Fast ziemlich beste Freunde

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Eine Veranstaltungsreihe der DIG München vom 16.7.–3.12. 2015 zum Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel…

Die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Bundesrepublik als Nachfolgerin des nationalsozialistischen Deutschlands und Israel als der Staat gewordenen Zufluchtsstätte für Juden vor dem eliminatorischen Antisemitismus jährt sich 2015 zum 50. Mal. In dieser Veranstaltungsreihe der DIG München wird der Frage nachgegangen, warum sich Deutschland mit dem jüdischen Staat so schwer tat und tut. Jenes Deutschland, in dem 80% der Bevölkerung von der Shoa nichts mehr wissen wollen, in dem gleichzeitig zwei Drittel Israel als „Gefahr für den Weltfrieden“ bezeichnen und in dem deren Vertreter im Reichstag kaum eine Gelegenheit auslassen, die vermeintlichen Freunde zu maßregeln.

Alle Veranstaltungen finden im Jüdischen Museum München, St.-Jakobs-Platz 16, statt.
Einlass jeweils 18:30 Uhr. Beginn 19:00 Uhr. Eintritt 6 €/ermäßigt 3 €.
Weitere Informationen unter www.dig-muenchen.de

Donnerstag, 16.7.:
The Good, The Bad and The Ugly? Israel, Iran, Deutschland und der Nahostkonflikt

Wie kann es sein, dass Deutschland von allen EU-Staaten die mit Abstand engsten Beziehungen – wirtschaftlich, politisch und kulturell – zu einem Land unterhält, dessen erstes außenpolitisches Ziel darin besteht, den Staat Israel auszulöschen? „Deutschland und Israel sind immer auf besondere Weise durch die Erinnerung an die Shoa verbunden“, versprach Angela Merkel 2008 in ihrer Knesset-Rede. „Es gibt nicht viele Völker, die wie Deutsche und Iraner über Jahrhunderte Freundschaft, Vertrauen und enge Beziehungen entwickelt haben. Dies stellt einen historischen Schatz dar, den es zu bewahren gilt“, erklärte der deutsche Botschafter in Teheran, Bernd Erbel. Die Freundschaftsbekundung des Botschafters erfolgte am 3. Oktober 2011, als Mahmoud Ahmadinejad noch iranischer Präsident war und die Leugnung des Holocaust und die antisemitische Anstachelung auf die Spitze trieb.

Mit dem lächelnden Präsidenten Rohani hat das Regime zwar sein Image verändert, nicht aber seine Politik. So kamen während des letzten Gaza-Kriegs die lautstärksten Anfeuerungsrufe für die Hamas aus Teheran. Während die Hamas ihre Raketen auf Israels Flughafen und auf das Dimona-Atomzentrum abschoss, telefonierte der iranische Außenminister Zarif mit der Hamas-Führung, um ihr die vollständige Unterstützung seines Landes zu versichern. Präsident Rohani hetzte gegen den „eiternden zionistischen Tumor“ der „das Land mit den Körperteilen palästinensischer Kinder verunreinigt“ habe, während Revolutionsführer Ali Khamenei erneut betonte, dass es für Israel „nur eine Lösung – Vernichtung und Liquidierung“ gebe.

Warum bricht Deutschland seine Beziehungen mit dem Land, das Israel liquidieren will, nicht ab? Darüber spricht Dr. Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler und Publizist, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, Mitglied im Advisory Board der UANI (United Against a Nuclear Iran) mit Sitz in New York.

Donnerstag, 23.7.:
Die Nazis und der Nahe Osten

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde oftmals als eine Phase des absoluten Chaos beschrieben. Und inmitten dieser anarchischen Zustände suchten die ehemaligen führenden Vertreter des NS-Regimes und Angehörige der SS ihr Heil in der Flucht. Tausende haben dabei nachhaltig vom Wohlwollen derjenigen profitiert, die sie eigentlich hätten verfolgen sollen. Und dies sogar jenseits der Meere, trotz der unvorstellbaren Verbrechen, die sie begangen haben, jenseits des Atlantiks, aber auch des Mittelmeeres.

Denn was lange unbekannt war: Ägypten und Syrien heuerten hunderte NS-Männer und Kriegsverbrecher an. Deren „Erfahrungen und Kenntnisse“ sollten helfen, Armee, Polizei sowie Sicherheits- und Geheimdienste aufzubauen. Einer der Hauptfeinde dieser Länder war damals Israel. Das anhaltende nationalsozialistische Ideal dieser Männer hat dazu beigetragen, Öl ins Feuer der arabisch-jüdischen Beziehungen zu gießen. Die Bundesrepublik Deutschland wusste davon, griff aber nicht ein. Der Aufruhr des kalten Krieges und der Kampf der jungen deutschen Republik um wirtschaftliche Partner hat den Nazis eine zweite Chance eröffnet.

Mehr als 60 Jahre danach hat die deutsch-französische Journalistin und Filmemacherin Géraldine Schwarz über diese geheime Geschichte ermittelt. Sie hat in Ägypten noch nie interviewte Zeitzeugen entdeckt und in dem Archiv der CIA, des BND und des deutschen Auswärtigen Amtes recherchiert.