Auf einer der Nazi-CDs heisst es: 'Die Waffen
sind geladen, die Messer scharf gemacht, jetzt geht's nach Bonn am
Rhein, mal seh'n, wer da noch lacht'. In einem anderen Lied wird
gedroht: 'Weiterhin verurteilen wir zum Tode - und sprechen damit im
Namen des Volkes - alle Mitarbeiter und Spitzel des
Bundesverfassungsschutzes und auch den Oberbefehlshaber Manfred Kanther.
Weiterhin wird bald hängen Helmut Kohl, Theo Waigel und Volker Rühe...
Auf alle Verräter wartet der Strang oder ein Schuß. Bonzenjäger, es ist
ein Genuß'.
Vertreiber der genannten CD ist die Edition
Selm und Arconi in der Schweiz. Die meisten gewaltverherrlichenden CDs
der rechten Szene kommen allerdings aus Skandinavien. Es existiert ein
ganzes Netzwerk internationaler Großanbieter und kleinerer deutscher
Vertriebsgesellschaften.
'Wir nehmen die Morddrohungen der Neonazis
gegen Bundeskanzler Helmut Kohl und mehrere Bundesminister sehr ernst,
schätzen sie aber nach unseren Untersuchungen als Provokation ein, um
Aufsehen zu erregen', sagten Experten deutscher Bundesbehörden der dpa.
'Hinter dem neuen Vorgehen der Neonazis gibt es gegenwärtig kein
terroristisches Gefahrenpotential'. Es seien bislang keine konkreten
Anhaltspunkte für rechtsterroristische Strukturen im Sinne einer
'Braunen-Armee-Fraktion' festgestellt worden.
Die eigentliche Gefahr sieht man darin, daß
die CDs Einzeltäter 'inspirieren könnten'. Im Video-Magazin
«Kriegsberichterstatter» wird zu einpeitschenden Rhythmen einer
Nazi-Band der Todesschuß auf Juden demonstriert. Am Ende heißt es:
'Denkt daran: Unsere Musik ist dazu da, euch zu inspirieren, nicht um
euch zu entspannen'.
Der Verfassungsschutz hatte schon vor einiger
Zeit darauf hingewiesen, daß sich die Musikszene der Nazi-Skins stark
ausgebreitet habe. 1997 beschlagnahmte die Polizei fast 100.000 zum
NS-Terror aufhetzende CDs.
Die Behörden sind ausserdem sehr besorgt
darüber, daß die Neonazis auch im Internet immer weiter auf dem
Vormarsch sind. Nach Erkenntnissen des Indlandsgeheimdienstes gibt es
bereits 90 Onlinedienste deutscher Rechtsextremisten. Vor zwei Jahren
waren es noch 30. Dazu kommen über 100 Homepages europäischer und rund
200 Homepages amerikanischer Nazi-Aktivisten. Immer mehr werden
antisemitische und volksverhetzende deutschsprachige Seiten auch im
Ausland publiziert.
Dass diese Seiten nicht jeden erreichen, der
in einer deutschen oder internationalen Suchmaschine das Stichwort
'Juden' oder 'Judentum' eingibt, liegt hauptsächlich am unbezahlten und
so scheint es unbezahlbaren Engagement und der kontinuierlichen und noch
immer von absolut keiner deutschen Institution geförderten Initiative
haGalil onLine. Die Verweigerung jeglicher Unterstützung für die
ausserordentlich erfolgreiche Arbeit der hagalil.com dürfte dem
inzwischen grössten jüdischen Onlinedienstes in Europa jedoch ein
plötzliches Ende bereiten. Schon heute müssen sich die Betreiber von
haGalil onLine hauptsächlich mit dem Schreiben von Hilfegesuchen (und
dem Lesen der Absagen) beschäftigen. Die eigentliche Arbeit an
Aufrechterhaltung und Ausbau des Dienstes musste deshalb bereits stark
eingeschränkt werden.