Gedenkfeier in Mauthausen: Nazis greifen Holocaustüberlebende an

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„Heil Hitler“, „Sieg Heil“, „Hier geht’s zu den Gaskammern“ brüllten die Neonazis den Holocaustüberlebenden zu, die die Gedenkstätte des KZ Mauthausen in Österreich besuchten. Und sie begnügten sich nicht mit dem verbalen Angriff: Zwei Holocaustüberlebende einer anderen Besuchergruppe wurden von Gummikugeln verletzt, die Angreifer auf sie abschossen…

Aus einem Bericht von Eldad Beck in Jedioth achronoth

Der Angriff ereignete sich im ehemaligen Arbeitslager Ebensee, einem Außenlager von Mauthausen. Bei dem schlimmeren Vorfall schossen Neonazis Gummikugeln auf eine Gruppe von 15 Holocaustüberlebenden aus Frankreich ab. Zwei von ihnen wurden verletzt. Die Gruppe verließ in aller Eile Österreich und fuhr nach Frankreich zurück. „Sie wurden von vier bewaffneten Personen angegriffen, die in schwarze Tarnuniformen gekleidet waren“, sagte gestern Willi Mernyi, der Vorsitzende des Mauthausen-Komitees in Österreich.

Kurz danach griffen die Neonazis eine Gruppe von Italienern an, die an einer Gedenkfeier teilnahm. Sie hoben den Arm zum Hitlergruß und brüllten rassistische Parolen. Nachdem sie sich von dem ersten Schock erholt hatten, stürzten sich die Besucher auf die Neonazis. Es gelang ihnen, einem der Angreifer die Maske vom Gesicht zu reißen und ihn zu fotografieren. Die Neonazis ergriffen die Flucht. Die österreichischen Behörden eröffneten Ermittlungen. Die Polizei erhielt genaue Beschreibungen der Angreifer, und sie wurden identifiziert. Gestern wurden vier Jugendliche im Alter von 14-16 Jahren festgenommen, die unter dem Verdacht stehen, an den Gewaltakten beteiligt gewesen zu sein. Die vier sind der Polizei bekannt. Bei ihrer Vernehmung sagten sie, sie wollten die Besucher erschrecken und gaben zu, sie beschimpft zu haben.

„Es ist schädlich für das internationale Ansehen Österreichs und die Tourismuspolitik, wenn Überlebende im Konzentrationslager angegriffen werden“

Der Bürgermeister von Ebensee verurteilte den neonazistischen Angriff. Der österreichische Außenminister Michael Spindelegger sagte gestern am Rande der Debatten des UN-Sicherheitsrats in New York: „Es handelt sich hier um eine untragbare Provokation, die dem internationalen Ansehen Österreichs schadet und die Tourismuspolitik des Landes überschattet. Man darf nicht zulassen, dass solche Taten die Offenheit und die Gastfreundschaft unseres Landes beeinflussen.“

„Juden machen Problem“

Gleichzeitig reagierten die österreichischen Behörden auf einen anderen antisemitischen Vorfall, der sich am Wochenende im Land ereignete, als sich Hotelbesitzer im Tiroler Serfaus weigerten, eine religiöse jüdische Familie aus Wien aufzunehmen, mit dem Argument „die Juden machen Probleme“. Als Reaktion sagte gestern der Bürgermeister von Serfaus, jeder Hotelbesitzer habe das Recht zu entscheiden, wem er Zimmer vermietet und wem nicht.

Der Vorfall erweckte Zorn und Schock in der Stadt, die in den letzten Jahren bei jüdischen, vor allem orthodoxen, Touristen, starke Beliebtheit erlangt hat. Andere Hotelbesitzer in der Stadt sagten gestern, sie seien von dem Vorfall erschüttert und äußerten die Befürchtung, dass er dem Fremdenverkehr in der Region großen Schaden zufügen könnte.

12 Kommentare

  1. ”Ich boykottiere Österreichs Hotels und Restaurants bis sich solche Vorfälle nicht wieder ereignen.“

    Sehr gut! Wenn das nur viele täten! Der Tourismus macht das Land kaputt, fördert Gier, Heuchelei und Unmoral, ruiniert das Landschaftsbild, erhöht die Preise für die Einheimischen, verpestet und verdreckt die Natur, führt die Wirtschaft in eine falsche Richtung.

  2. Antwort an Jochen Kissly

    Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Das, was in Ebensee passiert ist, das hat was mit Rassismus zu tun, das ist das Resultat der Politik eines Herrn Stache, eines Herrn Haiders, eines Herrn Graf, das ist das Resultat der Verharmlosung des s.g. „Dritten Reiches“. Das was in Israel bzw. in Palistina passiert ist und passiert, das ist die Auswirkung dessen, was Regierungen mit den eigenen Menschen und mit den s.g. Feinden machen. Hier geht es um knallharte wirtschaftliche Interessen, hier geht es um Rüstungsgeschäfte. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Israel, Afganisthan, Pakistan, Nigeria,Kongo oder einem anderen Land handelt. Es geht hierbei um Kapital gegen Humanismus. Dies ist jedoch unabhängig von Nationalität, Religion und Hautfarbe. Die Wirtschaft muß florieren und Krieg bringt eben eine hohe Rendite.

  3. Soso, die Braunen haben Gummikugeln auf Juden geschosen?
    Das ist schlimm?!
    Nun ja, die israel.Armee schiesst ohne Kriegserklärung im Gaza mit echten Kugeln auf Menschen.
    Das ist nicht schlimm.
    Die Israelis/Juden sehen die endlosen Menschenrechtverletzungen begangen durch den Staat  Israel nicht – wenn ein paar durchgeknallte Unbelehrbare sich massiv daneben benehmen ists  ganz ganz schlimm.
    Double Standards – alle sind böse, nur alle Juden/Israelis  sind Gutmenschen.
    Selten so gelacht!

  4. @Carlo Goetz
    „…überaus bedauerlich“ seien diese Vorfälle. Ja, mehr fällt den Herrschaften der österreichischen Oligarchie nicht ein. Aber den Fremdenverkehr, den wollen’s weiterhin, den brauchen’s. Und genau da muss man zuschlagen. Schluß mit Urlaub in Austria!

  5. Ich habe an den Bundespräsidenten bzgl. der Angriffe in Ebensee geschrieben und eine Einladung und offizielle Entschuldigung durch den Bundespräsidenten gefordert. Die Antwort war, daß die Vorfälle überaus bedauerlich sind. Den orginalen Text werde ich zeitnah an hagalil sowie meine Anrwort übersenden

  6. das österreicher im allgemeinen rassistisch und diskriminierend im allgemeinen sind sollte jeder gemerkt haben der mal da war..
    das die politik da nicht einschreitet hat sicherlich auch etwas mit selbsterhalt zu tun.. denn womit sollte man (nicht nur in at) diverse sicherheitspolitik denn sonst auch rechtfertigen?
    das man bei dieser argumentation natürlich auch schnell bei verschwörungstheorien landet ist sicherlich von nachteil.
    hilft nur vernunft bis zum besseren ende…

  7. Zu der ct-Meldung:
    Linker Antisemitismus und rechter Antisemitismus haben und hatten viel miteinander gemeinsam.
    Schon um 1910 gehörten z. B.  in Deutschland linke Sozialdemokraten zu den übelsten Hetzern gegenüber jüdischen Industriellen und Wirtschaftsführern. Ihre Kritik richtete sich, was besonders verwerflich ist, nicht gegen diese einzelnen Juden, ihre politischen Gegner, nein, sie richtete sich gegen Juden generell.

    Dass nun Linke offensichtlich Straftaten begehen, um dem Image der  Rechten  Schaden zuzufügen, ist ein Zeichen dafür, wie tief die politische Kultur in Österreich gefallen ist. Und, wie wichtig es wäre, diese verlotterte Schmuddeljugend Austrias endlich politisch aufzuklären.

    Ich appeliere an die österreichische Regierung: Richten Sie Sonntagsschulen ein für Ihre missratenen Söhne und Töchter; veranstalten Sie Fahrten nach Auschwitz, Mauthausen, Dachau, Buchenwald. Lassen Sie Ihre Kinder und Heranwachsenden den Worten von KZ-Überlebenden zuhören. Und verpflichten Sie vor allem Ihre Jugendlichen zur Teilnahme an diesem Unterricht. Kein Vorrücken ohne regelmäßigen Besuch dieses Aufklärungsunterrichts.

    Egal ob junge Linke oder junge Rechte, Aufklärung haben sie alle nötig.
    (Auch österreichische Politiker und Lehrer sollten diesen verpflichtenden Unterricht besuchen, um genau zu wissen, was die Jugend dort lernt – und um eigene Bildungslücken zu stopfen!)

  8. Was ist skandalös finde, ist die Äußerung des  österreichischen Außenministers:
    „Es handelt sich hier um eine untragbare Provokation, die dem internationalen Ansehen Österreichs schadet und die Tourismuspolitik des Landes überschattet.“

    Das Ansehen und der Tourismus sind wichtig, ihm ist nicht wichtig, wie sich die Überlebenden gefühlt haben, wenn auf sie geschossen wurde, welche Traumata da wieder zum Leben erweckt wurden.

  9. Ich boykottiere Österreichs Hotels und Restaurants bis sich solche Vorfälle nicht wieder ereignen.
    Ich rufe alle Anständigen auf es mir gleich zu tun.
    Nur das Ausbleiben Ihrer Touristen und Besucher kann die Österreicher dazu veranlassen ihre verlotterte Jugend so über den Holocaust aufzuklären, dass sich solche Vorkommnisse nicht mehr ereignen.
    Für teuere Abfangjäger und anderen Schrott (Opernball) haben sie Geld, nicht jedoch die nötigen Mittel, um ihre Bevölkerung zu ‚entdummen‘.
    Österreich an den Pranger!
    Boykottiert Österreich!

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