Weizmans Warnung erfolgte nach einer nächtlichen
Entscheidung des innersten Kabinettskreises um Netanjahu, einen neuen
US-Vermittlungsvorschlag zum Truppenabzug Israels aus dem Westjordanland
abzulehnen. Weizman sagte einer Delegation US-Parlamentarier, die zur
Zeit Israel besucht, es sei eine «phänomenale Dummheit», den
Friedensprozeß «wegen ein oder zwei Prozent scheitern zu lassen».
Der israelische Rundfunk zitierte den Präsidenten
mit der Bemerkung, «der Weg in die Sackgasse kann zur Explosion führen»,
eine Explosion, die vielleicht sogar Ägypten und Jordanien einschließen
könnte, sagte Weizman. Er bestritt auch ständig wiederholte Äußerungen
Netanjahus, Palästinenser-Präsident Jassir Arafat unternehme nichts
gegen seine militante Opposition.
Netanjahu hatte zuvor den neuen US-Vorschlag zum
Abzug aus dem Westjordanland abgelehnt. Nach dem Vorschlag sollten zwei
Abzugsphasen (zwei und drei) zusammengefaßt werden und die israelischen
Truppen in einem Schritt 15 Prozent der noch besetzten Gebiete räumen.
Bislang hatten die USA gedrängt, daß sich Israel zunächst aus 13 Prozent
des Westjordanlandes zurückzieht. Über die dritte Abzugsphase, die die
Autonomie-Verträge nach der vor zwei Jahren erfolgten Räumung der Städte
vorsehen, sollte dann später verhandelt werden. Schon die erste
Abzugsphase fand nie statt.
Israel hatte sich im Januar 1997 im Hebron-Abkommen
erneut verpflichtet, seine Truppen in drei Stufen bis August 1998 aus
weiteren Gebieten des Westjordanlandes zurückzuziehen. Netanjahu war
aber zuletzt nur zu einem Rückzug aus neun Prozent des Gebietes bereit.
Unterdessen bemühten sich palästinensische Politiker
um die Einberufung einer arabischen Gipfelkonferenz, die für den Fall
eines vollständigen Zusammenbruchs der israelisch-palästinensischen
Friedensbemühungen «das Einfrieren der Beziehungen zu Israel» erklären
soll. Der palästinensische Chefunterhändler Sajeb Erekat sagte der dpa
am Montag, die Chancen für eine solche Konferenz stünden gut.
Palästinenser-Präsident Jassir Arafat, sagte Erekat, habe während seiner
aktuellen Besuche Ägyptens und Saudi-Arabiens signalisiert bekommen, daß
Interesse an solch einer arabischen Konferenz besteht.