-Stadtmitte zerstörten eine oder einige Personen das Auto eines
stadtbekannten Rechtsradikalen, welches provozierend seit fast 3 Wochen
unweit der JG parkte. Da zu diesem Zeitpunkt die JG geöffnet hatte und
etwa 100 Jugendliche in diesem Hause verweilten, wird diese Aktion -ob
wahr oder nicht- den Leuten der JG zugeschrieben.
Diese dumme - und in keiner Weise 'heroische'
- Aktion, hat keinem Rechten wirklich geschadet. Vielmehr werden ihnen
Argumente in die Hände gespielt (siehe o.g. Flugblatt), die sie in ihrer
Gewaltideologie bestärken und letztendlich helfen, ihren seit Samstag
angekratzten Ruf wieder herzustellen. Was 400 Leute am Samstag ohne
Stein und Knüppel aufgebaut haben, nämlich den Mythos des
Rechtsradikalismus im entschiedenen und doch friedlichen Protest zu
durchbrechen, droht dieses kindische Verhalten kaputtzumachen.
Die Präsentation dieser Seite
wurde ermöglicht,
durch die Unterstützung eines Mitglieds des
VVN-BdA.
Es darf nicht unser Anliegen sein, daß alle
und jede(r) in Reih und Glied marschieren sollten, oder daß wir nur mit
einer Stimme auftreten dürften. Die Vielfältigkeit und
Unterschiedlichkeit ist eine unserer größten Stärken, nicht die
Eintönigkeit. Das aber bedeutet auch, daß wir uns nicht vor denen
bestimmen lassen, die scheinbar am radikalsten vorgehen.
Quelle: JG-Stadtmitte Jena, den
23.10.1998