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Emotionalisierte Solidaritätskampagnen:
Die selektive Solidarität der Steirischen Friedensplattform

"...anscheinend lernen die hebrews nicht aus der geschichte - obwohl sie diese jedem anderen vorhalten um noch ein paar dollars rauszuquetschen..."

Von Karl Pfeifer

Ich habe versucht mich über die Grundsätze der Steirischen Friedensplattform zu informieren, nachdem ich die obigen antisemitischen Stereotype über einen Aufruf der Friedensplattform fand. Leider steht auf ihrer Homepage unter der Rubrik "über uns", dass die Seite sich im Aufbau befindet. Bei näherer Betrachtung ihrer Publikationen fällt ihre Nähe zur Grazer KPÖ auf. Freilich war schon die Friedensbewegung während der Existenz der Länder des "realen Sozialismus" eine Frontorganisation der KPÖ, deren Ziel es war, auch und gerade Menschen aus anderen weltanschaulichen und politischen Lagern zu mobilisieren. Ein Blick in ihre Homepage genügt, um festzustellen: Zentrales Thema der Steirischen Friedensplattform ist der israelisch-arabische Konflikt.[1]

Die Frage, weshalb von all den blutigen Konflikten im Nahen Osten fast ausschließlich der israelisch-arabische Konflikt wahrgenommen und ausgerechnet der jüdische Staat oft untergriffig und ungerecht angegriffen wird, während man über massive Menschenrechtsverletzungen und blutige Kriege, wie den irakisch-iranischen Krieg schwieg und schweigt, hat mich bereits 1982 beschäftigt. Ich schrieb damals u.a. und das ist leider bis heute aktuell geblieben: "Diskutiert man diese Frage in Österreich, so hört man häufig: "Bedeutet der österreichische Anteil an der Ermordung von Millionen Juden, daß man 50 Jahre danach den Staat Israel überhaupt nicht kritisieren darf." Meine Antwort auf diese Frage ist und war eindeutig: "Jede sachliche Kritik, die Israel mit dem gleichen Maßstab wie andere Staaten mißt, ist berechtigt. Wenn aber Juden, jüdische Organisationen oder der jüdische Staat mit besonderen Maßstäben gemessen werden, dann haben wir es, was immer die Diskriminierer beabsichtigen  und denken, mit Antisemitismus zu tun." [2]

Um die Frage zu beantworten, muss man die ideologisch auf Israel Fixierten mit der Realität des Nahen Ostens konfrontieren, obwohl die meisten, diese wenn überhaupt nur selektiv wahrnehmen, sei es weil sie nicht wollen, sei es weil sie dazu nicht fähig sind.

Diese selektive Wahrnehmung insbesondere bei Kommunisten und Friedenskämpfern hat eine lange Geschichte. Ein Beispiel dafür ist die KPÖ, die brav und folgsam antisemitische Lügen verbreitete, als diese – versteckt hinter der Maske des "Antizionismus" –  aus den Ländern des "realen Sozialismus" kamen,  und gleichzeitig den Antisemitismus leugnete. Im Volksstimme-Leitartikel zum Slansky-Prozeß, am 28. November 1952, hieß es: "Da sie doch nicht zugeben können, daß sie eine entscheidende Niederlage erlitten haben, wollen sie jetzt aus diesem Prozeß gegen die amerikanische Verbrecheragentur einen – ‚Judenprozeß’ machen." Ende 1952 wurden die im Slansky-Prozeß gefällten Todesurteile vollstreckt, von den 14 Hingerichteten waren 11 Juden.

Am 14. Januar 1953 erschien in der Volksstimme ein Artikel, der über die Ärzteaffäre unterrichtete, das war die Beschuldigung gegen eine Gruppe sowjetischer Ärzte, denen man vorwarf, sie hätten sich zum Ziel gesetzt, das Leben leitender  Persönlichkeiten der Sowjetunion durch vorsätzliche schädliche Behandlung zu verkürzen: "Die meisten Mitglieder der Terroristengruppe standen mit der internationalen jüdischen bürgerlich-nationalen Organisation ‚Joint’ in Verbindung.... Der verhaftete Wowsi gestand während der Untersuchung, für den Moskauer Arzt Schimoliowitsch und den bekannten jüdischen bürgerlichen Nationalisten Michoel [es handelt sich um den Schauspieler Solomon Mikhoels, Präsident des Jüdischen Antifaschistischen Komitees, der im Auftrag Stalins während des Krieges in die USA fuhr, um Unterstützung zu mobilisieren und 1948 von "Tschekisten" ermordet wurde], aus den USA von der Organisation ‚Joint’ die Weisung zur Ausrottung der leitenden Kader der Sowjetunion erhalten zu haben..." [3]

Es musste 1968 wieder zu einer antisemitischen Kampagne in "Volkspolen" kommen, damit doch einige in der KPÖ dagegen protestierten. Anfang 1969 stellte die KPÖ sogar Antisemitismus in der eigenen Partei fest. Seither ist viel Wasser die Donau und die Mur herabgeflossen, aber Lehren aus dieser Geschichte haben die mit der KPÖ eng zusammenarbeitenden Friedenskämpfer nicht gezogen. Wie eine Mantra wird wiederholt, dass Antisemitismus nur bei Rechtsextremisten zu finden ist und es links keinen Antisemitismus gibt und geben kann.

So geschah es auch in Graz. Auf Grund eines Protestes von Mayday 2000 [4] untersagte der Rektor der Universität eine Diskussionsveranstaltung bei der Fritz Edlinger hätte moderieren sollen.  KPÖ Graz und die Steirische Friedensplattform haben sich sofort solidarisch mit dem Herausgeber der antisemitischen Hetzschrift "Blumen aus Galiläa" erklärt und den Vorwurf der Verbreitung antisemitischer Propaganda einfach vom Tisch gewischt. [5]

Fritz Edlinger machte über Monate hinweg das Gleiche, doch da er an der Grazer Universität sprechen wollte, hat er einen Rückzug angetreten und sich von diesem Machwerk distanziert. Über die Folgen der Veranstaltung im Dezember, an der auch Edlinger teilgenommen hatte, berichtete Falter Steiermark (1-2/06) : "PALÄSTINA Um den Protesten gegen einen Auftritt von Fritz Edlinger – Herausgeber des antisemitischen Buches "Blumen aus Galiläa" zu begegnen, erklärte sich Zeitgeschichtler Helmut Konrad bereit, bei der Veranstaltung an der Grazer Uni das Problem anzusprechen. Nach der Diskussion geriet nun Konrad selbst ins Kreuzfeuer. Der Verein für Palästina nannte seinen Auftritt beschämend, da er die Palästinenser nicht erwähnt habe, In einem offenen Brief schrieb der Verein, Konrad könnte von seinen Enkeln mit der Mitschuld an den Verbrechen gegen die Palästinenser konfrontiert werden. Konrad verständnislos: "Da wird mir Mitschuld an Kriegsverbrechen unterstellt."

Tatsächlich unterzeichnete für den Verein Palästina (Steiermark) Herr Al -Hussein Waleed diesen offenen  Brief an Prof. Helmut Konrad, in dem u.a. folgender Vorwurf zu lesen ist:

"Ihre Ressentiments gegenüber dem palästinensischen Volk waren unüberseh- und unüberhörbar! Wie sonst lässt sich erklären, dass Sie keinen einzigen Satz darüber verlieren, wie wichtig Veranstaltungen über die Lage in Palästina auf der Uni sind? Wie erklären Sie, dass sie über das traurige Schicksal eines jüdischen Professors an der Karl-Franzens-Universität sprechen, aber kein einziges Wort für das Schicksal des palästinensischen Volkes finden?"

Der Brief schließt mit folgenden Sätzen: "Die Lage unseres Volkes ist so dramatisch, dass bereits ein Nicht-Einnehmen einer solidarischen Position als zustimmendes Schweigen gewertet werden kann.

Genug Palästinenser haben an jenem Abend ihre Worte registriert. Im Namen der palästinensischen Gemeinde hier in Graz und Steiermark verlangen wir Ihre Entschuldigung." [6]

Dies ist unbestreitbar eine neue Qualität der politischen Diskussion und die Grazer Freunde des Herrn Al-Hussein Waleed wären gut beraten, von ihm zu fordern, sich für diesen Brief bei Prof. Konrad zu entschuldigen. Doch seine Anschauung, man dürfe gegen Antisemitismus in Österreich nur dann auftreten, wenn man auch zum Konflikt Israel/Palästinenser (IL/PA) eine (einseitige) Stellungnahme abgibt, hat leider Schule gemacht.

Die Steirische Friedensplattform erklärte in ihrem Brief vom 23.11. "Wir sind gegen Antisemitismus, gegen Faschismus und gegen jede Art von Rassismus!"

Wie das in der Praxis ausschaut fand ich auch auf ihrer Homepage und zwar nach einem langen Artikel von Uri Avnery, der so endet: "Und die Menschen in Israel? Die armen, durch eine Gehirnwäsche gegangenen, verzweifelten und apathischen Leute mischen sich nicht ein. Die schweigende, blutende Mehrheit benimmt sich so, als ginge dies sie und ihre Kinder nichts an. Sie folgen Scharon, wie die Kinder dem Rattenfänger von Hameln direkt ins Verderben nachfolgten."

Unmittelbar danach folgt folgende Eintragung:

"spiral_23

18.09.2003, 14:03  und wann wird der kriegsverbrecher ariel sharon endlich deportiert ?- oder man knallt ihn einfach ab - wie damals dieser ultraorthodoxe wirrkopf -der yitzak rabin - erschoss. - dieser hatte ja gezeigt ,dass auch yassir arafat und die palestinenser durchaus den Frieden wollen!- lieber bauen die hebrews eine mauer - letztmals passiert unter dem stalinistischen regimes in den ehemaligen warschauer pakt staaten . aber anscheinend lernen die hebrews nicht aus der geschichte - obwohl sie diese jedem anderen vorhalten um noch ein paar dollars rauszuquetschen - ridicolous ! gestern wurde den hebrews wieder einmal der arsch im un sicherheitsrat gerettet - durch ein veto des selbsternannten wer nicht für uns ist- ist für den terror faschoregimes in den USA !" [7]

Hier kommt in der anscheinend unter den Grazer Postern üblichen Sprache das zum Licht, was man in der Theorie leugnet. Nämlich der ganz gewöhnliche Antisemitismus: Die Juden lernen nicht aus der Lektion, die ihnen die nationalsozialistisch geprägte deutsch-österreichische Volksgemeinschaft gab, die Juden lernen nicht aus der Geschichte – und sie erdreisten sich "diese jedem anderen vorhalten um noch ein paar dollars rauszuquetschen." Diese Eintragung befindet sich bereits mehr als zwei Jahre auf der Homepage unter der ein Aufruf der Steirischen Friedensplattform steht und hat keinen der kommunistischen, sozialistischen und katholischen Friedenskämpfer, die sich zum Teil derartig intensiv mit IL/PA beschäftigen, gestört.

Mayday 2000 geht in einer absolut lesenswerten Stellungnahme auf die antisemitische Argumentation dieser Friedensfreunde detailliert ein.[8]

In ihrem Brief an den Rektor der Grazer Universität behauptet die Steirische Friedensplattform sogar: "Nachrichten über die Situation in Palästina haben nicht viel Platz in unseren Medien". Das weist auf Realitätsverweigerung hin. Über keinen anderen Konflikt wird so viel berichtet (und leider oft so parteiisch) wie über den Konflikt IL/PA.

Die Fokussierung auf diesen einen Nahostkonflikt und die fast totale Vernachlässigung anderer Konflikte, die ganz andere Dimensionen haben, wie sie charakteristisch für einige Gruppen nicht nur in Graz ist, wirft Fragen auf, was diese einseitige emotionalisierte Stellungnahmen für die vermeintlichen Interessen der Palästinenser motiviert.

Wenn nämlich stimmt, was sie behaupten, dass ihre Konzentration auf den Konflikt IL/PA nur vom Mitleid und Mitgefühl für die Leiden der Palästinenser motiviert ist, wieso gibt es kein Mitleid, keine Solidarität für die vielen anderen Verfolgten, Vertriebenen und Unterdrückten im Nahen Osten?

Wieso wird von  diversen "Antizionisten" der perverse Vergleich der palästinensischen Lage mit dem Holocaust gezogen? Und weshalb wiederholen sie immer wieder den Vorwurf, Israel würde an den Palästinensern einen Völkermord begehen?  Jede zuverlässige Statistik zeigt das die hohe Bevölkerungswachstum auf. Doch diejenigen, die überschwänglich Partei ergreifen, wünschen nicht mit Statistiken oder der Realität verwirrt zu werden.

Gerade diese Tage, beschwerten sich "Ärzte ohne Grenzen", dass humanitäre Katastrophen in Europa nur sehr beschränkt wahrgenommen werden und erwähnten dabei auch den Sudan.

Ende 2005 erschoss die ägyptische Polizei 25 sudanesische Flüchtlinge vor einem Gebäude des UNHCR in Kairo, die zu einer Gruppe sudanesischen Flüchtlingen gehörten, die verlangten in ein anderes Land gebracht zu werden u.a. auch weil sie unter ägyptischen Alltagsrassismus litten. Das hat kaum eine Reaktion ausgelöst.

Die Vereinten Nationen geben jährlich einen "Bericht über die menschliche Entwicklung" heraus, der 177 Staaten nach Einkommen, Gesundheit und Erziehung reiht. Im letzten Bericht (ISBN 3-923904-61-4) über das Jahr 2005 finden wir einige Absätze über die Lage im von Islamisten regierten Sudan, in dem der Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden "in zwei Jahrzehnten über zwei Millionen das Leben gekostet und sechs Millionen Menschen zu Flüchtlingen im eigenen Land gemacht. Sobald dieser Konflikt überstanden war, brach eine neue vom Staat angestachelte humanitäre Krise in der Region Darfur im Westen des Landes aus. Bis heute hat der Konflikt schätzungsweise 2,3 Millionen Binnenflüchtlinge produziert; mindestes 200.000 weitere Menschen sind in den benachbarten Tschad geflohen."

Und weiter: "Derweil erzeugt der Konflikt [Darfur] die Bedingungen für eine langfristig ungesicherte Nahrungsmittelversorgung. Das Ausmaß der Vertreibung ist so groß und dauerhaft, dass aller Voraussicht nach nur wenige Haushalte in ihre Heimatorte zurückkehren werden. Dies hat zum Ergebnis, dass es für die Menschen noch schwieriger wird, Zugang zu Nahrungsmitteln zu erhalten und ein Einkommen zu erzielen."

"Die Auffanglager in der Region Darfur mit schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen sind zum Symbol der Vertreibung geworden. Nachdem sie von Milizen, die von der Regierung unterstützt werden, aus ihrer Heimat vertrieben wurden, sehen sich die Menschen weit höheren Risiken von Unterernährung und Infektionskrankheiten gegenüber als zuvor."

Soweit aus dem nüchternen Bericht der Vereinten Nationen.

Wie sieht das die Steirische Friedensplattform?

"Die Vorbereitung von neokolonialen Kriegen soll den BürgerInnen mit Argumenten um Vollbeschäftigung und Erhalt des Wohlstands schmackhaft gemacht werden. So auch im Sudan: Der Konflikt in Darfur, durch Waffenlieferungen aus dem Westen geschürt, wird jetzt den Weltmedien präsentiert, um Interventionen durchzuführen. Ob militärisch oder politisch, wichtig ist, sie unter dem Deckmantel der Hilfestellung zu verbergen. Reich an Ressourcen wie Erdöl, Kobalt, Chrom und Platin ist der afrikanische Kontinent ein weiterer Spielball der reichen, industrialisierten Länder, die alles daran setzen, sich an seinen Reichtümern zu bedienen. Kolonialisierung bedeutet, dass ein Teil der Menschheit auf Kosten des anderen Teils lebt. Die zunehmende Aufrüstung, ob mit Euro-Fighter oder Fuchs Panzer, folgt dieser Logik. Der global voranschreitende Unfriede geht mit der global voranschreitenden Ungerechtigkeit Hand in Hand!" [9]

Diese "materialistische" Schilderung übersieht einige wichtige Fakten, in Darfur werden Bauern von ihren Feldern von Milizen verjagt, die von der Regierung unterstützt werden. Eines der Länder, die jede Verurteilung des Sudans durch die UNO verhindern ist die Volksrepublik China, die mit dem Sudan enge wirtschaftliche Beziehungen pflegt und alles daran setzt "sich an seinen Reichtümern zu bedienen". Aber an all dem Elend im Sudan, sollen laut Friedensplattform allein die "Waffenlieferungen aus dem Westen" die Schuld tragen,  Auch dann wenn die unglücklichen Bauern in Darfur, die von den Milizen verjagt werden keine Waffen haben. Die Friedensplattform, hat aber – wie in den "guten alten Zeiten" des "realen Sozialismus" – die Welt in zwei geteilt, auf der einen Seite sind die unterdrückten Völker und auf der anderen Seite, die Unterdrücker. Wenn die islamistische Regierung in Khartum zu den "unterdrückten" gehört, dann gehören ihre Opfer notwendigerweise zu den Unterdrückern, eine klassische Opfer-Täter Umkehr. Es sind diese einfältigen Vereinfachungen, auf die man dann eine breite "Volksfrontbewegung" aufbauen kann, und dabei spielt die Verteufelung Israels keine geringe Rolle. Das liest sich unter dem Titel "ISRAEL" dann so:

"Die US-Regierung unter Bush jun. führte mit diesem Krieg den Totentanz im Nahen Osten fort, den Vater Bush 1990 im Duett mit der israelischen Regierung eröffnet hatte." [9] Wieder einmal leistet die Friedensplattform tüchtig Realitätsverweigerung. Israel hat sich weder am ersten noch am zweiten Irakkrieg beteiligt. Während des ersten Irak-Kriegs wurde Israel mit irakischen Raketen beschossen und getroffen. Doch was macht das schon, wenn die Plattform ein Duett unterstellt, das es nicht gab, während sie nicht erwähnt, dass Syrien sich im ersten Irak-Krieg an die Seite der Alliierten stellte.

Wenn wir dann der Logik der Plattform folgen, dann ist "die 2. Intifada mit ihren Selbstmordattentaten" lediglich die Kehrseite, denn "Israel hat den Friedenswillen der PalästinenserInnen mit Füßen getreten." Wer aber nur die israelischen Versäumnisse nach den Vereinbarungen von Oslo erwähnt, und kein Wort über die palästinensischen sagt, der wird der komplexen Realität, dieses Konflikts nicht gerecht.

Im Bericht der Vereinten Nationen finden wir auch die für die Palästinensische Autorität (PA) gültige Feststellung: "Die Entwicklungshilfe hat die menschliche Entwicklung nicht immer auf positive Weise unterstützt, zum Teil aufgrund von Fehlern und Versäumnissen auf Empfängerseite und zum Teil, weil die Geberländer zugelassen haben, dass strategische Überlegungen die Oberhand über Entwicklungsanliegen gewinnen."

Manchmal hat diese positive Diskriminierung der PA skandalöse Dimensionen. Die PA wurde nämlich bevorzugt ohne jede Beziehung zu ihrer Situation oder Bedürfnisse. Macht es einen Sinn, solch umfangreiche Hilfe zu gewähren, wenn die PA kein Zeichen gibt, diese Hilfe effektiver zu verwenden? Die der PA gewährte Finanzhilfe hat in Wirklichkeit ihre Entwicklung gehindert.

Der Bericht widerspricht den voreingenommenen Warnungen vor wirtschaftlichen und gesundheitlichen Katastrophen auf dem Gebiet der PA, denn er teilt die 177 Länder in drei Kategorien der menschlichen Entwicklung, und zwar in Hohe, die entwickelten Länder, in Mittel, die Länder im Mittelfeld und die schwachen Länder in der Kategorie niedrig. Die PA ist im mittleren Feld und vor den meisten arabischen Staaten eingereiht.

Die PA befindet sich auf dem siebenten Platz von 103 Entwicklungsländern im Armutsindex des Berichts, gleichstehend mit Singapur, Kuba und Kolumbien und ist in einer besseren Situation als Ägypten und Saudi Arabien. In den Jahren nach Oslo, so der oben erwähnte Bericht der Vereinten Nationen "waren in den besetzten palästinensischen Gebieten gewisse Verbesserungen bei der menschlichen Entwicklung zu verzeichnen." Ohne Intifada wäre die Situation der PA wesentlich besser, denn die vier Jahre Gewalt haben die Armutsrate mehr als verdoppelt.

Natürlich ist die PA verantwortlich für die sich fortsetzenden Misserfolge, für die Korruption, die verschwendete Spenden und den Mangel an Transparenz. Hätten Arafat, Abu Mazen und Co die seit 1994 erhaltene Hilfe rational eingesetzt, durch Entwicklung der Industrie- und Tourismus-Infrastruktur und hätten sie die finanzielle Unterstützung terroristischer Organisationen die sie als "Aufrechterhaltung von  Sicherheitskräften" verstecken, gestoppt, dann hätten sie viele Arbeitsplätze geschaffen und jeder Palästinenser hätte einen Arbeitsplatz und ein sicheres Einkommen.

So aber werden fast wöchentlich Ausländer als Geisel genommen, damit die PA noch weitere Terroristen als Mitglieder ihrer "Sicherheitskräfte" einstellt.

Die "Rettungsmissionen" der USA, der EU und Japans versagen nicht nur bei der Lösung der Grundprobleme der palästinensischen Gesellschaft, sondern führen zur Verhinderung von zweckmäßigen Programmen für eine grundlegende Änderung.

In Graz veranstaltete am Freitag den 26. September 2003 die Steirische Friedensplattform fünf Stunden "Solidarität mit Palästina. Ihre Forderung "Rückkehrrecht für alle palästinensischen Flüchtlinge in ihre Heimat!" verdient Beachtung. Denn 1948 gab es 650.000 – 750.000 arabische Flüchtlinge aus dem Gebiet des Staates Israel. Heute zählt man ungefähr vier Millionen "palästinensische Flüchtlinge", deren überwiegende Mehrheit bereits in dritter und vierter Generation außerhalb Israels lebt. Die UNRWA unterstützt zum Beispiel im Libanon, Menschen als "palästinensische Flüchtlinge", deren Großeltern bereits im Libanon geboren worden sind. Ein großer Teil dieser Menschen vegetiert in Flüchtlingslagern, hat kein Recht im Libanon zu arbeiten und kann nicht die Staatsbürgerschaft seines Geburtslandes erhalten. Anstatt für deren Rechte einzutreten, fordert die Plattform ihre Rückkehr nach Israel, was in der Praxis die Zerstörung des jüdischen Staates bedeuten würde. Wer diese Forderung erhebt, will bewusst oder unbewusst den tragischen Konflikt prolongieren.

Es gibt in der Welt viele Millionen Flüchtlinge, doch die UNO erkennt sonst nirgendwo Menschen, die in der dritten und vierten Generation bereits in einem Land leben, als Flüchtlinge an. Gerade dieses Beispiel zeigt, wie parteiisch die Vereinten Nationen Flüchtlinge behandelt.

Die Steirische Friedensplattform ist nicht zuletzt als Frontorganisation der Grazer KPÖ einseitig und selektiv in ihrer Solidaritätsarbeit und sie verharmlost auch den verwurzelten Antisemitismus, der sich – wie hier aufgezeigt – nicht nur auf Rechtsextremisten beschränkt.

Wer ausgerechnet in Graz emotionalisierte Solidaritätskampagnen führt und unzulässige Gleichsetzungen beziehungsweise Vergleiche zwischen Holocaust und "Verbrechen am palästinensischen Volk" toleriert bzw. unterstützt, der ersetzt politische Kritik durch Ressentiments und macht sich als Partner für einen seriösen Dialog unglaubwürdig.

Anmerkungen:
(1) http://www.luxorbis.org/friedensplattform.at/seiten/archiv.html
(2) Karl Pfeifer: Splitter und Balken, Wochenpresse, 7.9.1982
(3) Leopold Spira: Feindbild "Jud'", S. 121– 125, Löcker Verlag, 1981, ISBN 3-85409-023-4
(4) http://mayday.widerstand.org/download/rektorbrief.doc
(5) http://www.kpoenet.at/presseblick/1163.html
(6) http://www.antiimperialista.org/index.php?option=com_content&
task=view&id=4054&Itemid=82
(7) http://g24.at/Article307.html
(8) http://mayday.widerstand.org/aussendung33.htm
(9)
http://www.luxorbis.org/friedensplattform.at/dateien/stfp_petition_eu_volk.pdf

hagalil.com 15-01-2006

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