Die Stadt München zeigt Ilan Pappé die rote Karte

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Über den gescheiterten Versuch der Veranstaltungsreihe „Israel Mythos und Wirklichkeit“ mit Ilan Pappe einen seriösen Anstrich zu verpassen…

Von Caspar Schmidt

Die Protagonisten um Eckhard Lenner und Christoph Steinbrink haben es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, der „Israel-Lobby“ und einer halluzinierten „Medienverschwörung“ die „Wahrheit“ entgegenzuhalten. Diese, ihre „Wahrheit“, ist schnell zusammengefasst: Israel ist ein Völkermörder, Kriegstreiber, Weltvergifter, und Israels Genese folgte einem strengen Vernichtungs- und Vertreibungsplan, der bis ins Heute hinein nachwirkt, über den man aber eben – vor allem als Deutscher – zu schweigen hat.

Steinbrink ist aber guten Mutes, denn, so Steinbrink, trotz des Antisemitismusvorwurfs entscheiden sich „immer mehr Deutsche“ nicht zu schweigen. Charlotte Knobloch entschied sich ebenso nicht zu schweigen und prüfte schon 2002, ob die Summe der antisemitischen Ausfälle Steinbrinks den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen könnte. Sein Mitstreiter, Lenner, steht ihm dabei in Nichts nach. Erst vor einigen Wochen zog Lenner auf einer Parteiveranstaltung von DIE.LINKE mit Norman Paech vom Leder. Die Deutschen hätten die „israelische Sichtweise“ mit der Muttermilch aufgesogen, und „der Müll“ müsse wieder aus den Köpfen. Israel sei „wirklich das ganz Andere und Fremde“ und es könne erst Frieden sein, wenn es keinen Zionismus mehr gäbe. (Hagalil berichtete)

Steinbrink und Lenner sind treibende Kräfte des Arbeitskreises „Salam Shalom – Arbeitskreis Palästina/Israel“. Die Rezeptur der Veranstaltungen des entschlossenen Duos ist immer ähnlich. Es werden möglichst radikale Antizionisten als Redner geladen, vorzugsweise Juden, keine Gegenstimmen, und die Mitglieder von „Salam Shalom“ hetzen das deutsche Publikum vom Zuschauerraum aus gegen Israel auf. Die Grenzen vom verdeckten zum offenen Antisemitismus überspringen die Agitatoren dabei mühelos.

Am Wochenende vom 23. bis 25.10 terminierte „Salam Shalom“ erneut eine Veranstaltung. Der Titel „Israel Mythos und Wirklichkeit“ versprach zumindest, dem Wortlaut nach, eine differenzierte Betrachtung. Doch schon ein Blick auf die Gästeliste ließ diese Hoffnungen wieder schwinden: Ilan Pappe und keine Gegenstimme. Ilan Pappe zählt zum Umfeld der Neuen israelischen Historiker. Sein radikales Verhältnis zu Fakten, nämlich aus wenigen Fakten viele (immer einseitige) Interpretation abzuleiten, hat ihn schon für die Universität Haifa schwer tragbar gemacht. Man legte Ilan Pappe den Rücktritt nahe. Dem Arbeitskreis „Salam Shalom“ hingegen kommt Ilan Pappes Buch, Die ethnische Säuberung Palästinas, gerade recht. Das wäre bis dahin, der Rezeptur nach, business as usual. Doch mit der Erlaubnis, diese Veranstaltung im Pädagogischen Institut des Schul- und Kultusreferats der Landeshauptstadt München abzuhalten, ist der Gruppe ein großer Wurf gelungen. Dieser offizielle Rahmen impliziert, es handle sich um eine von Objektivität geprägte Zusammenkunft, die gar einer Schulveranstaltung entsprechen könnte.

Der Plan ging aber nicht auf. Das Schulreferat verwehrte „Salam Shalom“ in letzter Minute den Zugang in die städtischen Räumlichkeiten. Die Referats-Sprecherin Eva-Maria Volland erklärte gegenüber dem Münchner Merkur, man habe „Informationen bekommen, die Sicherheitsbedenken ausgelöst“ hätten. Das Pädagogische Institut sei ein „besonders sensibler Ort“. Für diese Sensibilität könnte unter anderem auch die „Deutsch-Israelischen Gesellschaft AG München“ gesorgt haben. Der stellvertretende Vorsitzende, Stefan Stautner, verfasste Dienstag Nacht nämlich ein E-Mail an etliche Stadträte. Die „Deutsch-Israelische Gesellschaft“ befürchtete nicht unbegründet, dass von Seiten der Veranstalter „keine Objektivität zu erwarten“ sei. Die Veranstalter erhielten einen Platzverweis und zogen in die Räume der „InitiativGruppe“ in der Karlstraße um.

Indes hätte es am Samstag in München einen guten, heute schon historischen Termin gegeben, um sich wirklich gegen Rassismus, Völkermord und Unterdrückung stark zu machen. Es fand im Goethe Institut nämlich der zweite Panafrikanismus Kongress statt. Referenten und Referentinnen entfalteten Strategien, um Massaker, wie sie in Ruanda oder Darfur möglich waren und bleiben, zukünftig zu verhindern. Als Stargast war Dr. Grada Kilomba erschienen. Die schwarze Dozentin rief das Publikum – gefolgt von stehenden Obvationen – dazu auf, die schwarzen und weißen Masken fallen zu lassen. Der Arbeitskreis „Salam Shalom“ hatte hingegen – gemäß seines Selbstverständnisses – an diesem Wochenende Besseres zu tun. Immerhin. Die israelkritische Maske braucht von „Salam Shalom“ keiner fallen lassen. Der ‚Ewige Antisemitismus‘ scheint auch so gut sichtbar durch.

2 Kommentare

  1. Ich kann allen Münchener Mitlesern nur empfehlen, selbst Veranstaltungen von Salam-Shalom zu besuchen und sich so ihr eigenes Bild zu machen.  Dort versucht man, ein realistisch-kritisches Bild von Israel zu zeichnen, mit dem Ziel Frieden in Nahost.  Jeder kann Fragen stellen und Kritik vortragen.  Anders als von Hagalil dargestellt finden da keine antisemitischen Hassorgien statt.

  2. „Charlotte Knobloch entschied sich ebenso nicht zu schweigen und prüfte schon 2002, ob die Summe der antisemitischen Ausfälle Steinbrinks den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen könnte.“
     
    Und?  Offenbar wurde die Klage nicht eingereicht weil keine Erfolgsaussicht bestand.  Soll das etwa GEGEN Steinbrink sprechen?

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