Fernsehtipps November

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Vom 01. bis 15. November 2011…

Do, 3. Nov · 03:55-04:25 · Das Erste (ARD)
Heilige Reben

Das Weinland Israel

Do, 3. Nov · 14:45-15:35 · arte
Schattenkampf – Europas Résistance gegen die Nazis, 3/6, 1942/1943 – Widerstand gegen den Völkermord

In ganz Europa – von Paris bis Warschau, von Athen bis Kopenhagen, in Berlin, London und Moskau – bildeten sich zwischen 1939 und 1945 Widerstandsgruppen gegen die brutale Gewalt und Barbarei des NS-Regimes. In den Jahren 1942 und 1943 wird in Deutschland von den Nazis die Vernichtung der europäischen Juden vorangetrieben. Die Wannseekonferenz leitet am 20. Januar 1942 das industrialisierte Morden, die sogenannte „Endlösung“ ein. Die nationalen und die internationalen Widerstandsbewegungen reagieren darauf mit mehr oder weniger erfolgreichen Untergrundaktionen. Auch Juden lehnen sich gegen ihr Schicksal auf und kämpfen um ihr Überleben, indem sie mit falschen Papieren untertauchen oder sich verstecken. Vereinzelt greifen jüdische Widerstandsgruppen auch zu den Waffen. Auch wenn sie nur eine Minderheit waren, bekämpften sie den Nationalsozialismus mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, und setzten ihr Leben aufs Spiel. In der Dokumentarfilmreihe erzählen die Kämpfer im Schatten aus ganz Europa von ihrem außergewöhnlichen mutigen Engagement.

Do, 3. Nov · 20:15-21:00 · 3sat
Judith und der Mann von Schindlers Liste

Als Judith im Internet zum ersten Mal die Titelmelodie des Films „Schindlers Liste“ hörte, war sie zu Tränen gerührt. „Ich wollte das Stück unbedingt spielen“, sagt die junge, hochbegabte Geigerin. „Aber ich kannte die Geschichte dazu nicht!“ Nun wollte Judith alles darüber wissen. Über Freunde der Familie kam sie in Kontakt mit einem der letzten Zeitzeugen: Michael Emge überlebte, weil er auf Schindlers Liste stand. Der alte Mann war bereit, sich mit dem wissbegierigen Mädchen zu treffen. Sie zeigt ihm ihre erste Geige, mit der sie als Dreijährige angefangen hat, und spielt für ihn. Ihre Musik baut die Brücke zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Menschen. „Ich hörte Judith spielen und habe geweint!“ sagt Michael Emge. Als Junge, im polnischen Krakau, war auch er ein hoffnungsvoller Geiger – bis die Nazis kamen. 1943 deportierten die Deutschen den damals 14-Jährigen und seine Familie in das KZ Plaszow. Gerettet wurde er, als einziger der Familie, durch „Schindlers Liste“. Seinen Entlassungsschein aus Schindlers Fabrik hat Michael Emge heute noch. Doch den Namen „Emge“ sucht man auf Schindlers Liste vergeblich. Er ist misstrauisch geworden, hat viele schlechte Erfahrungen gemacht, und will seine wahre polnische Identität im Fernsehen nicht preisgeben. Judith aber hat er sich geöffnet, hat erst gezögert und dann eingewilligt, als sie bat, mit ihr zusammen die Stationen seiner Kindheit und seines Leidensweges noch einmal zu besuchen. Ihr zu zeigen und zu erklären, was er erlebt hat. Er spürt, dass sie verstehen, begreifen will. Und zwischen ihm und Judith entwickelt sich eine Freundschaft. Der Film „Judith und der Mann von Schindlers Liste“ ist die bewegende Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft und eine berührende Reise in die Vergangenheit.

Do, 3. Nov · 23:05-23:35 · MDR
Gunter Schoß – Der Geschichtenerzähler

Er ist bekannt wie der sagenhafte „bunte Hund“: der Schauspieler Gunter Schoß. Er war 24, als mit dem DEFA-Film „Egon und das achte Weltwunder“ seine Karriere begann. Doch mehrere Jahre und einige Filme später spielte er die Hauptrolle in dem Film, der für seine Entwicklung prägend sein sollte: „Die Bilder des Zeugen Schattmann“, nach dem Buch des jüdischen Schriftstellers und KZ-Überlebenden Peter Edel. Gunter Schoß, auf dessen Familiengeschichte ein dunkler Fleck lag, identifizierte sich tief und nachhaltig mit dem Thema um Schuld und Verantwortung. Die Geschichte wird ihn von nun an nie mehr loslassen, nicht privat und nicht als Schauspieler. Er spielt in beinahe allen historischen Filmen mit, ist Scharnhorst und Bebel, der polnische Graf Sulkowski in „Sachsens Glanz und Preußens Gloria“. Für die großen politischen Filme wie „Thälmann“ oder „Liebknecht“ wählt man ihn indes nicht aus. Zu kritisch, zu unverblümt, zu unsicher scheint der Mann, dessen Bruder in den Westen „abgehauen“ war und der einen aufmüpfigen Brief an Kurt Hager verfasst hatte, unbekümmert ob der möglichen Konsequenzen. Aber ohnehin, so sagt Gunter Schoß selbst, waren ihm die kleinen Geschichten oft viel wichtiger. Nach dem Untergang der DDR aber bricht dieser Teil seiner Karriere ab. Es sind andere Rollen, die man ihm nun anbietet: distinguierte Ärzte, Professoren mit sonorer Stimme, der Staatsanwalt in „Rosa Roth“. Nicht, dass es ihn nicht ernährte, doch seine Leidenschaft für die Geschichte bleibt unbefriedigt. Da tut sich ihm ein neues Betätigungsfeld auf: Wenn jetzt im Fernsehen seine tiefe, unverwechselbare Stimme zu hören ist, kann man mit großer Sicherheit annehmen, dass es sich um ein historisches Thema handelt. Er moderiert seit zwölf Jahren die Reihe „Geschichte Mitteldeutschlands“, seit fünf Jahren das MDR-Geschichtsmagazin „Barbarossa“, gibt seine Stimme Dokumentationen und Hörbüchern. Auch wenn er die siebzig unlängst hinter sich gelassen hat, kann er sich aussuchen, woran ihm etwas liegt und was er besser lässt. Und sein Erfolg rührt zu einem guten Teil wohl auch daher, dass es ihm ernst ist mit dem, was er da spricht und dass sich genau das seinem Publikum mitteilt.

Fr, 4. Nov · 00:15-01:40 · SWR
Jaffa – Im Namen der Orange

Wer kennt sie nicht, die Jaffa-Orange? Seit Jahrzehnten ist sie lecker, gesund und weltberühmt. Selbst Stars wie Ingrid Bergman und Louis Armstrong posierten für sie – „Jaffa“ war die Coca-Cola der Fruchtsäfte.  Die Geschichte der Hafenstadt Jaffa, deren Rumpf heute ein Stadtteil von Tel Aviv ist, ist Jahrtausende alt. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war sie eine der lebendigsten und kosmopolitischsten Städte des Nahen Ostens – kulturell, ökonomisch und politisch. In ihrem Umland wurden über Jahrhunderte Orangen kultiviert, der Export der palästinensischen „Jaffa-Oranges“ durch den Hafen gewährleistet.  Anhand von einzigartigem Archivmaterial spürt Eyal Sivan in „Jaffa – The Orange’s Clockwork“ der Orangen-Marke nach. Er zeigt israelischen und palästinensischen Intellektuellen und Mitarbeitern der Zitrusindustrie alte Fotos, frühe Filmaufnahmen, Werbefilme und politische Poster rund um die Frucht. Sie reflektieren am Beispiel der Jaffa-Orangen ihre eigene Geschichte und die ihres Landes. Die unterschiedlichen, sich ergänzenden Narrative brechen Mythen und schreiben eine Geschichte jenseits nationalistischer Historiographie.

Sa, 5. Nov · 08:30-08:40 · Das Erste (ARD)
neuneinhalb: Was glaubst du? – Juden in Deutschland

Die jüdische Religion gehört zu den großen Weltreligionen und ist schon ungefähr 4.000 Jahre alt! Etwa 14 Millionen Menschen auf der Welt sind Juden, mehr als 100.000 davon leben in Deutschland. Dazu gehören auch Boris und seine Familie. Malin hat sie in Köln besucht und eine Menge über ihre Religion erfahren. Wie es in einer Synagoge aussieht, was genau eigentlich Sabbat ist und wie es sich anfühlt, als Jude in Deutschland zu leben – das zeigt diese Folge von „neuneinhalb“.

Sa, 5. Nov · 16:00-16:55 · arte
Der Spion vom Pariser Platz

Am 3. September 1941 führte die SS im Konzentrationslager Auschwitz ein geheimes Experiment durch, das den Beginn der Shoah markierte. Hunderte Kriegsgefangene wurden mit Zyklon B ermordet, einem Granulat, das hochgiftige Blausäure freisetzt.  Wenige Wochen später übergab der Repräsentant des deutschen IG-Farben-Konzerns in der Schweiz in seiner Villa am Vierwaldstätter See amerikanischen Kurieren streng geheime Dokumente über Hitlers Giftgasproduktion, auch über das von den IG Farben produzierte Zyklon B. Gelangten auf diesem Wege schon früh Informationen über die geplante sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ in die USA?  In den USA war Blausäure schon 1924 zur Exekution von Menschen eingesetzt worden. Damals starb im Staatsgefängnis von Nevada erstmals ein Straftäter durch das Giftgas. In den 30er Jahren forschte das amerikanische Chemieunternehmen Du Pont über Blausäure als Insektenkiller, aber auch als Mittel der Wahl für Hinrichtungen in der Gaskammer. Du Pont stand dabei in engem Informationsaustausch mit den Experten des IG-Farben-Konzerns in Frankfurt. Diese Beziehungen blieben sogar bestehen, nachdem Amerika im Dezember 1941 in den Krieg gegen Hitler-Deutschland eingetreten war.  Die Dokumentation erzählt in diesem Zusammenhang auch die einzigartige Geschichte des deutschen Wirtschaftsberaters Erwin Respondek, der erst an den Kartellvereinbarungen zwischen IG Farben und Du Pont beteiligt war, dann zum Spion wurde und die Amerikaner mit Geheimnissen über Hitlers Giftgasproduktion versorgte. Respondek residierte in einem Büro am Pariser Platz in Berlin, direkt neben der US-Botschaft. Mit den meist handschriftlichen Dossiers in der Aktentasche ging er die paar Schritte hinüber, in vollem Bewusstsein, dass dies ein tödliches Risiko bedeutete. Die Amerikaner jedoch, so stellte sich später heraus, misstrauten seinen Angaben. Nach dem Krieg geriet Respondek schnell in Vergessenheit – auch in Washington.

Sa, 5. Nov · 20:15-22:00 · 3sat
Taking Sides – Der Fall Furtwängler

Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Berlin liegt in Trümmern. Der amerikanische Major Steve Arnold erhält den Auftrag, Hitlers Lieblingsdirigenten Wilhelm Furtwängler der Kollaboration mit den Nazis zu überführen und vor einen Entnazifizierungsausschuss zu stellen. Im Chaos des besiegten Deutschlands, wo hinter jeder Lüge eine Wahrheit und hinter jeder Wahrheit eine Lüge steckt, muss Arnold zu extremen Methoden greifen, um Beweise gegen Furtwängler in die Hand zu bekommen. Kann der amerikanische Offizier mit seinem auf gut oder böse ausgerichteten Weltbild einen Mann begreifen, der sich für seine Kunst mit dem Nazi-Regime arrangiert hatte – aber gleichzeitig Hunderten Juden das Leben rettete? Regisseur István Szabó schuf mit „Taking Sides – Der Fall Furtwängler“ ein hochkarätig besetztes, packendes Kammerspiel, das auf der Biografie Wilhelm Furtwänglers basiert.

Sa, 5. Nov · 21:05-22:00 · arte
„Gott will es!“ – Gottfried von Bouillon und der Erste Kreuzzug

Macht- und beutegieriger mittelalterlicher Haudegen oder wackerer Kreuzritter, Verfechter des Christentums und erster König Jerusalems – wer war Gottfried von Bouillon wirklich? Die Filmemacher folgen den Spuren der Kreuzfahrerlegende. Am 18. Juli 1100 stirbt Gottfried von Bouillon in Jerusalem. Vier Jahre zuvor war der Reichsfürst Niederlothringens dem Aufruf von Papst Urban II. gefolgt und hatte seine Mannen in den Ersten Kreuzzug geführt. Von seinem Herzogtum aus durchquert sein Heer, der Donau folgend, Deutschland. Hier kommt es vermutlich zu einem Pogrom an der jüdischen Bevölkerung von Worms und Regensburg. Über Ungarn und den Balkan zieht der Tross weiter bis zum Bosporus. In Konstantinopel trifft er mit den anderen Kreuzfahrern aus der Provence und der Normandie zusammen. Von dort aus kämpft sich Gottfried nach Palästina durch. Der Erste Kreuzzug ist der einzige, der Jerusalem tatsächlich erreicht. Die Eroberung der Heiligen Stadt geht mit einem unvergleichlichen Blutbad einher, das sich über Jahrhunderte in das kollektive Gedächtnis der muslimischen Völker eingräbt. Am Tag nach dem Massaker soll Gottfried zum „König von Jerusalem“ ernannt werden. Er lehnt jedoch ab. Als weltlicher Vertreter der päpstlichen Macht nimmt er den Titel „Beschützer des Heiligen Grabes“ an. Aber wer war Gottfried von Bouillon wirklich? Die Auseinandersetzung mit der geschichtlichen Figur wirft unzählige Fragen auf: Warum steht heute noch in den Schulbüchern, dass er der erste König Jerusalems war? Warum wird für ihn ein falscher Geburtsort angegeben? Ist es möglich, dass sich französischsprachige Verfechter eines einheitlichen Belgiens heute noch in aller Legitimität auf den Kreuzfahrer berufen? Welche Rolle spielte dieser „belgische“ Held für die christlich-abendländische Vorstellungswelt vom Mittelalter bis in die Gegenwart? Und wie erscheinen die Kreuzzüge – und die Figur Gottfrieds von Bouillon – im kollektiven Gedächtnis von Türken und Arabern? Die Dokumentation sucht nach Antworten.

So, 6. Nov · 00:05-00:30 · arte
Kleider und Leute

Israel – ein Land der Gegensätze, auch was Kleidung betrifft. Die Kleidung der orthodoxen Juden, allgegenwärtige kakifarbenen Uniformen der Soldaten und die in bunte Gewänder gekleideten Hippies bestimmen das Bild auf den Strassen der Städte. Die Kleidung der orthodoxen Juden in Israel ist stark von religiöser Symbolik geprägt. Ihre Träger sind teilweise fanatische Antizionisten und stehen im starken Widerspruch zur israelischen Wirklichkeit. Aus religiös-fundamentalistischen Gründen lehnen sie den zionistischen Staat kategorisch ab, da dieser allein vom Messias am Jüngsten Tag ausgerufen werden darf. Israelische Soldaten tragen unter den allgegenwärtigen kakifarbenen Uniformen T-Shirts, auf denen steht, dass ihre „Zahal“ genannten Streitkräfte keine Angriffsarmee bildet. Auch die Kibbuzniks, die seit den Pionierzeiten gegenseitige Hilfe und soziale Gerechtigkeit auf ihre Fahnen geschrieben haben, tragen eine – allerdings eher minimalistisch gestaltete – Uniform. Überraschenderweise sieht man nirgends so viele in die typischen aus Indien stammenden bunten Gewänder gekleidete Hippies wie auf den Straßen israelischer Städte. Dagegen müssen gläubige Frauen – ob jüdische oder muslimische – bei ihrer Kleidung ständig komplizierten religiösen Vorschriften Rechnung tragen. So sind Hosen für sie häufig tabu, und die Haare müssen verborgen werden, mit Tuch oder Perücke. Und die Siedler in den besetzten Gebieten mischen in ihrer Kleidung zahlreiche Elemente: die der Militärs, der Gläubigen und der Hippies.

So, 6. Nov · 08:45-09:30 · SWR
Leonard Bernstein: Sinfonie Nr. 3 „Kaddish“

Die dritte Sinfonie „Kaddish“ ist eines der provokantesten und zugleich stilistisch vielseitigsten Werke Leonard Bernsteins. Das Wort „Kaddish“ bezeichnet das jüdische Totengebet. Bernstein vertont den Gebetstext sowohl auf Hebräisch als auch auf Aramäisch. Von zentraler Bedeutung sind außerdem die von Bernstein selbst verfassten englischen Textpassagen, die einem Sprecher in den Mund gelegt sind. Sie handeln vom Ringen und Glauben an Gott. Auch wenn Bernsteins Werk mit der triumphalen Erneuerung des Glaubens schließt, so haben doch die Abschnitte des offenen Zweifels immer wieder kontroverse Diskussionen ausgelöst. Der musikalische Charakter des Werks zeichnet sich durch ein Mit- und Gegeneinander zahlreicher stilistischer Ebenen ab. Atonalität steht neben traditioneller Harmonik, weitgespannte Melodien im Stile eines Gustav Mahler wechseln mit Jazz-Einschlägen und den typischen, federnden Rhythmen, die auch in zahlreichen anderen Werken Bernsteins begegnen. * 1955 hatte Bernstein den Auftrag bekommen, ein neues Werk zu schreiben, seine Sinfonie Nr. 3, die er 1963 vollendete und in Tel Aviv mit dem Israel Philharmonic Orchestra uraufführte. Sie trägt den Untertitel Kaddish, weil Bernstein darin das jüdische Totengebet Kaddish vertont hat. Es ist ein dreiteiliges, dramatisches Werk mit theatraler Wirkung – groß besetzt mit einer Sopransolistin, Sprecher, Kinderchor und Chor. Die Komposition drückt keine naive Gläubigkeit aus, sondern das Ringen mit Gott. Im ersten Satz Invocation (Anrufung) wendet sich ein alter Mann an Gott, den einsamen, enttäuschten Vater. Nach dem ersten Todesgebet (Kaddish I) stellt der Mann eine Forderung an Gott: Du kannst sicher bewirken und gebieten ein wenig Ordnung hier unten auf diesem verwirrten Fleckchen Erde. Von wegen Frieden im Himmel auf Erden! Die Stimmung wechselt jäh, die Klänge werden laut und aggressiv. Auch im zweiten Satz Din-Torah (Prüfung durch Gottes Gesetz) übt der Sprecher direkt Kritik: Herr der himmlischen Heerscharen, ich ziehe Dich zur Rechenschaft! Du lässt dies geschehen! Du mit Deinem Manna, Deiner Säule aus Feuer! Du forderst Glauben – wo ist Dein eigener? Nach einem musikalischen Tumult mündet dieser Satz im 2. Totengebet. Andante con tenerezza hat Bernstein diesen Abschnitt überschrieben, also mit Zärtlichkeit zu spielen – eine sanft-swingende Gesangslinie. Im dritten Satz will der Sprecher Gott veranlassen, einen neuen Bund zu gründen (Believe!), was schließlich im Finale nach dem 3. Kaddish auch gelingt. O mein Vater, Herr des Lichts: geliebte Majestät: Mein Bild, mein Selbst! Wir sind ein letztlich, Du und ich: Zusammen leiden, zusammen leben wir, und ewig werden wir einander erschaffen! So existentiell der Inhalt dieser Sinfonie, so extrem sind auch die musikalischen Mittel, die Bernstein einsetzt. Der Chor muss nicht nur singen, sondern auch rufen, in die Hände klatschen und mit den Füßen stampfen. Die Musik pendelt zwischen zwölftöniger Textur und klassisch-tonaler Harmonik. Wobei Aufruhr, Unruhe, Wüten der modernen Zwölftönigkeit, die Entspannung, Lösung, Zuversicht mit der vergleichsweise konventionellen Harmonik ausgedeutet werden. Man kann das auch so deuten: Die zwölftönige Kompositionstechnik steht für Destruktion. Im Gegensatz dazu sind tonale Zusammenhänge zielführend und zukunftsweisend. Ein entsprechender emphatischer, stellenweise auch pathetischer Eindruck ist durchaus von Bernstein beabsichtigt.

So, 6. Nov · 10:30-11:00 · SWR
Mein Vater, der SS-Offizier!

Wer kennt sie nicht, die Angst vor den dunklen Geheimnissen der Familiengeschichte? Margret Tilling-Rehder, 70 Jahre alt, und Bernd Sorge, 65 Jahre alt, haben sich auf eine heikle Spurensuche begeben. Ihre Väter waren bis 1945 SS-Offiziere.  Über deren damaligen Aufgaben und Tätigkeiten durfte jahrzehntelang in der Familie nicht gesprochen werden. Margret Tilling-Rehder weiß, dass ihr Vater als SS-Obersturmbannführer in Krakau eingesetzt und auch mit Oskar Schindler befreundet war. Ihr Vater, so viel steht fest, hat geholfen „Schindler-Juden“ zu retten. Aber was hat er sonst in Krakau getan und gewusst – was hat er als SS-Mann zu verantworten gehabt? Bernd Sorge erinnert sich, dass sein Vater nach dem Krieg inhaftiert wurde, da ihm Mord und Totschlag an Häftlingen vorgeworfen wurden. Bis zu seinem Tode im Jahre 1987 hat sein Vater nie offen über das gesprochen, was er als SS-Hauptsturmführer und Bauleiter in verschiedenen KZs zu tun und zu verantworten hatte. So macht sich Bernd Sorge nach Jahrzehnten auf die Suche, um zu erfahren, ob es nicht vielleicht auch irgendetwas Gutes über den SS-Hauptsturmführer Alfred Sorge zu berichten gibt.  Der Film „Mein Vater, der SS-Offizier!“ begleitet Margret Tilling-Rehder und Bernd Sorge bei ihrer Spurensuche, denn für beide ist es eine Suche voller persönlicher Hoffnungen, aber auch mit Ängsten vor den Abgründen, die sich nach Jahrzehnten immer noch auftun könnten. Beide verfolgen die Frage: Wer war mein Vater wirklich? Für beide ist es eine Suche geworden, die inzwischen ihr ganzes Leben verändert hat.

So, 6. Nov · 16:30-17:15 · arte
Aharon Barak

Aharon Barak war von 1995 bis 2006 Präsident des Obersten Gerichtshofes des Staates Israel. Er setzte trotz Terror auf die Kraft der Demokratie und hat sich für seinen Einsatz um die Menschenrechte weltweit einen Namen gemacht.  Wie kein anderer Richter prägte Aharon Barak die israelische Justiz. Im Jahr 1999 verbot das Gericht unter Barak zum Beispiel den Einsatz von Folter beim Verhör. Heute ist Barak pensioniert und kann auf eine kräftezehrende, aber außergewöhnliche Laufbahn zurückblicken. 31 Jahre lang war er unmittelbar an den wichtigen Ereignissen beteiligt, die die israelische Gesellschaft veränderten und die Geschichte des Landes prägten.  Als Präsident des Obersten Gerichtshofes des Staates Israel hatte er zahlreiche Gesetze verfochten und durchgesetzt, die seine Gegner aus dem rechten und rechtsextremen Lager heute infrage stellen. Sein Lebenswerk soll zerstört, sein Image beschädigt werden. Während seiner Amtszeit hatte sich Aharon Barak nie öffentlich geäußert. Doch heute geht er ohne Angst vor der ideologischen Debatte sogar so weit, seine Seele in die Waagschale der Justiz zu werfen. Das Urteil wird die Geschichte fällen.

So, 6. Nov · 17:45-18:30 · arte
Berg Heil! Die Geschichte des Bergsteigens im Spiegel des Nationalsozialismus

Als „titanische Übermenschen“ wurden Extrembergsteiger zu Zeiten des Nationalsozialismus gefeiert. Sie sollten die angebliche Überlegenheit der deutschen Herrenrasse beweisen. Dabei verloren nicht wenige ihr Leben, wie etwa bei den Expeditionen am „Schicksalsberg der Deutschen“, dem Nanga Parbat, 1934 und 1937. 1938 dann bescherten deutsche Bergsteiger der nationalsozialistischen Propaganda einen Triumph: die Erstbesteigung der Eiger Nordwand. Der wechselvollen Geschichte des Bergsteigens ist nun ein Buch- und Ausstellungsprojekt in München gewidmet: „Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen von 1918 bis 1945“. Bis heute ist der alpine Gruß „Berg Heil!“ unter den Alpinisten üblich. Er steht beispielhaft für Bergbegeisterung und sportliche Leistung, aber auch für die Nähe von Alpinismus und deutschnationalen Ideologien. Schon Anfang der 20er Jahre begannen die Alpenvereine, jüdische Mitglieder auszuschließen. Bald wehten auf den Berghütten Hakenkreuzfahnen. „Dem Bergsteiger brauche ich das Kämpfen nicht zu lehren, weil Bergsteigen selbst kämpfen bedeutet“, dieser Ausspruch von Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten spricht für sich. 1933 rief etwa die Münchner SA zur Bildung eines eigenen Gebirgssturms auf. Das Bergsteigen – der „Kampf mit dem Berg“ – wurde zum kriegsvorbereitenden Mythos glorifiziert. Die Ausstellung „Berg Heil! Alpenverein und Bergsteigen von 1918 bis 1945“ im Alpinen Museum des Deutschen Alpenvereins auf der Münchner Praterinsel wird am 23. November 2011 eröffnet und ist bis zum 1. Juli 2012 zu sehen. Das gleichnamige Buch erscheint im Böhlau Verlag.

Mo, 7. Nov · 21:00-21:45 · PHOENIX
Rom – Aufstand der Juden

Der Film, der in den Originalkulissen von Ridley Scotts Hollywood-Blockbuster „Königreich des Himmels“ in Marokko gedreht wurde, erzählt eines der blutigsten Kapitel der jüdischen Geschichte im Römischen Reich. Der Film, der in den Originalkulissen von Ridley Scotts Hollywood-Blockbuster „Königreich des Himmels“ in Marokko gedreht wurde, erzählt eines der blutigsten Kapitel der jüdischen Geschichte im Römischen Reich. Unter der Herrschaft Kaiser Neros lösen im Jahre 66 v. Chr. die hohen Abgabeforderungen des verhassten Statthalters Gessius Florus eine Revolte in der Provinz Judäa aus. Was mit einer Demonstration beginnt, entwickelt sich zum Volksaufstand. Kaiser Nero entsendet Vespasian (Peter Firth), einen seiner besten Generäle, und dessen Sohn Titus (Adam James) mit starken Militärkräften. Nur mit äußerster Brutalität können sich die Römer nach jahrelangen Kämpfen durchsetzen. Zentrale Figur des Doku-Dramas ist der junge Jude Josephus Ben Mattatiyahu, verkörpert durch den britischen Schauspieler Ed Stoppard. Er führt eine Gruppe von Rebellen an und leistet den anrückenden Legionären geschickt Widerstand. Als er Vespasian und Titus in die Hände fällt, gelingt es ihm, das Vertrauen der römischen Besatzer zu gewinnen und seinen Kopf zu retten. Josephus darf die Römer bei ihren Vorstößen nach Judäa als Vermittler begleiten. Später wird er, inzwischen in Rom ansässig, als jüdisch-römischer Geschichtsschreiber mit dem Namen Flavius Josephus die jüdische Revolte für die Nachwelt festhalten. Auch wenn sein Blick auf die Ereignisse durch den Seitenwechsel äußerst kritisch zu behandeln ist, zählen seine Schriften heute zu den bedeutendsten Quellentexten zur Erforschung der jüdischen Antike. Das Doku-Drama „Aufstand der Juden“ versetzt den Zuschauer in eine längst untergegangene Zeit. Nach historischen Quellen rekonstruierte Kampfszenarien demonstrieren eindrucksvoll Militärtaktik sowie Waffentechnik beider Seiten. Auch Freizeitvergnügungen der Offiziere wie Hobby-Imkerei oder eine Vorform des Squash-Spieles werden wirklichkeitsnah nachgestellt.

Mo, 7. Nov · 23:00-00:55 · MDR
Der letzte Zug

Joseph Vilsmaier und Dana Vávrová schildern in ihrem authentischen Holocaust-Drama die erschütternde Todesfahrt von 688 Juden in das Konzentrationslager Auschwitz. Mit Sibel Kekilli, Gedeon Burkhard, Lena Beyerling und Juraj Kukura. 19. April 1943. In einer Berliner Amtsstube der SS will ein junger Offizier in vorauseilendem Gehorsam dem Führer zum Geburtstag ein „judenfreies Berlin“ schenken. Fast 70.000 Juden sind bereits abtransportiert worden. Anhand einer bürokratisch penibel erstellten Todesliste spüren Nazischergen nun die letzten 688 jüdischen Frauen, Männer und Kinder nachts in deren Wohnungen auf. Die junge Ruth Zilbermann (Sibel Kekilli) und ihr Verlobter (Roman Roth) hatten gehofft, in einem Versteck hinter dem Schrank vor den Nazis sicher zu sein – vergeblich. Zusammen mit den anderen werden die Zilbermanns zum Bahnhof Grunewald gebracht und wie Vieh in einen Güterzug gesperrt. Unter den Deportierten befindet sich auch das Ehepaar Henry (Gedeon Burkhard) und Lea (Lale Yavas) Neumann. Henry, einst ein erfolgreicher Profi-Boxer, macht sich Vorwürfe, dass er nicht auf seine Frau gehört hat, die in den Untergrund gehen wollte. Je länger die Fahrt in dem verriegelten Waggon dauert, desto klarer wird den Opfern, dass ihre Reise in den Tod führt. Der Eimer Wasser für mehrere Dutzend Menschen ist rasch aufgebraucht. Auf einem Bahnhof schreien die Eingepferchten vor Durst. Doch der skrupellose SS-Obersturmführer Crewes (Ludwig Blochberger), um die präzise Einhaltung des Todesfahrplans besorgt, antwortet mit Schüssen. Nur einige polnische Bahnarbeiter erbarmen sich: Im Tausch gegen goldene Uhren und Perlenketten spritzen sie ein paar Wassertropfen in den Todeswaggon. Aufgrund der Strapazen sterben immer mehr Menschen, in einer Ecke türmen sich die Leichen. Der desillusionierte Arzt Dr. Friedlich (Juraj Kukura) wählt den Freitod. Nur Henry gibt nicht auf: Durch ein Loch, das er in den hölzernen Waggonboden sägen konnte, können Ruth Zilbermann und Nina (Lena Beyerling), die kleine Tochter der Neumanns, am letzten Bahnhof vor Auschwitz fliehen.

Di, 8. Nov · 10:50-11:20 · RBB
Menschliches Versagen 1

Schätzungsweise 20.000 Akten stehen auf dem Dachboden der Oberfinanzdirektion Köln. Die Formulare darin stammen aus der NS-Zeit. Was ist passiert mit dem Hab und Gut von Millionen von ermordeten Juden? Der Historiker Wolfgang Dreßen entstaubt die Dokumente und erfährt, wohin Geld und Haushaltsgegenstände damals gegangen sind. Dreßen rekonstruiert so einzelne Schicksale – zum Beispiel das von Salli Levi. Aus einem Zeitungsartikel von Dreßen erfahren Levis Nachkommen, was mit ihm passiert ist. Vor der Deportation musste jeder Jude schriftlich sein Vermögen freigeben. Denn wer als Jude aus Deutschland – zwangsweise oder freiwillig – auswanderte, musste seinen Besitz dem Staat überlassen. Auf dem Formular auch vermerkt: Salli Levi, Ehefrau Frieda und Tochter Alma wurden nach Lodz deportiert.

Di, 8. Nov · 21:45-23:20 · BR
Die Hetzjagd

Das französisch-deutsche Ehepaar Serge und Beate Klarsfeld setzt in den 70er-Jahren alles daran, den ehemaligen Hauptsturmführer und NS-Folterer Klaus Barbie vor Gericht zu bringen.  1971 leben nach wie vor Tausende NS-Nazikriegsverbrecher unbehelligt in Deutschland und der ganzen Welt. Das in Frankreich lebende Ehepaar Serge und Beate Klarsfeld ist entschlossen, diese Kriminellen vor Gericht zu bringen. Als ein Münchener Gericht das Verfahren gegen Klaus Barbie, den „Schlächter von Lyon“, aus Mangel an Beweisen einstellt, beschließen sie zu handeln. Ein Staatsanwalt, der von ihrem Enthusiasmus beeindruckt ist, deutet ihnen gegenüber an, dass Barbie in Südamerika untergetaucht ist. Die Nachforschungen der Klarsfelds decken auf, dass Barbie dort tatsächlich unter dem Namen Klaus Altmann lebt. Barbie weiß, dass er dank seiner engen Beziehungen zu der bolivianischen Diktatur unantastbar ist. Aber die Klarsfelds geben nicht auf und riskieren ihr Leben bei dem Versuch, Barbie zu stellen.

Di, 8. Nov · 22:45-23:30 · HR
Der große Raub – Wie in Hessen die Juden ausgeplündert wurden

„JS“ auf der Steuerakte, das bedeutete: „Als Jude veranlagt“. Wer dieses Zeichen bekam, wurde bis auf die letzte Mark ausgeplündert. Die Hälfte seines Vermögens musste er als Reichsfluchtsteuer und Judenvermögensabgabe an den Fiskus abgeben. Dann wurden ihm sämtliche Freibeträge gestrichen und von Jahr zu Jahr immer mehr Sonderabgaben erhoben. Die Finanzämter waren schließlich sogar dafür zuständig, dass sämtliches Hab und Gut, das die in die Vernichtungslager Deportierten zurückließen, öffentlich versteigert wurde. Erstmals wird nun öffentlich, wie in Hessen die Juden ausgeplündert wurden. Erst jetzt, nach Öffnung der Finanzakten für die Wissenschaft, wird die Rolle des Fiskus und die Beteiligung der Bevölkerung am großen Raubzug gegen die Juden deutlich. Die hr-Autoren Henning Burk und Dietrich Wagner zeigen in ihrer Dokumentation das perfide Zusammenspiel zwischen offiziellen Stellen und der Bevölkerung. Jeder „Volksgenosse“ konnte jüdisches Eigentum erwerben. Das war sogar erwünscht, um die leere Staatskasse aufzufüllen. Wie groß der Andrang bei den so genannten Judenauktionen war, belegen Protokolle, die von den über 10.000 Versteigerungen allein in Frankfurt erhalten sind und die im Hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden liegen. Der erschütternde Film zeichnet die Ausplünderung der Juden von 1933 bis zu den Deportationen 1941 bis 1943 akribisch nach, nennt die hunderterlei Verordnungen und „Gesetze“, die die Opfer erst all ihre Habe und am Ende meist ihr Leben kosteten. Trotz der langen Zeit, die seitdem vergangen ist, gelang es den Filmautoren, eine Reihe von Zeitzeugen zu finden, die über ihre damaligen Erfahrungen berichten, darunter Finanzbeamte und deren Opfer. Einer von ihnen war Robert Goldmann, der mit seiner Familie vor der antisemitischen Verfolgung von der Bergstraße nach Frankfurt gezogen war. In der Pogromnacht des 9. November 1938 wurde die väterliche Arztpraxis demoliert. Am Ende rettete sich Familie Goldmann durch die Auswanderung. Vom einstigen Vermögen waren da nur noch zehn Reichsmark geblieben. Charlotte Opfermann aus Wiesbaden wurde ins Lager Theresienstadt deportiert. Ihre Familie musste für die Unterbringung ins „Reichsaltersheim“ auf Jahre im Voraus das monatliche „Pflegegeld“ bezahlen. So wurde der Rechtsschein bei der Ausplünderung aufrechterhalten. Es sind zwei Schicksale von Millionen. Zu Wort kommen aber auch Menschen, die versuchten zu helfen, die jüdisches Eigentum kauften, um es in Sicherheit zu bringen und später zurückzugeben. Der Film entstand in wissenschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Fritz-Bauer-Institut…

Di, 8. Nov · 23:30-00:55 · BR
Klaus Barbie: Der Feind meines Feindes

Der packende Dokumentarfilm zeichnet das Leben des deutschen Kriegsverbrechers Klaus Barbie nach, der durch seine grausamen Verhörmethoden während des Zweiten Weltkriegs traurige Berühmtheit als „Schlächter von Lyon“ erlangte. Nach dem Krieg setzte sich der ehemalige SS-Mann nach Südamerika ab, wo er dank guter Kontakte zu westlichen Geheimdiensten und rechtsradikalen Diktaturen nahezu unbehelligt leben konnte. Erst 1983 wurde er nach Frankreich ausgeliefert, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Der schottische Regisseur Kevin Macdonald („Ein Tag im September“) verdichtet in seinem Dokumentarfilm Archivmaterial und neue Interviews mit Zeitzeugen zu einem engagierten und erschütternden Blick auf eines der dunkelsten Kapitel des 20. Jahrhunderts. Der am 25. Oktober 1913 in Bad Godesberg geborene und am 25. September 1991 in einem französischen Gefängnis gestorbene Klaus Barbie zählt zu den grausamsten Protagonisten des nationalsozialistischen Terrors. Bereits 1933 spionierte der Lehrersohn Schulkameraden für die gerade an die Macht gekommenen Nazis aus, ab 1940 erwarb er sich als Mitglied des „Sicherheitsdienstes“ (SD) der SS sowie als SS-Obersturmführer in Holland erste Meriten als „Judenjäger“ und Vollstrecker der „Endlösung“. In Belgien folterte Barbie u.a. den österreichischen Schriftsteller Jean Améry, bevor er von November 1942 bis August 1944 als „Schlächter von Lyon“ berüchtigt wurde, als er die Bekämpfung der französischen Résistance mit unfassbarer Grausamkeit und äußerster Brutalität vorantrieb. Ebenfalls verantwortlich war Barbie für die Deportation von 44 jüdischen Kindern aus einem Waisenhaus in Izieu in das Vernichtungslager Auschwitz. Barbie war kein Schreibtischtäter, sondern folterte seine Opfer oft selbst. Umso unfassbarer erscheint es, dass der Massenmörder nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von westlichen Geheimdiensten wie dem US-amerikanischen CIC nicht nur vor der Auslieferung nach Frankreich geschützt wurde, sondern für diese auch als gut bezahlter Berater im Kampf gegen den Kommunismus tätig war. Als es für Barbie in Europa zu gefährlich wurde, gelangte der bis an sein Lebensende überzeugte Nationalsozialist über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Südamerika und ließ sich in Bolivien nieder. In den folgenden Jahrzehnten war er als Agent für den US-amerikanischen Geheimdienst und den bundesdeutschen BND tätig und half mit seinen berüchtigten „Verhörmethoden“ bald auch rechtsgerichteten Militärdiktaturen. Erst 1983 gelang es, insbesondere durch das Engagement des deutsch-französischen Ehepaars Beate und Serge Klarsfeld, Bolivien dazu zu bewegen, Barbie nach Frankreich auszuliefern, wo ihm der Prozess gemacht wurde.

Mi, 9. Nov · 00:00-00:45 · SWR
Turban und Hakenkreuz

Muhammad Amin al-Husaini, der Mufti von Jerusalem ist eine der schillerndsten Figuren des 20. Jahrhunderts. Vor allem ist er einer der Wichtigsten für die Araber.  Und wie kaum eine andere Persönlichkeit aus der arabischen Welt ist er mit der deutschen Geschichte verwoben. Schon zu seinen Lebzeiten galt er als Legende, verehrt und bewundert von seinen Landsleuten, verachtet und bekämpft von seinen Feinden. Sechzehn Jahre lang war al-Husaini das religiöse Oberhaupt der arabischen Muslime, dreißig Jahre ihr politischer Führer und lange Zeit auch politischer Repräsentant der arabischen Welt.  Und so unwahrscheinlich es sich heute anhört, er war offenbar auch in Deutschland populär. Man kannte ihn. Vier Jahre lang von 1941-45 lebte der Araberführer in der Reichshauptstadt, war eng mit der Staatsmacht verbunden, hatte Freunde bis in die höchsten Kreise des Regimes. Der Araber in Berlin hat das verbrecherische System ideologisch und politisch gestützt und verteidigt, skrupellos und verbohrt wie ein Nazi. Seine enge Verbundenheit und vielseitige Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten hatte vor allem eine Grundlage: den Judenhass. Die Beziehung zwischen dem Mufti und den Nazis ist kurios, und sie erzählt eine bis heute unbekannte Geschichte des Dritten Reiches.

Mi, 9. Nov · 03:05-04:00 · arte
Schattenkampf – Europas Résistance gegen die Nazis, 3/6, 1942/1943 – Widerstand gegen den Völkermord

In ganz Europa – von Paris bis Warschau, von Athen bis Kopenhagen, in Berlin, London und Moskau – bildeten sich zwischen 1939 und 1945 Widerstandsgruppen gegen die brutale Gewalt und Barbarei des NS-Regimes. In den Jahren 1942 und 1943 wird in Deutschland von den Nazis die Vernichtung der europäischen Juden vorangetrieben. Die Wannseekonferenz leitet am 20. Januar 1942 das industrialisierte Morden, die sogenannte „Endlösung“ ein. Die nationalen und die internationalen Widerstandsbewegungen reagieren darauf mit mehr oder weniger erfolgreichen Untergrundaktionen. Auch Juden lehnen sich gegen ihr Schicksal auf und kämpfen um ihr Überleben, indem sie mit falschen Papieren untertauchen oder sich verstecken. Vereinzelt greifen jüdische Widerstandsgruppen auch zu den Waffen. Auch wenn sie nur eine Minderheit waren, bekämpften sie den Nationalsozialismus mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, und setzten ihr Leben aufs Spiel. In der Dokumentarfilmreihe erzählen die Kämpfer im Schatten aus ganz Europa von ihrem außergewöhnlichen mutigen Engagement.

Mi, 9. Nov · 10:50-11:20 · RBB
Menschliches Versagen 2

Nach der Reichspogromnacht im November 1938 erhob der Staat eine sogenannte Judenbuße dafür, dass die Juden das deutsche Volk „aufgestachelt“ hätten. Eine Milliarde Reichsmark „Judenvermögensabgabe“ ging an die Finanzämter. Der Staat verwaltete zusätzlich 1,5 Milliarden Reichsmark jüdisches Aktienvermögen treuhänderisch – wie es hieß -, wandelte die Aktien eigenmächtig in verzinste Reichskriegsanleihen um. Die Juden durften jedoch weder auf die Zinsen noch auf die Anleihen zugreifen. 1938 wurden Personalausweise in Deutschland eingeführt. Nicht für jeden: Wehrpflichtige Männer bekamen einen und alle jüdischen Bürger. Sie mussten auch einen Fingerabdruck abgeben, ihr Ausweis wurde mit einem großen „J“ versehen. Die deportierten Juden mussten ihr Hab und Gut abgeben. Das löste in der deutschen Bevölkerung eine Goldgräberstimmung aus: Überall wurden Sachen versteigert. Mit dem Vermerk „Nichtarische Herkunft“ hatte das bei vielen einen besonderen Reiz – diese Versteigerungen wurden gut besucht.

Mi, 9. Nov · 14:45-16:00 · arte
Das kurze, mutige Leben des Herschel Grünspan

Am 7.11.1938 schoss Herschel Grünspan in Paris auf den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath. Diese Tat diente den Nazis als Anlass für die Gewaltexzesse zwei Tage später. Ein Film über das Schicksal des damals 17-jährigen Juden Grünspan. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fand auf Geheiß der Nazis die erste großangelegte und vor aller Augen stattfindende systematische Judenverfolgung statt. 30.000 Juden wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt, mehr als 250 Synagogen niedergebrannt und 75.000 jüdische Geschäfte geplündert beziehungsweise zerstört. Unter dem eher verharmlosenden Begriff – der der Schnoddrigkeit der Berliner entsprang – „Reichskristallnacht“ hat sich dieses Pogrom in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Aber die genauen Hintergründe dieses Dramas sind wenig bekannt. Der junge polnisch-deutsche Jude Herschel Grünspan hatte am 7. November 1938 in der deutschen Botschaft, dem Palais Beauharnais in Paris den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath angeschossen und schwer verletzt. Adolf Hitler entsandte seine Leibärzte nach Paris, um die französischen Ärzte zu unterstützen. Am Nachmittag des 9. November verstarb vom Rath. Während die Nazis diese Tat nutzten, um die mit den Nürnberger Gesetzen eingeleitete sogenannte „Arisierung“ voranzutreiben, wurde Grünspan für die Gegner des Naziregimes zum Symbol des Widerstands. Herschel Grünspan wurde von der französischen Polizei verhaftet und nach der Besetzung Frankreichs 1940 von der Vichy-Regierung nach Deutschland ausgeliefert und ins Lager Sachsenhausen gebracht. Um die „jüdische Weltverschwörung“ zu beweisen, plante NS-Propagandaminister Joseph Goebbels einen Schauprozess, der jedoch nie stattfand. Während der Ermittlungen gab Grünspan an, Ernst Eduard vom Rath im Homosexuellenmilieu kennengelernt und aus persönlichen Gründen gehandelt zu haben. War Grünspan enttäuscht, weil vom Rath ihm versprochen hatte, seiner Familie zu helfen, tatsächlich aber nichts unternahm? War seine Tat ein politischer Akt oder doch persönliche Rache? Herschel Grünspan wurde vermutlich Ende 1942 oder Anfang 1943 im Lager Sachsenhausen ermordet.

Mi, 9. Nov · 22:45-00:45 · RBB
Aimée & Jaguar

Berlin heute. Eine alte Frau – Lilly Wust – sitzt auf ihren Habseligkeiten im dunklen Treppenhaus und wartet auf den Transport ins Altersheim. Dort wird sie auf eine alte Bekannte aus den letzten Kriegsjahren treffen, ihre Freundin Ilse …  Lange verdrängte Bilder schwappen wieder an die Oberfläche: Es ist das Jahr 1943, und die verführerische Felice besucht mit Ilse ein Konzert in Berlin. Dort lernt sie die junge Hausfrau und Mutterkreuzträgerin Lilly kennen, bei der ihre Freundin Ilse ihr Haushaltsjahr leistete.  Lilly betrügt ihren Mann Günther, ein Offizier und strammer Nazi-Anhänger, eigentlich regelmäßig, doch mit Felice ist es etwas ganz Besonderes: eine Frau, eine Jüdin – und die ganz große Liebe! Felice hat sich als Mitarbeiterin der „Nationalzeitung“ unter dem Chefredakteur Keller eine hervorragende Tarnung geschaffen, mit deren Schutz sie eine Untergrundorganisation unterstützt. Unter den Decknamen „Aimée“ für Lilly und „Jaguar“ für Felice schreiben sich die beiden leidenschaftliche Briefe und Gedichte.  Durch die völlig neuen Erfahrungen erwacht Lilly aus ihrem Nazi-Mitläuferdasein und bringt sogar den Mut auf, sich von ihrem Mann zu trennen und Felice Unterschlupf zu gewähren, als diese vor der Gestapo flüchten muss. „Aimée“ und „Jaguar“ gelingt es eine Weile, sich vor der schrecklichen Realität der ständigen Bombenangriffe der Alliierten und des Nazi-Terrors in eine heile Scheinwelt zu flüchten, bis eines Tages die Gestapo vor der Tür steht …  Der Film basiert auf dem 1994 erschienen Lebensbericht von Lilly Wust und erzählt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Dritten Reiches. Regisseur Max Färberböck achtete bei der Inszenierung auf eine akribisch genaue Rekonstruktion des halbzerstörten Berlins der letzten Jahre des zweiten Weltkriegs. Maria Schrader und Juliane Köhler wurden auf der Berlinale 1999 für ihre schauspielerischen Leistungen mit dem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet.

Mi, 9. Nov · 22:45-00:15 · Das Erste (ARD)
Die Kinder von Blankenese

Die Ärzte geben Tamar und Bracha nur noch wenige Wochen. In den Tagen nach der Befreiung des KZs Bergen-Belsen im April 1945 sterben noch Tausende an Fieber, Typhus und Unterernährung. Tamar hat den Todesmarsch von Auschwitz nach Bergen-Belsen mit wenigen anderen überlebt, Bracha hat gerade ihre Schwester im Lager verloren. Die beiden 14-Jährigen gehören zu den wenigen, die der Vernichtung und Verfolgung entkommen sind. Aus Hamburg ehemals vertrieben, sucht der junge amerikanische Soldat Eric Warburg in den ersten Nachkriegstagen den Besitz seiner Eltern an der Elbe in Blankenese auf. 1938 hatten die Nationalsozialisten die Villa seiner Familie „arisiert“. Die britischen Besatzer sehen die Besitzverhältnisse des Geländes jedoch als „ungeklärt“ an und verweigern die Rückgabe. Entschlossen funktioniert Warburg das gesamte Anwesen zu einem Heim für überlebende jüdische Kinder um. Vor den Toren des ehemaligen Konzentrationslagers, in den ehemaligen Unterkünften der SS, werden Tamar und Bracha und andere überlebende Kinder untergebracht. Unter ihnen Josef, der in einem russischen Kinderheim Unterschlupf fand und Wolfgang aus Berlin, der mit der britischen Armee nach Bergen-Belsen kam. Der zehnjährige Wolfgang muss mit ansehen, was von der Vernichtung Tausender übrig geblieben ist. Sind seine Eltern auch diesen Weg gegangen? Dies ist kein Platz für Kinder, beschließt Ben Yehuda – der in Deutschland geborene Soldat der Jüdischen Brigade. Es muss noch einen anderen Ort geben – Blankenese, der Besitz der Familie Warburg, wird zum Ziel, zum Ausweg. Für die Kinder ist die Reise nach Blankenese der Beginn einer Kindheit, die nicht stattfand. Ben Yehuda und Rahel, eine Krankenschwester, die das Lager überlebt hat, bringen Tamar, Bracha, Josef und die anderen nach Hamburg-Blankenese. Eine 24-jährige Lehrerin aus New York, Betty Adler, soll die Leitung des Heimes übernehmen und Reuma Schwarz, 22, kommt mit viel Idealismus und über Umwege aus Palästina hinzu. Reuma (die spätere Gattin des israelischen Ministerpräsidenten Ezer Weizman) kümmert sich um die Erziehung der Kinder, Ben unterrichtet und Rahel übernimmt die medizinische Versorgung. Betty hält alles zusammen. Viel guter Wille – wenig Erfahrung. Die Kinder richten sich in ihren Zimmern ein, echte Betten und sogar genug Essen – sie können ihr Glück kaum fassen. Ben, Betty, Reuma und Rahel begleiten die Heranwachsenden, berichten von Palästina, dem Leben dort, den zionistischen Plänen, unterrichten hebräisch und beobachten das vorsichtige Zurücktasten der Kinder in ein Leben, das manche nur fern erinnern können, manche nie kennen gelernt haben. Tamar verliebt sich in einen Jungen aus Berlin. „Siegmar“ wird nun ihr ganzes Sehnen, ihr ganzer Wille zur Zukunft. Der aber hat nur Augen für die schöne Esther. Mit Ungeduld warten die Kinder auf die Papiere für ihre Ausreise nach Palästina, doch diese Zertifikate werden von den britischen Behörden nur widerwillig und oftmals willkürlich augestellt. Als eine neue Gruppe von Kindern (die „Blonden“ – so genannte „Halb- und Vierteljuden“) zu den „Alteingesessenen“ um Tamar und Mascha stoßen, gibt es Ärger. Die Neuen, die „Blonden“, stehen für alles Deutsche, Arische. Die Jugendlichen, die das KZ überlebten und sich nichts mehr sagen lassen wollen, erobern die Reeperbahn, erobern Hamburg und ein „neues Leben“. Striptease gegen Zigaretten. Der fortwährende Hass der Bevölkerung gegen alles „Jüdische“ ist überall in der Stadt zu spüren. Im Zoo sehen sich Rahel und Reuma den Beschimpfungen der Besucher ausgesetzt. Bei der Versorgung im Krankenhaus kommt es zu einem Eklat: Die Krankenschwestern wollen Golda, das „jüdische Mädchen“ nicht versorgen. Reuma ist entsetzt und schreibt ihren Eltern wöchentlich aus „dem Herzen von Nazi-Deutschland“. Als dann die Passagiere des Schiffes „Exodus“ nach Hamburg zurückkehren, aufgebracht von den britischen Alliierten, es Kämpfe und Tote gegeben hat, weicht den Erziehern die Kraft. Aufgebrochen waren ihre Mitstreiter, zum Teil Freunde und Verwandte, voller Hoffnung. Nun werden die Überlebenden des Holocausts zurückgeschickt ins Land ihrer „Mörder“. Werden „ihre Kinder“ je nach Palästina gelangen? In diese Trauer bricht die Nachricht von der Gründung Israels. Die noch fehlenden Zertifikate zur Ausreise werden ausgestellt, die Kinder können Deutschland verlassen. Ben veranstaltet eine Demonstration ihres neuen Selbstvertrauens, ihrer „Stärke“ – quer durch Blankenese. Erstaunte Blicke. Endlich fahren Ben, Rahel und Reuma mit den Kindern nach Israel. Betty Adler bleibt zurück und bereitet von nun an junge Männer auf die Armee in Israel vor; Freiwillige. Nicht nur einige dieser Männer, auch manche „ihrer Kinder“ werden später in den „Befreiungskriegen“ fallen. Mascha und Tamar finden eine neue Heimat. Tamar heiratet ihre große Liebe, ihren Siegmar. Heute haben sie zwei Kinder und fünf Enkel.

Do, 10. Nov · 00:35-03:25 · Das Erste (ARD)
Urteil von Nürnberg

Vor einem amerikanischen Militärgericht in Nürnberg stehen vier ehemalige Nazijuristen, die mit ihren Urteilen viele Menschen in den Tod geschickt haben. Drei von ihnen fühlen sich im Sinne der Anklage nicht schuldig, der Vierte, Dr. Ernst Janning, unter Hitler zeitweilig Justizminister, hüllt sich lange in Schweigen. Erst auf dem dramatischen Höhepunkt der Verhandlung bekennt er sich als Einziger zu seiner Schuld. Hollywoods starbestückte Version des sogenannten Juristenprozesses von Nürnberg wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Maximilian Schell erhielt für seine Rolle als Strafverteidiger Hans Rolfe den Oscar für den Besten Hauptdarsteller. Nürnberg ist weithin noch eine Trümmerstätte, als der betagte amerikanische Richter Dan Haywood (Spencer Tracy) einige Zeit nach Abschluss der Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher den Vorsitz im Prozess gegen vier ehemalige NS-Juristen übernimmt. Chefankläger Lawson (Richard Widmark) nennt das Verfahren einmalig, weil den Angeklagten Verbrechen zur Last gelegt werden, die sie im Namen der damaligen deutschen Gesetze begangen haben. Unter den Angeklagten zieht Dr. Ernst Janning (Burt Lancaster) das meiste Interesse auf sich. Einst ein renommierter Jurist, bleibt er auf der Anklagebank lange stumm. Richter Haywood bemüht sich um ein korrektes Verfahren; mehr als einmal weist er den Ankläger in seine Schranken, umgekehrt lässt er nicht zu, dass der deutsche Verteidiger Hans Rolfe (Maximilian Schell) den Zeugen während ihrer erschütternden Aussagen allzu hart zusetzt. Haywood will die Mentalität der Deutschen verstehen und sich ein Bild davon machen, wie es zu all den schrecklichen Geschehnissen kommen konnte; dabei hilft ihm die Begegnung mit der Generalswitwe Bertholt (Marlene Dietrich), deren Mann nach dem Krieg zum Tode verurteilt wurde. Als Dr. Janning sein Schweigen endlich bricht, erreicht der Prozess seinen dramatischen Höhepunkt. Den historischen Hintergrund des Films bilden die 13 Kriegsverbrecherprozesse, die 1946 bis 1948 in Nürnberg stattfanden. Die eigentliche Handlung konzentriert sich auf den NS-Juristen-Prozess, bei dem man die Angeklagten u. a. der vorsätzlichen Rechtsbeugung im Dienst der Tyrannei beschuldigte und ihnen vorhielt, in Tausenden von Fällen Todesstrafen verhängt zu haben. Dabei ging es Regisseur Stanley Kramer und Drehbuchautor Abby Mann nicht um eine authentische Wiedergabe des Prozessverlaufs, sondern um eine Typisierung der Beteiligten. Maximilian Schell wurde durch seine Darstellung des deutschen Verteidigers zum Weltstar und mit einem Oscar sowie dem New Yorker Filmkritikerpreis ausgezeichnet; Spencer Tracy und Judy Garland, die eine Zeugin spielte, erhielten ebenfalls Preise.

Do, 10. Nov · 10:50-11:20 · RBB
Menschliches Versagen 3

In Wien war die Wohnungsnot groß. 70.000 Wohnungen wurden frei, Wohnungen von Juden. Viele Nachbarn schielten schon vorher auf solche Wohnungen, wenn sie größer und schöner waren – auch in Deutschland. Und dann übernahmen sie sie gleich inklusive Hausstand. Selbst noch im Sammellager kurz vor der Deportation wurden Juden gezwungen, ihr Vermögen genau anzugeben und mit ihrer Unterschrift „freiwillig“ auf all ihren Besitz zu verzichten. Alles wurde ihnen abgenommen: Goldzähne der Ermordeten gingen an den Staat, 15 Prozent davon an die Wehrmachtsdentisten. Da erhielt manch einfacher Soldaten an der Front einen Goldzahn. Der Staat war in allem sehr genau, buchte sogar Fahrkarten in KZs auf Kosten der deportierten Juden. Sonderzüge wurden eingesetzt: Berlin – Auschwitz einfach. Und wer die NS-Zeit überlebt hatte, musste nachweisen, was früher ihm gehörte. Sonst blieb alles beim neuen Besitzer. Bis heute schlummern bei vielen Oberfinanzdirektionen Akten, die nicht ausgewertet sind.

Do, 10. Nov · 23:40-00:30 · BR
BR-KLASSIK: Die Musik der Synagogen

Begonnen hat die Tradition der Synagogenmusik Anfang des 19. Jahrhunderts in Seesen am Harz. Von hier aus eroberte die Synagogenmusik schnell ganz Europa. In vielen Synagogen wurden Orgeln eingebaut. Doch mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und dem Holocaust verschwanden die Kompositionen aus dem jüdischen Gottesdienst. Der Musikforscher Andor Izsák hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die synagogale Musik wiederzubeleben. Er setzt versprengte Puzzle-Teile zusammen, restauriert alte Tonaufnahmen und Noten, und er nimmt ohne zu Zögern das nächste Flugzeug, wenn er einen Hinweis bekommen hat, dass sich irgendwo in der Welt wichtige Dokumente, Noten oder Orgeln befinden könnten. Doch auch die Aufführung der Synagogenmusik ist ihm eine Herzensangelegenheit. Zu diesem Zweck hat er den Europäischen Synagogalchor gegründet. Mit ihm gastiert er in vielen Städten Europas – der Anlass: 200 Jahre Synagogenorgel, Ausdruck einer Reformbewegung des liberalen Judentums.

Fr, 11. Nov · 00:15-01:45 · SWR
Bernsteinland – Ein Todesmarsch in Ostpreußen

Der Dokumentarfilm erzählt das Schicksal der Opfer des Todesmarsches an die ostpreußische Bernsteinküste im Januar 1945. Etwa 7.500 Gefangene, die meisten von ihnen junge jüdische Frauen aus Osteuropa, arbeiten in den ostpreußischen Außenlagern des KZ Stutthof, als Mitte Januar 1945 der Befehl eintrifft, alle Lager in Ostpreußen zu räumen. Auf einem Marsch durch Ostpreußen werden die Gefangenen über Königsberg bis nach Palmnicken getrieben, einem kleinem Dorf an der samländischen Bernsteinküste, wo sie in der Nacht des 31. Januar 1945 auf die zugefrorene Ostsee geführt und erschossen werden. Etwa zweihundert Menschen überleben das Massaker auf dem Eis und fliehen in die umliegenden Dörfer. Es beginnt eine von der SS veranlasste Jagd auf die Überlebenden, an der sich Einwohner und die Palmnicker Hitlerjugend beteiligen. Nur wenige überleben den Todesmarsch und noch weniger das Kriegsende – versteckt bei Anwohnern und Bauern, die die Überlebenden bei sich aufnehmen. Eine der Überlebenden ist Maria Blitz. Anhand von Marias Erinnerungen und den Berichten von weiteren Überlebenden und Zeitzeugen zeichnet der Film die historischen Ereignisse an den heutigen Originalschauplätzen in Polen und Russland nach. Der Todesmarsch nach Palmnicken ist ein Kapitel der deutschen und europäischen Geschichte, das in Vergessenheit geraten ist. Nur bei wenigen lebt die Erinnerung an diese Geschichte und an die Menschen in dieser Geschichte weiter.

Fr, 11. Nov · 10:50-11:20 · RBB
„Mein Himmel ist voller Musik …“

Ella Milch-Sheriff wuchs in Israel mit dem Schweigen ihres Vaters auf. Erst als sie sein Tagebuch liest, erfährt sie von seinem grausamen Geheimnis. „Der Himmel ist leer“, hatte Baruch Milch 1942 in Polen geschrieben.  Ein Schlager plätschert aus den Lautsprechern am Strand von Tel Aviv. Lachende, Ball spielende, flirtende junge Menschen. Eine mädchenhafte blonde Frau spaziert am Meer. Eine harsche Melodie verdrängt den Schlager. Es ist die Musik, die sie in ihrem Kopf hört. Es ist das Lied, das sie für ihren Vater geschrieben hat.  „Der Himmel ist leer“, hatte der verzweifelte Baruch Milch in sein Tagebuch gekritzelt, 1942, nachdem die Deutschen seine junge Frau und seinen kleinen Sohn ermordet hatten. Das Leben des erfolgreichen jungen Arztes in Ostpolen war zu Ende – er hat überlebt, nicht gelebt. Er wurde ein anderer. Dieser Überlebende gründete in Israel eine neue Familie. Aber er sprach nicht über das, was geschehen war. Seine Tochter Ella wuchs mit seinem Schweigen und der vermeintlichen Kälte der Eltern auf, die sie nicht verstand, bis Dr. Milch seiner 13-jährigen Tochter sein Tagebuch in die Hand drückte.  Ella erfährt von seiner ersten Familie und von dem unvorstellbaren Grauen, das er durchlebte. Sie erfährt von seinem Geheimnis und sie gibt schließlich diesem schwierigen, schweigenden Vater eine Stimme: in der Sprache, die die heute 56-Jährige am besten beherrscht: der Musik! Mit der Oper „Baruchs Schweigen“ hat sie seine Geschichte und ihre Kindheit verwoben und in Musik übersetzt.  Die Filmemacherin Aneta Panek hat die Künstlerin begleitet: in Tel Aviv, nach Braunschweig zur Uraufführung von „Baruchs Schweigen“, nach Ostpolen, auf den Spuren ihres Vaters. Für die Geschichte der Musikerin hat sie assoziative und poetische Bilder gefunden, Film und Musik entfalten eine Sogwirkung.  Ella Milch-Sheriff ist eine „Sabra“: Die in Israel Geborenen nennen sich nach der Kakteen-Frucht – außen stachelig und innen süß. In Israel ist die Musikerin und Komponistin von Konzerten, Kantaten und Opern sehr bekannt. Sie hat u.a. in Berlin studiert, und Deutsch ist eine der vielen Sprachen, die sie spricht. Mit den jungen Sängerinnen und Sängern in Braunschweig probt sie die Szene, in der ihr Vater die „10 Gebote“ formuliert: So hat er sie in sein Tagebuch notiert, als er vom Massaker an seiner Familie erfuhr. Sie singen mit Geisterstimmen: „Du sollst keinen anderen Gott haben als dich selbst“, „Tu nur, was dir selbst nützt“, „Vertraue keinem“ und „Glaube nicht – der Himmel ist leer!”. Bei der Premiere verwandelt sich die Braunschweiger Bühne in das polnische Totenhaus von 1942. Was Historiker oder Publizisten häufig als „unfassbar“ beschreiben, hat an diesem Abend die Köpfe und Herzen der Zuschauer erreicht.  „Mein Himmel ist nicht leer, mein Himmel ist voller Musik“, sagt Ella Milch-Sheriff in Tel Aviv, am Grab ihrer Eltern. Und lächelt. Versöhnt.

Fr, 11. Nov · 23:15-00:45 · arte
Versailles 1919, ein Vertrag und kein Frieden

Die Friedens-Konferenz von Paris nach dem Waffenstillstand des Ersten Weltkrieges 1918 mit der Vertragsunterzeichnung in Versailles 1919 hatte weitreichende Folgen bis in die heutige Zeit.  Der Erste Weltkrieg: vier Jahre, 19 Millionen Verwundete, 16 Millionen Tote; Paris 1919: 500 Diplomaten, 32 Nationen, sechs Monate, ein Ziel: der Weltfrieden. Der Erste Weltkrieg sollte keineswegs der letzte bleiben. Dennoch ging mit ihm eine ganze Epoche zu Ende. Die Kolonialreiche zerfielen, und die Schlachten an der Front hinterließen tiefe Spuren im kollektiven Gedächtnis der Völker. Bereits nach Unterzeichnung des Waffenstillstands im November 1918 entstand der Gedanke zu einer Friedenskonferenz.  Sechs Monate lang war Paris Hauptstadt der Welt und Sitz einer virtuellen Regierung, in der die drei Großmächte USA, Frankreich und Großbritannien den Ton angaben. Alles, was weltweit Rang und Namen hatte – Politiker, Generäle, Journalisten, Schriftsteller, Dichter, Kommunisten und Rebellen – versammelte sich, um über Revanche, Gerechtigkeit und Frieden zu diskutieren.  Die damaligen Beschlüsse bestimmten das Schicksal ganzer Nationen und legten den Keim für Entwicklungen, die immer noch aktuell sind. Damals vorgenommene Grenzziehungen wirkten sich auf die Geschichte des Iraks, auf die Entstehung und den Untergang Jugoslawiens sowie auf den israelisch-palästinensischen Konflikt aus. In den Augen der Nachwelt gilt die Pariser Friedenskonferenz als Misserfolg. Die Verteidigung von Sonderinteressen – Kolonialansprüche der einen und Revanchegelüste der anderen – sowie kurzfristiges Denken hätten die Friedensabsichten in ihr Gegenteil verkehrt, Hitler den Weg gebahnt und schließlich zum Zweiten Weltkrieg geführt.  Der Dokumentarfilm zeigt, dass die Teilnehmer der Konferenz die Interessen ihrer Nationen mit großer Geduld verteidigten und sich sechs Monate lang von der Vision leiten ließen, eine bessere Welt zu errichten. Unter schwierigen Umständen leisteten sie eine intensive, von Fehlern nicht freie, aber immer anspruchsvolle, oft sogar heldenhafte Arbeit.

So, 13. Nov · 08:45-09:35 · SWR
Musik der Synagogen

Musik, die klingt wie Schubert oder Brahms. Und doch sind ihre Komponisten heute weitgehend unbekannt. Denn: Sie haben für Synagogen komponiert. Bis zum November 1938 hatte ihre Musik einen festen Platz in den liberalen Synagogen Deutschlands. Begonnen hat diese Tradition Anfang des 19. Jahrhunderts in Seesen am Harz. Von hier aus eroberte die Synagogenmusik schnell ganz Europa. In vielen Synagogen wurden Orgeln eingebaut. Doch mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und dem Holocaust verschwanden die Kompositionen aus dem jüdischen Gottesdienst. Der Musikforscher Andor Izsák hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die synagogale Musik wiederzubeleben. Er setzt versprengte Puzzle-Teile zusammen, restauriert alte Tonaufnahmen und Noten, und er nimmt ohne zu Zögern das nächste Flugzeug, wenn er einen Hinweis bekommen hat, dass sich irgendwo in der Welt wichtige Dokumente, Noten oder Orgeln befinden könnten. Doch auch die Aufführung der Synagogenmusik ist ihm eine Herzensangelegenheit. Zu diesem Zweck hat er den Europäischen Synagogalchor gegründet. Mit ihm gastiert er in vielen Städten Europas – der Anlass: 200 Jahre Synagogenorgel, Ausdruck einer Reformbewegung des liberalen Judentums.

So, 13. Nov · 10:30-11:00 · SWR
„Ich bin da so hineingestolpert…“

Eigentlich sollte es nur eine einzelne Kunstaktion werden: Vor Häusern, deren Bewohner von Nationalsozialisten ermordet wurden, schlug Gunter Demnig Messingplatten in den Boden, die Namen, Geburts- und Sterbedaten der Ermordeten tragen. Eigentlich sollte es nur eine einzelne Kunstaktion werden. Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig wollte mit ihr Passanten zum Innehalten und Nachdenken provozieren. Vor Häusern, deren Bewohner von Nationalsozialisten ermordet wurden, schlug er pflastersteingroße Messingplatten in den Boden, die Namen, Geburts- und Sterbedaten der Ermordeten tragen. Doch bei einer einmaligen Aktion sollte es nicht bleiben: Mittlerweile ist aus dem Bildhauer und Konzept-Künstler Demnig der Schöpfer einer flächendeckenden „sozialen Skulptur“ geworden, die sich über ganz Europa spannt. Für ihn wurde sie zu einer Lebensaufgabe, die ihn aus seinem Atelier heraus und in ein Nomadenleben im VW-Bus führte. Mittlerweile hat Demnig fast 30.000 Stolpersteine in über 600 deutschen Städten verlegt. Rund 250 Tage im Jahr reist er durch die Lande, sein Bus ist fahrende Werkstatt und Logistik-Zentrale in einem. Seine Stolpersteine holen die Erinnerung an Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft in den Alltag hinein. Das Vorgehen ist dabei immer gleich: Die Lebensgeschichten der Opfer werden von lokalen Initiativen recherchiert. Paten übernehmen dann die Kosten für die Herstellung und Verlegung der Steine: Privatleute, Schulklassen, Geschichtsvereine, politische oder kirchliche Gruppen tragen die 120 Euro pro Stein. Demnigs Augen leuchten, wenn er von dem generationsübergreifenden Netz aktiver Menschen erzählt, das in den vergangenen acht Jahren durch seine Arbeit entstanden ist. Autorin Annette Wagner begleitete mit einem Kamerateam des SWR Gunter Demnig im Sommer 2011 zu Stolperstein-Verlegungen in Baden-Württemberg und Berlin. In Kehl stellen sich zwei Referendarinnen der besonderen Herausforderung, Grundschülern die Geschichte eines 1943 ermordeten Lehrers ihrer Schule zu vermitteln. Gymnasiasten arbeiten engagiert NS-Geschichte auf und bemühen sich um das Prädikat „Rassismusfreie Schule“. In Berlin übernimmt Filmproduzent Artur Brauner die Kosten und die Patenschaft für zwei Steine, die nahe seines „Hollywood Media“-Hotels verlegt werden. Doch Demnigs Erinnerungsarbeit hat auch Gegner: Während er auf dem Berliner Kurfürstendamm Gedenksteine für die ermordeten Eltern des aus Chicago angereisten jüdischen Emigrantenpaares Veit verlegt, werden im Osten der Stadt einige Stolpersteine mit brauner Farbe beschmiert. Demnig und seine Lebensgefährtin fahren tags darauf an den Tatort. „Antifa verrecke“ haben die Täter neben den mittlerweile von der Polizei gereinigten Steinen aufs Pflaster geschrieben. „Um die Inschriften zu lesen, muss man sich verbeugen“ beschreibt Bildhauer Demnig die Geste der Demut, die Betrachter seiner Gedenksteine häufig unwillkürlich einnehmen. Bücken muss sich auch der Künstler selbst. Das akkordartige Verlegen – manchmal in drei bis vier verschiedenen Städten pro Tag – hat Knie und Rücken des Bildhauers mittlerweile ramponiert. Demnig nimmt es ergeben an: „Einfach aufhören kommt bei so einem Projekt nicht infrage.“

Mo, 14. Nov · 02:50-03:45 · arte
Das verlorene Stück

In Gesprächen mit Rabbinern, Psychologen, Eltern von beschnittenen Jungen und Gegnern der Beschneidung versucht der Filmemacher Oded Lotan, den religiösen Sinn dieses operativen Eingriffes zu verstehen. Mit viel Selbstironie begibt sich Filmemacher Oded Lotan auf die Suche nach den Hintergründen der jüdischen Beschneidungstradition. Bei seiner Reise durch Israel und Deutschland trifft er auf ungewöhnliche Gesprächspartner, zum Beispiel auf einen „singenden Mohel“ – einen Beschneider -, Mütter und Väter von beschnittenen Jungen, aber auch entschiedene Beschneidungsgegner. Ein russisch-stämmiger Wehrdienstleistender erlaubt Oded, ihn in die Klinik zu begleiten, wo ihn die kurze Operation seinen Kameraden im Armee-Camp „gleich machen“ soll. In Berlin-Kreuzberg wohnt Lotan einer kurdischen Beschneidungsfeier bei, und in Heidesheim erfährt er, dass der Kult um die Vorhaut sogar Eingang in die christliche Reliquienverehrung gefunden hat. Von Wissenschaftlern und Rabbinern sowie deren Frauen hört der Reisende von den Vorzügen und den Nachteilen der Beschneidung. In Tel Aviv sinniert er mit einem Psychologen über Beschneidung als Bestandteil nationaler Identität. Und mit seiner Mutter diskutiert er darüber, warum es ihr so wichtig ist, dass ihre Kinder sich nicht von anderen Gläubigen unterscheiden. Schließlich findet sich Lotan auf den schmalen Fluren des „Kommissariats für die Inspektion von Mohelim“ in Jerusalem wieder. Wird sich hier das Rätsel seines eigenen „verlorenen Stückes“ lösen? Der Dokumentarfilm ist auch eine Reise durch die verschiedenen sozialen Schichten Israels und vermittelt ein komplexes und vielfarbiges Bild dieses Landes.

Mo, 14. Nov · 05:00-06:00 · arte
Zum dritten Pol

Die Dokumentation schildert das wechselvolle Leben des berühmten Alpinisten und Himalaja-Experten Günter Dyhrenfurth, der schon im Jahre 1930 seine erste Himalaja-Expedition leitete. Im Rahmen der Olympischen Spiele von Berlin 1936 werden Günter Oskar Dyhrenfurth und seine Frau Hettie „für eine Reihe bemerkenswerter Bergbesteigungen und wissenschaftlicher Expeditionen im Himalaya“ mit dem „Prix d’Alpinism“, der Goldmedaille für Alpinismus, geehrt. Günter Oskar Dyhrenfurth fährt zur Medaillenverleihung nach Berlin. Seine aus einer jüdischen Familie stammende Frau bleibt in der Schweiz. Die ungewöhnliche Familientradition der Dyhrenfurths als Himalaya-Pioniere und Filmemacher beginnt Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts, als erstmals deutsche Bergsteiger im Wettlauf um die Erstbesteigung eines Achttausender-Gipfels den Himalaya betraten. Der Dokumentarfilm schildert zum ersten Mal das wechselvolle Leben von Günter Dyhrenfurth: Er berichtet von seiner Professur in Breslau, deren Niederlegung nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und von Dyhrenfurths Austritt aus dem gleichgeschalteten deutschen und österreichischen Alpenverein. Außerdem erzählt sie von seiner Auswanderung in die Schweiz, dem Verlust des Vermögens und den zwei Expeditionen, die zu den bedeutendsten der frühen Himalaya-Erkundung gehören. Der Film erzählt auch vom Leben seines Sohnes Norman Dyhrenfurth, der in die Fußstapfen der Eltern tritt und zwischen 1952 und 1986 an sieben großen Himalaya-Expeditionen teilnimmt, meist als Leiter, Kameramann oder Filmproduzent. Norman Dyhrenfurth wandert 1937 im Alter von 19 Jahren in die USA aus. Er bringt es bis zum Professor und Leiter der Filmfakultät der University of California in Los Angeles. Wendepunkt seines Lebens ist die Teilnahme als Expeditionsfilmer an der Schweizer Everest-Expedition 1952, die der britischen Erstbesteigung im folgenden Jahr den Weg bereitet. Norman Dyhrenfurth gibt die Professur auf und widmet sich ganz seiner Passion des Bergsteigens. Den Höhepunkt seiner Karriere als Leiter von Himalaya-Expeditionen erreicht Dyhrenfurth 1963: Bei der ersten Everest-Besteigung durch die Amerikaner führt er die Männer auf einer neuen Route über das Hornbein-Couloir. Es ist gleichzeitig die erste Überschreitung eines Achttausenders. Dabei werden die ersten Filmaufnahmen vom Gipfel des Mount Everest gedreht, für die Dyhrenfurth von US-Präsident John F. Kennedy geehrt wird. Jenseits der Expeditionsfilme folgen Hollywood-Spielfilme mit Clint Eastwood und Sean Connery, in denen der Berg seine eigene Rolle bekommt und Norman Dyhrenfurth seinen Abschied von der Welt des Expeditionsbergsteigens nimmt.

Mo, 14. Nov · 21:00-21:45 · PHOENIX
Rommels Schatz

… Was verbirgt sich hinter dem Schatz und was wusste Rommel selbst von der Kriegsbeute aus Afrika? Neu entdeckte Dokumente aus einem jüdischen Nachlass und aus dem Archiv der CIA belegen erstmals die tatsächliche Existenz, die wahre Herkunft und den Verbleib des geheimnisvollen „Rommel-Schatzes“. Sein wirklicher Ursprung ist eng verbunden mit bislang unbekannten Verbrechen der SS gegen Juden in Tunesien kurz vor dem deutschen Abzug aus Nordafrika im Mai 1943.