54 Jahre dauerte es, bis der Wunsch
des 1944, im Alter von 40 Jahren, in Auschwitz ermordeten Malers erfüllt
werden konnte. In Osnabrück wird diese Woche (Donnerstag, 16-07-98) das
Felix-Nussbaum-Haus eröffnet werden. In der Dauer-Ausstellung wird erstmals
die komplette Sammlung von 160 Arbeiten des 1904 in Osnabrück geborenen
jüdischen Malers gezeigt.
In den Obergeschossen des sowohl als Museum, wie auch als Gedenkstätte für
die Opfer des Holocaustals konzipierten Gebäudes, sind Wechsel-Ausstellungen
der Werke verfemter Künstler geplant. Außerdem sollen zeitgenössische
Künstler vorgestellt werden, die Widerstand und Verfolgung thematisieren.
Gebaut wurde das Nussbaum-Haus nach den äußerst
umstrittenen Entwürfen des 1946 in der polnischen Stadt Lodz geborenen
Daniel Libeskind. Der zu den renommiertesten Architekten der Welt zählende
US-Bürger hatte den Gestaltungs- Wettbewerb gegen 300 Mitbewerber gewonnen.
Der asketische, in weiten Teilen fensterlose
Erweiterungsbau des Kulturgeschichtlichen Museums, soll mit seinen
Räumen ohne regelmäßigen Grundriß Architektur-Maßstäbe setzen. Seine kühne
Formensprache ist höchst umstritten. So mußte sich Libeskind gegen die
Kritik verteidigen, das anti-klassizistische Gebäude werde die in ihm
ausgestellten Bilder übertrumpfen und zweitrangig machen.
Libeskind spielt die Bedeutung der «begehbaren
Skulptur» keineswegs herunter. «Das Felix-Nussbaum-Haus ist nicht allein
Testament eines unbeschreiblichen Schicksals,» sagte er. «In ihm entsteht
ein wichtiger Ort für die Begegnung von Zukunft und Vergangenheit.»
Nussbaums Bilder seien «mehr als nur Gemälde».
In einer Zeit, in der die Augenzeugen ausstürben, seien die Bilder
«immerwährende Beweisstücke» für die Vernichtung jüdischer Kultur durch die
Nazis. Insofern habe er als Architekt bewußt auf jegliche Sentimentalität
verzichten müssen.
Die Cousine des Künstlers, Auguste
Moses-Nussbaum, beschrieb am Dienstag die abenteuerlichen Umstände ihres
Rechtsstreits um den Nachlaß ihres Onkels, der 1942 untergetaucht und 1944
in Brüssel verhaftet worden war. «Es dauerte zehn Jahre, bis uns die
belgischen Gerichte als wahre Erben anerkannten,» schilderte sie.
Als sich die Auslieferung wegen aller nur
denkbaren Ausfuhrformalitäten verzögert habe, sei sie mit einem
Kleinlastwagen nach Brüssel gefahren, habe die zum großen Teil verwahrlosten
Kunstwerke eingeladen und sie über die Grenze nach Deutschland «entführt».
Als Auftakt wird bis zum 6. September die
Ausstellung «Museum ohne Ausgang, Architektur und Malerei, Daniel Libeskind
und Felix Nussbaum» gezeigt, die sich bewußt auf die symbiotische Beziehung
von Nussbaums Schaffen und Libeskinds Museumsbau einläßt.
Mit 45 Arbeiten sind die Räume nur sparsam
bestückt. Dafür sollen «vor nachdenklichen Augen» (Libeskind) auch Nussbaums
ungemalte Bilder sichtbar werden. Hierzu werden mehrere Wandflächen leer
bleiben.
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Samstag, 14. Dezember 2013 |