Holocaust: Wie viele Überlebende wurden entschädigt? (3)

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Genau wissen wir es nicht. Es gibt nur Schätzungen, und auch die sind umstritten. Während man in Deutschland von »rund einer Million« spricht (bei einer Gesamtzahl von 1,5 Millionen Antragstellern),7 zeigen unsere Untersuchungen, dass diese Angaben übertrieben sind. Die Deut­schen haben zwei Zahlen addiert – 360.000 Rentenempfänger und 650.0001 Empfänger einmaliger Entschädigungsleistungen. Da die meis­ten Rentenempfänger auch einmalige Entschädigungen erhielten, wur­den im Endeffekt nicht viel mehr als 650.000 Überlebende entschädigt…

Raul Teitelbaum

Auch wenn wir die Überlebenden hinzuzählen, die nach der Wiederver­einigung noch weitere Entschädigungen erhielten, kommen wir nicht auf eine Million. Berechnungen der Claims Conference besagen, dass über eine halbe Million Überlebende im Laufe der Jahre entschädigt wurden, und das nähert sich unserer Schätzung an, derzufolge nur 500.000 bis 550.000 Überlebende aus irgendeiner der Quellen eine »Wiedergutmachung« empfingen.8

Wenn, wie aus der oben umrissenen Bilanz hervorgeht, gut 1,5 Millio­nen die »Endlösung« überlebten, lautet also die wichtigste Schlussfolge­rung unserer Untersuchung, dass nur ein Drittel der Überlebenden in irgendeiner Form entschädigt wurde. Zwei Drittel starben ohne jegliche Wiedergutmachung. So sah die »biologische Lösung« der Entschädi­gungsfrage aus.

Neben dieser »materiellen Bilanz« für die Überlebenden existiert aber noch die Bilanz des materiellen Schadens, der dem jüdischen Volk zuge­fügt wurde. Sie fällt noch düsterer aus.

Raul Teitelbaum
Die biologische LösungWie die Schoah „wiedergutgemacht“ wurde
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Die Schoah war nicht nur der größte planmäßig durchgeführte Massenmord in der Menschheitsge­schichte, es war auch der größte aller Raubzüge…

  • 6  Siehe Statistischer Anhang, Tab. 4. (im Buch).
  • 7  Karl Heßdörfer, »Die finanzielle Dimension«, in: Herbst/Goschler (Hg.), Wieder­gutmachung in der Bundesrepublik Deutschland, 55ff
  • 8  Siehe Statistischer Anhang, Tab. 7. (im Buch).

2 Kommentare

  1. „Die deutsche Juristen- und Beamtenschaft der Nachkriegsjahre war durchsetzt von Verbrechern.“

    Und deren Kinder sind heute die reichste Erben-Nation der Welt. Auch in Griechenland leben unentschädigte Ãœberlebende. Ganze Dörfer wurden vernichtet (Distomo…).

  2. Das maßlose Unrecht wird noch unerträglicher, wenn man bedenkt, dass die Verbrecher für Ihre „Dienstjahre“ in den Konzentrationslagern oder in anderen Einrichtungen der NS-Mordmaschinerie Versorgungsbezüge vom deutschen Staat bezogen haben.

    Im Falle der Witwe von Roland Freisler sticht besonders die Begründung für einen Berufsschadensausgleich ins Auge, den seine Witwe ab 1974 für die Tätigkeit Ihres Mannes bezogen hat.

    Es wurde konstatiert, dass Freisler nach dem Kriege, als Rechtsanwalt oder Beamter des höheren Dienstes ein hohes Einkommen erzielt hätte, wenn er im Kriege nicht zu Tode gekommen wäre (vgl.: http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_Freisler „ Der Umgang der Bundesrepublik mit dem Nachlass Freislers.“

    Die deutsche Juristen- und Beamtenschaft der Nachkriegsjahre war durchsetzt von Verbrechern.

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