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Am vergangenen Dienstag verstarb in Israel der Holocaust-Überlebende Uri Chanoch im Alter von 87 Jahren…

Uri Chanoch, 1928 in Kovno in Litauen geboren, wurde im August 1941 mit seiner Familie zunächst in das dortige Ghetto gezwungen und im Juli 1944 nach Deutschland deportiert. Uri Chanoch, sein Bruder und sein Vater kamen nach Landsberg/Kaufering, seine Mutter und Schwester ins KZ Stutthof. Uri Chanoch wurde im April 1945 mit dem „Evakuierungszug“ nach Dachau gebracht und von den US-Amerikaner befreit. Sein Bruder überlebte, während der Rest seiner Familie ermordet wurde. Chanoch emigrierte 1946 nach Israel.

Uri Chanoch war Vorsitzender der Vereinigung der Überlebenden der KZ-Außenlager Dachau. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, betonte, Chanoch habe sich „mit großer Energie“ für die Rechte der Überlebenden eingesetzt. „In vielen Schulklassen berichtete Uri Chanoch von seinem Schicksal und war damit als Zeitzeuge ein wichtiger und authentischer Vermittler der Vergangenheit „.

Der Journalist und ehemalige Auslandskorrespondent Dr. Friedrich Schreiber, Sprecher der „Würmtaler Bürgerinitiative zur Erinnerung an den Todesmarsch von Dachau“, erinnert an Uri Chanoch:

„Seit Beginn unserer Gedenkarbeit im Würmtal vor 18 Jahren kam er sehr oft zu unseren Gedenkzügen, schenkte uns Freundschaft, Versöhnung, Vertrauen und Zuneigung. Vor dem Mahnmal in Gauting verliehen wir ihm die Ehrenmitgliedschaft in unserem Verein. Er freute sich, immer zu erfahren, was bei uns passiert.

Am 11. November 1992 hatte ich die Ehre und Freude, Uri Chanoch bei der Einweihung des Würmtaler Todesmarsch-Mahnmals in der israelischen Schoa-Gedenkstätte Jad Vaschem kennen und schätzen zu lernen. Das hatte Folgen.

Ende April 1995 konnte ich Uri Chanoch, den Vorsitzenden der „Vereinigung der Geretteten der Außenlager Landsberg/Kaufering von Dachau“, zu den Gedenkfeierlichkeiten in Dachau, München und Waakirchen begleiten. Er war sehr zufrieden mit Vielem, was der neue Ministerpräsident des Freistaates Bayern damals zielführend kreierte.

Zum ersten Mal sprach ein bayerischer Ministerpräsident bei der Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Dachau und Stoiber, übernahm erstmals die Einladung der überlebenden Häftlinge zu dieser Veranstaltung, empfing sie in der Münchner Residenz. Als ich dort Uri Chanoch Herrn Dr. Stoiber vorstellte, begann eine wichtige Phase in Uris Gedenkarbeit. Stoibers Besuch in Jad Vaschem im Jahre 2001 zeigte es: Die Beiden umarmten sich.

In dem Film über den „Todesmarsch von Dachau“, den das Bayerische Fernsehen 1995 sendete, beherrschte er die Anfangs- und die Schlusseinstellung des Films: im Jüdischen Friedhof von Gauting beim Totengebet im Waakirchner Wäldchen „Schopfloch“, dem Ort der Befreiung.

Kurz vor meiner Abreise aus Israel erzählte Uri von seinem militärischen Einsatz für sein jüdisches Heimatland. Im April 1948, als die einzige Verbindungsstraße von Tel Aviv nach Jerusalem wenige Wochen vor der Staatsgründung Israels von palästinensischen Kämpfern gesperrt war, hat er als Offizier der Elitetruppe Palmach der zionistischen Verteidigungsorganisation Hagana die Passstraße bei Kastel freigekämpft. Diese Aussage am historischen Ort machte Uri im Mai 1998 für den ARD-Film „50 Jahre Israel“. Das hat im Spaß gemacht.

Im Jahre 1998 wurde unser Verein „Gedenken im Würmtal“ gegründet. Uri fühlte sich von Anfang an als unser israelischer Sponsor. Wir verdanken ihm, dass unsere Gedenkarbeit – zusammen mit der historischen Gedenkarbeit der Gemeinde Gauting – mit dem Segen und mit der freundschaftlichen Zusammenarbeit der Überlebenden unterstützt wurde.

Uri Chanoch und seine Kameraden kamen mit ihren „Kindern“ und Enkeln zu uns ins Würmtal, bauten Brücken mit unseren jüngeren Generationen. Dazu sagte Uri: „Wenn wir gestorben sind, kümmert sich unsere Jugend um die Erinnerung an unser Leiden unter dem Nazi-Regime.“

Wir trauern, dass Mordechai Heinovitz und Chaim Melech schon gestorben sind, jetzt trauern wir auch über den Tod unseres lieben Freundes Uri Chanoch. Mit unserer Jugend werden wir immer wieder Gedenkminuten für ihn halten.“

 

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