Fernsehtipps für die Feiertage

0
53

Vom 01. bis 15. September 2013…

So, 1. Sep · 10:15-10:45 · HR
Horizonte: 5.774 Jahre nach Erschaffung der Welt – Gespräche zum jüdischen Neujahrsfest

Im Vorfeld der jüdischen Feiertage lädt Meinhard Schmidt-Degenhard zwei Vertreter der jungen jüdischen Generation ins Studio ein: die Frankfurter Schriftstellerin Channah Trzebiner und den jungen orthodoxen Rabbiner Avraham Radbil. Channah Trzebiner gehört zur Enkel-Generation der Holocaust-Überlebenden und hat in ihrer eigenen Biografie erleben müssen, wie Geschichte Gegenwart nachhaltig prägt. Der orthodoxe Rabbiner Avraham Radbil stammt ursprünglich aus der Ukraine und ist wie Zehntausende anderer Juden in den vergangenen Jahrzehnten aus den GUS-Republiken nach Deutschland gekommen. Der Zuzug aus dem Osten hat das deutsche Judentum nachhaltig verändert – nicht ohne massive Konflikte innerhalb der jüdischen Gemeinden. Im Gespräch mit Meinhard Schmidt-Degenhard erzählen Channah Trzebiner und Avraham Radbil, was ihnen die Hohen Feiertage bedeuten und wie sehr ihr eigenes religiöses Leben geprägt ist von Jahrtausende alten Traditionen und Riten. Was bedeutet es ihnen, Rosh ha-Schana und Jom Kippur zu feiern 5.774 Jahre nach Erschaffung der Welt? In der kommenden Woche beginnt nach dem jüdischen Kalender mit dem Neujahrsfest Rosch ha-Schana das Jahr 5774. Am Anfang des neuen Jahres stehen zehn Tage der Reue und der Umkehr. Es sind die wohl wichtigsten Tage im jüdischen Kalender, wenn in dieser Zeit der Hohen Feiertage die Welt vor den Richterthron Gottes tritt. Ihren Abschluss finden diese Tage der Besinnung nach zehn Tagen im Fest Jom Kippur, dem wohl höchsten jüdischen Feiertag. Es ist der Tag der Versöhnung zwischen Gott und den Menschen, aber auch ein Tag der Versöhnung der Menschen untereinander. Was bedeuten diese Hohen Feiertage für junge Juden hierzulande? Wie in anderen Religionen greift auch im Judentum die Säkularisierung um sich, und religiöse Traditionen gelten jungen Menschen schon längst nicht mehr als selbstverständlich.

Mo, 2. Sep · 08:55-10:23 · arte
Der Held in uns – Eine Gebrauchsanleitung

Was macht einen Helden zum Helden? Was zwingt jemanden, integer zu sein, gegen alle Widerstände zu kämpfen für etwas, das gerecht erscheint? Der preisgekrönte Regisseur Yoav Shamir begibt sich auf eine unterhaltsame und aufschlussreiche Reise, um den Begriff „Heldentum“ zu ergründen – und enthüllt dabei auch grundlegende Wahrheiten über die menschliche Natur.

Di, 3. Sep · 15:00-16:00 · BR-alpha
Planet Wissen: Die Nazijägerin Beate Klarsfeld

Heute ist sie eine geachtete Persönlichkeit, kandidierte 2012 sogar für das Amt des Bundespräsidenten. Doch alles begann mit einem Skandal. Die „Nazi-Jägerin“ Beate Klarsfeld wurde 1968 durch eine Ohrfeige für den Bundeskanzler bekannt. Unerträglich erschien es ihr, dass ein Mann wie Kurt Georg Kiesinger, ehemaliges NSDAP-Mitglied, in der Bundesrepublik ein hohes Amt bekleiden durfte. Als viele andere Bundesbürger vor allem vergessen wollten, kämpfte sie für die Verurteilung von NS-Verbrechern. „Mein Antrieb ist Gerechtigkeit, nicht Rache“, betont sie dabei stets. Beate Klarsfeld polarisierte – die deutsche Nachkriegsgesellschaft tat sich schwer mit ihr. Sie spürte mehrere Nazi-Verbrecher auf und trug maßgeblich zu deren Verurteilung bei, z.B. „der Schlächter von Lyon“, Klaus Barbie, und der SS-Arzt in Auschwitz, Josef Mengele, wurden von Beate Klarsfeld gejagt. In Planet Wissen erzählt Beate Klarsfeld von ihrem unermüdlichen Kampf als „Nazi-Jägerin“.

Di, 3. Sep · 20:15-21:00 · RBB
Geheimnisvolle Orte: Die Humboldt-Universität

Die Berliner Humboldt-Universität Unter den Linden ist eine Lehrstätte mit großer Geschichte. 29 Nobelpreisträger hat sie hervorgebracht, Namen wie Planck, Einstein, Mommsen, Koch und Virchow sind mit ihr verbunden. Als Gründungsvater ging Wilhelm von Humboldt in die Geschichte ein, sein Bruder Alexander war einer der ersten Stars unter den Dozenten. Die Humboldts wollten Forschung und Lehre miteinander verbinden. Die Professoren selbst sollen forschen und ihre Ergebnisse an die Studenten weitergeben. Für diese Methode nennt man die Lehranstalt die „Mutter der modernen Universitäten“. Um 1900 ist die Friedrich-Wilhelms-Universität, wie sie damals nach ihrem königlichen Förderer heißt, erste Wissenschaftsadresse in Deutschland. Die „Alma Mater Berolinensis“ ist jedoch auch ein Ort mit widersprüchlicher Geschichte. Viele Jahrzehnte übte sie den Spagat zwischen Geist und Macht. Man nannte sie das „geistige Leibregiment der Hohenzollern“. Die Universität verkörpert die Unabhängigkeit der Wissenschaften ebenso wie die Staatsnähe der Lehre in Preußen und den deutschen Diktaturen. Diese Staatsnähe führt immer wieder zu intellektuellen Aderlässen. So werden unter den Nationalsozialisten etwa 250 jüdische Professoren aus der Universität gedrängt. Tausende nichtarische Studenten treibt man ins Exil oder sie landen in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs. Nach 1945 nehmen viele Studenten die politischen Zwänge der sowjetischen Besatzer nicht hin. Es sind Studenten der Ost-Berliner Universität, die sich der politischen Willkür nach den Studentenratswahlen 1947 widersetzen und die Gründung einer „Freien Universität“ in West-Berlin fordern. Einen außergewöhnlichen Prozess der Selbsterneuerung durchlief die Universität nach 1990. Heute macht sie als „modernes Original“ Wissenschaft, Forschung und Lehre aufs Neue erlebbar. Am Campus Mitte, Campus Nord und Campus Adlershof werden 261 Studiengänge angeboten. Ein gigantischer Bildungskonzern, der sich 2012 den Titel „Exzellenzuniversität“ erarbeitet hat.

Di, 3. Sep · 22:45-00:15 · RBB Berlin
Hitler & Mussolini

Freunde oder Rivalen – sie waren einander in wechselnden Rollen verbunden: am Anfang der Meister und sein ferner Bewunderer; dann Konkurrenten, schließlich Bündnispartner und Spießgesellen; zuletzt Kriegsherr der eine, der andere nur noch ein Vasall. Vereint waren sie in Größenwahn und Untergang. Was sie gewollt hatten, war unter der Kriegsfurie zerstoben. Führerhauptquartier am Nachmittag des 20. Juli 1944: Hitler, vom Attentat gezeichnet, begleitet Mussolini nach dessen kurzer Visite in der „Wolfsschanze“ zum Zug: „Duce, glauben Sie mir bitte, wenn ich Ihnen heute sage, dass Sie mein bester Freund und vielleicht mein einziger Freund sind, den ich auf der Welt habe.“ Noch im Februar 1945 sagte Hitler in seinem Berliner Bunker: „Der Duce ist mir ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen, wenn man ihn an dem misst, was er für sein Volk gewollt hat.“ Was sie erreicht hatten, war: unermessliche Zerstörung, unermessliches Leid. Wäre Hitler möglich gewesen ohne den Faschismus, das historische Modell, ohne den „Duce“ mit dem moderaten Image? Ein Mythos, der zur Geschichte jener politischen Unterschätzung gehört, die Hitler in den Sattel verhalf. Wie wäre das imperiale Abenteuer Mussolinis ausgegangen ohne diese dämonische Verstrickung mit dem Achsenpartner? Wäre ihm das schreckliche Ende erspart geblieben: als politische „Bestie“ zur Strecke gebracht? Sie brauchten einander, trotz aller Gegensätze. Hitler, dessen politischer Fanatismus sich an der „Schmach von Versailles“ entzündete, und Mussolini, der sich vom Sozialisten zum glühenden Nationalisten wandelt, von einer neuen Größe Italiens träumte. Beide wollten für ihre Großmachtpläne die europäische Nachkriegsordnung umstürzen. Sie würden zueinanderfinden, es war nur eine Frage der Zeit.

Mi, 4. Sep · 02:30-03:22 · arte
Spiel ums Leben – Die Komödiantin und die Nazis

Als am 4. Juni 1942 Reinhard Heydrich, der Statthalter der Nazis in Prag, ermordet wird, steht die in der Tschechoslowakei bekannte Schauspielerin Anna Letenská dort für einen Film vor der Kamera. Da ihr Mann einem der Attentäter behilflich gewesen sein soll, gerät sie ins Visier der Gestapo. Sie wird verhaftet und wieder freigelassen. Doch nachdem sie ihren Film abgedreht hat, wird Anna Letenská ins Konzentrationslager Mauthausen verschleppt. Als die Tschechoslowakei im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzt wird, ist Anna Letenská eine populäre tschechische Volksschauspielerin. Sie steht regelmäßig in den berühmten Prager Barrandov-Filmstudios für Komödien vor der Kamera. Als Frau aus dem Volk, Mitte 40, die meist robuste Personen mit trockenem, manchmal auch derbem Humor spielt, ist sie bekannt und beliebt. Im Mai 1942 wird in den Studios die Volkskomödie „Prijdu hned“ („Komme gleich“) gedreht, mit Anna Letenská in einer Hauptrolle. Mitten in die Dreharbeiten hinein platzt die Nachricht vom Attentat auf Reinhard Heydrich, den Statthalter der Nazis in Prag. Die wütende Rache der deutschen Besatzer trifft auch viele Menschen, die mit dem Anschlag gar nichts zu tun haben. Bei Anna Letenská reicht es aus, dass ihr Mann einem der Attentäter auf der Flucht eine Übernachtungsmöglichkeit beschafft hat. Sie wird denunziert und verhaftet, aber dann doch wieder freigelassen. Der Film muss zu Ende gedreht werden und in ihrer Rolle ist Anna Letenská nicht ersetzbar. Allerdings wird sie von der Gestapo überwacht, und das Damoklesschwert einer erneuten Verhaftung schwebt über ihr. Anna Letenská hofft, dass ihre Schauspielku nst und die Fürsprache der tschechischen Filmgewaltigen, die eine große Nähe zu den Nazis pflegen, sie retten könnten. Und so spielt sie um ihr Leben. Aber die Premiere ihres letzten Films erlebt sie nicht mehr. Am 25. Oktober 1942 wird sie im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Mi, 4. Sep · 16:05-16:35 · 3sat
Biblische Genüsse – Eine kulinarische Reise durch Israel mit Starkoch Wini Brugger

Pitabrot und Wiener Schnitzel, Humus und Apfelstrudel, Hammelreis und Wok-Gemüse – in der Küche hat Israel seine Probleme längst gelöst. Ganz unorthodox sitzen Araber und Juden an einem Tisch beim Palästinenser „Abu Shukri“ in Jerusalem zusammen, in Tel Aviv treffen sich alle beim Chinesen. Streng orthodox sind nur der tiefe Süden und der hohe Norden: In der Wüste Negev versuchen Palästinenser, ihre Beduinen-Tradition zu bewahren und kochen den ganz „halal“ geschlachteten Hammel im Zelt im Vorgarten. Am Fuß der Golan-Höhen bereiten ultra-orthodoxe Rabbiner ganz „koscher“ den Tscholent zu und philosophieren über eine Welt, die ebenso harmonisch zusammenlebt wie Rindfleisch und Erdäpfel in ihrem Sabbat-Eintopf. Mit einer kulinarischen Reise beweist Starkoch Wini Brugger in der Dokumentation „Biblische Genüsse“, dass Weltoffenheit und Tradition kein Widerspruch sind, dass Juden und Araber mehr eint als trennt.

So, 8. Sep · 17:30-18:00 · Das Erste (ARD)
Angst und Mut

Beatrix Spreng ist eine mutige Frau. Sie ist Pastorin in Joachimsthal, einem Dorf in der Uckermark. Weil es dort immer wieder Probleme mit Rechten gibt, ist sie aktiv geworden – gegen alle Widerstände, auch aus der eigenen Gemeinde. Wenn sie laut und deutlich sagt, dass es in der Gegend Neonazis gibt, kommt das nicht bei allen gut an. Um den Jugendlichen auf der Suche nach Orientierung und Anerkennung etwas zu bieten, startete sie ein Musikprojekt: „Bands auf festen Füßen“. Ein erstes großes Open-Air-Konzert vor bald 20 Jahren wurde von Neonazis gestürmt. Gäste aus Berlin-Kreuzberg konnten nur unter Polizeischutz abreisen. In diesem Sommer ist wieder ein großes Konzert geplant: „Musik im Park“. Dabei sollen auch diesmal Bands von außerhalb auftreten. Manche waren schon damals dabei, kommen zum ersten Mal zurück nach Joachimsthal. Ein großes Event in dem kleinen Ort und aufregend für alle Beteiligten. Werden die Pastorin und ihre Jugendlichen es schaffen, das Konzert auf die Beine zu stellen? Und wie reagiert die rechte Szene? Am gleichen Tag ist ein Konzert der Rechten im nahen Finowfurt geplant.

Mo, 9. Sep · 01:00-02:30 · HR
München 1970

Fast jeder, der heute schon älter ist, erinnert sich an das Attentat auf die israelische Olympiamannschaft 1972 in München vor über 40 Jahren. Dass München aber bereits zweieinhalb Jahre zuvor schon einmal wegen Terroranschlägen im Blickpunkt der Öffentlichkeit gestanden hat, weiß hingegen kaum noch jemand: Flugzeugentführungen, Paketbomben und ein Brandanschlag. Weder die versuchte Entführung einer EL AL Maschine am 10. Februar 1970 mit einem Toten und mehreren Schwerverletzten noch die Brandstiftung in einem jüdischen Altenheim drei Tage später mit sieben Toten, die meisten Holocaustüberlebende, noch der doppelte Bombenanschlag auf zwei Flugzeuge der Austrian Airline und der Swissair am 21. Februar 1970 sind im Gedächtnis, obwohl es sich um die größte antisemitische Anschlagserie handelt, die es in Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus gegeben hat. Im Mittelpunkt der sehr persönlich gehaltenen Filmdokumentation von Georg M. Hafner steht ein Opfer, das das Pech hatte, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein: ein Passagier der Swissair Maschine, der als Fernsehjournalist über den Nahost-Konflikt berichtete und auf dem Weg nach Tel Aviv war – Rudolf Crisolli, der Onkel des Autors. Er war der Kollateralschaden für eine vermeintlich gute Sache, für den angeblich gerechten Kampf um einen palästinensischen Staat. Aber wer hatte beschlossen, dass sein Tod gerecht ist? Wer ist für seinen Tod verantwortlich? Die Suche nach Antworten auf diese persönlichen Fragen führt mitten hinein in das politische Klima der 70er Jahre, das Erbe der 68er Bewegung, die Radikalisierung der linken Bewegung und die Anfänge des modernen Terrorismus. Der Film zeigt eindrucksvoll, dass die blutigen zwölf Tage im Februar 1970 eine Warnung hätten sein müssen. Stattdessen aber wurden alle Vorboten verdrängt, um die heiteren Spiele, mit denen Deutschland die Erinnerung an die Nazi-Olympiade 1936 tilgen wollte, atmosphärisch nicht zu belasten. „München 1970“ das ist auch der bislang nicht wahrgenommene Prolog der Anschläge auf die Olympischen Spiele 1972. Das Panorama der zwölf Tage im Februar 1970 setzt sich aus privaten Foto- und Filmarchiven zusammen, aus wiedergefundenen privaten Schätzen des Autors, aus der Schilderung von Hinterbliebenen, die verkohlte Andenken an ihre Eltern aus den Trümmern der Swissair geborgen haben und ihre Erinnerungen sortieren. Aus den dramatischen Erinnerungen an die verheerende Brandnacht im jüdischen Altersheim in München und aus Schilderungen von Zeitzeugen, die damals meinten, den gerechten Kampf der Palästinenser in Deutschland mit allen Mitteln unterstützen zu müssen. Die Generation der 68er, die wütend die verdrängte Nazivergangenheit der Eltern anprangerte, machte gemeinsame Sache mit der Judenfeindschaft der arabischen Genossen. Die handelnden Personen, so sie noch leben und so sie reden, sind heute im gesetzten Rentenalter. Sie haben mit Erinnerungsschwächen zu kämpfen, mit Rheuma und steifen Gelenken. Es sind Bombenleger darunter, Brandstifter, Mörder. Sie haben ihre Strafen verbüßt, aber die wenigstens haben etwas dazu gelernt. In ihren Schilderungen der Zeit schwebt Wehmut mit. Oder sie schweigen beharrlich. „Das Humansein müssen wir einfach liquidieren“, schreibt ein prominenter Stadt-Guerillero. Dem stemmt sich der Film entgegen. Der Film geht aber auch der Frage nach, warum die deutschen Strafverfolgungsbehörden zwar einerseits sehr akribische Untersuchungen zu den Anschlägen durchführten, dann aber die Attentäter noch im selben Jahr abgeschoben wurden. Erstmals geben damalige hochrangige Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Mossad Auskunft über die Zusammenarbeit zwischen deutschen Linken und palästinensischen Terrorkommandos, aber auch über die europäische Politik der Beschwichtigung und über die Weigerung, die israelischen Warnungen ernst zu nehmen. Am Ende bleibt die bange Frage: Wäre der Anschlag auf die Olympiade in München 1972 zu verhindern gewesen oder sogar der 11. September, wie einige behaupten?

Di, 10. Sep · 21:00-21:45 · HR
Brandmale – Darmstadt und die Bombennacht

Am 11. September 1944, kurz vor Mitternacht, wird das südhessische Darmstadt aus dem Schlaf gerissen. Als die Sirenen aufheulen, wissen die Bewohner noch nicht, dass dieser Luftalarm völlig anders ausgehen wird, als die unzähligen Male zuvor. In einem bis dahin noch nie ausgeführten Fächerangriff überfliegen mehrere hundert viermotorige Bomber die Stadt und werfen neben vielen Luftminen und Sprengbomben 300.000 Brandbomben ab. Innerhalb einer halben Stunde brennt die ganze Stadt. 12.000 Menschen kommen bei diesem Angriff ums Leben, achtzig Prozent der Bevölkerung verlieren in dieser Nacht alles, was sie besessen hatten. Trotzdem hält die „Heimatfront“ auch in Darmstadt. Auch hier sehen die Menschen den sich abzeichnenden Sieg der Alliierten nicht als Befreiung, sondern als Niederlage. Gleich am nächsten Tag beginnen die Aufräumarbeiten. Überall werden Leichen geborgen und Tonnen von Schutt abtransportiert. Tausende Darmstädter werden evakuiert und können oft erst Jahre nach dem Krieg in ihre Heimatstadt zurückkehren. Angriffe von Tieffliegern und der meist nicht sehr willkommene Empfang durch die Landbevölkerung stehen ihnen noch bevor. Erst jetzt, mehr als sechs Jahrzehnte später, sind viele von ihnen in der Lage, offen über die Geschehnisse von damals zu reden – über Verlust und schmerzhafte Erinnerungen. Damals blieb zum Trauern meist keine Zeit, schnell holte der Alltag sie wieder ein, unangenehme Fragen wurden beiseitegeschoben. Heute dagegen denken sie darüber nach, warum dies alles geschehen war und darüber, ob nicht auch die Bomben von Darmstadt nur eine Folge der Gräueltaten waren, die vorher von deutschem Boden ausgingen. Die Filmautoren Jutta und Christian Gropper haben mit höchst unterschiedlichen Zeitzeugen gesprochen. Manche von ihnen waren damals noch Kinder, andere hatten bereits selbst welche. Wieder andere sahen die Zerstörung ihrer Heimatstadt mit sehr gemischten Gefühlen, in die sich zuweilen auch schmerzhafte Genugtuung mischte: jüdische Darmstädter, die sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten und nach 1945 in jene Stadt zurückkamen, die sich als eine der ersten gerühmt hatte, „judenrein“ zu sein. In Großbritannien haben die Filmautoren Zeitzeugen getroffen, die die deutsche Bombardierung ihrer Heimatstadt Coventry überlebt haben, und sie haben einen britischen Bombernavigator aufgesucht, der sich erst nach dem Krieg bewusst wurde, welche verheerende Wirkung seine Bombenlast auf die unzähligen Menschen unten am Boden hatte. Darmstadt steht für viele weitere Städte, die im zweiten Weltkrieg ein ähnliches Schicksal erlitten haben, ob Kassel, Pforzheim, Hamburg oder Dresden, Warschau, Rotterdam oder Coventry. Der Film „Brandmale – Darmstadt und die Bombennacht“ zeigt, was die Folgen eines Krieges ein ganzes Leben lang in den Köpfen und den Herzen der Überlebenden und auch ihrer Nachkommen hinterlassen können.

Di, 10. Sep · 23:35-00:26 · arte
Geheimakte Geschichte – Marschbefehl für eine Leiche

Im April 1943 wurde die Leiche eines britischen Offiziers, der einige geheime Dokumente bei sich hatte, an die spanische Küste gespült. 70 Jahre nach dem Fund stellen sich der langjährige BKA-Profiler Michael Baurmann und die Historikerin Tabea Golgath die Aufgabe, das Geheimnis dieser Leiche zu lüften. Wer war der Tote? Sind die Briefe aus seiner Aktentasche in die Hände des deutschen Nachrichtendienstes gelangt? Und hat das Oberkommando der Wehrmacht ihnen Glauben geschenkt? Als im April 1943 die Leiche eines britischen Offiziers an die spanische Küste gespült wird, ahnt noch niemand, dass dieser Fund den Verlauf des Zweiten Weltkrieges ändern wird. Doch an den Toten ist eine Aktentasche mit wichtigen Papieren gekettet. Briefe, die angeblich die Angriffspläne der Alliierten im Mittelmeerraum enthüllen – und das zu einem Zeitpunkt, an dem der Krieg auf Messers Schneide steht. Deutschland und seine Verbündeten sehen sich erstmals in der Defensive, jedem ist klar: Eine alliierte Offensive steht unmittelbar bevor. In dieser Situation ruft der Fund an der spanischen Küste sofort die wichtigsten Geheimdienste Europas auf den Plan. Allen voran die deutsche Spionageabwehr, die die Papiere um jeden Preis in ihren Besitz bringen will. Aber wie gelangten die Briefe überhaupt nach Spanien? Durch einen Unfall? Einen Verrat? Oder etwa als Köder für die Deutschen? Im Jahr 2013, 70 Jahre nach dem spektakulären Fund, stellen sich der langjährige BKA-Profiler Michael Baurmann und die Historikerin Tabea Golgath der Aufgabe, das Geheimnis der britischen Leiche zu lüften. Ihre Recherchen führen sie nach London und in das ehemalige Hauptquartier der Royal Navy und des MI5. Dort versuchte 1943 eine Handvoll Agenten, mit begrenzten Mitteln das große Rad der Geschichte zu drehen. Golgath gelingt es, die letzte noch lebende Zeitzeugin zu finden, die damals Mitarbeiterin des britischen Geheimdienstes war – und an der sogenannten „Operation Mincemeat“ teilnahm. Einem Plan, der vorsah, den Deutschen gefälschte Pläne über die alliierte Invasion im Mittelmeerraum unterzujubeln, wie die ehemalige Sekretärin enthüllt. Bei den Briefen in der Tasche des britischen Offiziers handelte es sich also um Fälschungen. Aber wie wollten die britischen Agenten ihnen Glaubwürdigkeit verleihen? Und wer ist überhaupt der Tote? Fragen, die Baurmann an den Fundort der Leiche nach Spanien und in die unterschiedlichsten Speziallabore führen. Er ermittelt bei einfachen Fischern, auf dem Friedhof und in der Gerichtsmedizin. Sind die Briefe aus der Aktentasche des Toten in die Hände des deutschen Nachrichtendienstes gelangt? Und hat das Oberkommando der Wehrmacht ihnen Glauben geschenkt? Ist vielleicht sogar Hitler selbst den britischen Agenten auf den Leim gegangen? Das ist die Frage, die der Dokumentarfilm mit Hilfe von Zeitzeugen, historischem Archivmaterial und Experteneinschätzungen klärt. Illustriert durch Inszenierungen historischer Schlüsselmomente.

Mi, 11. Sep · 00:30-02:06 · arte
Hotel Lux

Berlin, 1938: Der Komiker und Stalin-Parodist Hans Zeisig muss mit falschen Papieren aus Nazi-Deutschland fliehen. Ein außerplanmäßiger Witz über Hitler kostete den Komödianten nicht nur die Theaterkarriere, sondern brachte ihn geradewegs auf die gefürchtete Schwarze Liste. Hollywood knapp verfehlt, verschlägt es Zeisig mit gefälschten Papieren nach Moskau, wo er im berüchtigten Hotel Lux absteigt. Der Zufluchtsort kommunistischer Funktionäre ist jedoch alles andere als ein Traumhotel: Im Lux lebt man gefährlich – willkürliche Verhaftungen und Denunziationen sind an der Tagesordnung. Weil der sowjetische Geheimdienst Zeisig jedoch mit dem abtrünnigen Leibastrologen Adolf Hitlers verwechselt, wird er nicht gleich exekutiert. Mit dieser Tarnung gerät der unpolitische Entertainer zwischen die Fronten blutiger Intrigen in Josef Stalins Machtapparat. Zu seiner Überraschung trifft Zeisig im Lux auch seinen früheren Bühnenpartner, den jüdischen Hitler-Parodisten Siggi Meyer und die niederländische Untergrundkämpferin Frida van Oorten wieder, die beide fest an das Gute im Kommunismus glauben. Als zu aller Überraschung plötzlich der echte Astrologe auftaucht, muss der Geheimdienst schnell eine Entscheidung treffen: Lieber den Stalin-Bekannten am Leben lassen oder einen Fehler zugeben? Für die drei Freunde beginnt ein Abenteuer auf Leben und Tod …

Mi, 11. Sep · 08:55-10:22 · arte
Das Exil der Juden – Mythos und Geschichte

Im Jahre 70 nach Christus zerstörten die Römer den Tempel in Jerusalem und zwangen die Juden in die Fremde. Seitdem existierte der Wunsch nach der Rückkehr in ein eigenes Land. Es entstand der Mythos vom jüdischen Exil. Dieser Mythos ist ein Grundstein sowohl der jüdischen als auch der christlichen Theologie und prägt auch heute die Geschichte Europas und des Nahen Ostens. „Nächstes Jahr in Jerusalem“, lautet der Wunsch von Juden aus aller Welt seit der Zerstörung des Tempels durch die Römer vor knapp 2.000 Jahren. Seither, so heißt es, seien die Juden zum Exil verdammt. Die Christen sahen darin lange Zeit die Strafe Gottes für diejenigen, die in Jesus nicht den Messias erkannten. Seit 1985 legen Archäologenteams Gebäude und Überreste der antiken Stadt Sepphoris in Galiläa frei und schreiben damit ein bislang unbekannt gebliebenes Kapitel der Geschichte des Judentums. Entgegen der vorherrschenden Meinung führten die Jahrhunderte nach der Tempelzerstörung nicht etwa zur Schwächung des Judentums, sondern leiteten eine Ära der Erneuerung ein. Das jedenfalls belegen die in Galiläa, Masada und Jerusalem sowie Grabungen in Roms Katakomben. Historiker und Archäologen sind sich heute einig, dass die lange Zeit herrschende Meinung, das Exil der Juden sei eine in der Geschichte fortwirkende Katastrophe gewesen, infrage gestellt werden muss. Was, wenn es nach der Tempelzerstörung gar kein Exil der Juden gegeben hat? Was, wenn die jüdische Diaspora rund ums Mittelmeer schon lange zuvor existierte? Was, wenn die Palästinenser von heute zum Teil von den Juden der Antike abstammen? Und was, wenn eine neue Geschichtsschreibung den Menschen von heute ein besseres Verständnis für ihre gemeinsamen Wurzeln vermitteln würde? All diese Fragen haben weit mehr als bloß anekdotische Bedeutung, vielmehr rütteln sie an Grundfesten. Im Thema des jüdischen Exils sind Geschichtsschreibung und Mythenbildung, Wahrheit und Legende über die Jahrhunderte hinweg eine nur schwer zu entwirrende Verbindung eingegangen.

Mi, 11. Sep · 15:15-16:00 · NDR
Klein Odessa

„Little Odessa“ liegt an der südlichsten Spitze von Brooklyn in New York City. Eigentlich heißt der Stadtteil Brighton Beach. Den Spitznamen „Little Odessa“ bekam er aber bereits in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, weil die ersten Einwanderer aus Russland stammten, aus Odessa am Schwarzen Meer. Sie ließen sich in Brighton Beach nieder, weil der Strand und die Promenade sie an ihren Heimatort erinnerten. Heute leben hier am Rande Manhattans an die 200.000 Menschen, deren Muttersprache Russisch ist. Es ist die größte russischsprachige Enklave außerhalb der Ex-Sowjetunion. In „Little Odessa“ spielen Familie, Freunde und entfernte Verwandte eine große Rolle. Daher sind auch Feiern, Essen und Restaurantbesuche ein integraler Bestandteil des Lebens in Brighton Beach. Die Familie Gerber umfasst vier Generationen und besitzt ein gut gehendes Fischgeschäft, wo sich russisch-jüdische Einwanderer nicht nur zum Fischkauf, sondern auch zum Austausch von Neuigkeiten treffen. Am Abend des jüdischen Neujahrsfestes „Rosch ha-Schana“, kommt die 17-köpfige Familie zum Festessen zusammen und singt jiddische, russische und ukrainische Lieder. Yelena Makhnin ist intelligent, charmant und spricht fließend Englisch. Sie genießt das Nachtleben von Brighton Beach. Am Vorabend des Neujahrsfestes steht ein besonderer Boxkampf mit „The Hebrew Hammer“, einem jungen jüdischen Boxer aus Odessa, auf dem Programm. Die 84-jährige Genya Peretyatko zelebriert stolz ihr Veteranentreffen.

Mi, 11. Sep · 16:55-20:15 · MGM
Exodus

1947 versuchen Juden aus aller Welt, in Palästina eine neue Heimat zu finden. Per Schiff begeben sich 600 Heimatlose in das gelobte Land, werden jedoch von den Briten auf Zypern festgehalten. Ari Ben Kanaan (Paul Newman) will die Weiterfahrt des Schiffes „Exodus“ erzwingen. – Monumentales Meisterwerk, Oscar für die beste Filmmusik.

Do, 12. Sep · 13:05-13:57 · arte
360° – Geo Reportage: Jerusalem im Morgengrauen

In Jerusalem, der Heiligen Stadt von Juden, Muslimen und Christen, wird sogar die Müllentsorgung bisweilen zum religiösen Konflikt. Doch ein jüdischer und ein arabischer Müllmann haben das Kunststück geschafft, sich und die Kollegen zwischen Heiligtümern und Unrat perfekt zu organisieren. „360° – Geo Reportage“ durfte die Mülltruppen durch das alltägliche Chaos der weltberühmten Stadt begleiten. In der Altstadt von Jerusalem leben 30.000 Menschen – Christen, Juden und Muslime – auf engstem Raum. Sie produzieren täglich Tonnen von Müll. Nachts sind die Gassen vollgestopft mit Plastiksäcken, Kartons und Abfällen, dann ist die Heilige Stadt wahrscheinlich auch eine der dreckigsten. Jedenfalls bis Männer wie Midhat und Sharon ihren Job erledigt haben. Der Araber und der Jude befehligen jeweils eine eigene Truppe von Müllmännern. Sie mögen sich und sie brauchen sich, denn im jüdischen Viertel kommt Midhat ohne Sharon nicht aus – und umgekehrt. Ein kleiner Traktor kämpft sich frühmorgens die Stufen des muslimischen Viertels hinauf. Ein Mann springt ab und wirft die Säcke auf die Ladefläche des Anhängers. Der Ruf des Muezzins ertönt, dann Glockengeläut. Midhat Abu Hani muss sich beeilen, bald kommen Scharen von Gläubigen und Touristen. Dann ist hier kein Durchkommen mehr. Der Araber ist Chef der motorisierten Müllabfuhr und für zwölf Traktoren verantwortlich, mit denen seine Truppe jeden Tag Unmengen von Unrat von den Straßen räumt. Midhats Kollege Sharon ist Chef der Kärchertruppe und einer von 3.000 Juden, die in der Altstadt arbeiten. Er wohnt mittlerweile außerhalb der Stadtmauern, aber aufgewachsen ist er hier zwischen 25.000 Palästinensern, 500 Christen und 1.500 Armeniern. Sharon beherrscht mehrere Sprachen. Das erleichtert ihm das Arbeiten mit seinen meist palästinensischen Kollegen und verschafft ihm Respekt. Für ihn wie für Midhat beginnt die Arbeit am frühen Morgen und endet nicht vor Mitternacht. Besonders heikel ist ihr Job an den Feiertagen der verschiedenen Religionen oder bei unvorhergesehenen Zwischenfällen. Ihre Heilige Stadt sauber zu halten, ist weder für Sharon noch für Midhat ein alltägliches Geschäft. Beide sehen ihren Job als persönliche Herausforderung und als Beitrag für ein friedliches Zusammenleben innerhalb der Mauern von Jerusalem.

Sa, 14. Sep · 22:30-00:00 · PHOENIX
Auf das Leben! – Jüdisch in Deutschland

„La?Chaim!“ ? ist ein beliebter jüdischer Trinkspruch, der soviel heißt wie „Auf das Leben!“ In ihm steckt vieles: etwas Bejahendes, Fröhliches und gleichzeitig etwas Melancholie. Beinhaltet vielleicht auch ein „so ist es, machen wir das Beste daraus“. Er ist kein Wunsch für die Zukunft, wie viele andere Trinksprüche. „Auf das Leben!“ heißt auch die Dokumentation von Gesine Enwaldt, die zeigt, wie das jüdische Leben in den deutschen Städten zunehmend präsent und vielfältig ist. „Ich glaube es gibt für einen Juden zwei Punkte, die sein Leben beschreiben. Der erste Punkt ist, wo man auf die Welt kommt (…), der zweite Punkt, wo man begraben wird und ich werde voraussichtlich in Hannover beerdigt. Ja, ich bin in Hannover zuhause.“ Professor Andor Izsák leitet an der Musikhochschule Hannover das Europäische Zentrum für Jüdische Musik. Der in Ungarn geborene Izsák hat in Deutschland seine Heimat gefunden. Er ist einer der Protagonisten, die Gesine Enwaldt in ihrem Dokumentarfilm „Auf das Leben! Jüdisch in Deutschland“. Hannover war eine Hochburg des jüdischen Lebens „Kann es in Deutschland jemals wieder „normales“ jüdisches Leben geben?“, fragte sich die Autorin und ging dieser Frage in Hannover nach. Die dortige jüdische Gemeinde war vor 1933 eine der größten und reichsten Deutschlands. Davon ist im heutigen öffentlichen Bewusstsein kaum etwas geblieben. Dennoch geht der Wiederaufbau des jüdischen Lebens voran – vielfältiger, widersprüchlicher und leidenschaftlicher, als manch Außenstehender ahnt. Enwaldts Film zeigt das Alltagsleben von Hannoveraner Juden, die unterschiedlicher nicht sein können. Mit jüdischer Musik Brücken bauen Professor Andor Izsáks Leidenschaft gehört der alten Musik der Synagogen. Er steht kurz vor der Erfüllung seines Lebenstraums: mitten in Hannover, in der alt ehrwürdigen Villa Seligman soll das neue europäische Zentrum für jüdische Musik entstehen. Ein Ort, an dem Menschen der unterschiedlichen Religionen zusammenkommen sollen. Andor Iszak will mit seiner Musik Brücken bauen. Rabbi Benjamin Wolff leitet in Hannover das orthodoxe jüdische Bildungszentrum Chabad Lubawitsch. Er ist mit seiner Familie aus Israel nach Hannover gekommen, um „das Judentum in Hannover zu entwickeln“ und vergessene Traditionen zu lehren. Arkadi Litvan, der zweite Vorsitzende der ältesten und größten jüdischen Gemeinde in Hannover, stammt aus Odessa. Die meisten seiner Gemeindemitglieder sind ebenfalls aus der ehemaligen Sowjetunion gekommen, obwohl kaum einer von ihnen religiös ist. Beim Gottesdienst sind Männer und Frauen streng getrennt. Im Keller der Synagoge befindet sich die Mikwe, das Tauchbad für die rituelle Reinigung der Frauen nach dem Zyklus. Liberale Traditionen des Judentums pflegen Katharina Seidler hat Mitte der 90er Jahre der orthodoxen Gemeinde den Rücken gekehrt. Jetzt ist sie die zweite Vorsitzende der liberalen Gemeinde Hannovers. Sie will die alten Traditionen mit dem modernen Leben verknüpfen. Ihre Gebetssprache ist zwar immer noch Hebräisch, aber die Stellung der Frau ist eine völlig andere. Tochter Rebecca Seidler hat den ersten liberalen jüdischen Kindergarten Deutschlands gegründet. Sie gibt in der neuen Synagoge, dem ganzen Stolz der jungen liberalen jüdischen Gemeinde, ihrem Freund Tino das Ja-Wort.