Heiliges Wasser fließt wieder in der Grabeskirche

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In Jerusalems Grabeskirche, wo Jesus von Nazareth gekreuzigt, gestorben, begraben und wieder auferstanden ist, droht keine Dürre mehr. Das heilige Wasser kann weiter fließen, nachdem sich die griechisch-orthodoxe Kirche federführend für andere in der Grabeskirche vertretene Kirchen (Armenier und Franziskaner) nach mehrjährigem Tauziehen mit der israelischen Regierung, der Jerusalemer Stadtverwaltung und der Jerusalemer Gihon Wassergesellschaft über die Entrichtung ausstehender Wasserrechnungen geeinigt hat…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 11. Dezember 2012

Gemäß dem jetzt bekannt gewordenen Abkommen werden die Griechen der Wassergesellschaft nur etwa 83.000 Euro für den kirchlichen Wasserverbrauch seit Anfang 2012 entrichten. Die Griechen verpflichteten sich auch, künftige Rechungen zu bezahlen.

Die unbezahlten Rechnungen für die Jahre 2004 bis 2011 in Höhe von fast 2 Millionen Euro werden von israelischen Ministerien und der Stadtverwaltung übernommen. Ältere Rechnungen werden storniert.

Ob jemals die Wasserrechnungen der fast 2000 Jahre alten Grabeskirche bezahlt worden sind, lässt sich nicht ermitteln. Während des britischen Mandats 1920 wurden die Griechen ganz offiziell von der Pflicht entbunden, für das von ihnen benutzte Heilige Wasser zu zahlen. Diese Regelung galt auch während der 19 Jahre dauernden jordanischen Besatzung und wurde von den Israelis ab 1967 übernommen, als Israel die Altstadt erobert und annektiert hatte.

Vor acht Jahren, infolge großer Wasserknappheit in Israel wegen eines regenarmen Winters, hat die Jerusalemer Stadtverwaltung eine neue Wassergesellschaft, Gihon, gegründet, um die Kontrolle über den Wasserverbrauch in der Stadt besser zu kontrollieren. Zu den gesetzlichen Regeln von Gihon gehörte der Grundsatz, niemandem die Wasserrechnung zu erlassen und im schlimmsten Fall den Wasserhahn zuzudrehen. Gihon blieb nach Angaben ihres Sprechers Kuti Fundaminski keine Wahl als gegen die Repräsentanten der Grabeskirche vor Gericht zu ziehen.

Vor zwei Jahren, nachdem sich die Griechen mit Hinweis auf die „Tradition“ von 1920 standhaft geweigert hatten, ihre Rechnungen zu begleichen, kam zu dem hässlichen Rechtsstreit mit vielen Beteiligten, der jetzt beigelegt werden konnte. Derweil wuchs die Gesamtrechnung mitsamt Strafgeldern und Zinsen immer höher in den Himmel.

Gihon erlangte mit Rechtsmitteln ein Einfrieren der Konten des griechischen Patriarchats. Der Streit wurde zu einem Konflikt mit internationalen Auswirkungen, nachdem die Griechen finanziell trocken gelegt worden waren und keine Gehälter mehr auszahlen konnten. Sie drohten mit einer Schließung der Grabeskirche, neben der Geburtskirche in Bethlehem die Heiligste Stätte der Christenheit. Der Patriarch wandte sich hilfesuchend an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Endlich wurde jener Kompromiss gefunden, der kurz vor Weihnachten nassen Frieden in Jerusalem einziehen ließ.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

7 Kommentare

  1. Noch ist Syrien säkular (möge es das bleiben! und achtet seine christliche Minderheit:

    http://www.sana-syria.com/eng/21/2012/12/22/458502.htm

    Zitat:

    „DAMASCUS, (SANA)_ Greek Orthodox Patriarch of Antioch and All the East, John X Yazigi, underlined the importance of sitting at the dialogue table and discarding violence for the benefit of the homeland and its people and in order to preserve peace in the region.

    Speaking at a press conference at the Monastery of the Cross Church in Damascus on Saturday, Patriarch Yazigi underscored that the political solution to the crisis in Syria is sought by everybody.“

    s. auch (bebildert) http://www.sana-syria.com/eng/21/2012/12/21/458368.htm

    Titel:

    „Christmas Prayers at the Lady Church in Damascus for Peace in Syria“

  2. Hass, Leid und Ãœbergriffe auf Christen in Bethlehem

    „Aus der Geburtsstadt Jesu fliehen seit Jahren die Christen: Nur noch gut 15 Prozent der Bevölkerung Bethlehems sind christlich. Und auch von ihnen wollen viele die Stadt verlassen. Der Grund: Sie fühlen sich von ihren muslimischen Nachbarn bedroht und diskriminiert.“

    „Der Hauptgrund aber werde immer verschwiegen: die Diskriminierung der Christen durch die muslimische Mehrheit. „Das geht von Beleidigungen auf dem Markt bis hin zu Vergewaltigungen und Mord“, erzählt er. Viele der Souvenirläden um die Geburtskirche würden seit Jahren Schutzgeld an muslimische Gangs zahlen und die Polizei greife nicht ein.“

    „Es gibt organisierte Gruppen, die Christen ihr Land stehlen.“ Er persönlich kenne drei Fälle, in denen sich die Betroffenen an Palästinenserpräsident Mahmud Abbas gewandt hätten.

    „Er hat jedes Mal eine Untersuchung versprochen und dann ist nichts passiert. Als Christen sind wir leichte Beute.“ Nur in der Zeitung stünde nie etwas von diesen Vorfällen. „Unsere Kirchenführer und die christlichen Politiker haben auch Angst und wollen alles nicht noch schlimmer machen. Deshalb schweigen sie.“

    „So sei vor vier Jahren ein sechzehn Jahre altes christliches Mädchen von einem Muslim tagelang entführt worden, ohne dass irgendjemand eingeschritten sei. „Die Polizei hat dem Entführer einfach geglaubt, dass sie ein Paar seien und heiraten wollten.“

    “ Erst nachdem sich die Familie des Mädchens, das auch die amerikanische Staatsangehörigkeit besaß, an das amerikanische Konsulat wandte, konnte das Mädchen gerettet und zu Verwandten in die USA geflogen werden.“

    „Fast jeden Tag, ich wiederhole, jeden Tag, wird unsere Gemeinde von muslimischen Extremisten in diesen Gebieten angegriffen“, sagte der Pater. Daran hat sich bis heute nichts geändert.“

    http://www.welt.de/politik/article2911904/Hass-Leid-und-Uebergriffe-auf-Christen-in-Bethlehem.html

    • Sowas ist doch gang und gäbe bei guten Islamisten. Sind keine Alawiten, Schiiten und evtl. sogar Juden sowie andere Infidels greifbar, geht es den Kreuzfahrern bzw. ihren Nachfolgern an den Kragen. Wobei paradoxerweise das Christliche Abendland und die ebenso Christliche USA lustig mitspielen. In Syrien.

      Dazu O-Ton, kritisch zu lesen, einer der der syrischen Regierung nahestehenden website; wichtig dabei ist der Infogehalt, nicht die Ausdrucksweise:

      http://syria-updates.blogspot.de/2012/12/syria-al-qaeda-fsa-terrorists-besiege.html

      Zitat:

      „Terrorists from Al Qaeda FSA groups fighting under NATO’s protection besiege a mainly Christian town in Daraa Countryside, south of Syria 3 days to leave their houses … “

      s. auch eingefügtes Video. Die im Text erwähnten englischen Untertitel sind sichtbar, wenn der Clip direkt in youtube aufgerufen und die Option „Untertitel“ dabei aktiviert wird (in der unteren Zeile im Clip das 6. Symbol von rechts anklicken).

  3. Wer suchet, der findet. Nämlich Infos zum Wasserpreis in Jerusalem:

    „Der Haushaltstarif variiert nach der Länge der Wasserzuleitung. In Jerusalem stieg er zum Beispiel zum Jahreswechsel von vier auf fünf Schekel. Zum 1. Juli kommen 64 Agorot (etwa 13 Cent) hinzu, zum Jahresbeginn 2011 noch einmal 8 Agorot, so dass innerhalb von 12 Monaten satte 43 Prozent aufgeschlagen werden: 1,09 Euro pro Kubikmeter.“ s. http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.2175.html

    Wasser ist in Israel bzw. Jerusalem billiger als in Deurschland: erstaunlich. – Ein Jahr später dürfte sich am Preis in Jerusalem nicht viel geändert haben. Das heißt aber, dass die Angaben zum Wasserverbrauch der Grabeskirche in Kubikmetern, im ersten Beitrag vom Preis abgeleitet, zumindest mit 8,7 zu multiplizieren sind (9,5 € / 1,09 €). Das aber ist allein in 2012 (von den Vorjahren ganz zu schweigen) schlicht unvorstellbar, denn es bedeutete entsprechend ja 8,7 m3 pro Stunde, das ganze Jahr über, also fast 2,5 Liter pro Sekunde, Tag und Nacht – nee. Vermutlich ein Fehler in den Dezimalstellen.

    Oder: ILS (Schekel) und Euro wurden vertauscht. Das angenommen, ergeben 83.000 ILS = 16.702 €. Mag sein, denn dann wären um die 15.300 m3 in 2012 in der Kirche geflossen, was mit ca. 1,7 m3/Stunde rund um die Uhr bzw. am Tag mehr, bei Nacht weniger, immer noch sehr viel, aber doch vorstellbar ist (mit gutem Willen, und bei den sehr vielen, durchschnittlich ca. 6.000 Pilgerinnen und Pilgern pro Tag entsprechend 2,1 Mio/Jahr in 2010: http://www.zeltmacher-nachrichten.eu/content/der-israel-tourismus-boomt). Interessant wäre nun, wie die Wasserrechnung bei einer Art von Konkurrenz, für die Kaaba, aussieht. Da kommen noch ein paar mehr Leute hin (ca. 2,5 Mio), allerdings die überwiegende Mehrzahl an nur wenigen Tagen. Die Saudis werden es schon wissen. Nur zur Klagemauer zieht es noch mehr Menschen: um die 2,6 Mio. in 2010. Und damit: Causa finita.

  4. Eine Million Pilger pro Jahr – nicht zu wenige nutzen die WCs, da mag schon was an Wasserverbrauch zusammenkommen. Außerdem haben die Mönche Küchen und Schlafstätten. Die Hauptursache des hohen Wasserverbrauchs scheint aber wohl wirklich das Fehlen eines Wasserhahns zu sein. Schließlich habe ich oben genau das – und das mit der Abfüllanlage -nicht von ungefähr geschrieben, s. http://kurz-geschichten.blogspot.de/2010/09/jerusalem-grabeskirche.html

    Zitat:

    „Nach katholischer Meinung ist hier der Ort der Salbung des Leichnams Jesu durch Joseph von Arimathäa*, die Griechisch-Orthodoxe Kirche vermag hier jedoch die Abnahme Jesu vom Kreuz erkennen. Der Stein wird von einer nicht endend wollenden Quelle mit Wasser befeuchtet (dies deutet auf eine dafür installierte Wasserleitung hin), was von den Gläubigen aus aller Welt als heiliges Weihwasser mit Schwämmen und Tüchern aufgesaugt wird und, wohl in der Hoffnung auf heilende Wirkung in Flaschen abgefüllt wird.“

    Wenigstens Nachts könnte das abgestellt werden…

    Strafgelder und Zinsen können nur hoch sein, wenn zuvor der Verbrauch hoch war. Übrigens ist meine Annahme von 9,5 € pro m3 kaum realistisch. Das Maximum in der BRD liegt in Sachsen mit 2,34 € / m3 am höchsten, und in Israel? No clue. Vielleicht kann jemand, die/der in Israel wohnt oder sich damit auskennt, den durchschnittlichen m3-Preis, auf Euro umgerechnet, nennen?

    Ãœbrigens liegt die Grabeskirche im christlichen Viertel der Altstadt, und da Israel ganz Jerusalem beansprucht, von dem es 1967 den Ostteil den Jordaniern abnahm, mit dem es später Frieden schloss,kann der nicht als besetzt bezeichnet werden. Weder Jordanien noch jetzt Israel „besetzten“ es, sondern nach Abzug der Briten „gehörte die Stadt niemand“ (außer ihren BürgerInnen, aber keinem Staat). Wer die Macht hat(te), sie sich zu nehmen, zu dem gehört(e) sie. Ganz einfach.

    Dem von der UNO vergesehenen Plan eines internationalen Status für die Stadt machte bekanntlich der Angriff der arabischen Staaten auf Israel schon 1948 ein Ende: Pech für das noch zu errichtende Palästina. Dafür dürfen sie sich bei ihren arabischen Brüdern bedanken.

  5. @FM,

    LESEN!

    „Derweil wuchs die Gesamtrechnung mitsamt Strafgeldern und Zinsen immer höher in den Himmel.“

    Strafgelder und Zinsen.

    Die Jerusalemer Altstadt ist besetztes Gebiet. Dort gilt Besatzungs-„recht“.

  6. Grabeskirche und Wasser – ein Wintermärchen oder was?

    83.000 € in 2012 entspricht ca. 9,5 € pro Stunde, Tag und Nacht. Selbst wenn 1 m3 Wasser im Preis diesen 9,5 € entsprechen sollte, sind das immer noch jede Stunde ca. drei Badewannen voll Wasser. Wer um alles in der Welt braucht denn so enorme Wassermengen und wofür – in einer Kirche? Für das abgestandene Weihwasser doch wohl nicht. Oder haben die da eine Flaschenfüllanlage und verkaufen das durch den Ort heilig gewordene, kostbare Nass en masse, 24 m3 entsprechend 48.000 Halbliterflaschen, tagtäglich? Vielleicht sollte aber nur mal die Wasseruhr nachgeeicht werden oder aber mönch lässt Wasserhähne montieren. Solch modernes Teufelszeug hatten die Römer schon vor 2.000 Jahren, und selbst Jesus dürfte das gekannt haben, sry, kennen.

    Ãœbrigens – 2 Millionen € fielen in den Jahren 2004 – 2011, in also 8 Jahren, an? Da ist 2012 aber billig, denn 2 Mio. € geteilt durch 8 (Jahre) ergibt 250.000 € pro Jahr bzw. ca. 685 € pro Tag, entsprechend bei vorgenanntem, angenommenem Preis ca. 3 m3 pro Stunde, das sind 5 volle 10-Liter-Eimer pro Minute, Tag und Nacht, das ganze Jahr. Oder fast ein Liter pro Minute. Wer soll das denn glauben – vielleicht der Weihnachtsmann? Zeitlich käme es ja hin.

    Und die Griechen kommen jetzt für diese Wasserverschwendung auf, bei der mit der berühmten israelischen Tröpfchenbewässerung bestimmt mehrere Hektar bewässert werden könnten? Gelobt sei der Euro-Rettungsschirm.

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