Überproportionale Reaktion

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Vor einigen Monaten, im Sommer 2008, tobte im südlichen Kaukasus ein kurzer aber heftiger Krieg zwischen der Weltmacht Russland und dem kleinen Georgien, das die territoriale Souverenität seines mächtigen Nachbarn zu verletzen wagte. Es handelte sich nicht etwa um einen wahllosen, acht Jahre andauernden Raketenbeschuss russischer Gebiete seitens der Georgier, der die Russen so in Rage brachte. Nein, es ging wirklich nur um einen kleinen und unbedeutsamen Grenzstreit bezüglich einer der Welt bis dahin völlig unbekannten Bergregion namens Südossetien…

Von Goren Albahari

Russische Kampfjets machten ohne jegliche Vorwarnung gut ein Dutzend Dörfer dem Erdboden gleich. Panzer und schwere Artillerie bombardierten hauptsächlich wirtschaftliche und zivile Ziele. Zudem setzte Moskau Infanteriesoldaten und Fallschirmjäger gegen Georgien ein.

Es gab mehrere Hundert Tote auf Seiten der Georgier, die meisten waren übrigens Zivilisten, und zehntausende Vertriebene.

Mit ihrer „umfassenden Militäraktion“ gegen Georgien wollten die Russen vor Allem eins erreichen: Sowohl ihren Nachbarn als auch ihren Feinden bildlich vor Augen führen, dass es sich nicht lohnt, mit den Russen einen Krieg zu beginnen.

Das magisch-tragische Wort heißt ABSCHRECKUNG ! Dies ist den Russen wahrhaft gelungen, die russisch-georgische Grenze wird wohl für Jahrzehnte befriedet sein.

Stünden die Russen anstelle der Israelis vor dem Gaza Problem, dann wäre ihre Reaktion wirklich und im wahrsten Sinne des Wortes überproportional. In Gaza würde nach einer Woche russischer Luftangriffe kein Stein mehr auf dem anderen zu finden sein. Garantiert!

CNN und BBC hätten dann von tausenden und abertausenden von zivilen Opfern zu berichten, so wie damals in Tschetschnien. Nicht dass die Amerikaner und Europäer besser wären. Weiß Gott nicht. Ich erinnere die Europäer nur an die zahllosen Bombardierungen ziviler Ziele in Ex-Jugoslawien: Es ist noch keine zehn Jahre her, da beschossen NATO Kampfjets am 14. Mai 1999 in Korisa einen Flüchtlingszug und töteten über 100 unschuldige Männer, Frauen und Kinder. In Belgrad wurden außer einem Krankenhaus noch zahlreiche andere Zivileinrichtungen wie Altersheime, Schulen,  Kirchen, Busse und Brücken bombardiert. Alles in Allem fanden während des 78-tägigen Natoangriffs über 1000 unschuldige Zivilisten den Tod. Auch heute sterben in Afghanistan tagtäglich unschuldige Zivilisten durch europäische und amerikanische Streitkräfte, die dort gegen die Taliban kämpfen. „Collateral Damage“ nennt sich das „Versehentliche Töten“ Unschuldiger im amerikanischen Militärjargon. Bei militärischen Auseinandersetzungen sind solche Fehler leider Gottes nicht auszuschließen, und schon gar nicht, wenn sich die Terroristen unter die Bevölkerung mischen, und die, wie es der libanesische Hizbollah Chef vor zehntausenden Anhänger seiner Miliz ankündigte, bereit sind, ihre Seelen, Kinder und Liebsten im Kampf gegen Israel zu opfern.

Das Schlimme daran ist, dass sie es wirklich ernst meinen mit ihren Kindern und Liebsten. Sie opfern sie im wahrsten Sinne des Wortes, missbrauchen sie als Schutzschilde gegen israelische Angriffe. Die Hamas, genau so wie damals auch die Hizbollah, schießt ihre Raketen aus dichtbesiedelten Wohngebieten, Schulen, Kindergärten und Moscheen wahllos nach Israel. Krankenwagen werden für den Transport von Hamas Kämpfern benutzt und Krankenhäuser in Kommandozentralen umfunktioniert.

Die Hamas Kämpfer haben inzwischen ihre Uniformen abgelegt und mischen sich bewusst unter die Bevölkerung, um so, geschützt durch Frauen und Kinder, gegen den israelischen Feind zu kämpfen, wohlwissend, dass die Israelis nicht wahllos auf die Bevölkerung schießen.

Anerkannte Prinzipien des internationalen Rechts und der Weltordnung, ja selbst die elementarsten Regeln der Menschlichkeit gelten weder für die Hamas, noch für die Hizbollah, und schon gar nicht für den Iran.

„Wir können den Arabern das Töten unserer Kinder vergeben, aber wir können ihnen nicht vergeben, dass sie uns zwingen ihre Kinder zu töten. Mit den Arabern werden wir erst dann Frieden haben, wenn sie ihre Kinder mehr lieben, als sie uns hassen.“

Diese Aussage von Golda Meir ist heute aktueller denn je zuvor.

6 Kommentare

  1. Die Russen, die hier leben, vor allem die Kasachendeutschen fühlen sich mit Russland nicht so besonders verbunden. Aus der Geschichte her ist das verständlich. Bei der Umsiedlung der Wolgadeutschen nach Kasachstan ist die Hälfte der Menschen (ca. ne halbe Million) draufgegangen. Warum sollten die ausgerechnet für Russland demonstrieren.

  2. pmn, das mag schon sein, ungefähr, es gab aber auch keine „Anti-Russland“- oder „Pro-Georgier“-Demonstrationen. Allerdings auch keine „I Love Russland“-Demos, obwohl hier viele Russen leben.

  3. Der Unterschied liegt im wesentlichen darin, dass sich die deutsche Regierung auf Seiten Israels stellt und sich nicht auf Seiten Russlands gestellt hat – sondern zumindest in Erklärungen auf Seiten Georgiens. Der Unterschied liegt darin, dass Russland nachweislich in deutschen MSM härter kritisiert wird als Israel.

  4. In der Tat muss der hohe russische Bevölkerungsanteil in Israel sehr pessimistisch stimmen, für eine friedliche Lösung. Die meisten Wähler rechtsradikaler und rechtsextremistischer Parteien stammen aus den Kreisen der Einwanderer aus den GUS. Die größte Partei rechts vom national-konservativen Likud ist eine fast exklusiv russische Einwandererpartei.
    Es ist auch nicht überraschend, dass diese „Russen“ genau die Einstellung haben, die Albahari als „die russische“ beschreibt.

    Fast alle ehem. Bürger der GUS haben eine starke Aversion gegen alles was irgendwie „links“ erscheint. Die israelische Sozialdemokratie wird durch diese starke demographische Verschiebung nie wieder ihre historische Größe erreichen. Und selbst die Reste der Linken, die den Staat Israel gegründet hat, muss der nationalistisch-rassistischen Stimmung der GUSler Zugeständnisse machen, um nicht gänzlich im politischen Aus zu landen.

  5. jetzt wird mir einiges klar…
    Wikipedia:
    Aus der früheren Sowjetunion sind über eine Million jüdische Einwanderer nach Israel gekommen, davon alleine in der Zeit von 1989 bis 1999 mehr als 750.000. Heute geht man davon aus, dass etwa 1 Mio. Israeli Russisch sprechen. Inwieweit man sie als Russen bezeichnen kann, ist Ansichtssache. In der Sowjetunion und ihren Nachfolgestaaten werden Juden als eigene Volksgruppe gezählt, obwohl die weite Mehrheit Russisch als Muttersprache spricht.

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