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Süddeutsche Zeitung

JUDE
Ein Reizwort auch für Superman?
Comic und Holocaust

In der neuesten Folge ist ein grenzenlos naiver Superman im Dritten Reich gelandet

Superman, dessen Beziehung zur Geschichte sich immer auf gesundheitsschädigende Bröckchen seines Heimatplaneten Krypton beschränkt hatte, unternimmt jetzt eine Exkursion in die historische Dimension. Die neueste, soeben in den USA erschienene Fortsetzung der Abenteuer des Außerirdischen mit den übermenschlichen Kräften hat eine Zeitreise zum Gegenstand, die ihn in die Vergangenheit führt. Genauer: in die vierziger Jahre unseres Jahrhunderts. Noch genauer: in das von den Deutschen besetzte Polen. Wahrhaftig: Superman ist im Dritten Reich gelandet und was er dort erlebt und erfährt, ist für eine Comic-Figur eigentlich inkommensurabel. Aber nachdem die Mäuse des Art Spiegelman bereits vor mehr als zehn Jahren den Anfang machten, war abzusehen, daß der Holocaust immer wieder einmal die Staffage für einen gezeichneten Strip abgeben werde. Wahrscheinlich wird demnächst auch noch Mickey Mouse in ein KZ einkehren.

Das Merkwürdige bei Superman ist bloß, daß er zwar den Horror dessen, was in Polen geschieht voll mitbekommt, immerhin ist im Text von „Genozid“ und „Endlösung“ die Rede, doch um wen es dabei eigentlich geht, das scheint dem Helden durchaus unbekannt zu sein, jedenfalls kommen Bezeichnungen wie „Juden“ oder „jüdisch“ einfach nicht vor. Daß es sich um Juden handelt, läßt sich höchstens an ihren Namen ableiten. Das hält die amerikanische „Anti Defamation League“ für einen Skandal: Wer den Holocaust darstelle, ohne die Juden zu erwähnen, der beleidige die Opfer zusätzlich, sagt der Sprecher der Organisation, Kenneth Jacobson.

Den Grund für diese sonderbare Weglassung hat unterdessen der Autor der betreffenden Folgen Nr. 81 und 82 von „Superman: Man of Steel“, ein gewisser Jon Bogdanove, selbst verlautbart, und zwar in „The Jewish Weekly“: Nicht er, sondern die Herausgeber der Hefte im New Yorker Verlag DC Comics haben die Juden aus der Geschichte gestrichen. „Die Redaktion wollte Reizwörter vermeiden", erkläft Bogdanove, erst habe er sich dagegen aufgelehnt, weil er es für Zensur hielt, schließlich aber eingelenkt. Er glaube nicht daß es der Geschichte geschadet habe – Geschichte im Sinne von Story, nicht von History.

Daß der Autor bester Absicht war, will man gern glauben, wenn man die naive Prosa liest, die er seinem Helden in den Mund legt. „Ich hätte diesem Nazi-Unwesen von Anfang an Einhalt gebieten sollen", grübelt Superman, nachdem er Zeuge von Massenmorden geworden ist, und fährt fort: „Ich mische mich eigentlich nicht in die Angelegenheiten der Regierungen auf dieser Welt, aber ich kann nicht die Augen verschließen und diese faschistischen Tyrannen jeden, den sie nicht leiden können, umbringen lassen.“ So ähnlich, hofft man, möge Gott gedacht haben in den finstersten Stunden der Shoah, daß Superman jetzt diesen Text spricht, ist einfach obszön, aber in einer Zeit da französische Schwimmerinnen auf einer Olympiade schon den Holocaust als Wasserballett aufführen wollten, auch nicht verwunderlich.

DC Comics, eine Firma des Time-Warner-Konzerns, hat sich für den Lapsus, die Juden nicht erwähnt zu haben, umgehend entschuldigt. Natürlich ist eine öffentliche Debatte wie die jetzt entbrannte unter Marketing-Gesichtspunkten für ein Groschenheftchen äußerst schädlich. Vor allem wollte man ja gerade durch die Weglassung möglicher Kritik vorbeugen. Die offizielle Rechtfertigung lautet: Man habe befürchtet, junge Leser könnten echte antisemitische Sprüche aus dem Mund von Comic-Nazis unbedarfterweise wiederholen. Deshalb sei man zu dem Schluß gekommen, von Juden ganz zu schweigen. Von ihren Henkern übrigens auch. Deutsche kommen im Superman-Heft über die Nazizeit ebenfalls nicht vor.

BURKHARD MÜLLER-ULLRICH
SZonNet - Alle Rechte vorbehalten - Süddeutscher Verlag GmbH - 06.07.98 Feuilleton

haGalil onLine - Samstag, 14. Dezember 2013

Gal hadash baResheth

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