Die Nazi-Gewalt tritt über die Grenzen:
Europa beginnt sich zu entsetzen
«Le Figaro»
«England und Deutschland sind die ersten
Verantwortlichen der in Frankreich begangenen Gewalttätigkeiten. Die
englischen Rowdies, die vergangene Woche Marseille verwüstet und diese Nacht
Toulouse beunruhigt haben, sind Produkte der auf der anderen Seite des
Kanals vor allem in bestimmten Medien geschürten Frankophobie.
Die deutschen Rohlinge, die am Sonntag Lens terrorisiert und einen Gendarmen
schwer verletzt haben, sind die Erben einer minoritären, aber
tolerierten Neonazi-Ideologie. Wenn diese Barbarei andauert, darf man die
Frage nach einem weiteren Verbleib dieser Nationen im WM-Wettbewerb stellen.»
«Liberation»
«...Frustrationen und Haß»
«La Repubblica»
«Nazis mit Handy, Barbaren - fast alle kommen aus dem
Osten und sie werden immer mehr.»
«Gazzetta dello Sport»
«Die Barbaren von Lens sind keine Schlachtenbummler
der deutschen Nationalelf, sondern reine Nazischläger.»
«Kurier»
«Die häßliche Fratze rechtsradikaler deutscher
Hooligans hat einen Schatten auf die WM geworfen und weltweit für Abscheu
und Entsetzen gesorgt.»
«Die Presse»
«Rätselhaft: Man kennt die Schlägertrupps; sie treten
in überschaubarer Zahl an vorauszuberechnenden Orten auf. Sind die
Sicherheitskräfte in Europa zu schwach, sind die Hemmungen der Demokratie zu
stark, um solche Kriminelle aus dem Verkehr zu ziehen? Es ist ein
exportiertes deutsches Neonazi-Problem, mit dem Europa fertig werden muß.»
«Der Standard»
«Nein, der Kartenskandal konnte diesmal nicht als
Ausrede gelten wie noch beim ersten Spiel in Paris. Diesmal
marschierten rund 450 deutsche Neonazis mit der erigierten Rechten durch
Lens.»
«Kronenzeitung»
«So gern hätte man über die Aufholjagd der Deutschen
oder über das Fest des Friedens bei Iran gegen USA geredet. Doch
deutsche Nazis diktierten eine Diskussion über Terror und Tod.»
«La Libre Belgique»
«Die Ereignisse, die die WM besudeln und das
Fußballfest verderben (...) sind betrüblich, dramatisch, unerträglich. Eine
Frage stellt sich: Konnte man sie verhindern? (...) In Lens, wo man wußte,
daß die deutschen Extremisten besonders gewalttätig sind, mußte man nach dem
Match Verstärkung anfordern. Dabei hätte sie schon vorher zur Stelle sein
müssen. Diese Leichtfertigkeit kann man kaum durchgehen lassen. Sie zeigt
die unvernünftige Unvorsichtigkeit bei der Führung der Dienste, die ihr
Metier besser kennen müßte.»
«Le Soir»
«Eine Blutlache auf dem Bürgersteig von Lens. Ein
fürchterliches Bild, das vielleicht noch unerträglicher ist als die Bilder
aus Marseille in der vergangenen Woche. Was diesen Sonntag nach dem Spiel
Jugoslawien-Deutschland geschehen ist, läßt sich noch nicht einmal durch
Alkohol erklären. Die 700 Nazi-Hooligans, die die Stadt plünderten
und diejenigen von ihnen, die den Polizisten angegriffen haben, waren nur
von Haß trunken.»
«De Morgen»
«Die besorgniserregendste Feststellung ist, daß es in
Lens nicht um den Übermut von aufgeputschten und/oder betrunkenen
Hooligans ging, sondern um eine echte Welle von Gewalt, die besonders
gründlich vorbereitet war. Gruppen von Deutschen, nach einigen Berichten
Neo-Nazis, die nicht einmal vorhatten, das Spiel anzusehen, zogen nur mit
dem Ziel durch die Stadt, mit den Ordnungskräften in Clinch zu gehen.»
Juni 1998 |