Gaddafis Brutalität führt zum Massaker: Wer hilft den Libyern?

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Vor Europas südlicher Haustür spielt sich gerade ein Massaker ab, dessen Ausmaße man derzeit nur erahnen kann: Libyens Diktator Gaddafi lässt mit beispielloser Brutalität die Massenproteste seines Volkes zusammenschießen. Mit jedem Tag werden die Horrornachrichten aus dem riesigen Wüsten-Ölreich auf der anderen Seite des Mittelmeers schlimmer…

In einem Kommentar zum Massaker in Libyen, spricht Ralph Schulze in der „Neue Westfälische“ (Bielefeld) von der brutalen Gewalt des Diktators: In keinem anderen arabischen Land mündeten die Rufe nach Freiheit und Reformen bisher in ein derartiges Blutbad – in einen Krieg gegen das eigene Volk. Die Libyer, die sich nach 42 Jahren Gaddafi-Herrschaft von ihrem Despoten befreien wollen, bitten verzweifelt die EU, die USA, die Vereinten Nationen, das Internationale Rote Kreuz um Hilfe.
Vor allem die beiden Oppositionshochburgen, die Großstädte Bengasi und Al Baida, sollen Schlachtfeldern gleichen. Krankenhäuser sind überfüllt mit Leichen. Mit Menschen, die um ihr Leben ringen. Es mangelt an Verbandsmaterialien, Medizin und Blutspenden. Auch weil Gaddafi der aufständischen Region jeglichen Nachschub abgeschnitten hat.
Eine unbeschreibliche Tragödie, die sich weitgehend ohne Zeugen abspielt. In der gesamten arabischen Welt rufen die Menschen nach Demokratie, wollen sich von ihren Diktatoren befreien. Da wird auch das libysche Volk, das seit 42 Jahren wie kein anderes unter ihrem eisernen Herrscher leidet, nicht mehr kuschen. Und sich sicher nicht so einfach mit ein paar Wohltaten aus Gaddafis Ölmilliarden-Schatulle abspeisen lassen.

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Von wegen spleeniger Operetten-Regent

Ebenfalls aus Bielefeld kommentiert das „Westfalen-Blatt„: Muammar al-Gaddafi ist und bleibt ein knallharter, über Leichen gehender Diktator. Er kennt kein Pardon gegenüber jeglicher Opposition – Terror statt Theater. Dialog gibt es im Reich des auf Bajonetten gestützten Alleinherrschers schon gar nicht. Wer immer sich irgendwelchen Illusionen hingegeben hat, der Herr über riesige Gasvorkommen und andere Bodenschätze zeigte an diesem Wochenende sein wahres Gesicht. Scharfschützen gegen Demonstranten, Panzerfäuste statt Tränengas – gegen den Libyer erscheinen die Ex-Präsidenten Tunesiens und Ägyptens, Ben Ali und Husni Mubarak, fast milde.
Korruption allgemein und einen kleptomanen Familienclan gibt es in Libyen ebenso wie bei den Nachbarn. Interessant aber ist diese Abweichung vom Schema: Der Funke des Protestes springt diesmal auf ein arabisches Land über, das wegen seines Reichtums weniger soziale Probleme hat als andere. Was tun? Eine Lösung ist nicht erkennbar. Jetzt bemühen sich muslimische Geistliche, weitere Massaker zu verhindern. Sie können nur beten.

Es ist eine blutige Lehre, die Gaddafi aus den Revolutionen in Tunis und Kairo zieht

Aus Rostock meint die „Ostsee-Zeitung„: Mit purer Gewalt reagiert er auf die Proteste im Wüstenstaat. In nur zwei Tagen wurden wohl nicht weniger als 200 Menschen erschossen. Der ewige Berufsrevolutionär Gaddafi glaubt noch immer, dass er am besten wisse, was gut für sein Volk sei. Doch die Zeit hat nicht nur tiefe Furchen in das Gesicht des 68-Jährigen gezogen, der oft eitel wie ein Pfau ist. Nur dank des Ölreichtums konnte Gaddafi bisher die politischen, sozialen und ethnischen Spannungen austarieren. Ob ihm das weiterhin gelingt, hängt auch vom Westen ab. Und hier liegt der Hase im Pfeffer. Libyen ist umworbener Öllieferant und ein von Europa gepäppelter Wachhund im Kampf gegen illegale Flüchtlinge. Welchen Preis ist der Westen bereit zu zahlen? Billig war Demokratie noch nie zu haben.

Münsteraner Imam-Ausbilder hofft auf Erneuerung des Islam

Der Münsteraner Islam-Professor Dr. Mouhanad Khorchide hofft, dass die Umwälzungen und Proteste in den nordafrikanischen und arabischen Staaten auch zu einer Erneuerung des Islam führen. Die Menschen gingen dort zwar auf die Straße, um politische und soziale Reformen herbeizuführen. „Ich hoffe aber, dass sie den Wunsch nach Veränderung in das Bild ihrer Religion aufnehmen“, sagte der muslimische Theologe (39) im Gespräch mit dem Bielefelder „Westfalen-Blatt“ (Samstagsausgabe).

Gleichzeitig geht Khorchide mit der traditionellen Religionsvorstellung ins Gericht: „Wo ist der Beitrag des Islam, damit diese Ungerechtigkeiten ein Ende haben? Wieso trägt die Religion, beispielsweise in Saudi-Arabien, nicht zu Veränderungen bei, obwohl dort Tag und Nacht von Religion gesprochen wird?“ Dort werde eine falsch verstandene Religion propagiert. Sie legitimiere lediglich die bestehenden Verhältnisse.

Khorchide, gebürtig aus dem Libanon, wird als Professor des gemeinsamen Islamzentrums der Universitäten Münster und Osnabrück ab dem Wintersemester die ersten Imame an deutschen Hochschulen ausbilden. Er vertritt einen aufgeklärten, mit der pluralistischen Gesellschaft Europas in Einlang lebenden Islam. „Ich will einen Diskurs, um den Islam von innen heraus zu reformieren.“ Die von ihm angestrebte „islamische Reformation“ stehe jedoch vor großen Herausforderungen: „Es ist eine Frage der Bildung. Bei vielen Menschen, die als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen sind, gibt es da Mängel.“ Viele verstünden den Koran falsch, für sie sei der Islam immer noch eine Gesetzesreligion. Zudem werde es wohl noch ein bis zwei Generationen dauern, bis das Selbstverständnis der Deutschen die hier lebenden Muslime einbeziehe.

7 Kommentare

  1. Könnte nicht der Mossad helfen, diesen Öl Adolf ein bisschen einzuheizen ? Wir bereiten gerade die internationale modernisierte französische Revolution vor, mit dem Ziel, die Menschenrechte durchzusetzen, also jeder Religiöse jeder Religion darf nicht verurteilt werden und darf überall hingehen, was soll ich reden, also Diskriminierungen au revoir u.s.w. Da die Menschenrechte eindeutig jedem eine gute, realisierbare Chance auf Emtfaltung, Familie, zu Hause u.s.w. garantiert, ist hier international einiges im Argen. Die internationale Geld Elite sponsort nur noch Faschisten, die Demokratie ist in Gefahr, es bilden sich überall Geld Macht-Zentren. Also wirds Zeit sämtliche auf diesem Planeten agierenden Dictatoren zum Teufel zu jagen und vor ein UN Tribunal zu bringen. Also keine Zeit verwschwenden, wir wollen ökologisch nachhaltige, sozial gerechte Wirtschaft aufbauen. Und zu, durchaus guten Grundsätzen der Demokratie, noch ein paar gute Dinge hinzufügen, die sich in Zukunft positiv auswirken könnten. Hurry up, Revolutioners 😉

  2. Deutschland ist Beschäftigt mit einer Doktorarbeit und die Europäische Union hat Angst.
    Wenn man in Zunkunft in der Europäischen Union über die Einhaltung von Menschenrechten in Nahen Osten spricht, dann sollte man sich immer an Libyen Februar 2011 erinnern.
    Einer der schlimmsten Terroristen in der Welt aber mit viel Gas und ÖL für die Europäische Union.
    Angesichts der Massaker des Gaddafi an seinem Volk sind die Rufe nach Mässigung und Einstellung der Waffenlieferung aus Europa mit denen gerade die Libyer Massakriert werden der blanke Hohn. 

    Europas  Angst vor Einwanderung
    Die EU-Innenkommissarin sagen wie sehr sich die Europäische Union um die Konsequenzen von Auswanderungswellen aus den Maghreb- und Nahost-Staaten sorgte. 

    Das ist alles sehr bekannt aus der Europäischen Geschichte. Man will keinen Stress oder arbeit mit Flüchtlingen, wo man doch selber soviel Probleme hat.
    Da wartet man doch lieber etwas ab in der Hoffnung das Problem löst sich vor Ort.
    Auch wenn es Menschenleben kostet die hätten gerettet werden können.

    Für wenn die Menschenrechte im Nahen Osten gelten  entscheidet die Europäische Union nach Politischen und Wirtschaftlichen Interessen.

    Festung Europa Menschenrechte, Freiheit und Jobs nur für in Europa geborene Menschen.
    Das ist Rassistisch und schöner guter alter Europäischer Kolonialismus !!!!

  3. Wie kommen Sie darauf, das sei „aus jüdischer Sicht“ interessant.
    Aus arabischer Sicht ist es mindestens genauso interessant, auch wenn wir uns sicher nicht so sehr als der Nabel der Welt sehen.
    Der Kapitalismus muss stets alles nach Gewinn und Verlust berechnen.

  4. Es ist immer wieder aus Jüdischer Sicht Interessant zu Beobachten wie die sogenannte Wertegemeinschaft Europa Situationen nach Witschaftlichkeit und Politischen Interessen Beurteilt.

    Wenn Araber Araber Töten und genügend Öl, Gas im Boden sind auf den die Toten Araber fallen ist ein Politischer Aufruf zur Menschlichkeit anscheinend sehr schwer zu Formulieren. 
    Nebenbei erfährt man das Libyen der Drittgrösste Erdöl Lieferant für Deutschland ist und die Politischen Grössen in Deutschland es auch nicht geschafft haben den Diktaur zur Menschlichkeit Aufzurufen. Warum nicht deutsche Politik ?

    Keine grosse Demonstrationen in den grossen Stätten  Deutschland für ein Ende des Mordens an der Demonstranten in Libyen. Die doch nur Freiheit und Demokratie haben wollen wie die Menschen in Europa.

    Woran kann es denn nur liegen wenn die Israelische Armee gegen Palästinensiche Terroristen vorgeht und dabei es zu Toten und Verletzten auf beiden Seiten kommt. Die Europäische Union und deren Menschrechtskommissaren sofort von Massakern sprechen und Israel als Terrorstaat Verurteilt.

    Zweierlei Maas bei den Menschenrechten ?

    Wenn die Europäische Wirtschaft betroffen ist können Diktatoren in aller Ruhe Töten?

    Und wenn Juden sich gegen Terror Militärisch Verteidigen dann ist das  ein Verbrechen?

    Der Heutige Tag und die kommenden Tage sind sehr Aufschlussreich  im Bezug auf Europäische-Deutsche  Menschenrechte und der Wirtschaft.

    • «Es ist immer wieder aus Jüdischer Sicht Interessant zu Beobachten wie die sogenannte Wertegemeinschaft Europa Situationen nach Witschaftlichkeit und Politischen Interessen Beurteilt.»

      Oh, das ist aber — unabhängig von Religion — in allen Staaten dieser Welt so, übrigens auch in Israel, das (aus nachvollziehbaren Gründen) bis zum Schluss an Mubarak festhielt, oder in der Türkei, das Syrien oder den Iran letztlich aus den selben Gründen hofiert. Wie man das moralisch beurteilt und ob das politisch immer klug ist, ist eine andere Frage. 😉

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