Mit Jiddisch und Arabisch schneller gesund

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„Abi gezunt“ (Sei gesund) ist ein von der ultra-orthodoxen Gemeinschaft häufig genutzter Satz bei den als religiöses Gebot geltenden Krankenbesuchen…

Doch Patienten der überwiegend jiddischsprachigen Gemeinde haben oft Schwierigkeiten, sich auf Hebräisch, der Sprache, die sie hauptsächlich für das Gebet nutzen, auszudrücken, wenn sie medizinische Behandlung brauchen.

Nun soll die Kommunikation einfacher werden: Vor einiger Zeit wurden in Israel spezielle Kurse zur interkulturellen und sprachlichen Verständigung für medizinisches Fachpersonal eingerichtet. Und nachdem Kurse für Arabisch, Russisch und Amharisch bereits seit einiger Zeit angeboten werden, gibt es seit letztem Monat einen ersten Kurs für Jiddisch-Übersetzer.

„Das israelische Gesundheitssystem ist gut, aber das Thema interkulturelle Kompetenz haben wir verpasst, als hätte es niemals existiert, vielleicht, weil es zu politisch klingt“, so die Generaldirektorin des Jerusalemer Interkulturellen Zentrums, Dr. Hagai Agmon-Snir, die das Programm initiiert hat.

„Möglicherweise liegt das an dem Konzept von Israel als kulturellem Schmelztiegel, das zu dem Glauben geführt hat, dass ein Patient, der ins Krankenhaus kommt und nicht unsere Sprache spricht, sich lieber bemühen sollte, Hebräisch zu lernen“, so Dr. Michal Schuster, Absolventin in Übersetzungsstudien an der Bar-Ilan-Universität, die an dem Projekt teilnimmt.

Der Übersetzer-Kurs für Mitarbeiter des Krankenhauses Bikur Cholim, der im Mai gestartet ist, dient der Ausbildung medizinische Dolmetscher ins Jiddische, der Muttersprache der ultra-orthodoxen Patienten, die in das Krankenhaus kommen. So sind beispielsweise 90% der Patientinnen der Geburtsstation ultraorthodox.

„Es ist kein Geheimnis, dass wir hier im Gegensatz zum „Staat Tel Aviv“ Patienten aus verschiedenen Comunities haben. Es gibt ultraorthodoxe und arabische Patienten, auf die wir in den verschiedenen Behandlungssituationen besonders sensibel eingehen sollten“, so der medizinische Direktor des Krankenhauses, Dr. Raphael Pollack. Agmon-Snir betont, dass die Patienten zwar ein wenig Hebräisch sprächen, sie aber bei einem Krankenhausbesuch nicht nach Worten suchen müssen sollten.

„Theoretisch gibt es keinen Bedarf für Jiddisch-Übersetzer, doch einem Mitglied der ultraorthodoxen Comunity fällt es leichter, sich auf Jiddisch auszudrücken, und wir sollten die Kommunikation erleichtern“, so der Arzt.

Das Sprachtraining besteht aus 40 Unterrichtseinheiten verteilt über sechs Wochen. 26 Krankschwestern und Pfleger sowie Verwaltungsangestellte des Krankenhauses Bikur Cholim nehmen teil. Die Kurse beinhalten Einführungen in die Anatomie, um häufig vorkommende Begriffe wie etwa EKG und Blutbild zu vermitteln, sowie auch eine Einführung in die Genauigkeit beim Übersetzen sowie Ethik. Der Kurs für interkulturelle Kompetenz, der von mehr Mitarbeitern des Krankenhauses besucht wird, soll für kulturelle Unterschiede sensibilisieren.

Schuster erklärt, es sei auch wichtig, keine Stereotypen über verschiedene Minderheiten zu verfestigen, „stattdessen vermitteln wir Werkzeuge für das Verhalten gegenüber einem Patienten aus einer anderen Kultur, die Wichtigkeit zuzuhören und kulturelle Nuancen“, sagt sie.

„In der äthiopischen Comunity ist es üblich, dass der Arzt am Beginn der Untersuchung aufsteht und dem Patienten die Hand schüttelt“, sagt Dr. Idit Dayan, Koordinatorin für Wohlfahrtsprogramme bei der Jerusalem Foundation, die als Partner das Projekt mit mehreren Hunderttausend Schekeln jährlich unterstützt. „Einige russische Ärzte haben zugegeben, dass sie diese Sitte nicht verstehen. Bei den Äthiopiern ist der Händedruck aber ein Zeichen des Respekts und hilft, die Kommunikation zu verbessern und das Eis zwischen Arzt und Patient zu brechen.“

Das Projekt begann 2008 mit einer Pilotphase und wurde dann besonders auf von Äthiopiern bewohnte Gebiete ausgeweitet. Außerdem wurden arabischsprachige Viertel in Ostjerusalem einbezogen.

Noch steht die medizinische Übersetzung in Israel ganz am Anfang, doch gibt es Überlegungen, sie zu einem echten Berufsbild auszubauen. In einer der an dem Projekt beteiligten Kliniken gibt es heute bereits einen eigens angestellten Dolmetscher für Arabisch.

Bereits im Februar 2013, so ein Comuniqué des Gesundheitsministeriums, sollen alle Institutionen des Gesundheitssystems über eine professionelle Hotline, Experten oder mehrsprachige und als Medizindolmetscher ausgebildete Mitarbeiter ihren Patienten Dolmetscher-Dienste zur Verfügung stellen.

Haaretz, 04.07.11, Newsletter der Botschaft des Staates Israel

3 Kommentare

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    Kommentar erwünscht? Bitte sehr:
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    „Abi gezunt“ (Sei gesund) ist ein von der ultra-orthodoxen Gemeinschaft häufig genutzter Satz bei den als religiöses Gebot geltenden Krankenbesuchen.
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    Aha. Dann muss ich wohl krank sein (wusste ich bis zum Lesen des Artikels gar nicht), weil manche Leute gewohnheitsmäßig das immer dann zu mir sagen, wenn wir uns verabschieden. Meist auf der Straße, aber auch in der Wohnung…
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    Vorsicht Glashaus:
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    Im Ãœbrigen ist es nicht nötig, besonders wenn mensch mit der Materie nicht so vertraut ist, erfreuliche Nachrichten aus dem Gesundheitswesen im weitesten Sinne zu kommentieren: haGalil bringt auf der Startseite andauernd sehr Interessantes zum Thema meist unten links in einem Kasten unter dem Titel „Hauptsache = Gesund“. Lese ich stets zuerst nach Aufruf von haGalil. Die Meldungen sind kommentierbar!! Wer nutzt das??
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    Beispiel:
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    http://test.hagalil.com/2011/06/30/pestizide/
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    Steht da schon geraume Zeit, bisher unkommentiert, dabei von essentieller Wichtigkeit für Alle, die gerne ungespritzte Apfelsinen usw. kaufen und natürlich zusätzlich für die weltweite Konkurrenz – und erstrangig für die bei der Aufzucht, Pflege und Ernte bei Zitrusplantagen vor Ort Arbeitenden.
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    Obwohl im Prinzip nichts Neues, ist der angestrebt generalisierte Einsatz von biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln bei Zitrusfrüchten wegweisend. DAS wäre z.B. ein Kommentar dazu gewesen. Aber das habt ihr ja anscheinend nicht nötig. Ich auch nicht 🙂 🙂 🙂 :-( 
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    Ihr seid dran.
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    efem

  2. Da haben Sie leider recht, Baruch Zion. Anerkennung und Lob für Israel aus Deutschland darf man wohl nur von wenigen erklärten Israelfreunden erwarten. Der Masse (der Deutschen) ist’s egal, was sich in Erez abspielt, und den erklärten Gegnern nur unangenehm, wenn über besondere Errungenschaften aus Kultur, Wissenschaft und Technik berichtet wird.
    Der oben stehende Artikel erschien mir allerdings so wichtig, dass ich ihn gleich an meinen Sohn weitergeleitet habe.
     

  3. Warum werden eigentlich nie Gute und Positive Artikel über Israel Kommentiert ?

    Sondern immer  nur die Negativen Artikel?
    Diese werden dann mit voller Inbrunst Schadenfreude und Obsession von bestimmten  Blogern immer wieder bis an den Rand der Kotzgrenze ausgeschlachtet.

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