Frühjahrsputz für ‚Stolpersteine‘ in Hamburg

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Fast 4.400 Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig erinnern auf den Bürgersteigen der Hansestadt an Menschen, die in Hamburg gelebt haben und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft geworden sind…

Die ersten Steine zur Erinnerung an NS-Opfer wurden vor nunmehr elf Jahren in Hamburg verlegt. Mit der Zeit verlieren diese Steine aber durch Umwelteinflüsse ihren ursprünglichen Glanz und sind dann kaum noch wahrzunehmen.

Aus Anlass des ‚Yom HaShoah’, an dem seit den 1950er Jahren in Israel und in vielen Teilen der Welt der jüdischen Opfer des Holocaust gedacht wird und der in diesem Jahr auf den
7. April fällt, rufen die Initiatoren des Projektes in Hamburg die Bevölkerung erneut dazu auf, die Stolpersteine in ihrer Nachbarschaft in der Zeit vom 15. April bis 1. Mai 2013 zu reinigen. Der etwas spätere Termin wurde in diesem Jahr so gewählt, dass Eis und Schnee hoffentlich den Frühjahrsputz nicht mehr behindern.

Für die Reinigung sind alle gebräuchlichen Putzmittel für Metalle geeignet. Bewährt haben sich in der Vergangenheit Metall-Putzmittel wie z.B. Sidol, das in vielen Geschäften und den meisten Drogeriemärkten erhältlich ist. Hilfsmittel mit sehr harter Oberfläche, wie Drahtbürsten oder andere harte Gegenstände, sollten nicht benutzt werden, da die Messingplatten hierdurch beschädigt werden können und danach schneller verschmutzen.

Schüler putzen Stolpersteine in Hamburg
Schüler putzen Stolpersteine

Welche Stolpersteine in ihrer Nähe verlegt wurden, können die Hamburger der Internetseite www.stolpersteine-hamburg.de entnehmen. Auf dieser Internetseite sind auch allgemeine Informationen über das Projekt in Hamburg sowie Hinweise zur Pflege der Stolpersteine zu finden. Für mehr als 2.000 Stolpersteine gibt es dort inzwischen auch Kurzbiographien über die Opfer. Seit einem Jahr ist auch ein digitaler Lageplan verfügbar, in dem die Hamburger Stolpersteine verzeichnet sind.

12 Kommentare

  1. „Manche Menschen sehen die Steine als eine Art Ersatz für die nicht vorhandenen Grabmäler ihrer Angehörigen.“
    Und manche Menschen sehen in den im Pflaster eingelassenen Steinen eine erneute Erniedrigung der toten Juden.

  2. Charlotte Knobloch als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sowie Christian Ude als Oberbürgermeister lehnten das Projekt Stolpersteine in München ab. Stephan Joachim Kramer als Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland und Leiter des Berliner Büros des European Jewish Congress ist von dem Projekt sehr angetan. Im Laufe der Jahre bekam und bekommt Gunter Demnig immer wieder tiefsten Dank ausgesprochen von der weltweiten jüdischen Gemeinde. Manche Menschen kommen nur wegen dieses Projektes zum ersten Mal nach Deutschland und sehen die Steine als eine Art Ersatz für die nicht vorhandenen Grabmäler ihrer Angehörigen.

  3. ich habe da so meine Zweifel, wenn Sie behaupten, Wolf Biermann verstehen zu können.
    Hätten Sie den Absatz seiner Rede, aus welchem Sie nur den Anfang zitierten, nämlich zur Gänze zitiert, wäre Ihnen womöglich ein Licht der Erleuchtung aufgegangen; denn so geht es weiter:
    „Folgende Straßenszene ist dieser Tage in Hamburg in der gutbürgerlichen Isestraße passiert. Zwei junge Frauen knieten vor fünfen solcher Steine, polierten die stumpf gewordene Oberfläche. Mein Freund, ein Israeli, der hier in Hamburg lebt, war neben den beiden außergewöhnlichen Putzfrauen stehengeblieben. Er entzifferte die eingravierten Namen. In diesem Moment kam ein etwa fünfzig Jahre alter Mann vorbei. Auch der blieb stehn und sagte nun, im ehemaligen Judenviertel der Hansestadt Hamburg, den Hammersatz: »Na, diese fünf Juden können jetzt wenigstens nicht mehr im Libanon die Araber ermorden…« – sagte es und ging gelassen weiter.“

    Und genau darauf bezog er sich mit den Nachgeborenen, die die Namen mit Füssen treten!
    FairneSS marschiert bei jenen Tretern nach dem Motto „Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen“ mit ganz grossen Stiefeln in der ersten Reihe mit!

  4. Frau Charlotte hat nicht Recht.
    Was in allen Großstädten der BRD möglich ist,nämlich die Verlegung von Stolpersteinen auf öffentlichem Grund, muß auch in München möglich sein.

    Es ist Zeit, daß sich die IKG-M von Charlotte abnabelt.

    Am 18. April 2013 um 9 Uhr wird Gunter Demnig Stolpersteine für Sofie & Emanuel Gutmann auf privatem Grund vor dem ehemaligen Kaufhaus Gutmann in der Lindwurmstraße 205 verlegen.

    Gleich danach – am 18. April 2013 um 10 Uhr – wird der Künstler drei weitere Stolpersteine in der Widenmayerstraße 16 im Lehel, ebenfalls auf privatem Grund, verlegen. Die Stolpersteine erinnern an Else & Julius Basch und Klara Strauß, die hier gewohnt haben.

  5. http://www.wolf-biermann.de/von_biermann

    Wir verkennen die Tragik des Nahostkonflikts und sympathisieren in vormundschaftlicher Verachtung mit radikalen Moslems.
    Eine Gastvorlesung von Wolf Biermann in Jerusalem und Haifa im Oktober 2006

    Biermann: „Ich selbst müßte zwanzig solcher Steine für meine ermordete Familie bestellen, aber meine Frau Pamela und ich zögern, weil der Gedanke uns wehtut, daß die Nachgeborenen nun die Namen meiner Großeltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen mit Füßen treten“

    Ich kann Biermann gut verstehen.

  6. Derzeit im Angebot, nur 89 Euro!

    http://www.antiquariat-biebertal.de/detail.php?nr=2038

    Erläuterung des Anbieters:

    „Sidol Werke, Siegel und Co.
    Österreich, Deutschlands Ostmark

    Die Heimführung Österreichs ins Großdeutsche Reich durch unseren Führer Adolf Hitler war uns allen ein großes Geschenk. So wollen wir denn in diesem Bilderbuch betrachten, was uns beschert wurde; Unsere schöne Deutsche Ostmark, die nun für alle Zeiten unentreißbarer Bestandteil unseres Reiches ist. Möge dieses Bilderbuch allen – vor allem unserer Jugend – die Augen öffnen.

    Auszug aus dem Vorwort.

    Sammelbilder Album mit rot weißem Titeldruck auf Rot kariertem Untergrund, … …“

    Sidol wurde übrigens von Henkel übernommen, nach unserer ehrenvollen Niederlage gegen einen übermächtigen Feind – nein, so steht es nicht in der Kurzfassung von Henkels Firmengeschichte, aber, in gewissem Sinn anerkennenswert, weil überhaupt benannt, ist dort u.a. zu lesen:

    1941 Als Ersatz für zahlreiche zur Wehrmacht eingezogene Mitarbeiter werden am Ende des Jahres in Düsseldorf-Holthausen 343 ausländische Zivilarbeiter und 194 Kriegsgefangene beschäftigt.

    1942 Am Jahresende werden in Düsseldorf-Holthausen 435 ausländische Zivilarbeiter und 127 Kriegsgefangene beschäftigt.

    1943 Am Jahresende werden in Düsseldorf-Holthausen 574 ausländische Zivilarbeiter und 108 Kriegsgefangene beschäftigt.

    1944 Ende dieses Jahres arbeiten in Düsseldorf-Holthausen 353 ausländische Zivilarbeiter und 113 Kriegsgefangene.

    Das kann man auch anders schreiben:

    „Zwangsarbeit bei Henkel

    Nach eigenen Angaben beschäftigte Henkel in Düsseldorf Holthausen von 1940 bis 1945 durchgängig ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, zunächst in erster Linie französische Kriegsgefangene und sogenannte Zivilarbeiter aus Belgien.

    Henkel hatte schon im ersten Weltkrieg gute Erfahrungen mit Zwangsarbeitern gemacht.

    KZ-Häftlinge seien laut offizieller Seite, die sich auf die vorhandene Aktenlage stützt, nicht bei Henkel und auch nicht bei den Töchtern bzw. verbundenen Unternehmen beschäftigt worden. Nachweisbar sind 4 Lager für Zivilarbeiter und 1 Kriegsgefangenenlager, welches mit Stacheldraht umzäunt und von Wehrmachtsposten bewacht war. Bei den Zivilarbeiterlager gab es auch ein Lager für 75 sowjetische Frauen, d.h. für Ostarbeiterinnen.

    Falls deutsche Arbeiter mit den Zwangsarbeitern in irgendeiner Form solidarisch waren, wurden diese auf der Stelle entlassen.

    Die DAF führte Propagandaveranstaltungen für die Zwangsarbeiter durch, so auch im August 1944 eine Veranstaltung mit dem belgischen SS-Sturmbannführer und Ritterkreuzträger Léon Degrelle, für alle wallonisch-belgischen Arbeitskräfte galt Anwesenheitspflicht. In die Zeit der Zwangsarbeiterbeschäftigung fällt auch die mehrmalige Auszeichnung des Betriebes mit der

    Goldene Fahne des nationalsozialistischen Musterbetriebes.

    Mindestens drei Menschen haben die Zwangsarbeit bei Henkel nicht überlebt, ein sowjetischer Zwangsarbeiter wurde von der Wachtmannschaft bei einem Fluchtversuch erschossen, zwei weitere Menschen starben infolge des Verzehrens von Chemikalien, die sie in ihrem großen Hunger vermutlich für Zucker und Mehl gehalten wurden.“

    Aus: Rallye „Spurensuche. Verbrechen der Wirtschaft 1933-1945“
    Ein Projekt der VVN/BdA NRW

    http://www.verbrechen-der-wirtschaft.de/texte/0028_du_sseldorf.htm

  7. Bei aller Zustimmung ist die Schleichwerbung für ein giftiges

    „Sein Ende fand der Gorilla, weil er ein Fläschchen Sidol (Silberputzmittel) in der Pferdegeschirrkammer fand und austrank.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Kassegg

    Putzmittel, das dazu auch noch auf dem Foto gleich zweimal im Mittelpunkt sowohl liegt als auch steht, völlig unangebracht.

    Giftig ganz besonders auch deshalb:

    „Es war einmal ein Fabrikbesitzer, der las Karl Marx, und in seiner Werksbibliothek fanden die Nazis Bücher von Jack London, Anton Tschechow, August Bebel: “Marxistisch-pazifistische” Bücher, wie die Nazis sagten, und die Anklage, die man später wieder fallen ließ, lautete auf “Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens”. –

    Hausarrest, “Schutzhaft”, Untersuchungshaft in Berlin Plötzensee und Moabit, das waren die Stationen des Max Wolf, ehe er Ende des Jahres 1935 mit seiner Familie nach England emigrieren konnte. Da war “die Dreiturm” längst entschädigungslos enteignet und in die “arischen” Hände des Inhabers der Kölner “Sidol-Werke Siegel & Co” gelangt. “Entjudung” nannten sie das, auch “Arisierung”.“

    http://www.hr-online.de/servlet/de.hr.cms.servlet.File/04-158.rtf?ws=hrmysql&blobId=57196&id=2724824

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    Was zum Grübeln: nennt man die Hamburger nicht auch „Nordlichter“? Dass die Münchner deshalb aber, wie es sich ja von wegen Ausgewogenheit doch wohl gehören täte, „Südlichter“ genannt würden, habe ich noch nicht gehört. Anscheinend fehlts dort nicht nur an Stolpersteinen. Auch Charlotte darf irren. Muss deshalb die Stadt mitmachen? In dieser Stadt hier am Rande des Sauerlands 🙂 (lacht da wer?) 🙂 liegen von Demnig verlegte Stolpersteine für von SA 1931 „en passant“ erschossene Arbeiter. Hätte die nicht nur von mir hochgeschätzte Frau Knobloch sich auch gegen diese Steine gewandt, falls sie gefragt worden wäre?
    Vermutlich. Aber… es ginge da ja denn um Nichtjuden, für die sie nur allgemein sich hätte einsetzen können. Folgerung: warum Erinnerung an gewaltsam von NS-Tätern Ermordete unterbinden, egal aus welchem Umfeld, und egal wie.

  8. Stolpersteine auf öffentlichen Straßen und Plätzen sind nur zu begrüßen. So bekommen die 6 Millionen Ermrdeten einen Namen , Todesdatum und Todesort.

    Zu meinem Bedauern ist die Verlegung von Stolpersteinen in München nicht zugelassen, weil Frau Charlotte sich vehement dagegen sträubt.
    Und wem die Medaille „München leuchtet“ verliehen wurde, ist hier beinahe sakrosankt und der Stadtrat nickt den Wunsch der „Eminenz“ der IKG-M ab.

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