28.000 Besucher bei den 25. Jüdischen Kulturtagen

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Der Dialog der Religionen stand im Mittelpunkt der Jubiläumsausgabe des größten Festivals jüdischer Kultur in Deutschland, das damit 3.000 Besucher mehr erreichte als im Jahr zuvor…

Der Lesemarathon mit den drei Büchern der Weltreligionen und der Poetengipfel von Asher Reich (Israel) und SAID (Iran) boten Raum für fruchtbare Diskussionen. Die neue Reihe „Was Sie schon immer über das Judentum wissen wollten, aber bisher nie zu fragen wagten“, regte zu lebhaften Gesprächen an und wird sicherlich eine Fortsetzung erfahren.

Berlinerinnen und Berliner lasen gemeinsam mit dem Thüringer Pastor Felix Leibrock in vier Tagen die komplette Hebräische Bibel, das Neue Testament und den Koran. Ob der Generalsekretär des Zentralrates der Juden Stephan Kramer, der katholische Erzbischof Rainer Maria Woelki, die evangelische Generalsuperintendentin Isolde Böhm, oder der Vertreter der jungen Generation des Zentralrates der Muslime Osamah Anis Al-Doaiss  – die Zuhörer lauschten gebannt. Manch Lesender wunderte sich über die ein oder andere Stelle des von ihm ausgewählten Heiligen Buches. Einige lösten sich aus dem Text, kommentierten und regten Gespräche an und auch unter den Zuschauern wurde rege diskutiert. So entwickelte sich wie von selbst ein Dialog der Religionen. Außerdem lasen: Ilja Richter, Dr. Ehrhart Körting, Leah Rosh, Cem Özdemir, Philip M. Murphy, Björn Casapietra, Herrmann Beil, Norbert Lammert, Lala Süsskind und viele andere.

Den Abschluss der 25. Ausgabe der Jüdischen Kulturtage feierte am Sonntagabend ein ausgelassen tanzendes Publikum, befeuert von den Klängen der Amsterdam Klezmer Band. Dagmar Manzel hatte das Festival zehn Tage zuvor am 8. September mit Musik von Werner Richard Heymann eröffnet. Niemand unter den Zuhörern in der großen Synagoge Rykestraße, der nicht ergriffen war von ihren eigenwilligen und intensiven Interpretationen bekannter und unbekannter Lieder des vor 50 Jahren gestorbenen Komponisten. Die Schauspielerin Jasmin Tabatabai wiederum überraschte mit ihrem ersten Konzert als Jazzsängerin und brachte die Synagoge zum Swingen.

Der weltberühmte Klarinettist Giora Feidman verzauberte das Publikum vom ersten Ton an. Bei seinem Auftritt verließ er die Bühne und ging durch die Zuschauerreihen –  Gelegenheit, einen der größten jüdischen Musiker der Gegenwart aus allernächster Nähe zu erleben. Das Publikum begriff sich als Teil des Konzertes und sang begeistert einige der Stücke mit.

Brodelnde Stimmung und bewegende Momente gab es auch beim Konzert des Idan Raichel Project. Idan, der am Tag des Konzerts Geburtstag hatte, widmete seinen Auftritt seiner in Berlin geborenen Großmutter, die drei Wochen zuvor gestorben war. Der RIAS Kammerchor brachte unter Leitung des Kantoren Israel Rand zeitgemäße Synagogale Musik auf die Bühne. Ein Musterbeispiel, wie Tonkunst an die Tradition anzuknüpfen vermag und zugleich den Weg in die Zukunft weist. Und die Israelischen Hip-Hopper HaDag Nachash trafen im ASTRA Kulturhaus auf die Berliner Kultformation Ohrbooten und zeigten, dass die Begegnung zweier Kulturen mehr als tanzbar ist.

Die Lange Nacht der Synagogen und die Shabbat-G´ttesdienste wurden von vielen Besuchern genutzt, um einen Einblick in den religiösen jüdischen Alltag in Berlin zu gewinnen. Der Shuk Ha´Carmel lockte bei strahlendem Sonnenschein viele jüdische und nichtjüdische Besucher auf die Fasanenstraße. Vor dem Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde zu Berlin wurde flaniert, gegessen, gesungen und getanzt – eine sehr fröhliche Art, die wiedererstandene jüdische Kultur in Berlin zu feiern!

Das Theaterstück Besuch bei Mr. Green mit Michael Degen und Steffen Schroeder wird noch bis ins Jahr 2012 im Schlosspark Theater gespielt. Die Ausstellung Auf der Suche nach einer verlorenen Sammlung – unter anderem mit dem letzten Gemälde von Max Liebermann – ist noch bis zum 30. Dezember im Centrum Judaicum für das Publikum geöffnet.

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