Toulouse und das Ghetto im Inneren

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Rassistische Verbrechen aus Hass sind besonders hässlich.  Wenn die Opfer auch noch Kinder sind, sind sie sogar noch hässlicher.  Wenn sie von einem Araber gegen jüdische Kinder begangen werden, sind sie auch unglaublich dumm.  Genau das wurde diese Woche wieder demonstriert…

Uri Avnery

Stand der Ermittlungen in Frankreich (Toulouse) – Ein arabischer Al-Qaida-Sympathisant hat drei jüdische Kinder und einen Erwachsenen erschossen, nachdem er zuvor drei muslimische französische Soldaten in der Nähe erschossen hat.

Der Mörder verursachte nicht nur große Trauer in deren Familien, sondern auch großen Schaden dem palästinensischen Volk, dessen Sache er zu unterstützen behauptete.  Der weltweite Schock fand seinen Ausdruck in einer Demonstration der Solidarität mit der französischen jüdischen Gemeinde und indirekt auch mit dem Staat Israel.  Der französische Außenminister flog nach Jerusalem, wo die jüdischen Opfer beerdigt wurden. Präsident Nicolas Sarkozy – mitten im Kampf um seine politische Existenz – erschien überall, wo ein wenig politisches Kapital aus dieser Tragödie gezogen werden konnte. Benjamin Netanjahu war noch schamloser.

Gerade als an vielen Orten der Boykottaufruf gegen Israel gehört wurde, erinnerte dieser Akt die Welt an die verheerenden Spuren des Antisemitismus. Man muss schon sehr mutig sein, in dieser Zeit den Boykott des „jüdischen Staates“ zu verlangen. Für Befürworter Israels ist es leicht, an den Nazi-Schlachtruf „Kauft nicht bei Juden!“ zu erinnern.

In letzter Zeit hat Benjamin Netanjahu in jeder Rede, die er hält und in der er zu einem Angriff des Iran aufruft, den Holocaust erwähnt. Er prophezeit einen zweiten Holocaust, wenn nicht Irans Atomanlagen in tausend Stücke zerschlagen werden. Dies wird innerhalb Israels als zynische Ausbeutung des Holocaust kritisiert, aber in der Stimmung, die durch die Gräueltat in Toulouse geschaffen wurde, ist diese Kritik zum Schweigen gekommen.

EINIGE MÖGEN denken, diese Reaktionen seien Überreaktionen . Schließlich wurde die Gräueltat von einem einzelnen 24jährigen Verwirrten begangen. Die Opfer waren nicht nur Juden, sondern auch Muslime. Ist diese Reaktion nicht jenseits aller Proportionen? Ist diese Reaktion nicht völlig unverhältnismäßig?

Diejenigen, die so reden, verstehen den Hintergrund der jüdischen Reaktion nicht.

Yeshayahu Leibowich, ein gläubiger Jude, sagte vor Jahren, dass die jüdische Religion praktisch vor 200 Jahren gestorben sei und dass das einzige, was alle Juden vereint, jetzt der Holocaust sei. Da steckt viel Wahrheit dahinter, aber der Holocaust muss in seinem Kontext verstanden werden – als der Höhepunkt Jahrhunderte langer Verfolgung.

Fast jedes jüdische Kind in aller Welt wächst mit dem Narrativ der jüdischen Opferrolle auf. „In jeder Generation stehen sie auf, um uns zu vernichten,“ sagt der heilige Text, der in jeder jüdischen Familie in aller Welt in zwei Wochen am Passahabend gelesen wird. „Sie“ sind – selbstverständlich – die „Goyim“, alle Goyim (Nichtjuden).

Nach unserem allgemein angenommenen Narrativ sind Juden überall und immer mit wenigen Ausnahmen verfolgt worden. Juden mussten überall und zu jeder Zeit damit rechnen, angegriffen zu werden. Es ist eine sich fortsetzende Geschichte von Massakern, Massenvertreibungen, vom Hinschlachten durch die Kreuzfahrer, von der spanischen Inquisition, der russischen und ukrainischen Pogrome. Der Holocaust war nur ein Glied in jener Kette und wahrscheinlich nicht das letzte.

Die jüdische Geschichte, die Geschichte der Opferrolle, beginnt nicht erst mit dem europäisch-christlichen Judenhass, sondern geht zurück zur (mythischen) Geschichte der israelitischen Sklaverei in Ägypten, der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Babylonier und noch einmal durch die Römer. Vor ein paar Wochen wurde das fröhliche Fest Purim gefeiert in Erinnerung an die biblische (und mythische) Geschichte des Planes, alle Juden in Persien, dem heutigen Iran, zu vernichten, was durch eine hübsche und skrupellose junge Frau mit Namen Esther verhindert wurde. (Am Ende waren es die Juden, die alle ihre Feinde töteten, Frauen und Kinder eingeschlossen.)

Das Narrativ von der nicht enden wollenden Opferrolle ist so tief im Bewusstsein und Unterbewusstsein eines jeden Juden, dass der kleinste Vorfall eine Orgie von Selbstmitleid auslöst, die ganz unverhältnismäßig erscheint. Jeder Jude weiß, dass wir gegen eine feindselige Welt zusammen stehen müssen, dass der Angriff auf einen Juden ein Angriff gegen alle ist, dass ein Pogrom im entfernten Kishinev die Juden in England sich erheben lässt, dass ein Angriff auf Juden in Toulouse die Juden in Israel sich erheben lässt.

Dem Mörder von Toulouse ist es mit seiner scheußlichen Tat gelungen, das französische – ja, das Judentum weltweit – noch enger an den Staat Israel zu binden.

Schon in den letzten Jahren sind die Verbindungen noch enger geworden. Ein großer Teil der französischen Juden sind Immigranten aus Nordafrika, die statt nach Israel nach Frankreich gingen und deshalb leidenschaftlichere israelische Nationalisten als die meisten Israelis sind. Sie investieren Geld und kaufen Häuser in Israel. Im August hört man an Tel Avivs Strand mehr Französisch als Hebräisch. Jetzt könnten sich viele entscheiden, auf immer nach Israel zu kommen.

Wie jede antisemitische Tat trägt auch diese zur Stärkung Israels bei und besonders zur Stärke der israelischen anti-arabischen Rechten.

ICH BIN davon überzeugt, dass der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayad es ganz ernst meinte, als er die Gräueltat verurteilte und besonders die Erklärung des Mörders: dass er den Tod der Kinder in Gaza rächen wolle. Keiner solle den Namen Palästinas äußern, wenn solch eine gemeine Tat ausgeführt wird, sagte Fayad.

Ich wurde an meinen Freund Issam Sartawi erinnert, den palästinensischen „Terroristen“, der ein großartiger Friedensaktivist und deshalb ermordet wurde. Er erzählte mir einmal, dass ein französischer antisemitischer Führer in sein Büro in Paris kam und ihm ein Bündnis anbot. „Ich warf ihn raus,“ sagte er mir, „ich weiß, dass die Antisemiten die größten Feinde des palästinensischen Volkes sind“.

Wie schon viele Male darauf hingewiesen wurde, ist der moderne Zionismus die Stieftochter des modernen europäischen Antisemitismus’. In der Tat wurde der Name „Zionismus“ nur ein paar Jahre, nachdem der Terminus „Antisemitismus“ von einem deutschen Ideologen geprägt wurde, erfunden.

Ohne Antisemitismus, der Europa von den „Schwarzen Hundertschaften“ im zaristischen Russland bis zur Dreyfus-Affäre im republikanischen Frankreich verschlang, würden die Juden sich nach Zion sicher weitere 2000 Jahre gesehnt haben. Es war Antisemitismus mit der Drohung kommender schrecklicher Dinge, die sie wegtrieb, und schenkten der Idee Glauben, dass Juden einen eigenen Staat haben müssen, wo sie Herren ihres eigenen Schicksals sein würden.

Die ursprünglichen Zionisten beabsichtigten nicht, einen Staat zu bauen, der eine Art Generalstab für das Weltjudentum sein würde. Tatsächlich dachten sie, dass es dann kein Weltjudentum mehr gebe. Nach ihrer Vision würden alle Juden sich in Palästina versammeln und die jüdische Diaspora würde verschwinden. Das war es, was Theodor Herzl schrieb und was David Ben Gurion und Vladimir Jabotinsky glaubten.

Wenn es so gekommen wäre, dann hätte es keine antisemitischen Morde in Toulouse gegeben, denn dann hätte es in Toulouse keine Juden mehr gegeben.

Ben Gurion war kaum zu bändigen, den amerikanisch jüdischen Zionisten zu sagen, was er von ihnen hielt. Er verachtete sie zu tiefst. Ein Zionist – so glaubte er – hat nichts anderes zu tun, als in Zion zu sein. Wenn er Benjamin Netanjahu gelauscht hätte, wie er bei der AIPAC-Konferenz den Tausenden jüdischer „Führer“ geschmeichelt hat, dann wäre ihm schlecht geworden. Und man kann es verstehen, weil diese Juden, die klatschten und wie Verrückte von ihren Sitzen auf und absprangen und Netanjahu anstachelten, einen verheerenden Krieg gegen den Iran zu beginnen, in ihre gemütlichen Heime und zu ihren lukrativen Beschäftigungen in Amerika zurückgingen.

Ihre englisch sprechenden Kinder besuchen Colleges und träumen von zukünftigen Reichtümern, während ihre Altersgenossen in Israel zur Armee gehen und sich Sorgen darüber machen, was mit ihren wehrlosen Familien geschieht, wenn der versprochene Krieg mit dem Iran Wirklichkeit würde. Dabei soll einem nicht schlecht werden?

ÜBRIGENS PRODUZIERTE die Symbiose amerikanischer Politiker und zionistischer Lobby in dieser Woche wieder eine seltsame Kuriosität. Der US-Kongress erließ einstimmig ein Gesetz, das es Israelis erleichtert, auf immer nach Amerika einzuwandern. Das einzige, was wir jetzt tun müssen, ist ein kleines Geschäft in Amerika kaufen – sagen wir mal einen kleinen Delikatessladen in einer Ecke von Brooklyn, für den halben Preis einer Wohnung in Jerusalem – um automatisch ein amerikanischer Einwohner zu werden und schließlich ein Staatsbürger.

Kann man sich eine anti-zionistischere Tat vorstellen als diesen Plan, um Israel zu entvölkern?
Alles aus Liebe zu Israel und den jüdischen Stimmen.
Die israelischen Medien applaudierten natürlich über diesen erstaunlichen neuen Beweis amerikanischer Freundschaft für Israel.

Hier haben wir also einen mörderischen Anti-Semiten in Toulouse, der die Juden nach Israel treibt und einen feigen zionistischen US-Kongress, der die Israelis verführt, zurück ins „Exil“ zu gehen.

ALS ISRAEL gegründet wurde, dachten wir, dies wäre das Ende der jüdischen Opferrolle und besonders der Mentalität der jüdischen Opferrolle. Hier waren wir, Hebräer einer neuen Art, fähig, uns selbst zu verteidigen mit all den Instrumenten der Macht eines souveränen Staates.  Heulsusen-Opferrolle gehörte zur verachteten und verabscheuten Diaspora, zu den zerstreuten und den wehrlosen jüdischen Gemeinden. Aber die Opferrolle ist zurückgekommen, als politischer Allzweck-Trick und als psychische Haltung. Die iranischen Atombomben, die wirklichen oder eingebildeten, geben ihr einen großen Auftrieb. Solange Israel sich in einem Angstzustand befindet, wird die Zweite-Holocaust-Mentalität ihren Griff nicht lösen.

Von Tag zu Tag wird Israel jüdischer und weniger israelisch. Wie gesagt worden ist: es ist leichter die Juden aus dem Ghetto herauszuholen, als das Ghetto aus den Juden. Besonders bei einem ständigen Krieg.

Am Ende kommen wir also zur selben Schlussfolgerung wie bei allen anderen Problemen : Frieden ist die Antwort.

Aus dem Englischen von Ellen Rohlfs

11 Kommentare

  1. @ mfb


    Birnbaum ging zu einem kulturellen Verständnis des Judentums über und war mit seiner Rede “Zionismus als Kulturbewegung” auf dem Ersten Zionistenkongress von 1897 vertreten.” 
    Haben wir uns nicht verstanden? Vielleicht. Ich weiß schon von einer Kulturbewegung, das habe ich auch im Kommentar beschrieben. Ich meinte aber als politische Bewegung, wie sie heute ist. Ich mache da schon einen Unterschied zwischen Kultur und Politik.

    Dass Vorläufer da waren in dieser Zeit, sehe ich auch so, aber politisch wurde das doch erst nach dem 2 Wk. Politisch aktiv vor dem 2. Wk kenne ich jetzt keinen Zionismus. Hat es da nach ihrer Meinung da schon was gegeben?

     

  2. Zynischerweise könnte man meinen, dass es nun ja fast schon ein Fortschritt ist, dass Avnery Antisemitismus nicht länger nur als Erfindung einer „Israel-Lobby“ sieht. An seiner Analyse hat sich freilich dadurch nichts verändert. Ansonsten recht herzlichen Dank an Herrn Pfeifer, der hier schon das nötige geschrieben hat.

    @Shalom: Antisemitismus ist keineswegs ein von den Nazis entwickelter Begriff. Da sollten Sie noch einmal genauer nachschauen. Gemeinhin wird der Journalist Wilhelm Marr mit der Erstverwendung in Verbindung gebracht, wenn es auch zahlreiche Hinweise gibt, dass der Begriff schon zuvor aufgetaucht ist. In der zweiten Hälfte des 19. Jh gab es in Deutschland eine Vielzahl von antisemitischen Gruppierungen. Empfehlenswert ist hier Shulamit Volkos Buch „Antisemitismus als kultureller Code“.

    • @ ronit

      In der 2. 1/2. des 19. Jhdt als Wort schon vorgekommen?

      Ich weiß schon, dass ab da der Rassismus gegen andere Rassen aufgetreten ist, und z. Bsp. Blavatsky in ihrer Theosophie die jüdische Rasse als die schlechteste für die Menschheit eingestuft hat. Das ist ja typisch für diese okkulten Gruppen.

      Es gibt ja Teile im Islam, die kann man auch als Semiten sehen, wenn man jetzt genau Semiten definieren würde was ja möglich wäre bis zu einem gewissen Grad. Aber die hatten die Nazis nie als Semiten bezeichnet, nur die Juden.
      Der Gebrauch des Begriffs und der Begriff selber ist so schwachsinnig, und so belastet, dass ich ihn überhaupt nicht mag. 

      Dass die Judenfeindlichkeit ab 1840/50 stark zugenommen hat und sich zuspitzte, 
      war auch geprägt durch Darwin, der das Leben als “ der Stärkere überlebt“ definierte und man in den Kolonien die Schwarzen als minderwertig einstufte.
      Um 1880 stufte man die Juden als unterste Stufe ein als nicht minderwertig, sondern schädlich.

      Es kommt nicht nur das mittelalterliche und katholische Denken mit der okkulten Theosophie und anderen Strömungen hier zusammen, es hatte sich zentralisiert zu einer Politik. Ihren Buchtipp werde ich lesen.

      Heute zentralisiert es sich wieder, nur etwas anders. Man kann es nicht so einfach erkennen. Deshalb ist es mir wichtig in der Historie die Entwicklung zu verstehen und die Antwort zu haben, ob man es geschafft hätte das zu verhindern, wenn man die Zeichen erkannt hätte. 
      Ich weiß von Juden, die die Gefahr deutlich erkannt haben und rechtzeitig weg waren. Das Problem ist, dass niemand sowas glauben will.
      Man wird als Schwarzmaler oder als Verrückt abgestempelt.
       

  3. In der Tat wurde der Name „Zionismus“ nur ein paar Jahre, nachdem der Terminus „Antisemitismus“ von einem deutschen Ideologen geprägt wurde, erfunden.

    Deutsche Ideologen? Das ist ein von Nazis entwickelter Begriff. Ich habe selber nachgeforscht woher dieser Begriff kommt. 

    Zionismus als politischer Begriff vielleicht taucht ab Nachkriegszeit auf. Aber das Wort Zion als Heimat gibt es schon länger und hat  ab 1840 in den USA in der Millerbewegung zunehmend eine Bedeutung bekommen. Da gibt es noch heute von dieser Zeit die alten Zionslieder von Christen. Die Bewegung hat sich dann zerfallen.
    Eine Richtung davon sind die Evangelikalen, die inzwischen gegen Trennung von Staat und Kirche sind. Und die sich heute voll als Zionisten bezeichnen.

    Ich will aufzeigen, dass das eine Vorgeschichte ist und nicht so eine Folge von den Nazis. Schon vor Hitler hatte man in den USA Gelder gesammelt, damit Juden im Land wieder ansiedeln. Der Gedanke war schon vorher da.

    Hitler ist ja auch dagegen gewesen, dass Juden im Nahen Osten wieder einen Staat haben und hat nach Jerusalem einen geschickt, der sich mit dem Mufti von Jerusalem beschäftigt hat und den er nach Deutschland brachte, um neue Pläne auszuarbeiten wie die Juden am besten gehindert werden können in den Nahen Osten einzuwandern. Hat Hitler vom Zionismus was gewusst? Sicher. Wer hat ihm was erzählt? Das wäre interessant, wer die Informanten waren. Und er hatte den Plan, dass die ganze Islamische Welt gegen Israel auf seine Seite zu ziehen sei. Iran heißt auf Persisch „Land der Arier“. Hitler hatte Pläne, im Falle, dass es den Staat Israel einmal geben würde, dass der Islam sie vernichtet.

    Arafat war angeblich der Neffe von diesem Mufti. Und der Neffe hatte den Terrorismus in Palästina eingeschleppt. Die Palästinenser waren ihm hörig. 

    In den USA aber läuft noch immer die Strömung, dass Israel gegen den Islam, den Islam besiegt. Die Evangelikalen greifen immer mehr in die Politik der USA ein und sie haben sich die Idee einverleibt, dass Israel einmal christlich wird. 

    Wenn jemand ein Herz hat, dann wird er nicht zusehen wie das alles in die Wege geht. Es wurden auf der jüdischen wie auch auf der palästinensischen Seite Fehler gemacht, das wissen wir alle, aber das ist kein Grund jetzt zu sagen, dass es nicht möglich ist alles zu bereinigen.

    Jetzt ist es nicht zu spät ein neues Leben anzufangen, für beide Seiten.

    Das Zusammenleben von Juden und Arabern ( oder wie sie biblisch genannt werden) hat vor Hitler funktioniert und es kann heute funktionieren. Und das kann man nicht, dass man in der Vergangenheit herumwühlt, sondern in die Zukunft schaut. Und die, liebe Leute ist grauenhaft auch ohne Krieg.

    Es ist doch besser vorher schlau zu sein als hinter her.

    Vorallem, wenn man 2 + 2 zusammenzählen kann.

    Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.

    Hitler wäre nie so schnell an die Macht gekommen, wenn die Kirche nicht zur Wahl aufgerufen hätte. Hitler ist nie Exkommuniziert worden. Und seine Leiche ist nie gesehen worden. Martin Luther ist nach 2 Jahren exkommuniziert worden, obwohl er die kath. Kirche nie in Frage stellte.

    Ich glaube nicht, dass man Kreuzzüge geführt hat ohne das Interesse Jerusalem zu bekommen. Es gibt den Malteserorden noch immer, und der ist nur dafür gegründet worden, dass das Papsttum Jerusalem erobert. 

    Oder fragen wir einmal so! Wen könnte es ärgern, falls Israel und Palästina keine Probleme mehr haben miteinander?

    Ich glaube, dass Hitler dem Papst damals einen großen Gefallen erwiesen hat.

     

    • In der Tat wurde der Name „Zionismus“ nur ein paar Jahre, nachdem der Terminus „Antisemitismus“ von einem deutschen Ideologen geprägt wurde, erfunden.

      Deutsche Ideologen? Das ist ein von Nazis entwickelter Begriff. Ich habe selber nachgeforscht woher dieser Begriff kommt. 
      Zionismus als politischer Begriff vielleicht taucht ab Nachkriegszeit auf. ..“

      Ich find es immer klasse, hier gut ’nachgeforschte‘ ‚Tatsachen‘ lesen zu dürfen, sonst würde ich noch darauf reinfallen:

      „1885 gab Nathan Birnbaum die erste jüdische nationale Zeitschrift unter dem Titel „Selbstemanzipation“ – in Anlehnung an Pinskers „Autoemanzipation – heraus. Darin prägte Birnbaum den Begriff „Zionismus“.

      Birnbaum ging zu einem kulturellen Verständnis des Judentums über und war mit seiner Rede „Zionismus als Kulturbewegung“ auf dem Ersten Zionistenkongress von 1897 vertreten.“

      😉

      achja ..link:
      http://www.zionismus.info/grundlagentexte/vordenker/birnbaum-einfuehrung.htm

  4. Ich wurde an meinen Freund Issam Sartawi erinnert, den palästinensischen „Terroristen“, der ein großartiger Friedensaktivist und deshalb ermordet wurde. Er erzählte mir einmal, dass ein französischer antisemitischer Führer in sein Büro in Paris kam und ihm ein Bündnis anbot. „Ich warf ihn raus,“ sagte er mir, „ich weiß, dass die Antisemiten die größten Feinde des palästinensischen Volkes sind“.

    Eigenartige Aussage hier! Entweder ist dieser Sartawi ein Freund oder nicht. Wieso bezeichnet er ihn dann als Terroristen? Und dieser Terrorist ist auch noch ein Friedensaktivist. Das passt doch nicht zusammen! 

    Weiß der Mann da was er für Begriffe gebraucht?

    Zudem würde ich meine Freunde nie als  Terrorist bezeichnen. Wenn ich so einen Freund hätte, dann würde ich alles tun, um ihn vom Terror wegzubringen. Ich will ja nicht dass meine Freunde andere Menschen töten oder auf falsche Wege gehen. Oder gar Selbstmordattentäter werden.

    Er spielt hier mit Aussagen und mit der Situation. Das fällt hier auf.
     

  5. Jim da wäre noch mehr zu schreiben gewesen. ich hatte aber nicht so viel Zeit.
    Was Avnery bewegt kann ich nicht einschätzen und ich denke seine Motive sind vernachlässigbar. Auf alle Fälle steht fest, dass sich offene und verkappte Antisemiten häufig auf seine Texte stützen.
     

  6.  
    Uri Avnery, (U.A.)ist zynisch besorgt, denn der geplante Mord eines Islamisten in Toulousen verursachte „auch großen Schaden dem palästinensischen Volk”. Dass es zu einer “Demonstration der Solidarität mit der französischen jüdischen Gemeinde und indirekt auch mit dem Staat Israel”
    U.A. Originalton: „“Gerade als an vielen Orten der Boykottaufruf gegen Israel gehört wurde, erinnerte dieser Akt die Welt an die verheerenden Spuren des Antisemitismus. Man muss schon sehr mutig sein, in dieser Zeit den Boykott des „jüdischen Staates“ zu verlangen. Für Befürworter Israels ist es leicht, an den Nazi-Schlachtruf „Kauft nicht bei Juden!“ zu erinnern.”
    Merken wir uns, dass U.A. den jüdischen Staat unter Anführungszeichen setzt. Nun ist der Staat Israel so jüdisch wie Spanien spanisch ist, trotzdem es dort große Minderheiten von Basken und Katalanen gibt.
    U.A. verharmlost den Mord, indem er eine Ferndiagnose ausstellt, wir haben es ja nur mit „einem einzelnen 24jährigen Verwirrten“ zu tun. „Die Opfer waren nicht nur Juden, sondern auch Muslime.“ Die jüdischen Kinder und der Rabbiner wurden nur deswegen ermordet weil sie Juden sind, die zwei Muslime, die der Islamist ermordete, wurden so wie ein Nichtmuslime, nicht wegen ihrem Glauben sondern deswegen ermordet weil sie die Uniform der Kafirs, der Ungläubigen getragen und in Afghanistan gegen die Taliban gekämpft haben.
    U.A. stellt den beispiellosen Völkermord am jüdischen Volk fast wie ein vernachlässigbares Detail der Weltgeschichte hin und er bedient natürlich bewusst die Antisemiten, wenn er folgendes schreibt: „Das Narrativ von der nicht enden wollenden Opferrolle ist so tief im Bewusstsein und Unterbewusstsein eines jeden Juden, dass der kleinste Vorfall eine Orgie von Selbstmitleid auslöst, die ganz unverhältnismäßig erscheint.“
    Es ist ja nicht so gewesen, dass Juden in die PA gingen, um sich dort auch bei fröhlichen religiösen Festen in die Luft zu sprengen, wie das vor zehn Jahren in Netanja geschah, es müssen ja nicht die muslimischen Kindergärten in Europa bewacht werden sondern die jüdischen. Doch was natürlich Avnery am meisten weh tut ist: „Dem Mörder von Toulouse ist es mit seiner scheußlichen Tat gelungen, das französische – ja, das Judentum weltweit – noch enger an den Staat Israel zu binden.“
    Und er klagt: „Schon in den letzten Jahren sind die Verbindungen noch enger geworden. Ein großer Teil der französischen Juden sind Immigranten aus Nordafrika, die statt nach Israel nach Frankreich gingen und deshalb leidenschaftlichere israelische Nationalisten als die meisten Israelis sind. Sie investieren Geld und kaufen Häuser in Israel. Im August hört man an Tel Avivs Strand mehr Französisch als Hebräisch. Jetzt könnten sich viele entscheiden, auf immer nach Israel zu kommen.“
    Und jetzt spricht voll und ganz Uri Avnery, der als Jugendlicher Hitler bewunderte, dann den Weg zur bewaffneten „Hebräischen Revolution“ und zum totalitären Nationalismus fand, der dann Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts an einer „pansemitischen Vision“ des Nahen Ostens glaubte, d.h., dass „die hebräische Nationalbewegung“ helfen würde die arabische Welt von Reaktionären zu befreien. Er wurde erst viel später zum Anhänger der von Jasser Arafat angeführten PLO.
    Und Uri Avnery meint auch die Gefahr iranischer Atombomber verharmlosen zu müssen. Anstatt die Gefahr, die vom Mullahregime ausgeht, dessen Führer offen drohen, das Land Israel von der Karte zu löschen meint er: „Die iranischen Atombomben, die wirklichen oder eingebildeten, geben ihr [der jüdischen Opferrolle] einen großen Auftrieb. Solange Israel sich in einem Angstzustand befindet, wird die Zweite-Holocaust-Mentalität ihren Griff nicht lösen.“ Schade, dass die Mullahs im Iran, der Hamas in Gaza und die HizbAllah im Libanon nicht auf Avnery hören. Die meisten Juden Israels nehmen Vernichtungsdrohungen sehr ernst, zumal ja – wenn man auf Avnery hören würde – der Bau iranischer Atombomben und die Androhung der Vernichtung Israels genauso wenig ernst zu nehmen sind, als man seinerzeit die Drohungen von Hitler ernst genommen hat, bevor diesem die Macht übergeben wurde.

    •  
      Herr Pfeifer, ich habe schon sehr viel von Avneri gelesen, aber dieser Beitrag ist, für mich, nach meinem Gefühl, einer der schlimmsten.
       
      Als ich heut nacht haGalil aufschlug, die Eingangseite, stand da zu lesen:
       
      Rassistische Verbrechen aus Hass sind besonders hässlich.  Wenn die Opfer auch noch Kinder sind, sind sie sogar noch hässlicher.  Wenn sie von einem Araber gegen jüdische Kinder begangen werden, sind sie auch unglaublich dumm.  Genau das wurde diese Woche wieder demonstriert…
       
      Nein, denke ich, nicht schon wieder, nicht so auf solche Art – tatsächlich – Avneri!
       
      Hilflosigkeit.
       
      Frag mich oft, warum ist dieser Mensch so, handelt es sich um Mangel an Anerkennung, narzisstische Kränkung, Selbstverachtung? Welchen Gewinn zieht er aus seinen antiisraelischen Pamphleten? Selbsterhöhung?
       
      Danke für Ihre deutlichen Worte zu diesem Beitrag.
       
       
       
       

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