„Äthiopische Juden sind Teil Israels“

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Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat das Leiden der äthiopischen Juden auf dem Weg nach Israel gewürdigt. Am Sonntag sprach er bei einer Gedenkzeremonie für die Äthiopier, die während der Einwanderung ums Leben kamen. Anlass war der diesjährige Jerusalemtag, der „Jom Jeruschalajim“…

Von E. Hausen, inn v. 21.5.2012

An der Zeremonie auf dem Jerusalemer Herzl-Berg nahmen mehr als 1.000 Angehörige der äthiopischen Gemeinschaft in Israel teil. Alle hatten auf dem Weg in den jüdischen Staat liebe Menschen verloren. Einem Bericht der „Jerusalem Post“ zufolge war es das erste Mal in 20 Jahren, dass ein israelischer Regierungschef bei der Veranstaltung sprach.

Netanjahu (Likud) sagte, die Geschichte der äthiopischen Judenheit sei nicht zu trennen von der allgemeinen Geschichte des jüdischen Volkes. „Ihre Geschichte ist Teil unserer Geschichte und Ihre Zukunft ist Teil unserer Zukunft.“ Die gesamte israelische Gesellschaft müsse den Schmerz und den Verlust der äthiopischen Juden anerkennen, die in den 1980er und 90er Jahren ins Land kamen. Während der „Operation Mose“ 1984/85 waren zahlreiche Juden von ihren Dörfern in Nordäthiopien zu Fuß in den Sudan gegangen. Die „Operation Salomo“ wiederum brachte 1991 an einem einzigen Wochenende Tausende Äthiopier per Flugzeug nach Israel.

„Die Reise, die Sie unternommen haben, ist nicht nur eine der Entfernung. Es ist eine tägliche Reise der Identität und Aufnahme für die ganze Gemeinschaft und sie geht immer noch weiter“, fügte der Premierminister hinzu. Er ging auch auf das Problem des Rassismus ein. In Israel sei kein Raum für solche Ansichten. „Ich hoffe, dass unser neuer Plan zur Verbesserung von Einwanderung und Integration Ihnen allen helfen wird, diese unsichtbare Barriere zu überwinden.“ Die äthiopische Gemeinschaft forderte er auf, ihre Verpflichtung und ihre Beiträge gegenüber dem israelischen Staat bekanntzumachen. Die aus dem ostafrikanischen Land stammenden Israelis brächten sich in allen Gebieten des beruflichen, akademischen und politischen Lebens sowie im Militär konstruktiv ein.

Die Ansprache wurde simultan ins Amharische übersetzt.

Der 40-jährige Grenzpolizist Schay Schembal Wassa erzählte von seinem persönlichen Leidensweg nach Israel. Er hatte sieben Angehörige verloren: seine Mutter, vier Schwestern und zwei junge Nichten. Sie waren in einem Flüchtlingslager im Sudan gestorben. Die Familienmitglieder hätten diesen Verlust nie überwunden, sagte der Israeli äthiopischer Herkunft. Bis heute erlitten sie den Schmerz dieser Reise.

Bei der Gedenkfeier waren auch Einwanderungsministerin Sofa Landver (Israel Beiteinu), der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat und Knessetsprecher Reuven Rivlin (Likud) zugegen. Zudem nahmen der einzige äthiopische Knessetabgeordnete Schlomo Molla (Kadima), der äthiopische Botschafter Yosef Hilawe und der Kadima-Vorsitzende Schaul Mofas an der Zeremonie teil. Sie fand an einem Denkmal für die äthiopischen Juden statt, das im November eingeweiht worden war.

Jom Jeruschalajim erinnert an Wiedervereinigung

Der Jerusalemtag „Jom Jeruschalajim“ wird seit der Wiedervereinigung Jerusalems im Jahr 1967 gefeiert. Er beginnt mit einer Parade durch die Stadt. Des Weiteren gibt es Feiern an der Klagemauer und an verschiedenen Orten in Jerusalem. Juden beten darum, dass die Stadt für immer vereinigt bleiben wird.

Der Ostteil Jerusalems gehörte bis zum Jahr 1967 zu Jordanien. Im Sechs-Tage-Krieg wurde er von Israel erobert. Die Stadt wurde nach 19-jähriger Teilung wieder vereinigt. Seitdem haben Juden wieder Zugang zur Altstadt und damit auch zur Klagemauer, dem letzten erreichbaren Rest eines der beiden biblischen Tempel.

Nach jüdischer Überlieferung hat Gott bei der Erschaffung der Welt alle Schönheit in zehn Teile aufgeteilt. Neun von ihnen verwendete er allein für Jerusalem, den zehnten für den Rest der Welt. Ebenso verfuhr er mit allem Leid, das auf der Erde geschehen sollte. Wie keine andere Stadt trägt Jerusalem historische und religiöse Überlieferungen dreier Weltreligionen. Für Juden ist es die heiligste Stadt und für Muslime die drittheiligste nach Mekka und Medina. Christen glauben, dass Jesus hier gekreuzigt worden und auferstanden ist.

Rund 3.000 Jahre jüdische Geschichte

Die jüdische Geschichte Jerusalems ist rund 3.000 Jahre alt. Nach der Hebräischen Bibel hat König David die Stadt, die bereits Jahrhunderte vorher in ägyptischen Quellen erwähnt wurde, 997 vor der Zeitrechnung von den Jebusitern erobert. Seitdem war Jerusalem die Hauptstadt des jüdischen Königreiches. Vor seinem Tod kaufte David eine Tenne auf dem Berge Moria. Dort ließ sein Sohn Salomo den ersten Tempel bauen. Schon vorher galt der Berg als heilig. Der Überlieferung zufolge hat Gott Abraham befohlen, dort seinen Sohn Isaak zu opfern.

Nach Ende des Königreiches wurde Jerusalem nacheinander von den Babyloniern, Persern, Griechen und Römern erobert. Nach dem gescheiterten Aufstand unter der Leitung von Simeon Bar Kochba (132 bis 135 nach der Zeitrechnung) wurde Jerusalem zur römischen Militärkolonie Aelia Capitolina. Juden wurde der Zutritt zur Stadt untersagt. Das ganze Gebiet wurde Palästina genannt. Durch die Umbenennung wollten die Römer jede Erinnerung an das jüdische Leben in der Region auslöschen.

Byzantiner, Kreuzfahrer und Osmanen herrschten über Jerusalem, bis die Stadt 1917 von den Briten erobert wurde. Am 14. Mai 1948, mit dem Ende der britischen Mandatszeit, wurde der Staat Israel gegründet. Seit 1949 hat er Jerusalem als Hauptstadt. Da nach Vorstellung der UN Jerusalem internationalisiert werden sollte, haben alle Staaten mit diplomatischen Beziehungen zu Israel ihre Botschaften in Tel Aviv eröffnet.