In Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938

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Das Attentat des Herschel Grynspzan und die Auswirkungen…

Von Heide Kramer, November 2010

Um gegen die gewaltsame Abschiebung seiner Eltern von Deutschland nach Polen im Oktober 1938 zu protestieren, drang der in Hannover geborene und seit 1936 in Frankreich lebende (polnische Staatsangehörige) Herschel Grynszpan am 7. November 1938 in die Deutsche Botschaft in Paris ein. Dort schoss er auf den deutschen NSDAP-Diplomaten Ernst Eduard vom Rath, der zwei Tage später seinen schweren Schussverletzungen erlag.

Der siebzehnjährige Herschel Grynszpan wurde unmittelbar nach seiner Tat verhaftet und blieb 17 Monate in französischer Untersuchungshaft. Im Juli 1940 lieferten ihn die Franzosen an die Gestapo aus, die ihn in das Konzentrationslager Sachsenhausen und später nach Berlin in das Gestapogefängnis Prinz-Albrecht-Straße überstellte. Das weitere Schicksal des Herschel Grynszpan ist ungeklärt. Seit 1942 gilt er als verschollen. Vermutlich ist er im Zuchthaus Magdeburg ermordet worden.

Die Novemberpogrome der Faschisten vor dem 7. November bis13. November 1938

Die Übergriffe gegen die deutsche jüdische Bevölkerung, ihre Wohnungen, Geschäfte und die Zerstörung der Synagogen wurden schon vor dem 7. November 1938 durchgeführt. Das Attentat diente den Faschisten jedoch als Vorwand zur vollkommenden Entrechtung der deutschen und europäischen Juden, der Verfolgung politischer Gruppierungen sowie unbequemer Einzelpersonen. Es setzte eine intensive Verhaftungswelle ein mit Verschleppungen in die Konzentrationslager Dachau (1933 bis 1945: Erstes Konzentrationslager nordwestlich von München), Sachsenhausen (nördlich von Berlin: 1936 bis 1945) und Buchenwald (auf dem Ettersberg bei Weimar: Juli 1937 bis April 1945). Die ausübenden Gewalttäter waren Angehörige der SA und der SS. Es war der Auftakt des Grauens.


Station der Vernichtung: Auschwitz (Bleistiftzeichnung von ©Heide Kramer, 2003)

Text: ©Heide Kramer, Hannover, November 2010.
Auschwitz: Bleistiftzeichnung von ©Heide Kramer, 2003.
Quelle: ©Wikipeda

Literatur:
Lutz van Dick: Der Attentäter – Herschel Grynszpan und die Vorgänge um die „Kristallnacht“ (Rowohlt Taschenbuch Verlag Hamburg (rororo rotfuchs), November 1988.
Arte-Dokumentarfilm: Das kurze, mutige Leben des Herschel Grünspan, Frankreich 2007.

Aktualisiert: 7. November 2013.

Die Stolpersteine für Esther und Herschel Grünspan

Die Stolpersteine für Esther und Herschel Grünspan wurden am 22. März 2010 in Hannover, Burgstr. 36, von dem Künstler Gunter Demnig verlegt.
Foto: ©Heide Kramer, Hannover, 7. November 2013.

Gedenktafel an der Gebäudefassade des Historischen Museums in der Altstadt von Hannover
Gedenktafel an der Gebäudefassade des Historischen Museums in der Altstadt von Hannover
Foto: ©Heide Kramer, Hannover, 11. November 2013.

2 Kommentare

  1. „My friend, you explain that you do not hate the Jews, that you’re just anti-Zionist. And I say, let the truth ring out from the highest mountain tops, let it
    echo through the valleys of God’s green earth: When you criticize
    Zionism, then that means the Jews – that God is truth.
    The hatred of the Jewish people, was and remains the stain on the soul of humanity. In this we agree completely. So know also this: anti-Zionism in itself is anti-Semitic and always will be.“
    Dr. Martin Luther King
    Damit das Verbrechen der Vergangenheit, kein Verbrechen der Gegewart wird.

  2. Der Diplomat Ernst vom Rath, geboren 1909 in Frankfurt am Main, trat 1932 der NSDAP, 1933 der SA bei und wurde 1934 ins Auswärtige Amt berufen. Im Juli 1938 erfolgte seine Versetzung an die Botschaft in Paris, wo er ab Oktober 1938 als Legationssekretär tätig war. Noch kurz vor seinem gewaltsamen Tod wurde vom Rath von Hitler persönlich zum Gesandtschaftsrat 1. Klasse ernannt.
    Das Biographische Lexikon zum Dritten Reich (Hg. Hermann Weiß, 2002) informiert ferner, dass sowohl vom Rath als auch Grynszpan „in die Pariser Homosexuellenszene verwickelt“ waren, was anscheinend lange Zeit systematisch vertuscht worden sei. In dem Nachschlagewerk wird ferner spekuliert, dass sich beide kannten und möglicherweise sogar von einer Erpressung („um Geld oder um gültige Reisedokumente“) ausgegangen werden müsse.
    Nach dem Staatsbegräbnis mit Teilnahme Hitlers in Düsseldorf fiel vom Rath die Rolle des „ersten Blutopfers“ im Kampf des „Weltjudentums“ gegen das „Dritte Reich“ zu.

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