Die Israelis: Sie feilschen mit Ross, dem
Abgesandten ihres besten Freundes Amerika, um Prozente. Ross will, daß
die Armee weitere 13 Prozent des Westjordanlandes räumt, Israel
offeriert neun. Die Palästinenser: Sie könnten sofort zehn Prozent
haben, aber noch nie haben sie heute genommen, was vielleicht morgen
schon nicht mehr auf dem Tisch liegt – siehe den Sechstagekrieg von
1967, als die Israelis für einen Frieden alles geräumt hätten. Die
Israelis: Sie verwechseln systematisch Stärke mit Sturheit. Die
Palästinenser: Glühend wollen sie den Abzug der Besatzer, weigern sich
aber, den Israelis Sicherheitsgarantien zu geben. Und so weiter.
Es drängt sich der Verdacht auf, daß beide Seiten
vielleicht gar keine Lösung wollen. Gäb’s nämlich Ruhe in Nahost, kämen
keine US-Vermittler und keine EU-Abgesandten mehr. Niemand würde mehr
Geld spenden oder Waffen liefern. Arafat würde über so viele
Palästinenser herrschen wie es Hamburger gibt, und Netanjahu über einen
Kleinstaat, dessen Bevölkerung nur halb so groß ist wie die von Belgien.
Machen wir die Probe aufs Exempel und gucken einfach ein Jahr lang nicht
mehr hin . . .
jj - Kommentar der SZ vom 31.03.1998