Finanzkrise und Antisemitismus

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In der Debatte über die Krise sind wichtige Elemente des Antisemitismus gegenwärtig, bis hin zur Scheidung in „raffendes“ und „schaffendes“ Kapital…

Von Stephan Grigat, Wiener Zeitung v. 19.03.2012

Die FPÖ hatte 2009 noch die grüne, sozialdemokratische und konservative Konkurrenz im traditionellen Nazi-Jargon als „Handlanger der Amerikaner“ denunzierten. In der aktuellen Krise geraten nun in Europa ganz andere Personen und Institutionen als „Handlanger der Amerikaner“ ins Visier des Volkszorns: Hedgefondsmanager und Börsenspekulanten, Ratingagenturen und Investmentbanken.

Der Haus- und Hofdichter der „Krone“ griff die nationalsozialistische Unterscheidung in „raffendes“ und „schaffendes“ Kapital auf und reimte in der auflagenstärksten Tageszeitung: „Das Spekulantenpack ist schädlich, doch nicht das Kapital, das redlich.“ Das „raffende Spekulantenpack“ gilt dem ressentimenthaften Krisenbewusstsein als wurzellos, blutleer und gemeinschaftszersetzend, das „redlich schaffende“ hingegen als bodenständig, verantwortungsbewusst und gemeinschaftsstiftend. Für die Nazis war und ist klar, dass ersteres jüdisch sei, zweiteres hingegen arisch.

Es bleibt abzuwarten, welches Krisenbewusstsein sich in Deutschland und Österreich letztlich durchsetzen wird, wenn dort die Auswirkungen der Verwertungskrise sich in einer Art bemerkbar machen werden, die heute noch gar nicht abzusehen ist. Die anhaltenden Erfolge der Freiheitlichen lassen ebenso wenig Gutes erahnen wie die keineswegs nur von weiten Teilen der Linken betriebene Hetze gegen einzelne Personifikationen des Kapitals.

In den Diskussionen über die Finanzkrise finden sich zahlreiche Argumentationen, die zumindest strukturelle Ähnlichkeiten zum Antisemitismus aufweisen und immer wieder auch explizite Identifikationen der Mechanismen der globalen Kapitalverwertung mit Juden oder einem vermeintlich „jüdischen Prinzip“. Letzteres insbesondere bei faschistischen oder islamistischen Kapitalismuskritikern von Ungarn bis in den Iran, immer wieder jedoch auch in der globalen Linken.

Die Kapitalverwertung bleibt unbegriffen, und es wird lediglich eine konformistische Nörgelei an ihren Erscheinungen formuliert. Der Staat wird als Hüter des Allgemeinwohls gegen die als verwerflich wahrgenommenen Kräfte der Ökonomie in Anschlag gebracht, und diese Ökonomie wird in eine konkretistisch verklärte produktive und eine moralisch zu attackierende spekulative aufgespalten. Das führt mit einer gewissen Notwendigkeit zu einem ressentimenthaften, antiemanzipatorischen Antikapitalismus.

Schon Karl Marx wusste, dass das Kapital als zinstragendes sich, wie er in den „Theorien über den Mehrwert“ schrieb, in seiner „wunderlichsten und zugleich der populärsten Vorstellung nächsten Gestalt“ befindet und der bevorzugte „Angriffspunkt einer oberflächlichen Kritik“ sein werde. Es ist diese „oberflächliche Kritik“, die von einem völligen Desinteresse für die Marx’sche Kritik der politischen Ökonomie geprägt ist, die maßgeblich zu den Affinitäten zahlreicher Ausprägungen der Kapitalismuskritik zum Antisemitismus beigetragen hat.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien und Autor von „Fetisch & Freiheit. Über die Rezeption der Marxschen Fetischkritik, die Emanzipation von Staat und Kapital und die Kritik des Antisemitismus“.

16 Kommentare

  1. Ich würde gerne noch ein bisschen auf dem Kapitalismus rumhacken. Der hat nämlich eine gewaltige Schwäche und die gilt es aufzuzeigen.

    Wir leben ja in angeblichen Demokratien und wundern uns warum wir nichts davon merken. Das ist eigentlich ganz einfach zu erkennen. Wenn man eine Gesellschaft betrachtet so stellt man fest, dass der größte Teil der die Gesellschaft bestimmt, ihre Wirtschaft ist. Nun schaut man sich ein normales Wirtschaftsunternehmen im heutigen Kapitalismus mal an und stellt fest: das ist die blanke totalitäre Diktatur. Eine strenge Hierarchie, der/die Eigentümer (nicht der Manager) sagt wo es lang geht, Führerprinzip und unbedingter Gehorsam sind verlangt. Ich will da nicht arbeiten, ich arbeite nur widerwillig für Privat-Despoten und das sage ich obwohl in Deutschland relativ gute Bedingungen herrschen.

    Dann könnte man auf die Idee kommen, dass ein Unternehmen mit zunehmender Größe auch – rein theoretisch – zunehmend demokratisch geführt werden könnte. Und so kommt ein ganzes Stück in die Richtung, was man demokratischen Sozialismus nennt. Man trifft sich in der Mitte und alles wird besser. Dafür müsste sich aber die Erkenntnis durchsetzen, dass soziale Bedürfnisse für Menschen viel wichtiger sind als die materiellen. Das mischt man heutzutage völlig durcheinander. 

    http://www.sein.de/gesellschaft/neue-wirtschaft/2011/future-work-die-arbeit-der-zukunft.html

    Ich bin mal gespannt wie sich Cuba entwickelt nachdem nun private Kleinunternehmen zugelassen sind.
    Wir müssen erstmal weg davon, dass Kapitalismus=Demokratie ist, das stimmt ganz und gar nicht. Das wird uns aber immer wieder suggeriert. Wenn ich mir überlege, für was ein Reicher Chef eigentlich noch arbeitet, dann ist es doch die Aufmerksamkeit anderer und dann könnte ich mich totlachen!

  2. Ich halte den Krieg jedenfalls nicht für etwas ‚Natürliches‘ und es gibt auch keinen Grund sich damit abzufinden.
     
    Mit dem schwankenden Boden, das ist ja nicht verkehrt, aber das ist eben der Punkt. In einer Welt in der es freien Menschen einigermaßen gut geht, hat gar keiner Lust auf Krieg.
     
    Darüberhinaus muss man konstatieren, dass die meisten Soldaten in der Geschichte in die Kriege mehr oder weniger von den Herrschern gezwungen wurden. Es gibt wohl nichts widernatürlicheres, als sich in einen Krieg zu stürzen. Wenn Sie eine Umfrage unter betroffenen Soldaten in Kriegen starten würden, wer gerne nach Hause gehen würden, dann hätten Sie wohl zu allen Zeiten eine überwältigende Mehrheit auf allen Seiten erlebt, die nichts lieber wollten als nach Hause zu gehen und aufzuhören. Zu allen Zeiten war Desertation daher ein schweres ‚Verbrechen‘, das nicht selten mit Tod bestraft wurde.
     
    Und deshalb ist die Frage nach einer gerechten Welt essentiell. Sie zu unterdrücken pflastert den Weg zur Gewalt. Und deshalb darf man sich auch nicht einfach mit der Armut abfinden. Es gibt auch keinen Grund dazu. Und deshalb darf man Ungerechtigkeit nicht einfach akzeptieren.
     
    Die Klischees, die hier aufgeführt wurden, um die aufkeimende Kritik an unserem Finanzwesen zu delegitimieren, ist mir jedenfalls mehr als suspekt und sie ist auch nicht stichhaltig und ich habe glaube ich genug Material reingestellt, um zu verdeutlichen, wie ahistorisch und unlogisch das zusammengekleistert wurde, auch wenn die Aufbereitung dieser Klischees heute leider mehr und mehr zum Allgemeinplatz wird. (die Interessen dahinter…..)
     
    Der Zweck der Sache ist freilich klar – den STatus Quo zu zementieren, Kritik zu unterdrücken und zu verunglimpfen. D.h. sich mit ARmut und Elend (anderer) abzufinden (wenn nicht gar direkt oder indirekt profitieren) und damit mit dem WEg zu Chaos und Gewalt. Eben deshalb reagiere ich darauf auch ziemlich allergisch. Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Elend etc. das ist auch ein Krieg, ein Krieg der ständig läuft. Und wenn man davor die Augen verschließt, dann arbeitet man dem großen krieg zu und wenn das allzuviele, gar die Politiker etc. tun, dann tragen sie ihren Teil zu neuen Kriegen bei.
     
    Es gibt immer allzu viele, die davon profitieren und deshalb läuft das so und deshalb sollte man es nicht so bequem machen, vor allem dann nicht, wenn man ihn nicht ‚will‘.
     
    Wie Sie schon sagten, das ist Menschenwerk und deshalb geht es eben auch anders. Aber wenn es anders gehen soll, dann fängt es eben erst mal damit an, dass sich die Menschen nicht einfach damit abfinden.

  3. @ Jane

    Kriege sind Menschenwerk, und da die Menschen nicht Frieden wollen, bleibt das Vakuum geschlossen.

    Ich will keinen Krieg, mir reicht der Krieg gegen die Dummheit der Menschheit.

    Aber wenn man sieht, dass etwas näher kommt, wird man nicht gerade auch noch entgegen gehen.

    Jeder Frieden hat einen festen Boden, wo der Boden nicht fest ist, dort kommen Kriege vor.

     

  4. 8.3.1933: Hitler geht gegen KPD vor


    Göring: „Ich habe es nun als meine Aufgabe angesehen, gegen die gewaltige Gefahr der Kommunismus den Kampf zu organisieren. Ich möchte es eindeutig aussprechen: Nicht der Abwehrkampf. Nein, wir wollen auf der ganzen Front zum Angriff übergehen. Es wird meine vornehmste Aufgabe sein, die kommunistische Gefahr zu überwinden und den Kommunismus auszurotten aus unserem Volke.“


    1933 regiert Hitler in Berlin und die KPD wird am 15. März 1933 verboten. Immer mehr Kommunisten werden verhaftet, einige von ihnen arbeiten so gut es geht in der Illegalität weiter. Propagandaminister Goebbels lässt wenige Tage nach dem Verbot durchblicken, dass dies nur der Anfang eines langen Terrors gegen die Gegner des neuen Regimes ist.


    Da die NSDAP bei den Reichstagswahlen Anfang März nur knapp 44 Prozent der Wählerstimmen erhält, kann sie nicht mit absoluter Mehrheit regieren. Die Sitze im Parlament reichen nicht, um den Staat nach ihren Plänen umzubauen. So bringen die Nationalsozialisten Ende März ein Ermächtigungsgesetz in den Reichstag ein. Die Regierung soll künftig Gesetze ohne den Reichstag beschließen können.


    Als die Abgeordneten über den Gesetzentwurf abstimmen, sitzen keine Kommunisten mehr im Parlament, denn die KPD ist verboten. Nur noch die Sozialdemokraten leisten Widerstand, vergeblich. Nun schalten die Nationalsozialisten den gesamten Staat gleich, so heißt es im Jargon der Zeit. Parteien und Gewerkschaften werden verboten oder lösen sich auf. Unzählige Kommunisten sterben in den Konzentrationslagern. Goebbels sieht ein lang gehegtes politisches Ziel erfüllt.


    Goebbels: „Jetzt wird abgerechnet mit den Kommunisten. Es genügt nicht, die Organisationen zu zerschlagen. Und deshalb sind wir auch entschlossen, diese furchtbare Weltpest so gründlich auszubrennen, dass in einigen Jahren nicht einmal die Erinnerung an ihren Namen übriggeblieben sein wird.“….


    http://www.kalenderblatt.de/index.php?what=thmanu&manu_id=822&tag=8&monat=3&weekd=&weekdnum=&year=2012&lang=de&dayisset=1


    Im Westen wird die KPD im August 1956 erneut verboten. Für die Richter am Bundesverfassungsgericht sind die Ideale des Marxismus/Leninismus nicht mit der Demokratie vereinbar


    Der Verdacht, dass der Bolschewismus jüdischen Ursprungs sei, wurde in ganz Westeuropa und in den Vereinigten Staaten nach dem Ersten Weltkrieg zu einem „Gemeinplatz der konservativen Kultur“ und zu einem festen Topos liberaler und nationalistischer Eliten. Antikommunistische und traditionelle antislawische Ressentiments vermischten sich so mit überkommenen antisemitischen Vorurteilen:

    „Immer wieder wurde den Juden ein Strick daraus gedreht, dass sie angeblich zu den Wortführern des sozialen und politischen Radikalismus gehörten und in ihrer nationalen Loyalität schwankten.“
    http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Bolschewismus
     
    Es hat sich nichts geändert
     
    Dr. Eberhard Taubert residiert in einem villenähnlichen Neubau in der Bonner Schaumburg-Lippe-Straße 2, der für den „Volksbund für Frieden und Freiheit“ errichtet wurde, und macht dort als zweiter Vorsitzender dieser Organisation ziemlich das gleiche, was er schon während des Dritten Reiches in Berlin gemacht hat: antikommunistische Propaganda. „Es hat sich doch überhaupt nischt jeändert“, berlinert Taubert.
     
    1937 zum Beispiel hatte er geschrieben:
    „… Ebenso wie die Drahtzieher dieses Vernichtungsfeldzuges den Frieden bewußt und planmäßig bekämpfen, tut es die große Meute jener kleinen Juden und Bolschewisten in aller Welt, der zersetzten und halbzersetzten, der bolschewisierten und halbbolschewisierten Intellektuellen, die als getarnter Vortrupp Moskaus arbeiten …“
     
    1939 hatte Taubert sich dann wieder zu ähnlichen Auffassungen bekannt: „Zur Erkenntnis des Wesens der bolschewistischen Gefahr ist die Einsicht unentbehrlich, daß der Bolschewismus Werk und Waffe des Judentums ist…
     
    „Ich bin von der Gründung des Propagandaministeriums an für die propagandistische Bekämpfung des Kommunismus zuständig gewesen. Die KPD war damals völlig illegal. Es bestand die Gefahr, daß man mit diesem im dunkeln kämpfenden Gegner die Tuchfühlung verlor, seine Mentalität verkannte und mit psychologisch falschen Argumenten arbeitete. Das Propagandaministerium beorderte mich deshalb zum Beisitzer in Hoch- und Landesverratsprozessen gegen Kommunisten, damit ich dem Gegner Auge in Auge gegenüberstand und mit seiner Mentalität vertraut blieb.“
     
    Das waren Argumente, die denen einleuchteten, die dem Taubert in Bonn wieder die Möglichkeit gaben, sein Handwerk auszuüben. Der Tenor der Taubertschen Propaganda hat sich allerdings insofern geändert, als der seinerzeit so strapazierte Hinweis auf die jüdische Wurzel allen Ãœbels dieser Welt heute völlig fehlt. Spenden für Tauberts „Volksbund“ sind heute steuerlich abzugsfähig…..


    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-31970992.html

  5. Man kann das eine und das andere nicht trennen. Krieg und Wirtschaft hängen an einem Seil. Das war im 1. WK + im 2 Wk und der 3. Wk wird keine Ausnahme bilden.


    “Shalom“ – soll ich daraus schließen, dass Sie sich schon auf den 3. Weltkrieg eingestellt haben?


    Ihren Nick, finde ich in Anbetracht dessen, offen gesagt, nicht gerade passend.

  6. Die in der Tat antisemitische Jobbik Partei in Ungarn:
     
    Die Partei entstammt einer Hochschulgemeinschaft antikommunistischer Studenten, die besonders an den geisteswissenschaftlichen Fakultäten Ungarns sehr einflussreich war. 2003 haben sich die führenden Köpfe dieser Studentenbewegung zur Parteigründung entschlossen.


    Neben dem Kampf gegen die ohnehin schon schwachen Linken dient die Schändung der rechtsextremen Jobbik-Partei auch dazu, ihre gefährlichen nationalistischen Hetzparolen in der Bevölkerung zu verbreiten.


    Es gab linke Gruppen wie „uj spartacus“, die bereits am Tag der Schändung versucht haben, eine Gegendemonstration zu organisieren. Diese Demonstration wurde von der Budapester Polizei verboten, weil, so die Begründung, ein großes Polizeiaufgebot die „Ruhe in der Stadt und den Straßenverkehr beeinträchtigten würde. Ein Linker versuchte trotz des für die Linken ausgesprochenen Demonstrationsverbots auf die rechte Demonstration zu gelangen, um gegen die Verunglimpfung des demokratischen Politikers Mihaly Karoly zu protestieren. Daraufhin wurde er von den rechten Ordnern angegriffen…..


    http://sozialismus.info/?sid=3995


    Nein – linke Kritik zu delegitimieren und zu untedrücken bedeutet eben den Rechts-extremismus zu stärken – dazu sollten wir es nie wieder kommen lassen.
     
    Was sich in Ungarn abspielt finde ich sehr traurig. Ich hoffe, dass sich das Land daraus befreien kann.

  7. Und noch etwas zu Kriegen Рdie deutschen Kriege wurden kaum aus dem Willen der Bev̦lkerung, sondern aus den Entscheidungen, der Politiker, der vermeintlichen Eliten getroffen, die dann zumeist auch noch ordentlich Reibach damit machten.
     
    Menschen die desertierten wurden erschossen. Man konnte sich ja dem Kriegsdienst nicht einfach verweigern.
     
    Im ersten Weltkrieg gab es einen kleinen Aufstand in den Schützengräben der deutsch-französischen Grenze. An Weihnachten ließen einige Soldaten beider Länder die Waffen ruhen und fingen an Fußball miteinander zu spielen.
     
    Ja tatsächlich -das böse Volk!!! Spielt einfach so Fußball ‚mit dem Feind‘ – wo kommen wir denn da hin.
     
    Diese ’subversive Bewegung‘ wurde dann mit verschärften Bestrafungen, Exekutionen usw. begegnet – wo kommen wir denn dahin, wenn sich die Völker nicht mehr gegenseitig die Köpfe einschlagen wollen?
     
    Sowas kann gar nicht geduldet werden, und zwar von Oben.

  8. Lieber Shalom,
     
    und was schlagen Sie vor, wie man der Finanzkrise begegnen sollte?
     
    Wissen Sie mir ist nicht klar, was der praktisch Output Ihres Standpunkt sein soll. Sollen wir so tun als gäbe es sie nicht? Das ist wohl ein wenig absurd.
     
    Konstruktiv ist sich Gedanken zu machen, wie man solche Krisen, die immer jene am härtesten treffen, die am wenigsten für ihre Urachen können, verhindern kann, damit es eben nicht zu Sündenbockdenken etc. bei jenen kommt, die in der Not leider dafür anfällig sind. Mittlerweile ist klar, dass in unserer Gesellschaft Gewinne eingesteckt und Verluste sozialisiert werden. Das kann es ja wohl nicht sein. Ein bekannter Banker der WallStreet hat das unlängst Kommunismus für Reiche genannt und das trifft es ziemlich gut.
     
    Dass die Not mit dazu beiträgt, dass allgemein das Feindbilddenken und das Gewaltpotential steigt und zwar gerade bei jenen Leuten, die sich eben keine Gedanken über die wirklichen Ursachen der Probleme machen, somit auch die Bereitschaft Sündenböcke verantwortlich zu machen, somit zur Ausgrenzung von Minderheiten, zu Kriegsbereitschaft ets führt – das ist mir völlig klar.
     
    Aber was ist denn Ihre Antwort auf die Probleme Shalom?
     
    Umso wichtiger ist es aber doch den wirklichen Ursachen für die real existierenden Probleme auf den Grund zu gehen und konstruktive Antworten darauf zu finden!
     
    Einfach so tun als ob nichts wäre -. also das ist doch nun wirklich ein illusionärer Standpunkt – und wie ich schon sagte – ich halte ihn auch für verantwortungslos.
     
    Im übrigen finde ich es nicht sehr redlich, wenn der Autor von angeblichen Affinitäten zum Antisemitismus der aktuellen Kapitlismuskritik der Globalen Linken spricht (denn die ist ja wohl gemeint) und dabei jedes konkrete Beispiel schuldig bleibt. Er wirft einfach alles in einen Topf und behauptet das wäre alles ähnlich. Aber das einzige was daran ähnlich ist, dass unterschiedliche Bewegungen, unterschiedlicher Gesinnung sehr unterschiedliche Antworten auf real existierende soziale Probleme suchen. Da hört aber die Gemeinsamkeit schon auf.
     
    Dass es leider in Ungarn tatsächlich ein nicht gerines antisemitisches Potential gibt, kann man nicht leugnen. Aber die Jobbik Partei hat nun gar nichts gemein mit der globalen Linken, ganz im Gegenteil, dass sind Welten die sich gerade zu feindlich gegenüber stehen und Jobbik hasst die LInken. Ungarn stellt nun weiß Gott nicht die Regel dar und hat gar nichts gemein mit Bewegungen wie Occupy etc. Auch der Iran ist eine eigene Baustelle und was bitte hat das MullahRegime mit der Globalen Linken zu tun? Überhaupt nichts. Dem Autor fehlt das Unterscheidungsvermögen oder er hat vermutlich gar kein Interesse daran.
     
    Selbst erfolgreiche Banker stellen ja mittlerweile dieses System in Frage, weil es einfach absurd ist und letztendlich zu unser aller Untergang und zur Zerstörung des Planeten, zu Hunger, Ausbeutung und Elend führt.
     
    Die alleinige Focussierung auf Wachstum und die alleinige Triebfeder des Egoismus als Pusher ruiniert letztendlich den Planeten und das Leben vieler Menschen und stellen doch auch eine sinnlose Verengung unserer Würde als Menschen dar.
     
    Es muss schon erlaubt sein, danach zu fragen, wie es besser gehen kann und die Behauptung, ‚das wäre gleichzusetzen mit Antisemitismus‘ halte ich gelinde gesagt für eine Frechheit.
     
    Es ist doch gerade das Verdrängen und Aufschieben, das Weggucken real existierender Probleme und ihrer realen Ursachen, die dazu führt dass Krisen letztendlich auch zu Gewalt führen. Wenn man berechtigte Fragen und Anliegen unterdrückt – ist daran jedenfalls gar nichts gesund.
     
    Wenn sich AntiDeutsche im Fahrtwasser der Eliten, die an ihren Privilegien festhalten in einem Atemzug zum Advokaten gegen die angeblich antisemitische Gefahr machen – dann ist das jedenfalls schon ziemlich bizarr. Die logische Schlussfolgerung wäre ja ‚Judentum = Finanzeliten‘. Ich muss dazu aber sagen, dass ich eine solche Gleichsetzung in der Globalen Linken nirgendwo finden kann und wenn man es genau nimmt (und das tun Autoren wie Grigat leider nicht), war das nicht einmal in der Weimarer Republik der Fall. Die Linken waren doch die größten Feinde der Nazis und die ersten 60 000 Menschen die in KZs landete waren Linke, weil Hitler damit seine schärfsten Gegner, strategisch geschickt, gleich zu Beginn seiner Diktatur eleminierte.
     
    Als Menschen sollten wir von uns erwarten intelligentere Wege zu gehen, als einfach all die Probleme zu ignorieren. Denkverbote sind da gewiss der falsche Weg.
     
    Lesen Sie mal Naomi Kleins – ‚Die Schock-Strategie‘ – Naomi Klein ist eine jüdische Intelektuelle und in meinen Augen eine wirklich brilliante Vordenkerin der Globalen Linken.
     
    In den 20ern gab es viele materielle Probleme in Deutschland und schon bei der Unterzeichnung der Versailler Verträge bemängelten auch ausländische Kommentatoren, dass ein Deutschland, dass man materiell zu Grunde richtet vermutlich viel gefährlicher wäre – eine Vorausahnung, die sich bestätigt hat.
     
    In den 20ern gab es viele Bewegungen und Denkansätze, die den sozialen Problemen neue Impulse geben sollten – ABER GENAU DIE WURDEN JA MIT DEN NAZIS UNTERDRÃœCKT.
     
    Also kann doch die einzig vernünftige Antwort sein, globale Herausforderungen hinsichtlich der Armut vieler Menschen, der ökologischen Zerstörung des Planeten etc. anzunehmen und nach neuen Wegen zu suchen, die durchaus denkbar und möglich sind. Wofür sind wir den Menschen, wenn unser Grips nicht ausnahmsweise auch mal zu was konstruktivem gut sein sollte? Darüberhinaus ist man das all den Kindern, die in Armut geboren werden und kaum Chancen haben auf dieser Welt einfach schuldig.
     
    Alles was ich aus dem Artikel und diesem ewigen unseligen Vergleich heraus lesen kann, ist dass der Autor oder vielleicht auch Sie Shalom, meinen man könne einfach immer so weitermachen und sollte so tun als ob nichts wäre.
     
    Entschuldigung – aber das halte ich einfach für dumm.

  9. Ich dachte immer die Deutschen waren Schuld am 1. und 2. WK.

    Wir haben eigentlich nur eine Finanzkrise. Die Wirtschaft kann produzieren wie noch nie, egal was. Normalerweise könnten wir alle ein wunderbares Leben haben. Aber das liebe Geld ist ausgegangen, wahrscheinlich weil zu viel Klopapier verbraucht wird, um einfach mal mehr Geld zu drucken, dass die Leute die Waren auch kaufen können, so landen sie halt auf dem Müll, die Lager sind voll.

    Aber so ist es nicht, diese Krise ist mit voller Absicht „passiert“! Der Subprime-Markt in den USA musste in dieses Desaster führen, das wusste man von Anfang an. In China brodelt auch noch so was. Kapitalismus ist das jedenfalls nicht, das ist Betrug, wie eigentlich bei fast jeder Krise. Oder die Rothschilds damals, als Napoleon in Waterloo verloren hatte, das war ein Coup. Einfach das Gerücht verbreitet Napoleon hätte gewonnen und die Börse in London stürzte um 90%, so konnte man die ganzen britischen AGs für ein Zehntel vom Wert einkaufen. Tja, wenn die anderen keine eigenen Informationen hatten…Aber Geschäft ist Geschäft und Religion ist Religion und Volk ist Volk, oder nicht? 

    Kritik ist natürlich antisemitisch, liegt doch auf der Hand, es gibt ja gar keine anderen Gründe. Da hat Jane schon Recht, was soll man daraus schlussfolgern?

    Hoffentlich sind die Menschen nicht so dumm, sich wieder in einen Krieg hetzen zu lassen. Es gibt keinen anderen Grund, als den Betrug zu verschleiern.

  10. Lieb Jane,

    Sie kommen wohl nicht weit herum?

    Was glauben Sie was man erzählt warum die Amis diese Kriege machen?

    Man kann das eine und das andere nicht trennen. Krieg und Wirtschaft hängen an einem Seil. Das war im 1. WK + im 2 Wk und der 3. Wk wird keine Ausnahme bilden.

    Wenn die Wirtschaft schmal gelaufen ist, dann hat man aber sehr viele Waffen produziert. In der Geschichte der Menschen hat man noch nie so viele Waffen produziert wie heute. Und parallel hat es noch nie eine Wirtschaftskrise gesehen, die so global war wie heute. Vor einem Krieg spitzen sich die Ereignisse dramatisch zu, und diesen Punkt hat man bald erreicht, und spätenstens da sieht man dann offiziell wem die Schuld zugeschoben wird.

    Ihr Argument ist so ähnlich, wie wenn Sie sagen, der 2. WK hatte nichts mit Anti-Semitismus zu tun, weil ja andere Länder auch angegriffen wurde. 

  11. Ãœbrigens – der National-Sozialismus wurde seinerzeit auch von der Industrie unterstützt, weil man solcherart die Kommunisten verdrängen wollte – das ist dann ja leider so auch gelungen und Hitler’s größte Feinde waren die Kommunisten, die er als erstes unerbittlich verfolgte, genauso Vordenker der Freigeldtheorie u.ä.
     
    Es geht nicht darum die Wahrnehmung von real existierenden Problemen zu unterdrücken, es geht darum die richtigen Antworten zu finden (und nicht die falschen, wie es das leider vor 70 in Deutschland gab, aber danach sieht es nun überhaupt nicht aus. Und in Israel empfinden das offensichtlich viele Leute ebenso, wie die Proteste letzten Sommer zeigten.
     
    Nein, nein – hören Sie doch auf damit – das ist einfach unsäglich, oder waren die Israelis letzten Sommer in ihren Zelten auch Anti-Semiten????

  12. Und lange vor Hitler waren Stimmen laut, wie die Juden eine Krise heraufbeschwören. Und heute hört man zunehmend solche Sätze.


    Wir haben eine Krise (und haben uns keine herbei geredet) und wir werden weitere haben und die Armuts-und Reichtumsschere driftet immer weiter auseinander, während der Turbokapitalismus mit einem absurd angeheizten Konsum die Natur zerstört
     
    – und natürlich müssen wir darüber reden und natürlich darf und muss man die Verhältnisse kritisieren. Das ist unser Recht als mündige Bürger.
     
    D.h. doch nicht dass man sich einen Sündenbock sucht, d.h. dass man nach einem besseren System sucht und nach einer konstruktiven Perspektive für die Menschheit.
     
    Und was soll es denn bedeuten, wenn im Namen des Judentums Kritik an den Finanzmärkten und an unserem Wirtschaftssystem unterdrückt wird. Genau da bedient man doch Vorurteile.
     
    Verrückt (und verantwortungslos)


    Nein, nein – wir haben alles Recht der Welt uns gemeinsam Gedanken zu machen, was schief läuft und was man besser machen kann. Dass anscheinend Leute die den Status Quo unangetastet lassen wollen immerzu das Judentum vorführen, um das zu begründen ist absurd und ziemlich fragwürdig, als ob das eine und das andere das Gleiche wären.


    Ob von Attac, Occupy oder anderen sozial engagierten Bewegungen, die die Verhältnisse kritisieren – sie kritisieren die Verhältnisse und mitnichten das Judentum und auch nicht irgend welche Sündenböcke – und ich sehe auch nirgendwo am Horizont etwas entsprechendes auftauchen – also sollte man doch beim Thema bleiben – beim Turbokapitalismus und seinen fragwürdigen Begleiterscheinungen.


    Es ist auch überhaupt nicht in Ordnung Menschen, die nach neuen Wegen suchen solcherart zu diffamieren. Es gibt überhaupt keinen Grund dafür.

  13. Der Artikel ist nicht daneben, weil vor jeder Krise sichtbar wird, wen man als Sündenbock nimmt.

    Und die nächste Wirtschaftskrise wird um sehr vieles heftiger als es vor den letzten Wk war.

    Und lange vor Hitler waren Stimmen laut, wie die Juden eine Krise heraufbeschwören. Und heute hört man zunehmend solche Sätze. 

  14. Ich finde den Artikel auch sehr daneben. Er vermengt auch auf recht unlautere Art und Weise alles mögliche. Wenn sich die FPÖ der NaziSprache bedient, dann gibt es deshalb keinen Anlass diese Sprache gleich der Kritik am Finanzwesen gleich anderen Kreisen unterzuschieben, auch wenn die das gar nicht machen – um eines zu erreichen – blos kein ernsthaftes darüber Nachdenken, ob die Art unseres Geldmamangements wirklich das ist, was den Menschen letztendlich nutzt und ob es nicht Alternativen gibt. Was soll man denn aus einem solchen  Artikel schließen – dass Juden ein großes Interesse hätten, dass der Status Quo aufrecht erhalten bleibt und ihn niemand in Frage stellen darf?
    Grotesk, dass gerade immer wieder Autoren aus dem Dunstkreis der Anti-Deutschen, auf diese Art und Weise wohl eher unfreiwillig und ohne viel Bewusstsein Judentum und ‚raffendes Kapital‘ gleichsetzen, eine Assoziation, die hoffentlich bald mal in der Ramschkiste der Geschichte verschwinden wird.
    Das Ãœberdenken der grundlegenden Komponenten, welche das Leben der Menschen regelt und jeden auf fundamentale Art und Weise berührt, darf man so  und mit solchen Argumenten jedenfalls nicht unterdrücken – was sollte man denn daraus für Schlüsse ziehen?
     

  15. Ich finde obigen Artikel ziemlich daneben, weil der Autor versucht, Kritik am Finanzkapitalismus mit Antsemitismus gleich zu setzen, die Kritik somit zu stigmatisieren und zum Schweigen zu bringen. Mal im Ernst: Das Kapital macht gar nichts, sondern Menschen mit Kapital machen was: Kaufen griech. Staatsanleihen im Nennwert 100 zu 30, heulen dann rum, dass die EU ja bloss Griechenland nicht pleite gehen lassen darf, sonst Crash und Chaos, dann steht der Steuerbürger Europas angeblich für die Griehen gerade und sorgt doch nur dafür, dass der Anleihenbesitzer seine 100 Nennwert bekommt. Von 30 auf 100, schöner Schnitt. Oder Bank XY lädt zur Wette ein. Wetten, der Dollar steht nächsten Oktober zum Euro 1  zu 1? Steht er nicht 1 zu 1, sondern besser, kriegste für jeden Cent besser 5,- Euro. Kostet 10,- Euro, die Wette. Wow, kauf ich doch für 100 Mio Wettscheine und sehe zu, dass jede Zeitung verbreitet, dass die Amis vollpleite sind, nur Inflation sie rettet, der Dollar also völlig überbewertet ist…und versuch so, im Oktober Reibach zu machen. Und die Bank, deren Analysten reden nat. den Dollar stark. Nur: wie der Dollar zum Euro steht, ist für viele reale Menschen nicht so unwichtig wie der Ausgang eines Pferderennens. Das alles zu kritisieren und hier Regeln zu fordern und Gier Gier, asoziales Verhalten von Marktteilnehmern asoziales Verhalten zu nennen, das ist keineswegs Antisemitismus. Es ist dabei völlig egal, welche Religion diese Marktteilnehmer haben, die beten eh nur ihr Konto an.

  16. Tja, in der BRD lebt man in einem Eigentums-Rechtsstaat was einem Menschen-Rechtsstaat widerspricht. Das dürfte in Österreich oder Frankreich nicht anders sein.

    Kapitalverwertung kann man nicht begreifen, da dieser Begriff in sich widersprüchlich ist. Kapital ist Wert und nur durch Arbeit kann man es vermehren. Kapital ist ein Ergebnis einer Menschen- und Resourcenverwertung und das kritisieren die Menschen, weil sie arbeiten und verwerten, aber der Mehrwert anderen „gehört“ und das vom Staat mit aller Gewalt beschützt wird.

    Menschen sind das, die sich Sorgen machen, dass Besitz berechtigt und Menschsein verpflichtet. Eine schaurig kalte und herzlose Welt hat „das Kapital“ da geschaffen. Kapital ist kein Mensch.

    Letztlich ist es die Radikalität des Kapitals, die die Radikalität der Menschen erzeugt, ja sogar verlangt! Kapitalismus ist grundsätzlich menschenfeindlich. Ich wundere mich nicht.

    Verwertungskrise ist ein schönes Beispiel semantischer Verschiebung, um den völligen Irrwitz des Geldsystems und des Patentrechts zu verschleiern. Das hört sich so an, als wäre das „einfach so“ passiert und es hätte ja niemand wissen können. Normal denkende Menschen begreifen das tatsächlich nicht, sie scheuen sich noch davor den Betrug als solchen zu benennen.

    So nach und nach setzt sich das richtige Krisenbewusstsein durch. Mit dem Vertrauensverlust stirbt das Geldsystem.

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