Frisch, Fromm, Fröhlich, V-Frau :-)

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Ich werde V-Frau! Jawohl, Vaufrau! Vaufrau ist ein viiiel besserer Beruf als Journalistin. Ehrlich. Ich kann weiterhin Geschichten erzählen und muss mir nur das Recherchieren davor abgewöhnen. Also quasi: erfinden statt recherchieren…

Von Ramona Ambs

Und für die aufgetischten Geschichten bekommt man dann auch noch ein bombastisches Gehalt! Nix mehr mit 7 cent Zeilenhonorar- hier wird richtig dicke bezahlt!

Ich weiss gar nicht, warum ich bisher noch nicht auf den Gedanken gekommen bin, zur Vaufrau umzuschulen – zumal ich als Vaufrau doppelt geschützt bin! Der Staat hat mich lieb und hätschelt mich und die Nazis tun mir auch nix (mehr), weil ich als Vaufrau ja quasi zu ihrem Laden gehöre. Zumindest wenn ich denen `nen Euro von meinem V-Gehalt abgebe oder so. Und keiner würde mir mehr unterstellen linksextremistisch zu sein. Das passiert Journalisten ja bisweilen. Vor allem wenn sie über Rechtsextremismus berichten. Kai Budler zum Beispiel, Redakteur des Göttinger Stadtradios, ist auf diese Weise ins Visier des Verfassungsschutzes geraten. Er ist offenbar so ein gefährliches, staatsfeindliches Element. Er übt zwar nur seinen Beruf aus, aber das reicht offenbar völlig aus, um beim Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuft zu werden. Und die Linksextremisten sind ja immer noch die größte Bedrohung in diesem Land. Sagen die Politiker. Und der Verfassungsschutz. Und die NPD. Und dann muss da ja was dran sein, oder?

Überhaupt ist es nicht sonderlich gesund, in diesem Land gegen Nazis zu sein. Wer gegen Nazis ist, macht sich verdächtig und muss deswegen erstmal eine Extremismuserklärung unterschreiben. Das gefällt mir nicht. Hat mir noch nie gefallen. Deshalb schule ich ja jetzt auch auf Vaufrau um. Da darf ich dann ganz offiziell extremistisch sein und krieg sogar noch Geld dafür. Die Frage ist nur, wo muss ich mich als erstes bewerben? Beim Verfassungsschutz oder bei der NPD ? Wenn ich mich bei der NPD als erstes bewerben muss, und als Mitglied und Vaufrau abgelehnt werde, weil ich jüdisch bin, dann müsste doch das Antidiskriminierungsgesetz greifen.. oder? Ich müsste doch dann entschädigt werden?

Also eigentlich ist das eine Win-Win-Situation für mich. Werde ich genommen, kann ich Märchen erzählen und bekomme viel Geld. Wenn ich nicht genommen werde, kann ich Märchen lesen und bekomme ebenfalls Geld – als Entschädigung wegen der erlittenen Diskriminierung.

Ich hoff aber natürlich, dass ich genommen werde. Möglicherweise kann ich dann sogar richtig Karriere machen. Vielleicht werde ich sogar als V-Frau irgendwann verbeamtet. Ich muss halt nur die mir angedichtete Deutschenfeindlichkeit in einen ausgeprägten Rassenhass umwandeln. Das dürfte kein größeres Problem sein. Das krieg ich bestimmt hin. Schon Roda Roda wußte, dass aus dem Antisemitismus was werden könnte, wenn sich die Juden seiner annähmen. Und warum sollen am Antisemitismus eigentlich immer nur die Nazis verdienen? Eben!

7 Kommentare

  1. Georg Kreisler hat uns verlassen. Was für ein Mensch! Was für eine aus Schmerz erwachsene bittere Ironie dieses vertriebenen Juden. Eine Ironie, in der sich tiefe Menschenliebe verbirgt – trotz alledem.
    Schaut Euch dieses ORF-Portrait an!
    Es könnte unter seinem Motto stehen: “Ich bin nicht böse sondern finde die Welt böse!“
    http://www.youtube.com/watch?v=aT928WUh5QU
    Hieraus einige Kostproben:
    „Ich muss mich ja selber zu den Wienern rechnen, die ich kritisiere“
    Oder: „Ich bin nirgends zuhause aus dem einfachen Grund ganz einfach weil mich kein Land akzeptiert. Es ist ein Irrtum zu glauben ich bin Österreicher – denn die meisten Österreicher die man trifft die sagen: Naja, er ist wirklich keiner.“
    Hierin findet sich auch eine Erinnerung an seine einzige Oper, betitelt mit „Der Aufstand der Schmetterlinge“.
     
    Hört sein wunderbar-erschütterndes Exilanten-Lied „Ich fühl mich nicht zuhause“ – auch in Israel fand er als deutsch sprechender Jude keine Heimat – „und wo soll ich hin“:
    http://www.youtube.com/watch?v=kx9PeJwGbOs
     
    Noch ein paar Titel: Sein „vorletztes Lied“:
    http://www.youtube.com/watch?v=Ev20MZB05tc
     
    „Schützen wir die Polizei“:
    http://www.youtube.com/watch?v=evIhyiEv7Rw&feature=related
     
    „Was tut man um zu sein“:
    http://www.youtube.com/watch?v=La35g6pdXHA&feature=related
     
    „Der Muikkritiker“
    http://www.youtube.com/watch?v=gKfOgRZU9i4&feature=related
     
    Oder: „Hurra! Wir sterben!
    http://www.youtube.com/watch?v=g5NXcFX2zAY&feature=related
    Hierin findet sich die treffende, zeitlose Formulierung: „Hurra, wir vergasen keine Ausländer, wenn man es uns nicht befiehlt.“
     
    Und, natürlich: „Tauben vergiften im Park“
    http://www.youtube.com/watch?v=G5m41YVpBJ8
     
    Wie auch eine Fortschreibung von „Tauben vergiften“: „Spielen wir Unfall im Kernkraftwerk“
    http://www.youtube.com/watch?v=ybC7FY6K9hY&feature=related
     
    Oder: Ein Ausschnitt aus einer szenischen Lesung:
    http://www.youtube.com/watch?v=gd_c1n4Pap8
     
    Und wer ein englischsprachiges Lied dieses ehemaligen Wieners hören möchte:
    „My psychoanalyst is an Idiot”
    http://www.youtube.com/watch?v=Kq33i0MW1Ro&feature=related
     
    Ganz zum Schluss, 2011: Konstantin Wecker schreibt ein Lied im Geiste Georg Kreislers:
    http://www.youtube.com/watch?v=espHWwwjp50
     
    Was für ein Mensch! Was für ein Verlust!

  2. „Ich werde V-Frau!“

    Das ist zukuftsträchtig.
    Die Mittel zum und aus dem „“Kampf“ gegen „Rechts““ werden fließen.
    Nicht zuletzt zum Aufbau eines (auch) geldwerten Popanz´mangels Masse,
    dies ist im Interesse vieler.
    Die rechtsextremen Grauen Wölfe dürfen selbstverständlich nicht berührt werden.

    Als Alternative bleten sich Dienstleistungen aus dem Bereich des Personal-Leasing an.

    Verleih von Nazis mit Zertifikat.

  3. koestlich liebe Freundin, chapeau, gut gebruellt Loewe! „Schon Roda Roda wußte, dass aus dem Antisemitismus was werden könnte, wenn sich die Juden seiner annähmen.“ alt aber gut; Du bist eine gute Satirikerin; Tucholky waere stolz auf Dich.

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