Israelischer Geheimdienst und
Syriens Außenminister:
Warnungen vor wachsender Kriegsgefahr
Jerusalem/Paris (dpa) - Israelische Geheimdienstexperten haben vor dem
Anwachsen eines starken Kriegspotentials gewarnt, falls der Stillstand im
Friedensprozeß bestehen bleibt. Dies berichtete am Freitag die israelische
Tageszeitung «Yediot Aharonot». Auch Syrien schätzt die Lage im Nahen Osten
als explosiv ein. Die Situation sei noch «nie so gefährlich wie jetzt»
gewesen, erklärte der syrische Außenminister
Faruk el Schara am Freitag im französischen Nachrichtenmagazin «Le
Point». «Entweder es gibt einen vollständigen Frieden oder überhaupt keinen
Frieden»; eine mittelfristige Lösung gebe es nicht mehr, sagte der Minister.
US-Außenministerin Madeleine
Albright forderte den israelischen
Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auf, seine Hinhaltetaktik beim
Friedensprozeß aufzugeben und umgehend zu entscheiden, ob er die
US-Friedensinitiative annimmt oder nicht. Dies berichtete am Freitag die
israelische Tageszeitung «Maariv». In einem als «schwierig» bezeichneten
Telefonat zwischen Albright
und Netanjahu habe die US-Außenministerin nach den Angaben von «Maariv»
erklärt, daß die Verhandlungen jetzt abgeschlossen seien und es Zeit für
eine endgültige Entscheidung sei. Das Blatt fügte hinzu, Albright habe
das Ersuchen Netanjahus
abgelehnt, den US-Sondergesandten Dennis Ross wieder zu einer
Pendelmission in den Nahen Osten zu entsenden. Der «Maariv»-Bericht
erschien unmittelbar vor geplanten Gesprächen
über den Friedensprozeß zwischen Albright und den ranghohen
palästinenischen Unterhändlern Saeb Erakat und Nabil Schaath in
Washington.
Die Palästinenser hatten bereits
einen amerikanischen
Kompromißvorschlag für einen israelischen Abzug aus etwa 13 Prozent des
Westjordanlandes akzeptiert, womit Gespräche über eine endgültige
Friedenslösung eingeleitet werden sollen. Israel lehnte bislang diesen
US-Kompromiß ab. Die Palästinenser widersetzen sich jeglicher
Veränderung in der Initiative.
Der israelische Kabinettssekretär
Danny Naveh wies am Freitag
Berichte über einen amerikanischen Druck auf Israel zurück. Dem
israelischen Rundfunk sagte er, Netanjahu arbeite hart daran, eine
Übereinkunft zu erreichen. Er bezichtigte die Palästinenser, die
derzeitige Sackgasse zu verursachen. Netanjahu mache große
Anstrengungen, die Kluft zu überbrücken, sagte Naveh. Nach Angaben von
«Yediot Aharonot» weisen mehrere Faktoren auf eine zunehmende
Kriegsgefahr hin. Syrien habe moderne Boden-Boden-Raketen und
Panzerabwehrraketen gekauft, während die Palästinenser Kämpfer zur
Eroberung jüdischer Siedlungen im Westjordanland und Gazastreifen
ausbildeten.
Die israelische Zeitung
«Haaretz» geht auf einen Bericht des israelischen Inlandgeheimdienstes
ein, in dem vor einem bewaffneten Aufstand extremistischer
jüdischer Siedler gewarnt wird, um einem territorialen Rückzug oder der
Evakuierung jüdischer Siedlungen zuvorzukommen. Das Blatt schrieb, die
Extremisten würden Ziele der israelischen Regierung und die
Palästinenser angreifen, um den Friedensprozeß zum Scheitern zu bringen.
Syriens
Außenminister Faruk el Schara:
Lage im Nahen Osten sehr gefährlich
Paris (dpa) - Die Lage im Nahen Osten
war nach den Worten des syrischen Außenministers Faruk el Schara «nie so
gefährlich» wie jetzt. Die gegenwärtige Situation könne nicht andauern,
betonte der Minister in einem Interview des französischen
Nachrichtenmagazins «Le Point» vom Freitag. «Heute gibt es einen
vollständigen Frieden oder überhaupt keinen Frieden.» Es gebe keine
mittelfristige Lösung mehr.
Im Vorfeld des Staatsbesuches
von Syriens Präsident Hafis el Assad am kommenden Donnerstag und Freitag
in Paris hob Schara die enge Übereinstimmung zwischen beiden Ländern
hervor. Beide Präsidenten schätzten die Herausforderungen im Nahen Osten
gleich ein.
Der syrische Außenminister kritisierte zugleich die
Verhandlungsführung des Palästinenser-Chefs Jassir Arafat. «Indem sie
allein, geheim mit den Israelis verhandelten, haben die Palästinenser
die arabischen Staaten neutralisiert», sagte er. «Während der Konferenz
von Madrid (1991) waren wir stark, weil wir alle zusammen waren.» Arafat
habe die arabischen Länder bei seinen Geheim-Verhandlungen mit Israel
aber nicht informiert. «Wenn man in einer schwierigen Situation ist,
sagt man es seinen Freunden», sagte der syrische Außenminister.
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Samstag, 14. Dezember 2013 |