Die Papstrede in Jad Vaschem

30
29

Wer die Rede des Papstes in der Holocaustgedenkstätte Jad Vaschem mit deutschen Ohren gehört hat, mag sie gelobt und für angemessen gehalten haben. Doch die Leitung von Jad Vaschem reagierte zunächst „empört und erschüttert“, auch wenn sie später ein wenig die Wogen diplomatisch glätteten…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 12. Mai 2009

In ersten schnellen deutschsprachigen Berichten war die Rede von „Menschheitsverbrechen“ an den Juden und davon, dass der Papst „der von den Nationalsozialisten ermordeten Juden gedacht“ habe. Gleichwohl kommen in seiner Rede weder „Verbrechen“, noch die Nationalsozialisten und nicht einmal das Wort „Mord“ vor.

Nachfolgend Originalzitate aus der wohl entscheidenden Rede des Papstes bei seiner heiklen Reise und eine kurze Analyse, weshalb die Rede in jüdischen Ohren empörend klang.

«Ich bin gekommen, um in Stille vor diesem Denkmal innezuhalten, das errichtet wurde zur Erinnerung an das Gedenken der Millionen Juden, die in der schrecklichen Tragödie der Schoah getötet wurden.» Israelis monierten, wieso der Papst nicht die symbolische Zahl „sechs Millionen“ über die Lippen brachte. Die Verwendung des Wortes „Tragödie“ klingt wie ein Erdbeben, ein Tsunami oder ein anderes Unglück, nicht aber wie ein von Menschen ausgedachter industrieller Massenmord.

Laut Papst wurden die Millionen, es könnten zwei, drei, oder vier Millionen gewesen sein, bei dieser „Tragödie“ lediglich „getötet“ und nicht etwa ermordet. Selbst deutsche Juristen unterscheiden zwischen „Totschlag“ und „Mord“. Freilich hat schon Luther die zehn Gebote der hebräischen Bibel falsch übersetzt. Luther schrieb: „Du sollst nicht töten“. Im Original heißt es: „Du darfst nicht morden“ (Al Tirzach).

Ein kluger Jude hat uns mal den feinen Unterschied erklärt. Menschen wie Tiere können „getötet“ werden, aber nur für Menschen gilt der hebräische Begriff „Du darfst nicht morden.“

Der Papst sagt weiter: „Sie verloren ihr Leben…“ Das Leben verliert man bei Autounfällen, Katastrophen oder durch Krebs. Doch die Juden in Auschwitz „verloren“ nicht nur das Leben. Sie wurden zum Sterben in die Gaskammern geschickt, also willentlich ermordet.

Jene, die „ihr Leben verloren“ würden niemals ihren Namen verlieren, sagt der Heilige Vater weiter. Er spielt auf das Bemühen von Jad Vaschem an, die Namen der Opfer herauszufinden, um sie zu verewigen. Nur etwa die Hälfte der rund 6 Millionen jüdischen Opfer der Schoah sind namentlich bekannt. Die Darstellung des Papstes, dass jene, die „ihr Leben verloren“ hätten, niemals ihren Namen verlieren, wird von den Juden als eine ihrer größten Tragödien empfunden. Fast ein Viertel des Volkes hat nicht nur den Namen verloren. Die Toten wurden verbrannt. Das ist ein extremer Frevel bei Juden, die an ein Begräbnis glauben, damit ihre Knochen am Ende der Tage wieder auferstehen können. Deshalb muss ein Jude komplett begraben werden. So haben die Nazis den ermordeten Juden nicht nur ihre Identität und den Namen geraubt, sondern sogar die Chance, am Ende der Tage an der Wiederauferstehung teilzunehmen.

Wusste der Papst etwa nicht, dass drei von sechs Millionen Juden nicht nur „getötet“ wurden und „ihr Leben verloren“, sondern auch ihres Namens beraubt wurden?

Der Papst redete weiter von „überlebenden Mitgefangenen“. Das klingt, als seien jene Juden, die „ihr Leben verloren“ rechtmäßige Gefangene gewesen. Entsprechend waren die Überlebenden „Mitgefangene“. Die meisten Juden waren nicht einmal zeitweilig „Gefangene“, sondern wurden nach der Selektion an den Rampen der Vernichtungslager ohne Prozess und Gerichtsurteil direkt in die Gaskammern gejagt. Unvorstellbar, dass der Papst beschönigend von „Mitgefangenen“ redet, wenn er Überlebende des Holocaust erwähnt.

Der Papst sagt weiter: „Man kann einen Nachbarn seines Besitzes berauben, seiner Möglichkeiten oder seiner Freiheit“. Man könne ein Netz spannen, damit gewisse Gruppen keinen Respekt genießen. Aber man könne niemals einem menschlichen Wesen den Namen stehlen.

So vergleicht der Papst den Holocaust, die systematische Entrechtung der Juden, ihre Erniedrigung zum Ungeziefer und schließlich ihre systematische Ausrottung letztlich mit Kleinkriminalität unter Nachbarn im bayrischen Hintertupfingen. Erneut verkennt er, dass es das Ziel der von ihm nicht erwähnten Nazis war, die Juden nicht nur ihres Besitzes zu berauben, ihnen jenseits von „Möglichkeiten“ ihr Leben und ihre Angehörigen auszulöschen und sie keineswegs nur ihre „Freiheit“.

Nach Zitaten aus dem Alten Testament, das der christliche Papst für sich in Beschlag nimmt, behauptet Ratzinger, dass die Juden im Holocaust ähnlich wie Abraham von Gott geprüft wurden. „Ihr Glaube wurde getestet“, sagte Benedikt XVI in schlechtem Englisch. „Wie Jakob waren sie eingetaucht in den Kampf, die Wege des Allmächtigen zu erkennen.“ Ins Hochdeutsche übersetzt war also der weltliche Rassenwahn der Nazis, und der nachfolgende industrielle Massenmord an Frauen, Kindern und Greisen, bei der Wannsee-Konferenz geplant und von Rechtsanwälten abgesegnet, kein modernes Verbrechen an der Menschlichkeit, sondern eine religiöse Prüfung. Als hätten damals Jene, die vermeintlich auf den „Wegen des Allmächtigen“ wandelten, auch nur die geringste Chance gehabt, ihrem eigenen Tod und dem ihrer Frauen und Babies zu entkommen.

So hat Professor Joseph Ratzinger in seiner weltfremden aber gewiss gelehrten theologischen Vorlesung in Jad Vaschem den sechs Millionen Opfern der Nazis mitgeteilt, dass ihr Tod in Wirklichkeit ein von Gott gestartetes Glaubensexperiment war, um ihre Frömmigkeit zu prüfen. Die Juden waren offenbar selber schuld, wenn sie die Prüfung nicht bestanden. Deshalb mussten sie halt sterben. Wie gut, dass Gott willige Helfer hatte, zum Beispiel die Deutschen, die Nazis, und deren Helfershelfer, von denen Ratzinger freilich nichts gehört hatte und die er deshalb nicht erwähnt.

In der logischen Folge hat deshalb der deutsche Professor Worte wie „Mord“ oder „Verbrechen“ vermieden und die Täter nicht beim Namen genannt. Wenn überhaupt, war es der Gott der Juden, der sein Volk auf den Prüfstein legte und dafür Unbekannte anheuerte, um sie alle umzubringen, nachdem sie bei der Prüfung durchgefallen waren.

Auch im weiteren Verlauf seiner Rede wiederholt er dieses Motiv. Gott lebe, aber seine Wege seien manchmal „mysteriös und unerforschbar“. Um es hier noch einmal hervorzuheben: nicht Deutsche oder Nazis haben den Holocaust verbrochen, sondern der Gott der Juden selber, wie Ratzinger das anhand der Verse um Abraham und Jakob hervorhebt.

Der Papst erzählt den Juden in Jad Vaschem weiter, dass die katholische Kirche der Lehre Jesu „und seiner Liebe für alle Menschen“ verpflichtet sei. Mancher Jude mit historischem Gedächtnis mag sich da gefragt haben, wieso Millionen Juden während der Kreuzzüge in Deutschland, während der Inquisition in Spanien 1492 und während der Pogrome in Osteuropa immer wieder wegen dieser „Lehre Jesu“ ermordet, auf dem Scheiterhaufen verbrannt oder vertrieben wurden. Das vom Papst verkündete „Mitgefühl der Kirche“ hatte keine Auswirkung, teilweise bis heute.

Im nächsten Satz wurde der Papst ganz aktuell, da die Kirche sich jenen nahe fühlt, die heute wegen Rasse, Farbe, Lebensbedingung oder Religion verfolgt werden. Diese Auflistung könnte Pamphleten bestimmter Menschenrechtsorganisationen oder der UNO entnommen sein, die das Schicksal der unterdrückten Palästinenser beklagen. Die vom Papst gleich darauf erwähnte „Hoffnung auf Gerechtigkeit“, ist im Nahen Osten eine Formel mit unmissverständlichen Zwischentönen. Sie wird verwendet, um die Legitimität der Existenz Israels in Frage zu stellen und Forderungen der Palästinenser zu rechtfertigen, darunter das vermeintliche „Recht auf Rückkehr“, was dem Ende eines jüdischen Staates gleichkommt. Mit „gerechtem Frieden“ meinen die Araber bei genauem Hinschauen meistens Dinge, die keinen Platz für einen jüdischen Staat lassen.

Nur noch peinlich ist Ratzingers Erwähnung eines Wasserbeckens, in dem sich die Gesichter jener spiegeln, von denen jeder einen Namen trägt. Seine Berater, falls er die überhaupt bemüht hat, verwechselten die „Halle der Namen“ im Museum von Jad Vaschem mit dem „Zelt des Gedenkens“, wo der Papst seine Rede hielt. Die Halle der Namen hat der Papst nicht besucht und im „Zelt des Gedenkens“, wo er die Rede hielt, gibt es kein Wasserbecken.

Und wenn er dann auch noch ausführlich erzählt, wie fröhlich Eltern Namen für ihre Kinder ausgesucht hätten, scheint der Theologieprofessor aus dem Elfenbeinturm deutscher Universitäten völlig den Boden der Wirklichkeit in Ghettos und Konzentrationslagern verlassen zu haben.

Subtil politisch wird der Papst dann wieder im vorletzten Abschnitt seiner Rede. Da erwähnt er einen Aufschrei „gegen jede Tat der Ungerechtigkeit und Gewalt“. Das Vokabular könnte er bei Amnesty International oder bei Human Rights Watch abgeschrieben haben. Die beschweren sich allein über israelische „Taten der Ungerechtigkeit und Gewalt“, nie oder nur selten aber über palästinensische Selbstmordattentate oder den Raketenbeschuss der Hamas von Gaza auf Israel. Die Auswahl seiner Worte muss deshalb von den Israelis falsch verstanden werden, auch wenn es der Papst vielleicht anders meinte.

Gleichwohl könnte das System haben. Vor etwa zwei Jahren zählte der Papst bei seinem Angelus Gebet die jüngsten Terroranschläge auf. Alle möglichen Länder wurden genannt. Nur Israel fehlte, obgleich es auch dort einen Anschlag gab. Proteste der Israelis endeten mit einer halbherzigen Entschuldigung des Vatikans. Es blieb der fade Beigeschmack, dass der Papst Vorgänge in Israel anders beurteilt oder übergeht. Und genau das bestätigte Papst Benedikt XVI ausgerechnet in Jad Vaschem, wo er jegliche Chance verpasst hat, mit treffenden Worten die Herzen des jüdischen Volkes zu erobern.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

30 Kommentare

  1. sollte man nicht auch einmal die Vergangenheit ruhen lassen können?
    könnte es nicht auch sein, dass er seine taten bereut un deswegen auch einen extremeren Weg gewäht hat um das Christentum auszuüben, als es manch ein „normal gläubiger“ Bürger tut?

    ich will keinesfalls die Kirche oder deren Oberhaupt in Schutz nehmen, aber dennoch:

    Wir sind alle nur Menschen(!),  gleich ob wir eine Verbindung zwischen Göttlichem und Weltlichem ziehen sollen oder nicht.

  2. Da nützen alle Beschwichtigungen, Erklärungen und Beschönigungen nichts, sorry! Als Oberhaupt der katholischen Kirche kann es sich kein Papst leisten, in Yad Vashem eine „lahme“ Rede zu halten und die Verbrechen der Nazis und den Massenmord an den Juden nicht beim richtigen Namen zu nennen! Das ist einfach nur peinlich, insbesondere,wenn dieser Papst auch noch ein Zeitzeuge und ein Vertreter des Landes ist, in dem diese Verbrechen geschehen sind.  Da wären eindeutige und klare Worte nicht nur angebracht, sondern nötig gewesen.  Gott sei Dank bin ich keine Katholikin, jedoch eine Deutsche und schäme mich deshalb für die Worte und Handlungen dieses „ach so gebildeten und gelehrten“ Papstes! Entschuldigen kann ich sein Verhalten nicht, höchstens damit erklären, dass er ein seniler, weltfremder Mann ist, dem es offensichtlich an wirklicher Erkenntnis und Herzensbildung mangelt!

  3. ein vertreter der religion „römisch-katholische kirche“, hier der papst in person als dessen höchstes organ, hätte an einer solchen stätte auf die unterdrückung und ermordung von weit aus mehr als 6 millionen juden in 2000 jähriger geschichte sprechen sollen. ich bin überzeugt, das bei von herzen kommender rede, der werte herr heute noch nicht zum ende gekommen wäre. 

    dem zu folge erschliesst sich mir die logik nicht auf anhieb, warum eine person,  in ihrer eigenschaft wie oben beschrieben,  eine „einwandfreie“  rede zu der shoa geben soll.   die person ist doch nicht als deutscher politiker dort vostellig geworden, sondern eben als vertreter einer/seiner religion.

    deshalb noch einmal.  eine rede bezüglich der in  2000 jahren begangenen verbrechen gegen juden durch die katholische kirche wäre sinnvoller und passender gewesen.  

    selbstverständlich war der besuch, eines mahnmal wie es Jad Vaschem  darstellt, unumgänglich gewesen, allerdings hätte ich mir hierbei eher einen stillen besuch, mit einigen minuten der andacht vostellen können.

    ( ich bitte um  entschuldigung für eventuelle rechtschreibe/grammatikfehler…. deutsch ist nach wie vor eine stetige herausforderung für mich)  

  4. Danke Rita,

    Der Artikel ist mir bereits bekannt.
    Danke auch für deine „umsichtige“ Belehrung über mein Weltbild…

  5. @Carl
    Kein Wunder ist ihr Weltbild so verschoben, wenn sie nur rechtsradikale Blogs in sich hineinsaugen. Was ist denn so einseitig daran, wenn der Papst meint, auch die Palästinenser sollten einen Staat haben, genauso wie die Israelis?
    Er ist doch da einer Meinung mit den meisten Israelis. Deren Ansichten sind ihnen aber schnuppe, wenn sie nicht ihr fremdenfeindliches Weltbild damit schmücken können.
    http://test.hagalil.com/2009/05/15/zweistaaten/

  6. >>“Kann er seine Sozialisation in Nazi-Deutschland vielleicht doch nicht ganz überwinden?“<<

    Naaaah…wie erklären sie sich dann die pro-palästinensische Berichterstattung/ Meinung in der europäischen Bevölkerung?
    Alle polls und Umfragen zeigen das Israel nicht sehr beliebt ist und die Palästinenser weitestgehend die Sympathien genießen?
    Die meisten der Befragten sind ebenfalls nicht in Nazi-Deutschland sozialisiert worden, sind erst weit nach dem Krieg geboren und  stammen oft aus Ländern die selber gelitten haben/okkupiert waren.
    Das kann es ja dann nicht sein, oder?

    Aber sie haben recht, er ist ein völlig anderer Character und hat sicher besser in die zweite Riege gepaßt wo er die Fäden ziehen kann aus dem Hintergrund…er ist so gar nicht „medienwirksam“, fotogen or wie man das nennt…:)

    http://web.israelinsider.com/Articles/Diplomacy/2926.htm

    PS: Vielleicht hat er die Ablehnung gespürt die ihm von den israelischen Medien und von vielen Juden entgegengebracht wird und war deshalb so verkrampft…bei den Palästinensern war das nicht der Fall!

  7. Die Schlagzeile „Wir sind Papst“ trifft es eben nicht…denn nicht wir, im Sinne von Deutschland, sind Papst sonder Herr Ratzinger ist das Oberhaupt aller kath. Christen auf dem gesamten Erdball.
    Unter diesem Gesichtspunkt befinden sisch die deutschen Katholiken dann eher in einer Minderheit.
    Ich finde das wichtig zu bedenken.
    Denn so gesehen steht seine Mitgliedschaft in der HJ in seinen privaten „Papieren“.
    Hier geht aber eben um den Pontifex.
    Obwohl die Brücke, die er baute, meiner Meinung nach, schon auch sehr wacklig ist.
    Nachdem er in Yad Vashem kühl auftrat, vertrat er eine Zweistaatenlösung in Bethlehem mit sehr viel mehr Herzblut.
    Das blieb bei mir nicht unbemerkt und das ist es was mich stört.
    Das der Papst gepilgert ist…ok.
    Das aber während er pilgerte von ihm selbst immer wieder einseitige politische Statements geflossen sind finde ich nicht ok.
    Hier hätte ich mehr Ausgewogenheit und Feingefühl erwartet.

    Zumal er sich 2001, als Kardinal, wesentlich eindeutiger geäußert hat, als ich es aktuell von ihm verstanden habe:
    Zitat: In ihrer Arbeit konnte die Bibelkommission den zeitnahen Zusammenhang nicht ignorieren, in dem der Schock der Shoah die ganze Frage in ein völlig neues Licht getaucht hat.

    Zwei Hauptprobleme werden aufgeworfen:

    Können Christen nach all dem, was geschehen ist, noch immer guten Gewissens sein, dass sie die legitimen Erben der (israelischen) jüdischen Bibel sind? Haben sie das Recht, eine christliche Interpretation dieser Bibel vorzunehmen oder sollten sie stattdessen nicht respektvoll und bescheiden jedem Anspruch entsagen, der, im Lichte dessen, was geschehen ist, wie ein absoluter Besitzanspruch aussehen muss?

    Die zweite Frage ergibt sich aus der ersten: Hat das Neue Testament selbst in seiner Darstellung der Juden und des jüdischen Volkes nicht dazu beigetragen, Feindschaft gegenüber dem jüdischen Volk zu erzeugen, die ihrerseits zur Ideologie derer führte, die die Vernichtung Israels anstrebten? Zitat Ende
    http://castollux.blogspot.com/2009/05/was-der-papst-in-israel-hatte-sagen.html

  8. Auch wenn ich die Spekulation von Karl Heinz ziemlich eklig finde (sinngemäß: wer mir unsympathisch ist, der bringt auch Juden um) und auch Leute, die sich wünschen, dass er „bald den Löffel abgibt“, nicht sonderlich mag – Papst Benedikt hat tatsächlich nicht das Format seines Vorgängers. Wo der großherzige und menschenfreundliche Woityla die Juden um Verzeihung gebeten hat, findet der spröde und menschenscheue Ratzinger nur Gemeinplätze. Bei den Palästinensern hat er dagegen sehr viel empathischer gewirkt. Warum diese ungleiche Verteilung von Sympathie bei diesem 82jährigen Deutschen?
    Kann er seine Sozialisation in Nazi-Deutschland vielleicht doch nicht ganz überwinden?

  9. @KarlHeinz

    Quote:
    „Es geht sehr wohl darum, dass der Papst Deutscher ist. Gerade von einem deutschen Papst hätte man sich in Israel und auch anderswo das Wort Verzeihung erwartet.“

    Ich denke das ist eine wenn auch verständliche doch auch sehr insulare Ansicht.
    Der nächste Papst wird mit großer Wahrscheinlichkeit aus Afrika oder Südamerika kommen…ihre Probleme immer wieder Entschuldigungen zu bekommen werden nicht  einfacher.
    Außerdem, das hier:

    Quote:

    „Ein sehr vertrauenerweckendes Gesicht hat er jedenfalls nicht, eine angenehme Stimme auch nicht, seine Art ist höchst gewöhnungbedürftig. Ich möchte nicht mit ihm Umgang haben müssen. Ein ekelhafter Kerl“

    Macht ihre Ansichten nicht gerade objektiver! 🙂
    Genauso unsinnige Begründung und falsche Schlußfolgerung wie hier:

    Quote:

    „Hochnäsigkeit und Arroganz hat den Deutschen in der ganzen Welt unbeliebt gemacht, “

    Ein anderes Vorurteil (denn nichts anderes ist es) das sie besser ablegen sollten…sehr viele Umfragen und Polls haben gezeigt das Deutschland im Ausland enorm populär is…(ganz im Gegensatz zu Israel).

    Nur mal als Beispiel:

    http://www.young-germany.de/news-verwaltung/news-singleview/article/f46419ca83/bbc-survey-shows-germany-to-be-most-popular-country-in-the-world.html?no_cache=1

    http://en.wikipedia.org/wiki/Nation_branding#Nation_Brands_Index

    Es ist schon so wie ich sagte, dieser Papst hatte nie eine Chance bei Ihnen, einfach weil er
    ein deutscher Papst ist…das nimmt doch ihrer ganzen Kritik den Wert wie ich finde!

  10. @kaleinz

    „Ein sehr vertrauenerweckendes Gesicht hat er jedenfalls nicht!

    Ist schon ein bissi arm, wenn einem sonst nichts einfällt als das Aussehen eines Menschen!

    Übrigens sollte man Kindersoldaten wie Ratzinger einer war, für ihr Schicksal bemitleiden und nicht verdammen!

  11. „Keiner kann mit endgültiger Sicherheit sagen, ob Ratzinger geschossen oder getötet hat oder nicht. Keiner kann ausschließen, dass Ratzinger auch Juden getötet hat, wenn er geschossen hat.
    Ein sehr vertrauenerweckendes Gesicht hat er jedenfalls nicht, eine angenehme Stimme auch nicht, seine Art ist höchst gewöhnungbedürftig. Ich möchte nicht mit ihm Umgang haben müssen. Ein ekelhafter Kerl.“
     
    Keiner kann natürlich auch mit letzter Sicherheit sagen, ob der Kommentator karlheinz nicht auch „Juden getötet“ haben könnte. Sehr vertrauenserweckend ist seine Rede jedenfalls nicht, seine Art nicht mal mehr gewöhnungsbedürftig. Umgang möchte ich mit ihm nicht haben, weil ich derartige Behauptungen nicht mal mehr als ekelhaft bezeichnen wollen würde.
    So reden nämlich Leute, deren Herz mit Haß vergiftet ist.

  12. Ratzinger war bei Kriegsende 18, Jahrgang 1927 wie Walser und Grass.
    Auch Luftwaffenhelfer trugen im „Endkampf“ Flinten und Granaten und sie benutzten sie auch. Außerdem wissen wir doch, wenn wir nicht sehr naiv sind, dass die Biografien von Promis immer geschönt werden. Teilnahme an Exekutionskommandos, oder Erschießungen abgeschossener allierter Flieger oder Morde an Freigelassenen KZ-Häftlingen in den letzten Kriegstagen, kamen immer wieder vor (auch unter Beteiligung von Luftwaffenhelfern!) und wurden später generell in Biografien verschwiegen. Keiner kann mit endgültiger Sicherheit sagen, ob Ratzinger geschossen oder getötet hat oder nicht. Keiner kann ausschließen, dass Ratzinger auch Juden getötet hat, wenn er geschossen hat.

    Ein sehr vertrauenerweckendes Gesicht hat er jedenfalls nicht, eine angenehme Stimme auch nicht, seine Art ist höchst gewöhnungbedürftig. Ich möchte nicht mit ihm Umgang haben müssen. Ein ekelhafter Kerl.

    Es geht sehr wohl darum, dass der Papst Deutscher ist. Gerade von einem deutschen Papst hätte man sich in Israel und auch anderswo das Wort Verzeihung erwartet. Es blieb aus. Und das war ein Fehler.
    Hochnäsigkeit und Arroganz hat den Deutschen in der ganzen Welt unbeliebt gemacht, der Papst hätte es mit einer kleinen Geste ‚richten‘ können, er hat’s versäumt, kein guter Papst. Sein polnischer Vorgänger war nicht umsonst beliebter.

  13. Insgesamt war der Besuch des Papstes erfolgreich. Manche haben halt Schwierigkeiten zu akzeptieren, dass der Papst nicht gekommen ist , um sich zu entschuldigen und zweitens vorsichtig genug war einen wirklichen Eklat zu vermeiden.
    Die Vorwürfe waren wirklich ziemlich übertrieben (töten statt morden,  er thematisierte nicht seine Zeit in der HJ).
    In Nazareth und in Bethlehem waren die Reaktionen eher positiv. Es war von vornherein unmöglich es allen Recht zu machen.
    Es zeigt sich aber, dass der Vatikan derzeit zu Israel und seiner Rechtsaussenregierung etwas auf Distanz geht,  (ebenso wie die USA).

  14. Es sollte einleuchten, dass wenn Kritik am Artikel besteht diese den Verfasser betrifft und nicht hagalil, die diesen Artikel veröffentlicht haben.
    Von daher ist dieser Vergleich zunächst einmal nur ignorant.
    Ausgerechnet für diesen, nicht passenden Vergleich, auch noch einen Artikel aus shoa.org zu zitieren zeugt allerdings schon von eindeutig brauner Kompetenz.
    Das Wort Shoa selbst steht für den 6 millionenfachen Mord an Juden durch die Deutschen.

  15. @Würgen
    Du professioneller Papstverteidiger kennst eben nur angepasste, brave, katholische Omis; es gibt auch solche ältere Damen, denen das Alter nicht den Verstand raubt sondern zu mehr Einsicht verhilft, und so eine ist meine Nachbarin, von der dieser Satz stammt.

    Dein Papst ist ein Verharmloser der Taten seiner Vorgänger; sein Berufsethos gebietet ihm die Verbrechen seiner Vorgänger, Vorfahren und Anhänger klein zu reden. Wo käme die kath. Kirche denn hin, wenn man alle ihre Schweinereien erführe, deshalb „töten“ und nicht „ermorden“.
    Lies zur Abwechslung mal etwas Wertvolles. Unter der Rubrik Bayern bietet HaGAlil einen Artikel zu einem katholischen Priester (Ignaz Döllinger) an. Lies, was der über Päpste und Juden und Schuld der kathol. Kirche schreibt.
    Das war ein einsichtiger, wertvoller Katholik mit Herz und Verstand.

    Katholisch sein, sollte auch heißen, sich mit den dunkeln Seiten der eigenen Geschichte befassen und nicht nur blind alles Katholische verteidigen.

  16. @ karlheinz.
    also ein wehrmachtsangehöriger war der ratzinger nicht. er war luftwaffenhelfer.somit hatte der auch keine „flinte“ um und hat auch nicht auf soldaten mit seiner „flinte“ geschossen. xxx xxx xxx. zudem muss ich gestehen das ich mit der kritik an ratzingers rede nichts anfangen kann. soll in zukunft vorgegeben werden, was,wie in welcher reihenfolge mit welcher terminologie gesagt werden soll? lächerlich. xxx xxx xxxxxx xx und was xxx xxx xxx nun mal auseinander.

  17. @KarlHeinz

    Nun ja, Ratzinger war 14 Jahre alt als er gezwungenermaßen der Hitler Jugend beitreten mußte. Im Kriegsjahr 1941 hatte er nicht viele Wahlmöglichkeiten.
    Soviel wir wissen hat er niemals in der Wehrmacht mit der Flinte an einer Front gekämpft sondern später, wie soviele Kinder und Jugendliche, die Flakstationen bedient die versucht haben die täglichen (und nächtlichen) Bombenangriffe auf deutsche Städte und Ortschaften zu bekämpfen.

    Ich denke das hier wirklich maßlos übertrieben wird.
    Um eines klar zustellen…ich bin kein Christ, nicht religiös in irgendeiner Form aber für jeden mit ein bißchen Objektivität drängt sich hier der Eindruck auf das viele Juden mit dem Papst ein Problem haben lediglich weil er ein Deutscher ist.
    Er kann sagen und tun was er will, die Juden nehmen ihn nicht als Papst war, als Oberhaupt der katholischen Kirche der gesamten Welt, sondern hauptsächlich als Deutschen.
    Er kann nur immerzu alles verkehrt machen!

    Ich habe die internationale Berichterstattung auf CNN und BBC verfolgt und die israelisch/jüdischen Kommentare/Kritik sind wirklich einzigartig!
    Sehr viele Menschen die das beobachten sind einfach nur verwirrt…

  18. @kaleinz

    Die Geschichte ist schon deshalb erfunden, weil 80jährige Damen nicht in dem Jargon reden, den Du zu zitieren vorgibst!

    Zum anderen:

    “ Setzen Sie doch nicht HaGalil gleich mit dem Verfasser eines Artikels. Oder wollen Sie die Sippenhaft wieder einführen?“

    Wenn Benedikt XVI. über die Vorgänge in Auschwitz sagt, dort seien Menschen „getötet“ worden, dann weiß ich halt nicht, weshalb er dafür gar so heftig in einem Online-Medium kritisiert wird, welches nur zwei Mausklicks weiter exactement dieselbe Terminologie verwendet!

    Servus!

  19. Wieder einmal schäme ich mich zutiefst das gleiche Heimatland wie dieser Papst zu haben.
    Ich war selber in Jad Vaschem. Ich habe schon einiges erlebt und Tränen sind mir nicht allzu nahe, in Jad Vaschem war ich nicht mehr in der Lage aufrecht zu stehen und ich schäme mich meiner Tränen nicht. Dieses Leid ist mir immer noch sehr nahe.
    Der Papst mit seinem Einsetzen eines Ausschwitz-Lügners, seiner schnellen Entschuldigung in Richtung des Islams für Aussagen von Tatsachen, zeigt mir welches Geistes Kind dieser dümmliche Mensch ist. In seiner Betonung “ Nachfolger Petri“, sah ich nur Hochmut, wäre nur etwas Geist in dieser leeren Hülle, hätte er den Ort erkannt und den Stamm des Juden Petrus. Als Christ und Eingepropfter in den Stamm Israel bin ich eines Blutes mit Israel. Somit fühle ich und leide ich wie ein Jude.
    Und schreie es jedem Hasser ins Gesicht: „Seht her, ich bin ein Jude“.
    So kann ich als Deutscher (Jahrgang 1955) weiter leben und jedem jüdischen Bruder ins Gesicht sehen. Und ich gehe weiter, -unter Polizeischutz- in die Synagoge und weiß vor wem ich stehe, nämlich vor dem lebendigen Gott der Juden, dessen Wort sie unter viel Blutverlust zu den Volkern brachten.
    Shalom

  20. Die Diskussion um „töten“ und „morden“ halte ich für eine Spitzfindigkeit. Jedes Töten, das nicht in Notwehr  geschieht, ist Mord.

  21. @Jülgen
    Die Geschichte ist nicht erfunden. Schauen Sie nur genauer hin. Es bröckelt an der Katholikenfront. Intelligentere Angehörige dieser Konfession sagen immer häufiger: „Schluß jetzt“.
    Und:
    Setzen Sie doch nicht HaGalil gleich mit dem Verfasser eines Artikels. Oder wollen Sie die Sippenhaft wieder einführen?
    @Dan
    Wieviele es waren, wissen wir nicht. Tatsache ist – er war Wehrmachtsangehöriger, hatte eine Flinte (oder zwei) um, und wird die wohl auch benutzt haben. An der Westfront kämpften übrigens jüdische Soldaten in den alliierten Streitkräften, ebenso wie an der Ostfront als Sowjetsoldaten.
    Wollen Sie unter diesen Umständen völlig ausschließen, dass Ratzinger einen Juden getötet hat?

  22. Man muß die Papstrede im Zusammenhang mit anderen früheren Äußerungen zum Holocaust sehen. Vor diesem Hintergrund ist mir die harsche Reaktion auf die Rede völlig unverständlich.

  23. @kaleinz

    Sie machen in Ihrer schlecht erfunden Geschichte dem Papst seine nationale Herkunft zum Vorwurf: „dieser Gelehrte’ aus dem Lande der Täter“.

    Das ist – übrigens in er Sprache der Täter formuliert – die allerbilligste Art der Polemik, die wohl nur bei den ganz schlichten verfangen kann!

  24. “ Ende 1941 waren 11.500 Häftlinge und 11.000 sowjetische Kriegsgefangene eingesperrt. Seit September 1941 wurden die ersten Häftlinge mit dem regelmäßig aus Dessau angelieferten Giftgas Zyklon B getötet.“

    Da steht „getötet“.  Gefunden bei http://test.hagalil.com/shoah/holocaust/auschwitz.htm

    Und jetzt? Jetzt verwendet der Papst die Terminologie von hagalil.com und es ist wieder nicht recht!

  25. Andreren Menschen den Tod zu wünschen ist sicher nicht die feine jüdische Art. Aber die Dame war ja katholisch. Meinetwegen.

  26. Eine achtzigjährige Münchnerin, bisher brave Katholikin, meinte erst kürzlich auf Ratzinger bezogen: „Hoffentlich gibt der bald seine Löffel ab!“

    Möge sie nicht die einzige, in Bayern bzw. in Deutschland bleiben, die so denkt.
    Was Schlimmeres als dieser ‚Gelehrte‘ aus dem Lande der Täter auf dem „Heiligen Stuhl“ ist kaum denkbar.

  27. Wer ein treffendes Beispiel für eine Hermeneutik des Verdachts und der Missgunst benötigt, der merke sich diesen Kommentar.

Kommentarfunktion ist geschlossen.