Faruk Hosni: Die Schande der Unesco

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Wer erklärte im April 2001: „Israel hat nie einen Beitrag zur Zivilisation geleistet, zu keiner Epoche; es hat sich immer nur die Güter anderer angeeignet“? Und wer hat zwei Monate später nachgelegt: „Die israelische Kultur ist eine unmenschliche Kultur, eine aggressive, rassistische, überhebliche Kultur, die auf einem ganz einfachen Prinzip beruht: Zu stehlen, was ihr nicht gehört, um es anschließend als etwas Eigenes auszugeben“?…

Vielleicht ist es wirklich schon zu spät. Wenn nichts mehr geschieht, wird am Ende dieser Woche der ägyptische Kulturminister Faruk Hosni zum neuen Generalsekretär der Unesco gewählt.

Ein Aufruf von Claude Lanzmann, Bernard-Henri Lévy und Elie Wiesel, veröffentlicht in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG am 24. Mai 2009

Wer hat bereits 1997 dargelegt und später überall wiederholt, er sei der „erbitterte Feind“ aller Versuche seines Landes, mit Israel normale Beziehungen zu pflegen?

Wer hat erst im vergangenen Jahr einem Abgeordneten des ägyptischen Parlaments, der sich sorgte, es könnten auch israelische Bücher in die Bibliothek von Alexandria aufgenommen werden, geantwortet: „Bring mir diese Bücher, und wenn es sie gibt, werde ich sie vor deinen Augen verbrennen“?

Wer hat 2001 in der Zeitung „Ruz al-Yusuf“ behauptet, dass Israel in seinem dunklen Streben von den internationalen Medien unterstützt werde, die von „Juden infiltriert“ seien, die dort „Lügen verbreiten“?

Wem also verdanken wir diese unsinnigen Aussagen, diese Blütenlese des Hasses, der Dummheit und der stumpfsinnigsten Verschwörungstheorien?

Faruk Hosni, seit mehr als fünfzehn Jahren ägyptischer Kulturminister und mit Sicherheit der nächste Generaldirektor der Unesco – jedenfalls wenn vor dem Bewerbungsschluss am 30 Mai nichts unternommen wird, seinen bislang unaufhaltsamen Weg zu einem der für die globale Kultur wichtigsten Ämter zu stoppen.

Schlimmer noch: Die von uns zitierten Sätze geben nur einen kleinen Eindruck davon wieder, was Herr Hosni seit fünfzehn Jahren äußert. Es sind nicht einmal die widerwärtigsten seiner Aussagen. Sie holen ihn nun ein, da er sich auf einen entscheidenden Posten in der internationalen Kultur bewirbt.

Es ist offensichtlich: Herr Faruk Hosni ist nicht würdig, dieses Amt zu bekleiden. Herr Faruk Hosni steht nicht für Frieden, Dialog und Kultur, sondern für das Gegenteil dessen. Herr Faruk Hosni ist ein gefährlicher Mann, ein Brandstifter der Herzen. Es bleibt aber nur noch sehr wenig Zeit, um die Berufung von Herrn Faruk Hosni in dieses exponierte Amt zu verhindern.

Wir rufen die internationale Gemeinschaft auf, diese Wahl, die vom Kandidaten als so gut wie gelaufen dargestellt wird, zu verhindern.
Alle Länder, die die Freiheit und die Kultur lieben, sind aufgerufen, diese Bedrohung abzuwenden und die notwendigen Schritte einzuleiten, um der Unesco diese Schande zu ersparen.

Wir laden auch den ägyptischen Präsidenten ein, sich in Gedenken an Nagib Machfus, den Literaturnobelpreisträger seines Landes, der sich im Grabe umdrehen dürfte, von Faruk Hosni zu distanzieren und diese Kandidatur zurückzuziehen.

Die Unesco hat in der Vergangenheit manchen Fehler begangen, aber dieser wäre so enorm, ekelhaft und unverständlich, wäre eine so manifeste Provokation und den Idealen der Organisation so zuwider, dass sie sich davon nicht erholen dürfte. Wir haben keine Minute zu verlieren. Jeder ist aufgerufen zu verhindern, dass die Unesco in die Hände eines Mannes gerät, der, wenn er das Wort Kultur hört, mit Bücherverbrennung antwortet.

Aus dem Französischen von Nils Minkmar, Abschrift aus der FAS vom 24. Mai 2009