Russischer Top-Spion in Syrien ermordet?

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Major-General Yuri Ivanov, 52, zweiter Mann des Militärischen Abschirmdienstes Russlands, wurde in Syrien ermordet oder ist beim Schwimmen vor einem Monat eines „natürlichen Todes“ gestorben…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 2. September 2010

Seine halbverweste Leiche wurde von türkischen Fischern entdeckt, am vergangenen Wochenende identifiziert und nach Russland ausgeflogen. Ivanov wurde in Moskau heimlich begraben. Das berichten arabische, russische und andere internationale Medien.

Der russische Auslands-Spionagedienst GRU gilt als der größte russische Geheimdienst und ist im Ausland tätig.

Unklar ist, ob Ivanov sich zu einem „Privaturlaub“ in der syrischen Hafenstadt Tartus aufgehalten hat, oder einen geheimen russischen Marinestützpunkt besuchte. Es wird spekuliert, dass er nach einem Besuch in dem Stützpunkt, über den angeblich Boden-See Raketen an die Syrer geliefert werden sollen, ermordet worden ist und dann seine Leiche ins Meer geworfen wurde. Gemäß Medienberichten bestätigte der Kreml, dass der Top-Spion bei einem „tragischen Badeunfall“ ums Leben gekommen sei.

Der General sei schon Anfang August nach Syrien gereist und sei dann mysteriös verschwunden. Erst am vergangenen Wochenende wurde seine Leiche identifiziert.

Beobachter in Moskau sei eine „nervöse Aktivität“ zwischen Moskau, Ankara und Damaskus seit dem Verschwinden von Ivanov aufgefallen. Das schließe aus, dass Ivanov eines natürlichen Todes gestorben sei.

Der russische Militärhafen in Tartus ist der einzige russische Militärstützpunkt im Mittelmeer. Er wird zur Zeit ausgebaut, um Schiffe der Schwarzmeer-Flotte zu bedienen. Der israelische Mossad befürchtet, dass Tartus als Ausgangspunkt für elektronische Spionage im östlichen Mittelmeer benutzt werden könnte. Ebenso befürchtet Israel, dass über Syrien die modernsten Boden-See-Raketen auch in die Hände der Hisbollah im Libanon fallen könnten. Während des Libanonkrieges 2006 hat die Hisbollah mit einer iranischen Rakete chinesischer Bauart das israelische Kriegsschiff „Hanit“ getroffen, mehrere Seeleute getötet und das Schiff schwer beschädigt. Damals behauptete Israel, dass die Rakete nur mit Hilfe von Radaranlagen der libanesischen Armee an der Küste eingesetzt werden konnte.

Die israelische Presse berichtet von einem bevorstehenden Besuch von Verteidigungsminister Ehud Barak in Moskau am 5. September (Sonntag). Dabei will Barak seine Bedenken über eine geplante Lieferung russischer P-800 Yakhont Marschflugkörper an Syrien äußern. Wegen ihrer Überschallgeschwindigkeit könnten sie eine erhebliche Gefährdung der israelische Marine bedeuten.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. Und Herr Barak tut ganz recht daran. Obwohl die SS-N-26 noch aus den 70er Jahren stammt, stellt sie mehr als eine ernsthafte Bedrohung für die israelische Marine dar, und dies nicht nur aufgrund ihrer Überschallgeschwindigkeit: Das Leitsystem beruht auf einer Trägheitsnavigationsplattform, aktivem Zielradar sowie GPS und lässt sich während des Fluges korrigieren. Gerade letzteres ist heikel, da die Software der SS-N-26, wenn in einer Salve abgefeuert, die einzelnen Marschflugkörper untereinander einen permanenten Datenabgleich durchführen. Weiterhin ist das Zielsystem derart intelligent, dass nach der Zerstörung des Primärziels auf weitere Ziele aufgeschlossen wird. Unnötig zu erwähnen, dass die meisten elektronischen Gegenmaßnahmen gegen dieses Meisterwerk sowjetischer Waffentechnologie versagen.
     
    Sollte der tragische Badeunfall Herrn Ivanovs ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, würde ich, wäre ich denn der Adressat, mir diesen Affront auf keinen Fall bieten lassen. Ein Erwerb dieser Waffe durch die Hisbollah wäre wohl Perlen vor die Säue geworfen. Ein gewaltiger Preisnachlass für Syrien, der eine Weitergabe an die Hisbollah lukrativ erscheinen lässt, ist hingegen die passende Antwort für das Verschwinden eines derartig hochrangigen Nachrichtenoffiziers.

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