Die Inflationsrate beträgt etwa 8,5 Prozent.
Das Leben in Israel ist teurer als in Westeuropa, die Löhne dagegen sind
niedriger. Wegen der wirtschaftlichen Krise nahmen israelische
Unternehmer im März sogar ein Sakrileg in Angriff. "Wir müssen am Sabbat
arbeiten können, wenn wir ausländische Investoren anziehen wollen",
erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Industriellenverbandes,
Doron Tamir.
Drei Faktoren kennzeichnen die Misere der
israelischen Ökonomie: die Rohstoffarmut des Landes, hohe
Militärausgaben sowie der Handelsboykott der umliegenden arabischen
Staaten.
Nur 3,5 Prozent der Arbeitskräfte arbeiten in
Landwirtschaft, Forst und Fischerei. Dennoch ist der Staat in dem
Bereich fast autark, Avocados der Marke Carmel sind in fast jedem
europäischen Supermarkt zu haben. Aber Lebensmittelexporte machen nur
knapp vier Prozent der Gesamtausfuhren aus. Getreide muß überwiegend
importiert werden.
Volkswirtschaftlich am wichtigsten sind Tourismus,
Diamant-Export und Hochtechnologie. Knapp 22 Prozent der Gesamtausfuhren
belegen Elektroartikel, 18 Prozent Chemikalien und Kunststoffe. Fast ein
Drittel der israelischen Arbeitnehmer arbeitet im Bereich Herstellung
und Konstruktion.
Israel steckt immense Summen in seinen militärischen
Apparat. In den achtziger Jahren wurden für ihn über ein Viertel des
Bruttosozialprodukts für Waffen ausgegeben - Tendenz steigend. Im Nahen
Osten wird Israel damit nur noch von Syrien übertroffen, das nach
israelischen Angaben die Hälfte seiner Einnahmen in die Rüstung steckt.
International ist Israel ein angesehener
Geschäftspartner, im Nahen Osten - mangels Friedensverträgen - eher
nicht. Wichtigster Handelspartner ist die EU, mit deren Staaten Israel
durch ein einzigartiges Assoziierungsabkommen verbunden ist. Mehr als 60
Prozent des israelischen Außenhandels werden über die Europäische Union
abgewickelt.
Ex-Ministerpräsident Schimon Peres fordert
angesichts dieser Abhängigkeit einen nahöstlichen Binnenmarkt, von dem
alle Staaten der Region profitieren sollen. Erfahrungen damit hat Israel
schon. Allen politischen Differenzen zum Trotz handelt das Land seit
Jahrzehnten auch mit seinen ärgsten Feinden. Während des
iranisch-irakischen Krieges in den achtziger Jahren erhielten die
iranischen Mullahs Waffen aus Israel, um damit den in Jerusalem als
bedrohlicher eingeschätzten Irak im Zaum zu halten. Das Kriegsgerät käme
"direkt von Gott" hieß es damals in Teheran. Heute soll Israel gegen die
Beschlüsse der UNO über Drittstaaten Technologie in den Iran liefern.
Thomas Dreger / 50 Jahre Israel / TAZ -
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