Berlin (dpa) - Anläßlich des
jüdischen weltweit begangenen Holocaust-Gedenktages (Jom haShoa)
erinnern Bürger in der deutschen Hauptstadt Berlin bei einer zweitägigen
Namenslesung an die in der NS-Zeit ermordeten Juden der Stadt.
Vor dem Mahnmal in der Großen Hamburger Straße im
Bezirk Mitte in der Nähe der wiederaufgebauten Neuen Synagoge begann am
Mittwoch abend ein 28 Stunden dauernder Lesemarathon, bei dem jeweils
die Vor- und Familiennamen aller 55 696 deportierten und ermordeten
Juden aus Berlin aufgerufen werden.
Die Aktion unter dem Motto «Jeder Mensch hat einen
Namen» war erstmals vor drei Jahren von jüdischen Jugendorganisationen
organisiert worden. In Berlin hatten vor dem Machtantritt der
Nationalsozialisten rund 170 000 Juden gelebt. Die Jüdische Gemeinde der
Stadt, die größte in Deutschland, zählt heute wieder rund 11 000
Mitglieder.
Rund 100 Menschen hatten sich zu
Beginn der Veranstaltung versammelt, die der fast 80jährige Oberkantor
der Jüdischen Gemeinde, Estrongo Nachama, eröffnete.
Zu den ersten, der vortrat, um die Namen zu
verlesen, gehörte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Andreas
Nachama. Am Mahnmal, das in den vergangenen Monaten zweimal geschändet
worden war, hatten nichtjüdische Bürger Lichter als Zeichen der
Erinnerung und Mahnung angezündet.
Für jüdische Überlebende des Holocaust steht die
Große Hamburger Straße gleichbedeutend mit dem Abtransport in den Tod.
Das 1985 errichtete Denkmal befindet sich an der Stelle eines früheren
jüdischen Altersheims, das 1942 von den Nazis als Sammellager
eingerichtet worden war. Von hier aus gingen Tausende auf den Transport
in die Vernichtungslager.