Presseschau: Israel und Syrien

1
36

Nach einem Luftangriff Israels auf syrischem Gebiet in der Nacht zum Mittwoch haben Syrien und Iran mit Vergeltung gedroht. Zum Ziel des Angriffs, ob Waffenkonvoi oder militärische Forschungseinrichtung, gab es widersprüchliche Angaben…

Manche Kommentatoren fürchten, dass Israel einen Präzedenzfall geschaffen hat und nun auch andere Akteure wie Iran und die Hisbollah in den Konflikt eingreifen.

Neue Zürcher Zeitung – Schweiz
Israels Beispiel könnte Schule machen

Israels Luftangriff in Syrien mag begründet sein, doch könnte er auch andere Staaten zum Eingreifen im eigenen Interesse animieren, fürchtet die liberal-konservative Neue Zürcher Zeitung: „Der israelische Eingriff im syrischen Bürgerkrieg stellt einen Präzedenzfall dar, der die Spannung in der Region merklich erhöht. Israel fehlt es nicht an Gründen, Angriffe in Syrien zu führen – sei es, um die Lieferung von Waffen wie den SA-17 an den Hizbullah zu verhindern, sei es, um die Übernahme von chemischen Kampfstoffen durch die extremistischen Gruppen unter den syrischen Aufständischen zu blockieren. Greift aber der jüdische Staat ein, so dürften auch die anderen Staaten, die in der syrischen Krise ihre Interessen auf dem Spiel sehen, ihren Einsatz erhöhen. Damit steigt auch die Gefahr, dass aus dem gegenwärtigen Stellvertreterkonflikt ein direkter Zusammenstoss der verschiedenen Mächte wird.“ (01.02.2013)

De Volkskrant – Niederlande
Angst vor Vergeltungsschlag Irans

Nach dem Angriff Israels in Syrien droht eine gefährliche Eskalation des Konflikts, warnt die linksliberale Tageszeitung De Volkskrant und fürchtet vor allem einen Vergeltungsschlag Irans:

„Wie begreiflich Israels Streben nach Sicherheit auch ist, das Timing des Angriffs ist sehr unglücklich. Russland hält eine solche Aktion für einen unakzeptablen Eingriff in die syrische Souveränität. Moskau wird sich nun in einem Konflikt, der stetig eskaliert, noch unnachgiebiger hinter Assad stellen. Dadurch scheint eine diplomatische Lösung in weiterer Ferne zu liegen als je zuvor. Zugleich provoziert Israel Iran. Das ist undurchdacht und riskant. Teheran hat schließlich erklärt, einen Angriff gegen Syrien als Angriff gegen das eigene Land anzusehen. Die Drohung Irans mit Vergeltung kann man als rhetorisch abtun, angesichts der Effekte, die die internationalen Sanktionen in dem Land haben. Aber Iran sieht sich selbst noch immer als den wichtigsten Akteur in der Region und kann es nicht nur bei Worten belassen, will es glaubwürdig bleiben.“ (01.02.2013)

Süddeutsche Zeitung – Deutschland
Syrien ist Waffenlager für Hisbollah

Aus Syrien ist kein Gegenschlag zu erwarten, doch trotzdem könnte der Luftangriff der Israelis eine neue Konfliktlinie aufbrechen lassen, warnt die linksliberale Süddeutsche Zeitung:

„Denn auch die Hisbollah in Libanon … könnte mit Vergeltung für den Angriff neue Gewalt heraufbeschwören. Die Stationierung von zwei Raketenabwehr-Batterien in Israels Norden unmittelbar vor der Syrien-Aktion belegt entsprechende Sorgen der israelischen Führung. Doch die erste Antwort der Hisbollah, die eine internationale Verurteilung Israels fordert, zeigt wenig Kampfbereitschaft.
Ohne Rückendeckung aus Syrien scheint sich die Schiiten-Miliz derzeit keinen Krieg mit Israel zuzutrauen. Viel Rauch um nichts also? Leider nicht. … Je näher das Ende des Schutzpatrons Assad rückt, desto mehr wird die Hisbollah bestrebt sein, ihre Waffenlager noch einmal mit allem zu füllen, was in Syrien zu holen ist – von einfachen Raketen bis schlimmstenfalls hin zu Massenvernichtungswaffen. Israel wird das genau beobachten und gewiss nicht zulassen, dass sich die ärgsten Feinde weiter aufrüsten.“ (01.02.2013)

1 Kommentar

  1. Wenn ich, da ich kein Arabisch kann, in Syriatruth, von Google*) einigermaßen verständlich übersetzt, die Meldung von gestern zu dem Vorfall richtig lese, ergibt sich folgendes Bild:

    Es gab zwei Angriffe: auf einen Transport mit 5 Fahrzeugen plus dem auf das Forschungszenter. Bei dem auf die Fahrzeuge sollen viele ums Leben gekommen sein, mehr als bei den Gebäuden, die quasi plattgelegt seien samt unterirdischen Anlagen, aber auch da seien mehr als ursprünglich angegeben getötet worden.

    Stellt sich die berechtigte Frage, wieso für eine Abwehr solcher Einflüge äußerst wirksame und für Jets hochgefährliche Raketen nicht abgefeuert, sondern außer Landes geschafft werden sollten. Klingt ja fast nach Selbstmordabsicht. Unwahrscheinlich.

    Viel eher steht zu vermnuten, dass man gerade damit beschäftigt war – alles fand ja in der Nacht statt -, sie näher zur Grenze hin zu verlegen. Wurde dies von z.B. AWACS erkannt – oder auch einfach von der „Opposition“ verraten – und ausgenutzt, um sie gefahrlos auszuschalten? Es hieß auch, die Zerstörung des Konvois habe „tief in Syrien“ stattgefunden, also noch rel. weit (5 km?) von der libanesischen Grenze entfernt.

    Da lässt sich nun trefflich spekulieren, was da zerstört wurde und warum. Sollte vielleicht lediglich das Abwehrpotential getestet werden, wie auch vermutet wird? Oder die Antwort? Syriatruth behauptet jedenfalls, die Verletzung des syrischen Luftraumes sei sogleich bemerkt worden.

    Interessant ist dabei, dass „die Flugzeuge“ über den Südlibanon, wovon aber die Libanesen nichts berichten, gekommen seien, und nicht, was eher zu vermuten stünde, über den „israelischen“ Golan.

    Was die Frage aufwirft: Waren es überhaupt israelische Maschinen?

    *) endlos lange URL: http://translate.google.de/translate?hl=de&sl=ar&u=http://www.syriatruth.org/&prev=/search%3Fq%3Dsyriatruth.org/%26hl%3Dde%26tbo%3Dd%26biw%3D800%26bih%3D420&sa=X&ei=XccOUYXMAeTV4QScooDQCw&sqi=2&ved=0CDQQ7gEwAA

Kommentarfunktion ist geschlossen.