Fernsehtipps für den September

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Vom 01. bis 15. September 2015…

Di, 1. Sep · 00:00-01:35 · Einsfestival
Zwei Leben

In Norwegen hat die deutschstämmige Katrine (Juliane Köhler) scheinbar ihr Familienglück gefunden. Sie, ihr Ehemann Bjarte Myrdal (Sven Nordin), Tochter Anne (Julia Bache-Wiig), der kleine Enkel und Katrines Mutter Åse (Liv Ullmann) sind fast eine Bilderbuchfamilie. Wobei Katrine und Åse schwere Zeiten hinter sich haben. Aber darüber wird nie gesprochen. Dann fällt die Berliner Mauer. Wenig später taucht der Anwalt Sven Solbach (Ken Duken) bei Katrine auf. Er will Gerechtigkeit für ehemalige „Lebensborn“-Kinder in der DDR und vertritt deren Recht auf Wiedergutmachung vor dem Europäischen Gerichtshof. Katrines ungewöhnliche Geschichte, auf die er bei seinen Recherchen gestoßen ist, interessiert ihn besonders: Als Kind eines deutschen Besatzungssoldaten wurde Katrine einst von den Nationalsozialisten in eines der „Lebensborn“-Heime verschleppt. Jahre später gelang ihr jedoch die abenteuerliche Flucht über die Ostsee, um nach ihrer norwegischen Mutter zu suchen. Ihr Fall ist offenbar der einzige, bei dem Mutter und Tochter sich nach vielen Jahren wiedergefunden haben. Aber jetzt verhält Katrine sich seltsam, und ihre Familie versteht nicht, warum sie Solbach nicht unterstützt und vor Gericht nicht aussagen will. Vor allem Anne, selber angehende Juristin, ist irritiert. Katrines Erklärung: Sie möchte Åse das Leid ersparen, die dramatischen Ereignisse wieder aufzuwühlen. Tatsächlich wurde Åse damals wegen ihrer Liebe zu einem deutschen Soldaten diskriminiert und gab schließlich dem Druck nach, das „Kind der Schande“ zur Adoption freizugeben. Aber der Grund für Katrines Verhalten liegt ganz woanders: Katrine lebt unter einer falschen Identität; sie ist in den 70er Jahren mit der Biografie einer „Lebensborn“-Frau nach Norwegen gekommen: als Spionin der DDR.

Di, 1. Sep · 00:30-03:05 · NDR Hamburg
Die Blechtrommel (Director’s Cut)

Die junge Bäuerin Anna aus der Kaschubei kommt auf ungewöhnliche Weise zu Mann und Tochter. Später heiratet diese Tochter, Agnes, die rheinische Frohnatur Alfred Matzerath und betreibt mit ihm einen Kolonialwarenladen im Danziger Vorort Langfuhr. Doch Alfred ist nicht der einzige Mann in ihrem Leben. Agnes schenkt ihre Gunst auch ihrem Vetter Jan Bronski. So sind beide Männer für die Vaterschaft in Betracht zu ziehen, als Oskar Matzerath im Spätsommer 1924 geboren wird. Der ungewöhnliche Junge kann es kaum erwarten, drei Jahre alt zu werden, weil seine Mutter ihm zu diesem Geburtstag eine Blechtrommel versprochen hat. Andererseits missfällt ihm das Treiben der großen Leute so gründlich, dass er an besagtem Geburtstag beschließt, von Stund an keinen Fingerbreit mehr zu wachsen. Ein arrangierter Sturz von der Kellertreppe liefert die vermeintliche Erklärung dafür. Ganz unerklärlich bleibt dagegen Oskars bald darauf entdeckte Fähigkeit, mit der bloßen Kraft seiner Stimme Glas zum Zerspringen zu bringen. Schreiend und trommelnd betätigt der kleine Oskar sich fortan als Störenfried in der ungeliebten Welt spießig-gefährlicher Erwachsener. Er bringt Naziaufmärsche durcheinander und seine beiden mutmaßlichen Väter ins Grab. Er schwängert seine Stiefmutter Maria und umgarnt die entzückende Liliputanerin Roswitha Raguna. In einem Fronttheater am Atlantikwall produziert er sich als Artist. Dabei bleibt er aber immer der höhnische Zwerg, der die Welt auf den Kopf stellt.

Di, 1. Sep · 00:30-01:15 · Das Erste (ARD)
Was glaubt Deutschland? (3)

Gebete, Traditionen und Rituale strukturieren das religiöse Leben. Steffen König geht auf Spurensuche quer durch Deutschland, lässt sich einweisen und will wissen: Wie komme ich rein in eine Religion? Aber auch: Wie werde ich sie wieder los? Welche Rituale und Feste versprechen die meiste Action, die schönsten Gefühle? Aber auch: Welche Verpflichtungen gehen die Gläubigen ein, wenn sie sich an eine Religion binden? Und: Was machen die Atheisten? Gibt es säkulare Rituale, die ihr Leben ordnen, oder verzichten sie ganz darauf? Im islamischen Zentrum der Sufis in Berlin taucht Steffen König ein in die Welt der tanzenden Derwische. Er erfährt von Feride Gencaslan und ihrem Mann Emra, welche Bedeutung die mystischen Tänze haben und was am Ashura-Fest gefeiert wird. An historischer Stätte in Eisleben, dort wo Martin Luther im 15. Jahrhundert getauft wurde, trifft er eine Frau, die sich in einem Wasserbad taufen lässt und Mitglied der evangelischen Kirche wird. Der Glaube war ihr als Pionierleiterin an einer DDR-Schule nicht in die Wiege gelegt worden. Heute leitet sie eine Einrichtung der Drogenhilfe. Ganz ohne Gott kommt die 15-jährige Celine Migoda aus, aber nicht ohne Rituale. Die Hamburger Schülerin steht kurz vor ihrer Jugendweihe, als Steffen König sie kennenlernt. In Hamburg, so erfährt er, gibt es diese Form der Initiation schon seit 125 Jahren. Ein bedeutender Tag für die junge Celine, ein Schritt zum Erwachsenwerden. In der Frankfurter Westend-Synagoge lässt sich eine junge Studentin aus der Ukraine in die Geheimnisse der jüdischen Religion einweihen. Chasan Daniel Kempin ist ihr Lehrer, er ist Kantor und leitet jüdische Gottesdienste. Die junge Studentin hat zwar einen jüdischen Vater, die Mutter ist jedoch orthodoxe Christin. Das zählt nicht: Jude wird man durch Geburt nur, wenn die Mutter Jüdin ist. Zurück in Hamburg erlebt Steffen König ein Aufnahmeritual im tibetischen Zentrum. Felicia Muhl will dort „Zuflucht“ nehmen, so nennt man hier den Eintritt in den Buddhismus. Dafür hat auch sie monatelang religiöse Texte gepaukt und sich mit den Traditionen auseinandergesetzt. Und schließlich besucht Steffen König eine ziemlich gottlose Sonntagsfeier – die Hamburger „Sunday Assembly“. Sofort fühlt er sich an alte religiöse Rituale erinnert: Es gibt Musik, eine Lesung und Predigt und sogar einen Klingelbeutel. Und doch fühlt es sich anders an: freier, offener, bunter. Und die Musik geht ins Blut. Was glaubt Deutschland? Und bringen religiöse Rituale Menschen dazu, sich einer Religion anzuschließen?

Di, 1. Sep · 12:00-12:30 · HR
Menschliches Versagen (2/3)

Teil 2 der Dokumentation „Menschliches Versagen“ beschäftigt sich mit der Zeit nach der Reichspogromnacht 1938. Der Staat erhob eine sogenannte Judenbuße dafür, dass die Juden das deutsche Volk „aufgestachelt“ hätten. Der Film zeigt die sogenannte „Arisierung“ von jüdischem Eigentum und Vermögen, die Ausgrenzung, Entrechtung und schließlich Deportation der jüdischen Bürger in Köln und München. Konkrete Geschichten von Betroffenen dokumentieren, in welchem Ausmaß die zivile Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profiteur der systematischen Beraubung der Juden geworden ist. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 erhob der Staat eine sogenannte Judenbuße – dafür, dass die Juden das deutsche Volk „aufgestachelt“ hätten, hieß es zynisch. Eine Milliarde Reichsmark „Judenvermögensabgabe“ ging als Entschädigung an die Finanzämter. Der Staat verwaltete zusätzlich 1,5 Milliarden Reichsmark jüdisches Aktienvermögen treuhänderisch – wie es hieß -, wandelte die Aktien eigenmächtig in verzinste Reichskriegsanleihen um. Die Juden durften jedoch weder auf die Zinsen noch auf die Anleihen zugreifen. 1938 wurden Personalausweise in Deutschland eingeführt. Nicht für jeden: Wehrpflichtige Männer bekamen einen und alle Juden. Die mussten auch einen Fingerabdruck abgeben, ihr Ausweis wurde mit einem großen „J“ versehen. Die deportierten Juden mussten ihr Hab und Gut abgeben. Das löste in der deutschen Bevölkerung eine Goldgräberstimmung aus: Überall wurden Sachen versteigert. Mit dem Vermerk „Nichtarische Herkunft“ hatte das bei vielen einen besonderen Reiz – diese Versteigerungen wurden gut besucht.

Di, 1. Sep · 15:15-16:15 · RBB Berlin
Planet Wissen: Die neue Gefahr von rechts

Robert Rutkowski lässt sich nicht einschüchtern. Immer wieder wird er von den Anhängern der Dortmunder rechten Szene belästigt, angegriffen und bedroht. Sein Haus wird mit Hakenkreuzen beschmiert, im Internet muss er seine eigene Todesanzeige lesen. Und immer wieder bekommt er Beweise dafür, dass er ständig unter Beobachtung der rechten Szene steht: Paketsendungen, die er nicht bestellt hat, bedrohliche Reaktionen auf seine Blogeinträge, Pizzalieferungen an seine Arbeitsstelle. Er engagiert sich seit vielen Jahren gegen Neonazis – und bezahlt einen hohen Preis dafür. Dabei ist Robert Rutkowski kein Einzelfall. Die Kriminalstatistik dokumentiert seit Jahren eine signifikante Zunahme antisemitisch und rassistisch begründeter Verbrechen. Neben Robert Rutkowski ist der Dortmunder Journalist Christof Voigt und der Soziologe Matthias Quent aus Jena zu Gast im Studio. Sie alle haben ihre ganz eigenen Erfahrungen mit der rechten Szene. Wie agieren die neuen Nazis und warum werden sie immer stärker?

Di, 1. Sep · 19:00-19:30 · PHOENIX
Proben für den Frieden

Es ist ein außergewöhnliches Friedensprojekt, das Georg Friedrich Prinz von Preußen im Schloss Paretz veranstaltet: Acht Jugendliche aus Israel und acht palästinensische Jugendliche studieren gemeinsam ein Musical ein. Fernab des dramatischen Konflikts in ihrer Heimat bewegen sie sich Schritt für Schritt auf einander zu. Gemeinsam mit zwei Schülerinnen aus Brandenburg und vier Schülern aus den USA lernen sie unter Anleitung des New Yorker Allround-Genies Todd Fletcher neue Wege eines friedvollen Umgangs. Die Zeit in Brandenburg wird Grundstein einer engen Freundschaft.Nina Bednarz und Christine Stellmacher beobachten die Proben, zeigen die Konflikte und werden Zeuge dieses zerbrechlichen Annäherungsprozesses. Vom 24. bis 29. August proben die Jugendlichen auf Schloss Paretz. Am Samstag, 30. August, wird das Musical im Beisein von Politikern und Vertretern aus Israel und Palästina öffentlich aufgeführt. Georg Friedrich Prinz von Preußen finanziert das Projekt mit Hilfe von Sponsoren.

Mi, 2. Sep · 12:00-12:30 · HR
Menschliches Versagen (3/3)

Teil 3 der Dokumentation „Menschliches Versagen“ erzählt von Wien: 70.000 Wohnungen wurden frei, Wohnungen von Juden. Viele Nachbarn schielten schon vorher auf solche Wohnungen, wenn sie größer und schöner waren – auch in Deutschland. Und dann übernahmen sie sie gleich inklusive Hausstand. Selbst noch im Sammellager kurz vor der Deportation wurden Juden gezwungen, ihr Vermögen genau anzugeben und mit ihrer Unterschrift „freiwillig“ auf all ihren Besitz zu verzichten. In Wien war die Wohnungsnot groß. 70.000 Wohnungen wurden frei, Wohnungen von Juden. Viele Nachbarn schielten schon vorher auf solche Wohnungen, wenn sie größer und schöner waren – auch in Deutschland. Und dann übernahmen sie sie gleich inklusive Hausstand. Selbst noch im Sammellager kurz vor der Deportation wurden Juden gezwungen, ihr Vermögen genau anzugeben und mit ihrer Unterschrift „freiwillig“ auf all ihren Besitz zu verzichten. Alles wurde ihnen abgenommen: Goldzähne der Ermordeten gingen an den Staat, 15 Prozent davon an die Wehrmachtsdentisten. Da erhielt manch einfacher Soldat an der Front einen Goldzahn. Der Staat war in allem sehr genau, buchte sogar Fahrkarten in KZs auf Kosten der deportierten Juden. Sonderzüge wurden eingesetzt: Berlin – Auschwitz einfach. Und wer die NS-Zeit überlebt hatte, musste nachweisen, was früher ihm gehörte. Sonst blieb alles beim neuen Besitzer. Bis heute schlummern bei vielen Oberfinanzdirektionen Akten, die nicht ausgewertet sind.

Mi, 2. Sep · 23:25-01:03 · 3sat
A Serious Man

USA, 1967: Larry Gopnik, jüdischer Professor, lebt mit seiner Familie in einer bürgerlichen Vorortsiedlung. Der Anschein gepflegter Biederkeit trügt – sein Leben ist ein Katastrophengebiet. Seine Frau Judith will sich von ihm scheiden lassen, sein pubertierender Sohn Danny kifft, Tochter Sarah bestiehlt ihn, plant eine Nasen-Op und verschwindet allabendlich in der Disco und sein psychisch labiler Bruder Arthur hockt nur noch auf der Couch rum. Zudem wird der arbeitslose Arthur wegen illegalen Glücksspiels von der Polizei gesucht. Larrys aggressiver Nachbar nimmt ungefragt einen Teil seines Grundstücks in Beschlag und ein Student will ihn für eine bessere Note bestechen. Dessen Vater wiederum droht mit einer Anzeige wegen Rufmords, sollte Gopnik die Sache publik machen. Zur gleichen Zeit wird Larrys Beförderung am College durch anonyme Verleumdungsbriefe gefährdet. In seiner Verzweiflung sucht der arme Kerl Hilfe bei verschiedenen Rabbinern. Doch deren Ratschläge geben ihm nur noch mehr Rätsel auf. Fast scheint es, als würde Gott höchstpersönlich ihn auf die Probe stellen. In ihrer autobiografisch gefärbten Tragikomödie nehmen die vierfachen Oscar-Preisträger Joel und Ethan Coen („Fargo“, „No Country for Old Men“) das Leben in der tiefsten amerikanischen Provinz aufs Korn. Mit teils bitterbösem, teils liebevollem Humor und zahllosen Anspielungen auf Religion und Philosophie treiben sie ein feinsinniges Spiel zwischen Ironie, Blasphemie und spiritueller Ernsthaftigkeit. So wirkt die Geschichte von Larry Gopnik wie eine moderne Adaption der biblischen Hiob-Geschichte. Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg wurde aufgrund seiner Leistung für den Golden Globe nominiert, bei den Oscars erhielt „A Serious Man“ Nominierungen in den Kategorien Bester Film und Bestes Originaldrehbuch.

Do, 3. Sep · 12:00-12:30 · HR
Eine Herzenssache

„Wir sind die einzige jüdische Kleinfamilie in Deutschland, die als ganze gerettet wurde“, erzählt Marga Spiegel. Sie, ihr Mann und ihre Tochter wurden durch fünf Münsterländer Bauernfamilien von 1943 bis 1945 vor den Nazis versteckt. Im Mittelpunkt des Films stehen die mittlerweile 98-jährige Marga Spiegel, ihre Hauptretterin Anni Aschoff und viele Angehörige der übrigen beteiligten Bauernfamilien. Sie erzählen von zwei Jahren höchster Gefahr. Den Bauern gelang es, die gesamte Familie vor der Deportation zu retten. Die Rahmenbedingungen waren nicht gut – die kleine Stadt Ahlen in Westfalen war damals stolz darauf, eine der ersten „judenreinen“ Städte zu sein. Die meisten Juden aus Ahlen haben die NS-Zeit nicht überlebt, auch 36 Mitglieder der Familie Spiegel sind in Konzentrationslagern umgekommen. Die erstaunliche Überlebensgeschichte von Marga Spiegel ist vor Kurzem als Spielfilm unter dem Titel „Unter Bauern“ verfilmt worden und in deutschen und internationalen Kinos zu sehen. Eine Geschichte von Verfolgung, Courage, Hoffnung und stillen Helden. Ihre eigene Rettung, vor allem aber die Weitergabe dieser Geschichte ist für Marga Spiegel „eine Herzenssache“.

Sa, 5. Sep · 11:30-11:55 · 3sat
Über die Jöcher – Handel, Flucht und Viehtrieb am Krimmler Tauern

Die Birnlücke und der Krimmler Tauern bilden den Grenzübergang zwischen Italien und Österreich. Einmal im Jahr rückt der Alpenübergang in den Mittelpunkt. Traditionell am zweiten Wochenende im Oktober treiben Südtiroler Bauern ihr Vieh aus dem Krimmler Achental zurück nach Südtirol, oft bei sehr schlechtem Wetter und extremen Verhältnissen. Das Krimmler Achental und vor allem der Krimmler Tauern wurden bereits zur Römerzeit als Alpenübergang genutzt. Im 14. Jahrhundert entstanden im Krimmler Achental und im Ahrntal je eine „Raststation“, die es noch heute gibt. Das Krimmler Tauernhaus wurde 1389 erstmals urkundlich erwähnt. Reisende bekamen gratis Kost, Logis und bei schlechtem Wetter wärmende Kleidung zu leihen. Es diente als wichtige Raststätte für den Handel mit Wein aus dem Süden und Salz aus dem Norden sowie als Stützpunkt für die Vermisstensuche. Noch heute ist das Krimmler Tauernhaus eine beliebte Herberge, wenn auch im touristischen Umfeld. Noch heute wird dort der Geschichte von 5.000 jüdischen Flüchtlinge gedacht, die 1947 über den Krimmler Tauern Richtung Italien und weiter nach Israel geflüchtet sind.

Sa, 5. Sep · 21:15-22:45 · Das Erste (ARD)
Chuzpe – Klops braucht der Mensch!

Nach weit über 60 Jahren kehrt Edek Rotwachs nach Deutschland zurück. Mit seiner Frau hatte der Holocaust-Überlebende nach dem Krieg in Australien eine neue Heimat gefunden. Nun aber möchte Tochter Ruth ihren Vater in ihrer Nähe wissen und quartiert ihn in einer Wohnung in Berlin ein. Doch der verschmitzte Edek ist keineswegs gewillt, sich aufs Altenteil zurückzuziehen. Sein Tatendrang bringt Ruth zunehmend zur Verzweiflung. Insbesondere, als Edeck sich noch einmal verliebt, mit der Polin Zofia und deren Freundin Valentina eine Wohngemeinschaft gründet und die drei mit der Neueröffnung eines Klops-Restaurants noch einmal durchstarten wollen. Ob das gut geht?

Sa, 5. Sep · 22:40-23:25 · ARD-alpha
alpha-Österreich extra: Killing Nazis

Die Film-Doku „Killing Nazis“ erzählt die reale Geschichte eines wahren „Inglorious Bastard“, des heute 91-jährigen Alfred Müller aus Wien-Ottakring. Als Jugendlicher vor den Nazis nach Palästina geflüchtet, wurde er im Exil zu Chaim Miller und in einer Spezialeinheit der britischen Armee für den Einsatz als Agent in Nazi-Uniform ausgebildet. 1945 kehrte er als Soldat der „Jüdischen Brigaden“ zurück nach Österreich, wo seine Eltern im Holocaust ermordet wurden. Alfred Müller übte mit seiner Einheit in Selbstjustiz Rache, indem er Dutzende SS- und Gestapoangehörige aufspürte, entführte, verhörte und hinrichtete. Der Film lässt den Zuseher miterleben und mitfühlen, wie und warum Chaim Miller vom Opfer zum Täter wurde, und er zeigt eindrucksvoll, wie das Leben eines Menschen durch die Geschichte geprägt wird und wie die Geschichte durch das Leben eines Menschen beeinflusst wird. Die Geschichte von und über Alfred Müller/Chaim Miller erzählt fast ein Jahrhundert Geschichte: eine einzigartig bewegte Geschichte, in welcher der 91-jährige alte Mann Opfer und Täter, Helfer und Rächer, Kämpfer und Versöhner war und ist. Berührend, schockierend, authentisch – immer bunt statt schwarz-weiß. Die Dokumentation erzählt ein Kapitel der Geschichte, das bisher so gut wie unbekannt ist: Der jüdische Überlebende als Rächer, als Täter, der Gestapo- und SS-Leute ausforscht, vernimmt und hinrichtet. Der Film wirft viele Fragen zu Ethik, Gerechtigkeit, Hass, Selbstjustiz oder Moral auf, die Chaim Miller aus seiner damaligen und heutigen Sicht erörtert, die von Menschen in seinem Umfeld diskutiert werden und die jeder Zuseher für sich selbst beantworten muss. „Killing Nazis“ ist ein schlichter, authentischer, bewegender Film.

So, 6. Sep · 07:15-08:00 · ZDFneo
Akte M – Geheimsache Museum: Israel-Museum, Jerusalem

Die Dokumentationsreihe spannt den Bogen von Geschichte, Kunst bis hin zur Forschung, um die Geheimnisse hinter den populärsten Kunstwerken dieser Welt zu lüften. Rund eine Million Besucher pro Jahr zieht die Sammlung des Israel-Museums in Jerusalem an. Die Dokumentation gibt spektakuläre Einblicke in sein Inneres: Unter anderem bietet eine durchbohrte Ferse Sprengstoff, um die Geschichte von Jesus‘ Kreuzigung zu überdenken. In einer Gruft erzählt eine antike Münze, wie ein einzelner jüdischer Rebell beinahe das gesamte Römische Reich niederschlug. Zudem wird das über Jahrzehnte bewahrte Geheimnis einer jüdischen Küstenstadt enthüllt und die Parallelen zwischen einem antiken Amulett und Mr. Spock aus Raumschiff Enterprise werden erklärt. Von den Uffizien in Florenz über das Israel-Museum in Jerusalem bis in das Nationalmuseum Tunesiens verbindet die Dokumentationsreihe bekannte Fakten mit neuesten Erkenntnissen und wirft somit einen ganz neuen Blick auf die Kunstschätze unserer Erde.

So, 6. Sep · 18:35-19:29 · arte
Nazi Beutekunst Die wiedergefundenen Meisterwerke

Im Februar 2012 entdeckten Ermittler in der Schwabinger Wohnung von Cornelius Gurlitt rund 1.280 Kunstwerke – darunter Gemälde von Henri Matisse oder Max Liebermann. Erst deutlich später, im November 2013, wurde der Fall öffentlich und löste eine NS-Raubkunst-Debatte aus. Die Dokumentation führt die Geschichte der NS-Beutekunst anhand dreier Bilder vor Augen: „Dame in Blau vor einem Kamin“ von Henri Matisse, „Herbstsonne“ von Egon Schiele und „Der Gitarrenspieler“ von Georges Braque. Drei Meisterwerke, die für jene Kunst stehen, die von den Nazis als „entartet“ bezeichnet wurde. Die Dokumentation behandelt ein bis heute nicht abschließend aufgearbeitetes Kapitel aus dem Zweiten Weltkrieg: die NS-Beutekunst. Die systematische Enteignung wurde von den Nazis mit akribischer Gründlichkeit organisiert, die Durchführung übernahm der sogenannte Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR). Hitlers Kunstberater koordinierte europaweit Tausende von Kunstraubzügen und sorgte für den Abtransport des Beuteguts in die Reichshauptstadt Berlin, wo die schönsten Stücke Eingang in die Büros und Privaträume der Parteigrößen fanden. Der Rest wurde an verschiedenen Orten gelagert wie etwa dem Pariser Museum Jeu de Paume. Nach Kriegsende bemühten sich verschiedene Institutionen intensiv um die Rückgabe der gestohlenen Werke, doch Zigtausende blieben verschollen. Sobald eines irgendwo wieder auftaucht, entbrennt häufig ein erbitterter Streit um den rechtmäßigen Besitz. Die Dokumentation rollt die Geschichte dreier von den Nazis aus jüdischen Sammlungen gestohlene Meisterwerke noch einmal auf, von der Enteignung durch die Nazis bis hin zu deren Rückgabe: „Dame in Blau vor einem Kamin“ von Henri Matisse (Sammlung Paul Rosenberg), „Herbstsonne“ von Egon Schiele (Sammlung Karl Grünwald) und „Der Gitarrenspieler“ von Georges Braque (Sammlung Alphonse Kann). Nach dem Krieg wurde Kunstraub bei den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrechen gewertet. Die Dokumentation folgt den Wegen der Bilder und berichtet von der Beharrlichkeit, mit der die Erben nach den kostbaren Erinnerungsstücken aus ihrem Familienbesitz suchen. Dabei werden beide Seiten beleuchtet: die Abläufe der systematischen Enteignungen in der NS-Zeit und die aktuelle Problematik im Zusammenhang mit Provenienzforschung und Restitution.

So, 6. Sep · 20:30-21:15 · ZDF
Terra X: F wie Fälschung – Die großen Blender

Christian Berkel ist diesmal einer ganz besonderen Art von Fälschern auf der Spur: Hochstaplern. Sie führen ihre Opfer stets mit ganzem Körpereinsatz hinters Licht. Ihre Geschichten sind ebenso schillernd wie verstörend: Ein falscher Arzt operiert im Krieg unter höchster Lebensgefahr, ein Passfälscher rettet viele Menschen vor den Nazis, ein gesuchter Dieb wird zum Hauptmann und eine verarmte Kleinkriminelle zur Millionärin. Der Traum, ein anderer zu sein, ist vielen nicht fremd, doch nur wenige setzen ihn in die Tat um. Ferdinand Waldo Demara ist einer von ihnen. Er hat es in seinem Leben auf über 20 verschiedene Identitäten und Berufe gebracht – ohne Schulabschluss. Ausgestattet mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz ist ihm eine klassische Karriere zu langweilig. Seine größte Herausforderung steht ihm bevor, als er bei der kanadischen Marine als Arzt anheuert. Ohne jede medizinische Ausbildung wird Demara mitten im Koreakrieg zum Lebensretter. Der Passfälscher Adolphe Kaminsky hingegen wird aus Not zum Helfer für verfolgte Juden im von den Nazis besetzten Paris. Schnell hat er den Ruf, der beste Passfälscher in ganz Frankreich zu sein. Als gelernter Färber kennt er alle Tricks zum Entfernen von Tinte. Mit seiner Akribie und seiner Hingabe für jedes Detail verhilft er Tausenden zur Flucht. Wilhelm Voigt, besser bekannt als der Hauptmann von Köpenick, führt mit einer gekauften Uniform und zackigem Auftreten den preußischen Beamten- und Militärstaat an der Nase herum und kassiert dabei mehrere tausend Mark. Doch nicht alle Hochstapler sind Männer. Die wahre Meisterin des Betrugs ist Thérèse Humbert. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, träumt sie von einem Leben in Luxus. Um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, erfindet sie eine Erbschaft, deren Auszahlung sich angeblich immer wieder verzögert. 20 Jahre lang führt Thérèse ein Leben in der Haute­vo­lee von Paris – komplett auf Pump. Als der Betrug auffliegt, erlebt Frankreich einen seiner größten Skandale.

Mo, 7. Sep · 00:15-01:00 · PHOENIX
Schöner neuer Mensch

Eugenik und Rassenhygiene gehörten zu den ideologischen Grundpfeilern nationalsozialistischer Bevölkerungspolitik. Sie führten im NS-Staat zu unsagbaren Verbrechen. Doch sie waren keine Erfindung der Nationalsozialisten. Zur Anwendung kamen als Eugenik bezeichnete Konzepte bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten – abgeschafft wurden sie dort erst 1981. Auch in anderen Ländern fanden Maßnahmen zur Verringerung und Verhinderung der Nachkommenschaft von als „minderwertig“ definierten Menschen und zur Einsparung von Sozialkosten Anhänger und Befürworter – und wurden in so unverdächtigen demokratischen Gesellschaften wie Kanada, der Schweiz oder Skandinavien massenhaft durchgeführt. Lediglich die systematische Ermordung von Menschen aufgrund staatlicher Eugenik-Programme war grauenhafte nationalsozialistische Praxis im deutschen Reich. Erst 2007 wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein entsprechendes Gesetz von 1933 abgeschafft. Die Dokumentation rollt die Geschichte dieser „Wissenschaft“ und der offiziell verordneten Eugenik-Politik auf – als Spurensuche in mehreren Ländern. Sie lässt Historiker und Humanwissenschaftler zu Wort kommen – vor allem aber die Opfer: Menschen aus Deutschland, Schweden und den USA, die von der unglaublichen „Behandlung“ berichten, die ihnen widerfahren ist, oft gegen oder gar ohne ihr Wissen und meistens aufgrund höchst fragwürdiger „Diagnosen“ und Verfügungen. Es sind Menschen, die noch immer für die Anerkennung der Schäden kämpfen, die sie erlitten haben und deren Schilderungen zutiefst bewegen. Der Film berichtet ebenso von Praktiken in North Carolina wie in Schweden und natürlich in Deutschland unter nationalsozialistischer Herrschaft und danach. Es ist eine erschreckende Reise auf der Suche nach der „schönen neuen Welt“ des perfekten Menschen. Der Film weist nach, dass die praktische Umsetzung des Gedankens der Eugenik in amtlich verordnetes, Handeln kein marginaler und historisch überholter Auswuchs unmenschlicher Naziideologie war, sondern in der westlichen Welt weit verbreitete, wissenschaftlich akzeptierte und befürwortete Praxis. Ihre Stütze fand sie in Universitäten, philanthropischen Organisationen sowie in Regierungen und politischen Parteien. Auch in anderen Ländern fanden Maßnahmen zur Verringerung und Verhinderung der Nachkommenschaft von als „minderwertig“ definierten Menschen und zur Einsparung von Sozialkosten Anhänger und Befürworter – und wurden in so unverdächtigen demokratischen Gesellschaften wie Kanada, der Schweiz oder Skandinavien massenhaft durchgeführt. Lediglich die systematische Ermordung von Menschen aufgrund staatlicher Eugenik-Programme war grauenhafte nationalsozialistische Praxis im deutschen Reich. Erst 2007 wurde in der Bundesrepublik Deutschland ein entsprechendes Gesetz von 1933 abgeschafft. Die Dokumentation rollt die Geschichte dieser „Wissenschaft“ und der offiziell verordneten Eugenik-Politik auf – als Spurensuche in mehreren Ländern.

Mo, 7. Sep · 00:20-01:13 · arte
Georg Kreisler gibt es gar nicht – Eine Verbeugung

Am 18. Juli 2012 wäre er 90 Jahre alt geworden – der Liedermacher, Kabarettist, Opernkomponist, Theaterregisseur und Romanautor Georg Kreisler. Neben Kreislers Witwe, der Schauspielerin und Sängerin Barbara Kreisler-Peters, berichten auch Eva Menasse, Daniel Kehlmann und Konstantin Wecker von ihren Erlebnissen mit Georg Kreisler und zeichnen so das faszinierende Bild eines vielschichtigen und begabten Künstlers. In der Dokumentation „Georg Kreisler gibt es gar nicht – Eine Verbeugung“ geht Grimme-Preisträger Dominik Wessely dem umfangreichen Liederwerk sowie dem verschlungenen Lebenslauf des am 22. November 2011 verstorbenen Georg Kreisler nach und stellt beide in einen zeitgeschichtlichen Kontext: Denn in Kreislers Liedern spiegelt sich ebenso viel Biografisches wie Historisches. „Ein Leben in Liedern“ könnte das Motto dieses Films deshalb auch lauten; ein Dutzend Kreisler-Lieder aus fünf Jahrzehnten bilden den roten Faden der Erzählung. Neben Kreislers Witwe, der Schauspielerin und Sängerin Barbara Kreisler-Peters, berichten auch die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse, Daniel Kehlmann und Konstantin Wecker von ihren Erlebnissen mit Georg Kreisler und zeichnen so das faszinierende Bild eines vielschichtigen und vielbegabten Künstlers, der bei vielen Zeitgenossen als „schwierig“ galt. Einen „Meister der kleinen Form“ nennt ihn Eva Menasse, die ihn für seine Dichtkunst mindestens ebenso sehr verehrt wie für seine Musik. Denn so zutreffend Eva Menasses Zuschreibung „Meister der kleinen Form“ auch ist – Kreisler selbst hätte sie wohl gehasst, roch sie ihm doch verdächtig nach Abschiebung in die Kleinkunst, nach Brettl-Bühne und Pianobar-Unterhaltung. Zeit seines Künstlerlebens hat Georg Kreisler versucht, diesem Milieu zu entkommen. Schon in seiner Jugend erhielt der 1922 in Wien geborene Kreisler Klavier-, Kompositions- und Dirigierunterricht. Arnold Schönberg wollte ihn als Schüler in seine Klasse aufnehmen, was aber an Universitätsformalitäten scheiterte. Das war im Jahr 1939, Kreisler war gerade einmal 17 Jahre alt und lebte wie Schönberg in Hollywood im amerikanischen Exil. Nachdem die Nationalsozialisten in Österreich einmarschiert waren, war auch für die jüdische Familie Georg Kreislers jede Hoffnung auf Normalität im Dritten Reich verloren. Im Herbst 1938, kurz vor der Reichskristallnacht und den Pogromen, entkamen die Kreislers ihren Häschern im letzten Augenblick. Der erzwungene Gang ins Exil war für Georg Kreisler der Beginn einer ruhelosen Wanderschaft, die bis an sein Lebensende anhalten sollte: Wien – Los Angeles – New York – Wien – München – Wien – Berlin – Salzburg – Basel – Salzburg, so lauten nur einige seiner Lebensstationen aus sieben Jahrzehnten. „Zu Hause bin ich in der deutschen Sprache“, hat er einmal gesagt. Sein zweites Zuhause war die Musik. Mehrere Hundert Lieder hat er im Laufe seines langen Lebens komponiert, dazu zwei Opern, mehrere Musicals, und – erst vor kurzem wiederentdeckt – Kammermusik für Klavier und kleines Orchester. Die Lieder sind es, die ihn berühmt gemacht haben, in ihnen hat er zu unserer allerbesten Unterhaltung seine bitterböse, melancholische, träumerische Weltsicht formuliert: „Taubenvergiften“ (das eigentlich „Frühlingslied“ heißt), „Biddla Buh“, „Zwei alte Tanten“, „Telefonbuchpolka“, „Als der Zirkus in Flammen stand“, „Das Triangel“, „Max auf der Rax“, „Der Bluntschli“ – das sind nur einige der Titel, mit denen er ab Mitte der 50er-Jahre berühmt geworden ist. Dabei ist Georg Kreisler viel mehr als der Wiener Liedermacher mit dem berüchtigten schwarzen Humor. Für Daniel Kehlmann ist er ein großer surrealistischer Dichter, dessen Liedtexte er zum Besten zählt, was in der deutschsprachigen Lyrik geschrieben worden ist, und auf einer Stufe mit Heinrich Heine.

Mo, 7. Sep · 02:00-03:30 · HR
Sommer 1939

Der Sommer ’39 ist heiß. An den Stränden Europas herrscht Hochbetrieb. Die Menschen wollen leben und lieben, arbeiten und sich amüsieren. Doch dieser Sommer wird großes Unheil über Europa bringen. Wenn dieser Sommer zu Ende geht, hat Deutschland den Zweiten Weltkrieg begonnen, der 55 Millionen Menschen das Leben kosten und Europa auf Jahrzehnte traumatisieren wird. Wie war dieser Sommer ’39? Ein Sommer der Liebe oder ein Sommer der Angst? Wie lebten die Menschen im krisengeschüttelten Europa in diesen Monaten, in denen sich am Horizont schon die dunklen Wolken des Krieges zusammenbrauten? Was ahnten und dachten die Menschen? Der Sommer ’39 ist heiß. An den Stränden Europas herrscht Hochbetrieb. Die Menschen wollen leben und lieben, arbeiten und sich amüsieren. Doch dieser Sommer wird großes Unheil über Europa bringen. Wenn dieser Sommer zu Ende geht, hat Deutschland den Zweiten Weltkrieg begonnen, der 55 Millionen Menschen das Leben kosten und Europa auf Jahrzehnte traumatisieren wird. Wie war dieser Sommer ’39? Ein Sommer der Liebe oder ein Sommer der Angst? Wie lebten die Menschen im krisengeschüttelten Europa in diesen Monaten, in denen sich am Horizont schon die dunklen Wolken des Krieges zusammenbrauten? Was ahnten und dachten die Menschen? Was glaubten und hofften sie? Wie nahmen sie die Politik und die Krise wahr? Wie sah ihr Alltag aus, was taten sie in ihrer Freizeit? Das Leben in Europa ist in dieser Zeit so unterschiedlich wie die politischen Systeme, in denen die Menschen leben. „Ich hatte nichts als Mädchen und Musik im Kopf“, erinnert sich der Brite Dennis Norden. „Man sehnte sich förmlich nach dem Krieg“, erzählt Marcel-Reich Ranicki aus dem Warschauer Sommer ’39. Und als dann tatsächlich die ersten Schüsse fallen, erinnert sich Margarete Mitscherlich an die Stimmung der meisten Deutschen: „Ach, was Krieg. Es wird nicht werden wie der Erste Weltkrieg, das ist jetzt ganz was anderes. Wir haben ja unsern Führer!“ Und die junge Französin Madeleine Riffaud interessiert nicht, ob Frankreich siegen oder verlieren wird. Sie beschäftigt nur eines: „Mein Vater wird weggehen.“

Di, 8. Sep · 23:15-00:07 · arte
Mein Name sei Altmann – Das zweite Leben eines Kriegsverbrechers

Lyon, 1983: Fast vier Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schreibt in einer kargen Gefängniszelle ein unverbesserlicher Nazi und Kriegsverbrecher seine Lebensgeschichte auf. Klaus Barbie, der „Schlächter von Lyon“, ist an den Ort seiner schlimmsten Verbrechen zurückgebracht worden und wartet auf seinen Prozess. Sein Leben lang ist Barbie Täter geblieben. Nun ermöglichen erstmals freigegebene Akten internationaler Geheimdienste, Ministerien und Behörden die detaillierte Darstellung von Barbies Aktivitäten im Dienst seiner verschiedenen Auftraggeber. Der Dokumentarfilm zeichnet ein neues, schockierendes Bild seiner Rolle im Kalten Krieg. Der Mann, der in 26 „Episoden“ auf 180 Seiten die Stationen seines Lebens nachzeichnet, blickt auf eine gespenstische Laufbahn zurück: Auch nach dem Krieg hat Klaus Barbie in seiner neuen Heimat Bolivien sein verbrecherisches Unwesen fortgesetzt. Eingebettet in ein Netzwerk alter Nazis, gedeckt von westlichen Geheimdiensten, hat er unbehelligt eine zweite Karriere als Foltermeister, Agent und Betrüger im Dienst brutaler Militärdiktatoren, skrupelloser Drogenbarone und internationaler Waffenhändler machen können. Auch jetzt, als er seine Biografie für seinen Anwalt Jacques Vergès niederschreibt, zeigt er keine Reue. Damit sind die Aufzeichnungen Barbies ein Zeitdokument, das wie kaum ein anderes den Blick in die Psyche eines gewissenlosen Erfüllungsgehilfen ermöglicht. Darüber hinaus ermöglichen nun – zum Teil auf die Veranlassung der Autoren hin – erstmals freigegebene Unterlagen die detaillierte Darstellung von Barbies Aktivitäten im Dienst seiner verschiedenen Auftraggeber. Dabei wird die Skrupellosigkeit alliierter und deutscher Nachrichtendienste bei der Rekrutierung ehemaliger Kriegsverbrecher deutlich. Außerdem kann erstmals das internationale Netzwerk alter und neuer Nazis, in dem Barbie eine Schlüsselrolle gespielt hat, aufgezeigt werden. Dazu gehören auch bisher unbekannte, aber nun konkret belegbare Pläne eines faschistisch-terroristischen Netzwerks, Klaus Barbie aus seinem Gefängnis in Lyon zu befreien. Die Filmemacher Peter F. Müller und Michael Mueller haben sich in Deutschland, Frankreich und Bolivien auf die Spuren von Klaus Barbie begeben. In ihrem Dokumentarfilm zeichnen sie eine erstaunliche und beschämende Facette der internationalen Nachkriegsgeschichte.

Mi, 9. Sep · 17:00-17:45 · Einsfestival
Unter dem Hammer der Nazis – Die geheimen Akten des Adolph W.

2013 wird im Keller eines Münchner Auktionshauses Neumeister ein sensationeller Fund gemacht: Versteigerungskataloge von 1936 bis 1944 des Auktionators Adolf Weinmüller. Katrin Stoll, die Inhaberin des Auktionshauses Neumeister, will 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs mithilfe der Unterlagen Licht in das System Kunstraub bringen. Im März 2013 werden im Keller des Münchner Auktionshauses Neumeister 44 Versteigerungskataloge von 1936 bis 1944 gefunden. Darin enthalten sind handschriftliche Anmerkungen des Auktionators Adolf Weinmüller zu über 33.000 versteigerten Objekten. Katrin Stoll, die Inhaberin des Auktionshauses Neumeister, ahnt: „Wir haben eine Leiche im Keller gefunden.“ Sie trifft eine mutige Entscheidung und lässt die Geschichte des eigenen Unternehmens aufarbeiten, um herauszufinden, wie tief Adolf Weinmüller in den Kunstraub der Nazis verstrickt war. Eine spannende Spurensuche beginnt. Der größte und brutalste Kunsträuber der Geschichte ist Adolf Hitler, kein Kunstwerk ist vor dem Zugriff des Diktators sicher. Jüdische Kunsthändler müssen Deutschland fluchtartig verlassen – einer davon ist Siegfried Lämmle. Heute leben seine Nachkommen in den USA. Die Hoffnung, etwas von der gestohlenen Kunst wiederzubekommen, haben sie vor vielen Jahren aufgegeben. Einer der letzten sogenannten Monuments Men ist Harry Ettlinger. Die alliierte Sondereinheit ist einzigartig in der Geschichte. Ihr Auftrag: Sie sollen die Raubkunst der Nazis aufspüren und ihren rechtmäßigen Besitzern übergeben. 70 Jahre später erfahren die Nachkommen der jüdischen Opfer, auch die Enkelin Siegfried Lämmles, erstmals von dem gesamten Umfang des Raubes. Mithilfe der Weinmüller-Akten gibt es nun wieder die Hoffnung, von dem Gestohlenen etwas zurückzubekommen.

Mi, 9. Sep · 22:40-23:32 · arte
Der grausame Gott? Gewalt, Religion und Kunst

Der Filmemacher Peter Greenaway und die Künstlerin Saskia Boddeke haben für das Jüdische Museum Berlin ein Ausstellungsprojekt realisiert, das eine der rätselhaftesten Geschichten der Bibel und des Korans aufgreift: die Opferung Isaaks. Darin wird Abraham von Gott befohlen, seinen Sohn Isaak zu opfern, um seine Gottesfurcht unter Beweis zu stellen. Es ist eine verstörende Geschichte, in der ein scheinbar grausamer Gott Blut fordert und dann doch Gnade walten lässt. Eine geradezu gefährliche Geschichte, die viele Fragen aufwirft – darunter eine, die uns aktuell beschäftigt: Wieso sind Menschen bereit, für ihren Glauben zu töten und zu sterben? Menschen töten im Auftrag ihrer Religion – so sagen sie. Menschen töten Menschen aus Gehorsam zu Gott – so verkündigen sie es. Das aber habe mit Religion nichts zu tun, sagt der französische Grand Imam Tareq Oubrou. Nichts rechtfertige einen Mord, betont der Rabbiner Michaël Azoulay. Religion sei zu allen Zeiten missbraucht worden, gibt die evangelische Dompredigerin Petra Zimmermann zu bedenken. Der Theologe und Psychoanalytiker Eugen Drewermann wiederum warnt, dass man die heiligen Schriften nicht wortwörtlich nehmen dürfe, sondern sie stets im Kontext deuten müsse. Das gilt auch unbedingt für die Geschichte der Opferung Isaaks, eine der rätselhaftesten Geschichten der Bibel und des Korans überhaupt. Darin wird Abraham von Gott befohlen, seinen Sohn Isaak zu töten, um seine Gottesfurcht unter Beweis zu stellen. Es ist eine verstörende Geschichte, in der ein scheinbar grausamer Gott Blut fordert und dann im letzten Moment doch Gnade walten lässt. Eine geradezu gefährliche Geschichte, die viele Fragen aufwirft, darunter eine, die uns aktuell beschäftigt: Wieso sind Menschen bereit, im Namen ihres Glaubens zu töten und zu sterben? Judentum, Christentum und Islam haben diese dramatische Geschichte um Gottesfurcht, Glauben und Gehorsam auf unterschiedliche Art gedeutet. Aber auch in der Kunstgeschichte, in den Werken Rembrandts oder Caravaggios etwa, ist sie immer wieder Gegenstand der Auseinandersetzung gewesen. Auch der britische Filmemacher Peter Greenaway und die niederländische Künstlerin Saskia Boddeke haben sie zum Thema ihrer aktuellen Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin gemacht. Das Künstlerpaar begreift die Opferung Isaaks als menschliches Drama und setzt sie in seinem künstlerischen Szenario in Beziehung zu den aktuellen politischen Ereignissen, Kriegen und Attentaten. In der Dokumentation kommen unter anderem das Künstlerpaar Greenaway und Boddeke, der Grand Imam Tareq Oubrou, der Rabbiner Michaël Azoulay, die evangelische Dompfarrerin Petra Zimmermann sowie der Theologe und Psychoanalytiker Eugen Drewermann zu Wort.

Do, 10. Sep · 01:10-02:32 · arte
Lullaby to My Father

Der israelische Regisseur Amos Gitai geht in seinem Film der Frage nach, wie Architektur die Veränderungen einer Gesellschaft und die Lebensläufe derjenigen widerspiegelt, die diese Architektur prägen. Dazu folgt er dem Werdegang seines Vaters Munio Weinraub, der 1909 in Schlesien geboren wurde und mit achtzehn nach Berlin und Dessau reiste, wo er am Bauhaus Walter Gropius, Wassily Kandinsky und Paul Klee kennenlernte. 1933 wurde Weinraub des Hochverrats angeklagt und inhaftiert. Später emigrierte er nach Palästina und trug die architektonischen Prinzipien der europäischen Moderne in den Nahen Osten. Amos Gitai folgt in seinem Dokumentarfilm dem Leben seines Vaters Munio Weinraub, der 1909 in Schlesien als Sohn von Pächtern eines preußischen Junkers geboren wurde und mit achtzehn nach Berlin und Dessau reiste, wo er am Bauhaus Walter Gropius, Wassily Kandinsky und Paul Klee kennenlernte. 1933 wurde das Bauhaus von den Nationalsozialisten geschlossen, Weinraub des Hochverrats angeklagt und inhaftiert. Nach seiner Freilassung emigrierte er nach Palästina und trug die architektonischen Prinzipien der europäischen Moderne in den Nahen Osten. Der Film verbindet biografische und historische Ereignisse mit persönlichen Erinnerungen und erforscht die Beziehungen zwischen Vater und Sohn, Architektur und Film. Dazu berichten Freunde und Familienmitglieder von ihren Erinnerungen an Munio Weinraub und Spielfilmszenen führen zurück in seine Lebenszeit. Amos Gitai rekonstruiert in verschiedenen Episoden die Biografie seines Vaters und versucht dabei, dessen Entscheidungen nachzuvollziehen. Das Leben und die Arbeit des Architekten stehen dabei wie allegorisch für die Geschichte des 20. Jahrhunderts als Zeit des (Wieder-)Aufbaus, von der europäischen Moderne zwischen den Weltkriegen bis zu den Entwicklungen im Mittleren Osten. Ein sehr persönlicher Film über große, universelle Themen.

Sa, 12. Sep · 21:15-22:00 · ZDFinfo
Die Fälscher – Die Dokumentation

Es war die größte Geldfälschungsaktion der Geschichte: Unter strenger Geheimhaltung ließ das NS-Regime zwischen 1942 und 1945 jüdische Zwangsarbeiter britische Pfundnoten fälschen. Ein Dilemma für die unfreiwilligen Fälscher: Einerseits garantierte ihnen ihre Arbeit kurzfristig das Überleben. Andererseits halfen sie dabei, genau jenes Regime am Leben zu erhalten, das die Ermordung aller Juden betrieb.

Sa, 12. Sep · 21:15-22:00 · ARD-alpha
Verräterkinder – Die Töchter und Söhne des Widerstands

Ihre Väter und Mütter waren mutig, sie setzten ihr Leben ein im Kampf gegen Hitler. Ihre Eltern wurden von den Nazis Verräter genannt. Erst nach dem Krieg wurden sie als Helden verehrt. Die Kinder des Widerstands, die Angehörigen der Männer des 20. Juli und der „Roten Kapelle“, erzählen von ihren abwesenden Vätern und Müttern, von Courage und dem bleibenden Schmerz. Die Männer des 20. Juli 1944 werden heute als Helden verehrt, die ihr Leben im Widerstand gegen Hitler geopfert haben. Für ihre Kinder ist der gewaltsame Tod des Vaters eine Katastrophe, an deren Folgen sie bis in die Gegenwart zu tragen haben. Christian Weisenborn zeigt in seinem Film „Verräterkinder“ erschütternde Begegnungen mit Kindern von Verschwörern des 20. Juli. Axel Smend ist heute noch tief bewegt, wenn er sich daran erinnert, wie seine Mutter mit verweinten Augen vom Elternsprechtag in der Schule zurückkam. Der Lehrer hatte von Axels schlechten Noten in Latein gesprochen und hinzugefügt: Vom Sohn eines Verräters könne er nichts anderes erwarten. Der Vater, Günther Smend, war 1944 hingerichtet worden. Christian Weisenborn blickt aber auch auf die eigene Familiengeschichte. Seine Eltern waren Mitglieder eines großen Freundeskreises von Antifaschisten, den die Gestapo „Rote Kapelle“ nannte. Es waren Künstler, Arbeiter, Kommunisten, Adlige, Ärzte und Offiziere. Männer und Frauen. Sie verbreiteten schon 1942 Flugblätter, die vom Völkermord an den europäischen Juden berichteten und sie versuchten, Kontakt zu den Sowjets und zu den Amerikanern aufzunehmen. Weisenborns Eltern überlebten, aber 52 ihrer Freunde wurden 1942/43 in Plötzensee hingerichtet. Auch Töchter und Söhne von ihnen hat Weisenborn interviewt. Die Angestellte Erika von Brockdorff war 32 Jahre alt, als sie unter dem Fallbeil starb. Sie hinterließ eine sechsjährige Tochter. Saskia von Brockdorff quälte sich jahrzehntelang mit der Frage, warum die Mutter sich in solche Gefahr begeben hat. Warum hat sie mich verlassen? Erst 60 Jahre später, als auch die Rote Kapelle einen Platz in der Gedenkstätte des Widerstands bekam, erreichte sie der Abschiedsbrief, den ihr die Mutter 1943 schrieb. Er ist voller Liebe und Schmerz. Behutsam lässt Weisenborn die Zuschauer an der Versöhnung teilhaben, die Saskia von Brockdorff durch diese Zeilen endlich möglich war. Von der Trauer um die toten Mütter und Väter erzählen auch Alfred von Hofacker und Hans Coppi. Wie schwierig, voller Fragen und widerstreitender Gefühle es war, einen Zugang zu den Toten, ihren hingerichteten Vätern oder Müttern zu finden. Das private Trauern vollzog sich jahrzehntelang vor dem Hintergrund des Kalten Krieges. Die „Verräterkinder“ mussten erdulden, wie politische Interessen in Ost und West zur Verleumdung ihrer Eltern führten. Widerstandskämpfer wurden vereinnahmt, ausgestoßen oder passend gemacht. 1954 ehrte Bundespräsident Heuss zum ersten Mal die Männer des 20. Juli. In der DDR wurden sie zu diesem Zeitpunkt als Reaktionäre gebrandmarkt, denen es vor allem um den Machterhalt für Adel, Großgrundbesitz und Militär gegangen sei. Erst in den 1970er Jahren begann eine vorsichtige Umorientierung. Die „Rote Kapelle“ wurde in der DDR anfangs verschwiegen, dann zu einer kommunistischen Kundschaftertruppe umgedeutet und propagandistisch aufgebauscht zum Vorbild des Mielke-Apparates gemacht. Im Westen wurde sie jahrzehntelang als fünfte Kolonne Moskaus diffamiert. Erst 2009 hob der Deutsche Bundestag die Todesurteile wegen „Kriegsverrats“ auf. Vor diesem Hintergrund zeigt Christian Weisenborns Film eindrucksvolle, hoch emotionale Momentaufnahmen aus dem Leben der Kinder des Widerstands. Damit würdigt der Filmemacher die Courage der Eltern und gibt ihnen einen historisch gerechten Platz.

So, 13. Sep · 10:00-10:30 · HR
Erinnerung und Versöhnung – Gespräch zum jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana – Horizonte

Nach dem jüdischen Kalender beginnen 2015 die sogenannten Hohen Feiertage am 14. September mit dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana. Damit beginnt nach der jüdischen Zeitrechnung das Jahr 5.776. Der Neujahrstag ist ein Tag des Gedenkens und der Erinnerung an den Bund, den Gott mit seinem Volk Israel geschlossen hat. Zu Beginn des neuen jüdischen Jahres sind die Menschen aufgefordert, Rechenschaft über ihr Leben abzulegen, sich ihrer Schuld, aber auch ihrer Verantwortung bewusst zu werden. So ist Rosch ha-Schana auch der Tag des Gerichts für den Menschen, dem wiederum zehn Tage später der wohl wichtigste Tag im jüdischen Kalender folgt, der sogenannte Versöhnungstag „Jom Kippur“ .Ganz bewusst folgt in der jüdischen Tradition dem Tag des Gerichts der Tag der Versöhnung, an dem der Mensch den Weg zu Gott zurückfinden kann. Erinnern und Versöhnen – diese beiden Pole prägen die Hohen Feiertage im jüdischen Kalender. So steht die Versöhnung mit dem Allmächtigen, aber auch untereinander am Ende der sogenannten Hohen Feiertage, die mit Rosch ha-Schana am 14. September beginnen und am 23. September mit dem Tag der Versöhnung, mit Jom Kippur, ihren Höhepunkt finden. Aus Anlass der diesjährigen Hohen Feiertage hat Meinhard Schmidt-Degenhard an diesem Sonntagvormittag den Rabbiner Tovia Ben-Chorin eingeladen, um mit ihm über die Bedeutung der Feiertage, aber auch über das Leben in den jüdischen Gemeinden zu sprechen. Bis zum Frühjahr 2015 war der heute 78-jährige Ben-Chorin als Rabbiner der jüdischen Gemeinde zu Berlin tätig, im Sommer wechselte er in das schweizerische St. Gallen. Der liberale Rabbiner liebt den Dialog, das Gespräch miteinander – ob nun mit anderen Juden, mit Moslems, Christen oder Nichtgläubigen. Er ist der Mann des Dialogs – und das hat er von seinem Vater, dem bekannten Religionswissenschaftler Fritz Rosenthal, später Schalom Ben-Chorin, gelernt, der 1935 von München nach Palästina emigrierte. Den jüdisch-christlichen Dialog seines Vaters hat er inzwischen weitgeöffnet zu einem Gespräch zwischen Juden, Christen und Muslimen. In Berlin gehört er zu den Mitbegründern des „House of One“ – ein Gebetshaus, in dem Juden, Christen und Muslime gemeinsam unter einem Dach zusammen kommen.

So, 13. Sep · 21:15-22:00 · PHOENIX
Hindenburg – Der Mann, der Hitler zum Kanzler machte

Die Dokumentation von Christoph Weinert über Paul von Hindenburg ist die erste umfassende filmische Biografie über einen der wichtigsten politischen Akteure des 20. Jahrhunderts. Hindenburg wirkte zu einer Zeit, in der sich die Ereignisse in Deutschland und in Europa innerhalb weniger Jahre überschlugen: Kriegsniederlage und Revolution führten das Kaiserreich in eine tiefe Krise, Inflation und Weltwirtschaftskrise stürzten die Weimarer Republik in heftige Turbulenzen. Die Welt war aus den Fugen und Hindenburg bestimmte an entscheidender Stelle die Geschicke Deutschlands mit: in der Obersten Heeresleitung während des Ersten Weltkrieges, beim Sturz Kaiser Wilhelms II. im November 1918 und im Januar 1933, als er als Reichspräsident Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Der Film von Christoph Weinert hinterfragt den „Mythos Hindenburg“ und räumt auf mit der hartnäckig verbreiteten Mär eines zuletzt geistig und körperlich verfallenen Greises, der in seinen letzten Lebensjahren unter fremdem Einfluss gestanden habe. Hindenburg traf alle politischen Entscheidungen bis kurz vor seinem Ableben bei klarem Verstand. Auch die zahlreichen politischen Morde, die im Auftrag seines Reichskanzlers Hitler verübt wurden, hat Hindenburg ausdrücklich verteidigt und gut geheißen. Als Hindenburg im August 1934 starb, war er 86 Jahre alt und schon etwas länger als neun Jahre im Amt des Reichspräsidenten. Neben international renommierten Historikern wie Wolfram Pyta, Anna von der Goltz und Roger Moorhouse kommt auch der Enkel des Reichspräsidenten Hubertus von Hindenburg zu Wort, der sowohl seinen Großvater als auch Adolf Hitler im Berliner Präsidentenpalais aus nächster Nähe miterlebte.

Mo, 14. Sep · 22:45-00:15 · arte
Papas Kino

Der kleine Claude Langmann, der später den Namen Claude Berri annimmt, wächst in einer jüdischen Familie in Paris auf. Er hat als Schuljunge nur Flausen im Kopf – sehr zum Unmut seines Vaters, Henri Roger Langmann, der alles tut, um mit seinem Pelzhandel die Familie über Wasser zu halten. Wenn es nach ihm ginge, würde sein Sohn bis zur mittleren Reife an der Schule bleiben und anschließend Buchhaltung lernen, um später die Pelzhandelsfirma zu übernehmen. Doch Claude wehrt sich dagegen, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er verpatzt die Prüfung zur mittleren Reife, was er jedoch für sich behält, und geht lieber heimlich mit Mädchen ins Kino, als seine Ausbildung zum Buchhalter zu beenden. Stattdessen verfolgt der junge Claude den Traum, Filmstar zu werden, und nimmt Schauspielunterricht. Es kommt eine jahrelange Durststrecke. Als bei dem zigsten Casting doch nur wieder eine Komparsenrolle herausspringt, beschließt Claude, seinen eigenen Film zu drehen. Henri Roger Langmann, nur zu oft von den Misserfolgen seines Sohnes enttäuscht, hält zunächst nichts von der Idee. Doch als Claude seiner Familie das Drehbuch, an dem er arbeitet, vorliest, ist der Vater beeindruckt. Das Szenario beschreibt Momente aus Claudes eigenem Leben – und sein Vater soll darin die Hauptrolle spielen. Nun lässt sich der alte Henri Roger Langmann endlich von Claudes Kinofieber anstecken und zusammen planen die beiden ihren ersten Film! „Papas Kino“ ist ein autobiografischer Film, in dem Claude Berri sein Leben und das seiner Familie zwischen den Jahren nach dem Krieg und dem Tod seines Vaters (1962) beschreibt.