Die unterschiedlichen Persönlichkeiten
setzten unterschiedliche Schwerpunkte: pries etwa der südafrikanische
Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu die zahlreichen
Fortschritte in den Menschenrechten, zeigte sich UN-Generalsekretär Kofi
Annan realitätsbezogener und begann seine Rede mit der letzten Nachricht
vom Flugzeugabsturz des UN-Beauftragten in Angola. "Menschrechte", so
Kofi Annan, "sind keine entfernten Träume" sondern machten für viele den
"Unterschied zwischen Leben und Tod" aus. Annan entfernte sich mit
seiner Wortmeldung am weitesten vom herkömmlichen Verständnis von
Menschenrechten und setzte den Kampf gegen illegale Drogen und
organisiertes Verbrechen an oberste Stelle im Kampf für die Schaffung
und Erhaltung von demokratischen Bürgerrechten.
Die beeindruckendste Rede hielt der ehemalige
Präsident der Vereinigten Staaten, Jimmy Carter, der das Auditorium
zunächst für sich einnahm, als er als die eigentliche Bedrohung der
Menschenrechte die Kluft zwischen "Arm" und "Reich" anführte.
Betroffenheit löste er in seinen unmittelbar darauffolgenden
Ausführungen aus, wonach das anwesende Publikum "reich" wäre, weil die
grundlegenden Bürgerrechte und das Vertrauen auf den Rechtsstaat
gesichert wären. In dieser Hinsicht "arm" wären die Menschen etwa in
Ruanda, Kosova, Indonesien, Gaza, im Sudan und in der Westbank, wobei er
besonders kritisierte, dass das israelische Höchstgericht Folter im
Nahen Osten als legitime Massnahme erachten würde. Jimmy Carter forderte
die sofortige Einrichtung eines internationalen Strafgerichtshofs zur
Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die demokratischen
Staaten kritisierte Carter wegen der nach wie vor bestehenden
Diskriminierung von Frauen, die USA, beklagte Carter weiter, hätten die
Deklaration über Kinderrechte noch immer nicht unterzeichnet.
Die Schar der prominenten Gastredner umfasste
u.a. UN-Generaldirektor in Wien Pino Arlacchi, UN-Hochkommissarin für
Menschenrechte, Mary Robinson, Sacharow-Witwe Jelena Bonner und Michael
Douglas, der - bezeichnend für die Umsetzung der Menschenrechte -
lediglich die Präambel zur Menschenrechtsdeklaration dramaturgisch
gelesen hat.
Artikel 1 der Menschenrechtsdeklaration "Alle
Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit
Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der
Brüderlichkeit begegnen."