Ramallah (dpa) - Tausende
Palästinenser haben den Trauerzug (02-04-98) für den unter mysteriösen
Umständen zu Tode gekommenen Bombenbauer der Hamas, Muhi A Din Al
Scharif, in Ramallah begleitet. Etwa zehntausend Palästinenser
versammelten sich nach Totengebeten zu einer Kundgebung in Ramallah. Auf
Spruchbändern war zu lesen: «Der Zug der Märtyrer wird erst an den Toren
Jerusalem anhalten» und «Der Kampf geht weiter, Ehre den Märtyrern». Die
Leiche Scharifs wird zur Stunde in der Zwillingsstadt El Bireh begraben.
Israels Polizeichef Jehuda Wilk sagte im
israelischen Rundfunk, man nehme die Drohungen und palästinensischen
Racheankündigungen ernst. «In der Vergangenheit haben sie gedroht und
gehandelt. Wir halten es also für möglich», sagte er. Israelische
Polizei und mehrere tausend Soldaten wurden in Jerusalem und im
Westjordanland zusätzlich eingesetzt, um Unruhen im Keim zu ersticken.
Arabische Geschäfte in Ost-Jerusalem und in den
Palästinenser-Städten Ramallah und El Bireh folgten einem Aufruf zum
Generalstreik. Sie schlossen die Rolläden vor ihren Läden. Schulen
schickten die Kinder heim. In der Nähe des israelischen Postens zwischen
Jerusalem und Ramallah kam es zu Zusammenstößen zwischen steinewerfenden
Jugendlichen und israelischen Soldaten.
Scharif gehörte zur radikalen
Palästinenser-Organisation Hamas. Seine zerfetzte Leiche, gefunden am
Sonntag neben einem explodierten Wagen in der Nähe einer Bombenwerkstatt
in der Autonomiestadt Ramallah, war am Mittwoch identifiziert worden.
Israel hat in ungewöhnlich deutlicher Form jede Beteiligung am Tod
Scharifs bestritten. Hamas und die Familie Scharifs werfen Israel
dennoch vor, den Bombenbauer liquidiert zu haben. Seine Name stand an
der Spitze der israelischen Liste gesuchter Terroristen.