Wie der Gärtner, so der Garten

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Ihr kennt das ja. Man tut einige Samen in die Erde, gießt sie regelmäßig und wenn dann die Sonne scheint, dann keimt was vor sich hin und schließlich geht die Saat auf. Manchmal schießt das Kraut dann sogar in ungeahnte Höhen…

Von Ramona Ambs

So ähnlich ist es hier derzeit mit dem braunen Gestrüpp. Und zwar nicht nur in Heidenau, von dem alles spricht. Es sprießt auch in Freiberg, Lilienthal, Tröglitz, Hofheim, Heppberg, Ludwigshafen, Zossen, Meißen, Lübeck, Böhlen, Winden, Remchingen, Nauen, Weissach, Berlin und Hoyerswerda, um nur einige der Orte zu nennen, in denen es in den letzten Wochen Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte gab.

Vermutlich ist das eine sehr spezielle Form der Willkommenskultur. Nachdem die Angekommenen weder im Meer ersoffen, noch im Lastwagen erstickt sind, will man, dass sie sich wieder wie zuhause fühlen und schmeißt ein paar Molotowcocktails oder Sprengsätze oder dringt bewaffnet in deren Häuser ein. Wie bei denen zuhaus eben… – Aber ich schweife ab. Ich wollte nämlich garnicht über die deutsche Willkommenskultur reden, sondern über das Gärtnern. Über das, was man so getan haben muss, damit die Saat auch aufgeht.
Die Sache mit dem Samen hatten wir schon.

In Deutschland kann man sich das Säen allerdings sparen, da ist noch soviel triebfähiges Wurzelwerk vorhanden, dass man eigentlich nur gießen und düngen muss, damit es wieder ans Tageslicht kommt. Richtig ausgemerzt hat man das braune Gemüse nämlich nie. Man sagt nur immer, dass es doch besser nicht wachsen soll, während man gießt. Das ist vermutlich so eine meditative Beschwörungsformel…die kommt allgemein gut an, denn wenn das Zeugs wächst, schadet es dem Ansehen Deutschlands. Trotzdem wurde in den letzten Jahren viel gegossen und gedüngt.

Da wurde doch von politischer Seite „die Zuwanderung in deutsche Sozialsysteme abgewehrt – bis zur letzten Patrone“, da wurde angekündigt, „schneller abzuschieben als bisher“ und von „rigorosen Maßnahmen“ schwadroniert und andererseits wurde quer durch alle Medien und Zeitungen ein Sarrazin gereicht, der mit Begriffen wie „Selektion“, „Zuchtwahl“ und „Auslese“ den deutschen Untergang propagierte und damit wie ein Superdünger wirken durfte. Und nun ist es eben wieder voll da, das braune Kraut. Und die Beschwörungsformeln wechseln in „betroffen gemacht.. nicht hinnehmbar…abstoßend“ während man andernorts weiterdüngt mit Ideen, dass man deutsche Schulen vor Flüchtlingskindern schützen sollte…

Selbst als unerfahrene Gärtnerin kann ich da nur sagen: so wird das nix, Leute! Wenn Ihr nicht wollt, dass das Braunzeugs wächst, dann müsst Ihr aufhören zu gießen und zu düngen, dann müsst Ihr denen die Sonne verdecken und die Pflanzen samt Wurzeln ausreißen. Und noch was: Sonntagsreden und Beschwichtigungsformeln helfen nicht mehr. Die Saat ist nämlich längst aufgegangen.

1 Kommentar

  1. Liebe Ramona,

    klar muß man Probleme aufzeigen, sicherlich haben wir ein eklatantes Rechtsradikalen Problem.
    Auch die Stimmung der „Normalbevölkerung“ sehe ich durchaus an der Kippe. Liebe Nachbarn finden es z.B. unmöglich das diese Syrer alle Mobiltelefone haben. Die Frage warum denn nicht, wird souverän und ohne Empathie mit: „Dann ging es denen doch zu Hause gut“ beantwortet. ( besserte sich im Lauf des Gesprächs)

    Insgesamt bin ich persönlich jedoch recht zufrieden mit der Reaktion des deutschen Staates. Klar nehmen Nachbarländer der betroffenen Staaten mehr Flüchtlinge auf, vergleiche ich jedoch die Reaktion der EU, NATO-Staaten, Russlands, die alle nicht unschuldig an der momentanen Situation sind, mit unserer Reaktion hier, kann ich nur sagen: Chapeau!

    Besser geht immer!

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