Talia Teich und Michael Florian
Mayer-Oser sind Botschafter. Junge Botschafter Israels. Die 17jährigen -
sie aus Haifa, er aus Hod Hasharon - reisen zwei Wochen durch
Deutschland, um Jugendlichen von ihrer Heimat und ihrem Leben zu
erzählen. Fünf Tage sind sie auch in Berlin. Gestern diskutierten sie
mit Schülern der Leonardo-da-Vinci-Oberschule in Buckow.
Wo sie denn ihr Kamel vor der Schule "parke", wurde
Talia in der Schweiz, dort war sie zuvor, gefragt. Ganz so unwissend
sind die Berliner Jugendlichen zwar nicht, haben aber dennoch
Wissenslücken. "Ich dachte, daß israelische Frauen, so wie in den
arabischen Ländern, unterdrückt seien", gesteht Luisa aus der 10.
Klasse. Und die 15jährige Marianne ist fasziniert, daß Talia, wie jedes
israelische Mädchen, nach dem Abitur erst einmal für ein Jahr und zehn
Monate zur Armee gehen wird.
Michael muß drei Jahre dienen. Kein Problem für den
Jungen. Doch er berichtet auch, daß fünf aus seiner Schule bereits tot
sind. Ob sie denn Angst wegen der Irakkrise gehabt haben. Talia
verneint, sie habe nicht einmal ihre Gasmaske umgetauscht. Das muß sie
näher erklären. Auch, was eigentlich koscher essen bedeutet.
Talia und Michael repräsentieren - zwar zufällig,
jährlich werden 60 junge Israelis als Reisende in Sachen
Völkerverständigung ausgewählt - die zwei konträren Seiten Israels.
Talia ist religiös und rechts, aber keine Ultraorthodoxe, diese lehnen
den Staat Israel ab. Michael dagegen engagiert sich in einer
sozialistischen Jugendbewegung, hat Kontakt zu Palästinensern. Für
Michael ist der Sonnabend ein "Spaßtag", mit Treffen in Cafés und
Diskos. Für die fromme Talia ist er der Shabbat, der heilige Tag. Die
Berliner vernehmen erstaunt, daß die Frommen an diesem Tag keine Arbeit
verrichten, nicht einmal einen Lichtschalter betätigen dürfen.
Daß in Israel rechts und links eingestellte
Jugendliche miteinander reden, ja sogar befreundet sind, beeindruckt
Ariane am meisten. "Das müßte doch auch bei uns möglich sein", sagt sie.