Zum Jahrestag der Bücherverbrennung:
Heinrich Heine und das deutsche Wüten
»Dort, wo man Bücher verbrennt,
verbrennt man am Ende auch Menschen.«
Heinrich Heine, 1820
Zwischen dem 10. und 15.Mai 1933 wurden überall in
Deutschland Scheiterhaufen errichtet und Bücher verbrannt. Was Juden und
ihre Freunde sagen, denken und empfinden, sollte nicht weiter Teil der
deutschen Medienlandschaft sein. Dies war der Auftakt zur "Ausmerzung aus
dem Volkskörper", wie Heinrich Heine schon 1820 vorhersah.
In seinem Werk "Zur Geschichte der Religion und
Philosophie in Deutschland" meint er zum Christentum: ... Mit den
dämonischen Kräften des altgermanischen Pantheismus wird jene Kampfeslust
erwachen, "die wir bei den alten Deutschen finden, die nicht kämpft um zu
vernichten, noch um zu siegen, sondern bloß um zu kämpfen. Das Christentum -
und das ist sein schönstes Verdienst - hat jene brutale germanische
Kampflust einigermaßen besänftigt, konnte sie jedoch nicht zerstören, und
wenn einst der zähmende Talisman, das Kreuz, zerbricht, dann rasselt wieder
empor die Wildheit der alten Kämpfer, die unsinnige Berserkerwut, wovon die
nordischen Dichter so viel singen und sagen.
Jener Talisman ist (schon) morsch, und kommen wird der Tag, wo er kläglich
zusammenbricht; die alten steinernen Götter erheben sich dann aus dem
verschollenen Schutt, und reiben sich den tausendjährigen Staub aus den
Augen, und Thor mit dem Riesenhammer springt endlich empor und zerschlägt
die gotischen Dome. Wenn Ihr dann das Gepolter und Geklirre hört, hütet
Euch, Ihr Nachbarskinder, Ihr Franzosen"...
... Und: "Lächelt nicht über den Phantasten, der im Reiche der
Erscheinungen dieselbe Revolution erwartet, die im Gebiete des Geistes
stattgefunden. Der Gedanke geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner.
Der deutsche Donner ist freilich auch ein Deutscher und ist nicht sehr
gelenkig und kommt etwas langsam herangerollt; aber kommen wird er, und wenn
Ihr es einst krachen hört, wie es noch niemals in der Weltgeschichte
gekracht hat, so wisst, der deutsche Donner hat endlich sein Ziel erreicht.
Bei diesem Geräusche werden die Adler aus der Luft tot niederfallen, und die
Löwen in der fernsten Wüste Afrikas werden die Schwänze einkneifen und sich
in ihren königlichen Höhlen verkriechen.
Es wird ein Stück aufgeführt werden in Deutschland, wogegen die französische
Revolution nur wie eine harmlose Idylle erscheinen möchte. jetzt ist es
freilich ziemlich still; und gebärdet sich auch dort der eine oder der andre
etwas lebhaft, so glaubt nur nicht, diese würden einst als wirkliche Akteure
auftreten. Es sind nur die kleinen Hunde, die in der leeren Arena
herumlaufen und einander anbellen und beißen, ehe die Stunde erscheint, wo
dort die Schar der Gladiatoren anlangt, die auf Tod und Leben kämpfen
sollen.
Und die Stunde wird kommen. Wie auf den Stufen eines Amphitheaters werden
die Völker sich um Deutschland herumgruppieren, um das große Kampfspiel zu
betrachten. Ich rate Euch, Ihr Franzosen, verhaltet Euch alsdann sehr
stille, und bei Leibe! hütet Euch zu applaudieren"...
..."Nehmt Euch in Acht! Ich meine es gut mit Euch, und deshalb sage ich Euch
die bittere Wahrheit"...
Heinrich Heine zur Geschichte:
Religion und
Philosophie in Deutschland
Der ganze deutsche Gedanke bleibt ein unwirtliches Rätsel, so
lange man die Bedeutung der Religion und der Philosophie in Deutschland
nicht kennt...
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