Auszeichnung für Versöhnungsarbeit

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Am 16. September zeichnete Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft 11 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes aus. Im Rahmen einer Feierstunde in der Villa Horion in Düsseldorf vergab die Ministerpräsidentin diese herausragende Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen und würdigte den Einsatz und die Leistungen aller Ordensträgerinnen und Ordensträger. „Die hier versammelten Ordenskandidatinnen und Ordenskandidaten sind ganz besondere Menschen“, sagte die Ministerpräsidentin. „Sie sind Vorbilder, sie stehen für Werte wie Menschenwürde, Gerechtigkeit, Solidarität, Toleranz und Zivilcourage“…

Unter den Ausgezeichneten war auch Hans-Dieter Arntz aus Euskirchen, über dessen Arbeit haGalil bereits mehrfach berichtet hat (http://buecher.hagalil.com/2012/09/arntz-3/, http://buecher.hagalil.com/2008/11/arntz-2/.

Staatskanzlei NRW / R. Sondermann
Staatskanzlei NRW / R. Sondermann

Aus der Laudatio der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft:

„Hans-Dieter Arntz zeichnet sich dadurch aus, dass er überaus viel von seiner – und damit unser aller – Geschichte begriffen hat und dass er dies seit Jahrzehnten immer wieder aufs Neue unter Beweis stellt. Seit mittlerweile 40 Jahren richtet er sein ehren­amtliches Engagement auf die regional­his­torische Forschung und vor allem auf die deutsch-israelische und christlich-jüdische Aussöhnung.

Der ehemalige Oberstudienrat, der nicht etwa Geschichte, sondern Politologie, Sozial- und Erziehungs­wissenschaften studiert hat, interessierte sich schon früh für die jüngere Vergangenheit seiner Wahlheimat. Ihm gebührt das besondere Verdienst, mit der wissenschaftlichen Aufbereitung der national­sozia­listischen Zeit im Raum Euskirchen begonnen zu haben. Bereits 1982 erschien das Buch „JUDAICA – Juden in der Voreifel“. Für dieses Werk knüpfte Hans-Dieter Arntz zugleich Kontakte mit Juden in vielen Ländern der Welt. Inzwischen hat er 16 regionalhistorische Werke verfasst, die auch international geschätzt werden. Hinzu kommen Beiträge in Jahrbüchern und Tages­zeitungen. Auch sie sind ein eindrucks­voller Beleg für die Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte.

Hans-Dieter Arntz hat sich insbesondere verdient gemacht durch die unzähligen persönlichen Kontakte zu ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, zu Überlebenden der Konzen­tra­tions­lager, die früher in der Region gelebt haben. Er hat sie gesucht und gefunden und durch sein Wirken Vertrauen geschaffen. Die von ihm orga­nisierten Treffen mit den damaligen Ein­wohnern und deren Angehörigen im Raum Euskirchen haben wichtige Signale gesetzt: Ob es persönliche Probleme oder Anliegen waren, etwa die Hilfe beim Renten­antrag, ob es um Familien­zusammen­führungen oder Wiedersehens­treffen ging – immer war Hans-Dieter Arntz mit großem persönlichem Einsatz zur Stelle. So hat Hans-Dieter Arntz einen ungeheuer wertvollen Beitrag geleistet, Ver­gangenes zu bewältigen und zu echter Aussöhnung zu finden. Mit einem Kreis von etwa 90 Menschen stand er bereits in den 80er Jahren in Kontakt. Was er von ihnen erfahren hat, ist in seine Publikationen und seine Vorträge eingeflossen. (…)

Bei alldem war und ist es das Anliegen von Hans-Dieter Arntz, die Menschen immer wieder zu sensibilisieren, gegen das Vergessen anzukämpfen und Aussöhnung zu praktizieren.

Und da es alles andere als eine Selbstver­ständlichkeit ist, will ich an dieser Stelle erwähnen: Hinter der Anregung, Ihnen, lieber Hans-Dieter Arntz, für Ihr Lebenswerk den Verdienstorden des Landes zu verleihen, stehen 26 jüdische Antrags­stellerinnen und Antragsteller, die heute auf verschie­denen Kontinenten leben. Es sind Über­lebende von Auschwitz, Theresienstadt und Bergen-Belsen sowie jüdische Zeitzeugen und deren Angehörige.

Wenn es noch eines weiteren Beweises Ihrer so erfolgreichen deutsch-jüdischen Versöhnungsarbeit bedurft hätte: Hiermit ist er auf das Eindrucksvollste erbracht!“