Jerusalem (AP). Frieden zwischen
Israel und den Palästinensern mag noch weit entfernt sein - wenigstens
im Fernsehen aber entwickeln sich die Beziehungen jetzt prächtig. Nach
jahrelangem Hindernislauf geht am Mittwoch eine gemeinsame
israelisch-palästinensische Produktion der Kinderserie "Sesamstraße" auf
Sendung, in der eigens geschaffene Handpuppen auftreten und zeigen, daß
ein friedliches Miteinander beider Seiten möglich ist.
Die Macher der Sendung hoffen, daß die lilafarbene
israelische Figur "Dafi" und der orangefarbene palästinensische "Hanin"
den Kindern beider Nationen beibringen, sich gegenseitig zu achten und
Interesse an der jeweils anderen Kultur und Sprache zu entwickeln. Der
amerikanische Produzent Lewis Bernstein bezeichnete das zentrale Thema
der Serie als "Möglichkeiten einer Freundschaft. Zusammen können wir
unsere eigenen kleinen Schritte unternehmen, unabhängig von jedem
politischen Prozeß", sagte er am Donnerstag auf einer Feier zum
Serienstart in Jerusalem.
Israelische und palästinensische Teams haben die
Sendereihe getrennt in Studios in Tel Aviv und Jerusalem produziert. Die
palästinensischen Episoden spielen in der Kulisse der Straße Schara'a
Simsim, die israelischen in der Rehow Sumsum. Zusammen erstellten beide
Teams übergreifende Szenen, in denen Figuren aus beiden Straßen sich
gegenseitig besuchen.
"Wenn die Erwachsenen, die am 'Sesamstraßen'-Projekt
gearbeitet haben, so etwas hinkriegen, können Kinder das ganz bestimmt",
glaubt Dolly Wolbrum, die israelische Produzentin der Reihe. Doch die
Zusammenarbeit war nicht immer einfach. Als die Idee zu der Serie vor
drei Jahren entstand, war die Lage im Nahen Osten noch deutlich
freundschaftlicher. Inzwischen verschlechterten zahlreiche Anschläge und
die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Jizchak Rabin das
politische Klima drastisch. So gab es auch Streit zwischen den beiden
Produktionsmannschaften darüber, wie die straßenübergreifenden Szenen
gestaltet werden sollten. "Wir haben alle geglaubt, daß es nicht einfach
werden wird", sagte Bernstein und fügte hinzu: "Und wir hatten recht."
In der Serie für drei- bis siebenjährige Kinder
lernen sich "Dafi" und "Hanin" kennen und schließen Freundschaft.
Gegenseitig bringen sie sich ihre Sprachen bei und finden auch
Gemeinsamkeiten etwa in der Ernährung und der Kultur heraus.
Angereichert wird das Programm mit Zeichentrickfilmen und
Dokumentarstücken. Auch Ausschnitte aus der amerikanischen Originalserie
werden - hebräisch und arabisch synchronisiert - übernommen. Gesendet
wird das Werk vom israelischen Schulfernsehen und dem palästinensischen
Fernsehen.
Rheinische Post: rp-online